Henry Rider Haggard: Allan Quatermain der Jäger (Rezension)

Sir Henry Rider Haggard (* 22. Juni 1856 in Bradenham Hall, Norfolk, Großbritannien; † 14. Mai 1925 in London) war ein britischer Schriftsteller und Vertreter des englischen Abenteuerromans des 19. Jahrhunderts. Sein bekanntestes Werk ist King Solomon’s Mines (dt. König Salomos Schatzkammer oder König Salomons Diamanten). Held dieses Romans, der auch mehrmals verfilmt wurde ist Allan Quatermain, englischer Großwildjäger, der auf dem Schwarzen Kontinent lebt und zusammen mit seinen Gefährten Sir Henry Curtis und Sir John Good zahlreiche Abenteuer erlebt …
ALLAN QUATERMAIN DER JÄGER vereint einige dieser Abenteuer. Dabei darf der Leser die afrikanische Luft Ende des 19. Jahrhunderts schnuppern, wo Männer noch Männer waren und großartige Abenteuer erleben durften, wo man noch wahllos und mit Stolz Tiere erschießen durfte und wo afrikanische Einwohner noch Neger oder Kaffern waren. Ach ja … und wo Frauen höchstens Ehefrauen oder Bedienstete waren … jedenfalls im Abenteurerroman.

In den 1980ern machte sich der Heyne-Verlag um Haggard verdient, indem er eine Edition mit vielen deutschen Erstveröffentlichungen heraus brachte. Allerdings blieb der Verlag das Gesamtwerk schuldig so dass meines Wissens nicht alle Romane/Kurzgeschichten Haggards ins deutsche übersetzt wurden. Ob das heutzutage noch möglich ist ist schwierig zu beantworten. Eine andere Zeit und ein anderes Weltbild machen eine Übersetzung oder Übertragung in eine neue Form schwierig, denn das was damals möglich war scheint heutzutage fast unmöglich, wenn man sich die Diskussion über Rassismus in der Literatur anschaut. Und so finden sich einige fragwürdige Ansichten in der Übersetzung von 1987:
Der Ochse ist das frustrierendste Tier auf der Welt (nur Neger können schlimmer sein. (Allan Quatermain der Jäger, Seite 48
… doch glaube ich, dass Pavianr beinahe so menschlich sind wie die Buschmänner. (Allan Quatermain der Jäger, Seite 356).
Ich lasse das einfach dahingestellt, denn ich will hier keine Diskussion zum Thema Rassissmus vom Zaun brechen, das ist meiner Meinung nach nicht nötig.
Ähnlich wie mit den Afrikanern wird mit den Tieren verfahren. Und so sind die meisten der Kurzgeschichten in „Allan Quatermains der Jäger“ Begegnungen mit afrikanischen Eingeborenen oder „wilden“ Tieren. Und natürlich ist Quatermain der Held, der es alleine mit drei Elefantenbullen oder verletzten Löwinnen aufnimmt ohne einen Kratzer davonzutragen.
Ich habe Henry Rider Haggard früher sehr gerne gelesen, aber ich bin mir nicht sicher ob meine Erinnerung einfach nur romantisiert ist, oder meine Sichtweise als Kind/Jugendlicher eine andere war (geprägt vom Weltbild der 1980er). Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ALLAN QUATERMAIN DER JÄGER gelesen habe (andere Quatermain-Romane dagegen schon). Aus heutiger Sicht sind die Abenteuer nicht sonderlich interessant, sieht man von den beiden längeren Geschichten RACHE FÜR MAIWA und STELLA UND HENDRIKA ab. Aber auch diese waren stellenweise sehr langatmig.
Die Stellung der Weißen im afrikanischen Kontinent darf man nicht vergessen, man muss sich auf die damalige Zeit einlassen, um sich nicht mit Grausen von den Ansichten über Schwarze und Tiere abwenden zu können. Aus heutiger Sicht ist das schon fast unerträglich. Erschreckend aber (und auf die mir vorliegende Übersetzung bezogen) ist vielmehr, dass man noch in den 1980ern diese Art von Büchern veröffentlichen konnte ohne einen großen Aufschrei von Menschenrechtlern zu verursachen (andererseits gab es in Südafrika noch Rassentrennungsgesetze bis in die Anfänge der 1990er und so ganz ist der Rassismus noch nicht aus den Gedanken mancher Menschen verschwunden).

Eigentlich wollte ich eine Rezension über das Buch ALLAN QUATERMAIN DER JÄGER schreiben und den dort vorherrschenden Rassismus nur am Rande erwähnen … zum Buch selbst kann ich nur sagen, dass es sich um eine Sammlung mehr oder weniger langer Kurzgeschichten handelt, die sich mit den Abenteuern des Großwildjägers Allan Quatermain befassen. Meist sind das heroisch beschriebene Jagden oder blutige Auseinandersetzungen mit Eingeborenen. Der Leser von heute ist spektakuläreres gewohnt und so bietet diese Anthologie nur den Reiz vergangener Tage. Muss man nicht gelesen haben.

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