Heini Hediger: Tiere verstehen (Rezension)

Heini Hediger (* 30. November 1908 in Basel; † 29. August 1992 in Bern) war ein Schweizer Zoologe und Zoodirektor. Hediger ist der Begründer moderner Tiergartenbiologie. In der Fachwelt findet sein Ratgeber Wildtiere in Gefangenschaft für die Ausstattung von Gehegen und den Umgang mit den dort untergebrachten Tieren auch heute noch Anwendung. Hediger lieferte darüber hinaus bedeutende Beiträge zur Tierpsychologie und zum Konzept eines Zoos, der nach Hediger kein rein kommerzieller Betrieb ist, sondern den Charakter einer kulturellen Institution tragen muss.
In „Tiere verstehen„, welches 1980 erschien zeigt Hediger sein gesammeltes Wissen in Bezug auf die Psychologie der Tiere, wobei sein Hauptaugenmerk nicht bei Zootieren liegt, sondern er seine Sichtweise anhand von vielen Beispielen erläutert.
Heini Hediger ist davon überzeugt, dass Tiere «eine Art von Bewusstsein» oder zumindest «gewisse einfache Vorformen» davon haben. Nicht von der Richtigkeit dieses Standpunktes auszugehen ist für ihn undenkbar.
Um seine Ergebnisse zu untermauern, führt Hediger als Beispiel den Honiganzeiger, welcher gerne Bienenlarven frisst, auf. Im Normalfall führt der Vogel einen Honigdachs zu einem Bienenstock. Der Dachs zerstört die Waben und frisst den Honig. Was der Dachs verschmäht bekommt der Vogel. Ist Kein Dachs vorhanden greift der Honiganzeiger auch auf Menschen zurück.
Dieses Verhalten ist für Hediger ohne die Vorstellung eines tierischen Bewusstseins kaum erklärbar.
Darüber hinaus unterstreicht Hediger die Richtigkeit seiner Vorstellungen durch ein Beispiel, welches gewissen Tieren Humor oder zumindest eine Art von «Schadenfreude» oder «Necklust» zuordnet. Es ist beobachtet worden, wie ein jugendlicher Steppenpavian immer wieder von der Akazie, auf der er saß und unter welcher ein Rudel Wildhunde ruhte, hinabkletterte, vor dem Rudel umhersprang, um schließlich doch wieder auf den Baum zu klettern.
Diese Form des «Ärgerns» lässt sich kaum nachvollziehen, ohne eine einfache Form des Sich-Hineinversetzens in andere, kombiniert mit einer eigenen Intention.
Auch Beispiele für Vermenschlichung werden gegeben, wobei dies auf beiden Seiten vorkommt. Menschen vermenschlichen Tiere (auch Wissenschaftlern passiert das), aber auch Tiere versuchen das Tier im Mensch zu sehen. Ein Weg der zu Missverständnissen führt.
Trotz des Alters ist das Buch nach wie vor lesenswert und in vielen Belangen auch aktuell.

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