Johannes Krause, Thomas Trappe: Die Reise unserer Gene (Rezension)

Woher kommen wir? Wer sind wir? Was unterscheidet uns von anderen? Diese Fragen stellen sich heute drängender denn je. Johannes Krause und Thomas Trappe spannen den Bogen zurück bis in die Urgeschichte und erzählen, wie wir zu den Europäern wurden, die wir sind.
Migration und Wanderungsbewegungen sind keine Phänomene der Neuzeit: Seit der Mensch den aufrechten Gang beherrschte, trieb es ihn aus seiner Heimat Afrika in die ganze Welt, auch nach Europa. Bis vor Kurzem lag diese Urgeschichte noch im Dunkeln, doch mit den neuen Methoden der Genetik hat sich das grundlegend geändert. Johannes Krause, einer der führenden Experten auf dem Gebiet, erzählt gemeinsam mit Thomas Trappe, was uns die Gene über unsere Herkunft verraten: Gibt es „Urvölker“? Wann verloren die frühen Europäer ihre dunkle Haut? Welche Rolle spielte die Balkanroute in den vergangenen 40 000 Jahren? Eine große Erzählung, die zeigt: Ohne die Einwanderer, die über Jahrtausende aus allen Richtungen nach Europa kamen und immer wieder Innovationen mitbrachten, wäre unser Kontinent gar nicht denkbar.

Ich würde jetzt gerne behaupten, dass ich von Archäogenetik noch nie gehört habe und das Buch diesbezüglich eine Offenbarung für mich war und mich in eine mir neues Thema eingeführt hat.
Aber … dem ist nicht so. Ich habe von Archäogenetik durchaus schon gehört und bin auch oberflächlich mit der Arbeit von Svante Pääbo und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA) vertraut.
Ich will damit aber nicht sagen, dass mich das Buch gelangweilt hätte und ich alles vorher schon gewusst habe. Denn so ist es nicht. Einiges war mir bekannt aber ein Großteil der Informationen war mir neu. Und einige Kapitel fand ich (aus persönlicher Sicht) sehr spannend (obwohl das ganze Buch an sich sehr spannend und wissenschaftlich aktuell ist): Die Rolle von Haustieren (Pferden und Kühen hauptsächlich) und Krankheitserregern (diversen Bakterien wie Yersinia pestis, dem Pesterreger)
Das Buch ist wissenschaftlich so fundiert und aktuell, wie man es von einem Professor an einem Max-Planck-Institut erwarten kann. Trotzdem ist es verständlich geschrieben, so dass auch ein Laie, der von Archäogenetik keine Ahnung hat (wie vermutlich der Großteil der Leser dieses Buchs) versteht, um was es geht und auch die Entdeckungen und Erkenntnisse nachvollziehen kann. Vielleicht ist das der Zusammenarbeit mit dem Journalisten Thomas Trappe zu verdanken.

Die Reise unserer Gene ist eine Reise in unsere eigene Vergangenheit und zeit woher wir kommen und wer wir sind, bzw. wo wir unsere Verwandten finden können. Und dabei bekommt man sehr interessante unerwartete Erkenntnisse.
Migration ist kein neues Phänomen und glaubt man den Autoren des Buchs (und es fällt schwer es nicht zu tun), dann sind die Flüchtlingsströme der letzten Jahre harmlos (und vielleicht sogar genetisch bedeutungslos).

Wohin sich die Menschheit (und ihre Gene) entwickeln bleibt wohl Spekulation, aber der Blick in die Vergangenheit ist lesenswert genug.
Es zeigt woher wir kommen und was/wer wir sind (und dabei ist es egal ob Deutscher oder Europäer , mit und ohne Migrationshintergrund … denn unsere Wurzeln sind nicht immer da, wo wir sie vermuten … oder sie gerne hätten)

(Rezensionsexemplar)

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