Jennifer Ackerman: Die geheime Welt der Vögel (Rezension)

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über unsere Vögel stellen vieles auf den Kopf, was wir von ihnen dachten. Wir wissen nun mehr darüber, wie sie leben, denken und agieren. Vögel können vieles, was wir vom Menschen kennen: Täuschung, Manipulation, Entführung etwa, aber auch kluge Kommunikation, Zusammenarbeit, Altruismus, Spiel. Manche Vögel machen Geschenke, manche stehlen, einige tanzen, trommeln oder malen gar. Gestützt auf eigene Beobachtungen und ornithologische Studien rund um den Globus erzählt Jennifer Ackerman von der unfassbaren Vielfalt des gefiederten Universums, in dem es stets neue Entdeckungen gibt ‒ und das in ungeahnter Weise durch die Klimakrise gefährdet ist.
Ein bisschen muss man sich mit der Vogelwelt schon auskennen, sonst wird man schon alleine durch die Anzahl der genannten Arten erschlagen, die Jennifer Ackerman dem Leser präsentiert: Bergdornschnabel, Hainparadiesschnäpper, Drosseltöpferkrähe. Schon mal gehört? Was wie eine fantasievolle Aneinanderreihung von Worten erscheint sind tatsächlich Vögel. Und davon gibt es einige, wobei man sich manchmal wünschen würde, dass einige der genannten Arten auch in Bildern vorgestellt werden. Die Illustrationen des Buchs sind leider nur Beiwerk ohne jegliche Erklärung und mehr unter einem künstlerischen (aber ansehenswerten) Aspekt zu betrachten.
DIE GEHEIME WELT DER VÖGEL stellt ein breites Spektrum erstaunlicher und manchmal auch seltsamer und unerwarteter Verhaltensweisen vor und zeigt die Welt der Vögel auch aus einem eher unbekannten Blick. Da geht es um die Sprache der Vögel, die vielfältiger ist als man denken mag und nicht nur Papageien oder Beos sind Meister der Stimmenimitation. Ich würde die Leiervögel ja schon fast als Perfektionisten betrachten, auch wenn sie dem Nachahmen der menschlichen Sprache nicht fähig sind (oder sie es nicht für nötig erachten uns zu imitieren). Spielende Vögel gibt es in vielen Familien und einige besondere Lebensweisen (z. B. die der Vogelarten, die sich im Schatten riesiger Armeisenhorden an Insekten laben) werden hervorgehoben. Liebe, Sex und Jungenaufzucht (oder das nicht Vorhandensein) wird ebenfalls behandelt und so könnte man ein tausende Seiten starkes Standardwerk zur Vogelwelt erwarten, aber … trotz der zahlreichen Themen kratzt die Autorin nur an der Oberfläche. Zu viele Vogelarten finden Erwähnung, wenn auch nur kurz, aber der Leser mag sich schnell überfordert fühlen. Anekdoten wechseln sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ab, aber nicht alles was die Autorin für erwähnenswert findet, fand ich spannen. Auch wenn der Schreibstil angenehm und leicht verständlich, manchmal fehlen einfach die Bilder zum Verständnis. Weniger wäre mehr gewesen, denn es zeigt sich zwar, dass die Welt der Vögel interessant ist und die Autorin ein fundiertes Wissen aufweist, nur … nicht in jeder Anekdote steckt eine erzählenswerte Geschichte und nicht jeder Vogel muss erwähnt werden. Es ist schade, dass ein eigentlich interessantes Thema so totgeschrieben wird. Streckenweise oder in kleinen Etappen ist DIE GEHEIME WELT DER VÖGEL gut lesbar, nur am Stück beginnt der Kopf zu rauchen.
Schade, der Ansatz war ein guter, nur die Umsetzung würde ich als nicht gelungen bezeichnen.

(Rezensionsexemplar)

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