Elefantenhaltung im Zoo (Archiv)

(Erstveröffentlichung 15. Januar 2012)

Elefantenhaus (Tierpark Hellabrunn)

Elefantenhaus (Tierpark Hellabrunn)

Die frühesten Anzeichen für die Zähmung von Asiatischen Elefanten sind Gravierungen auf Siegeln, die im Tal des Indus gefunden wurden und auf das dritte Jahrtausend v. Chr. datiert werden. Klassische Literatur wie das Rig Veda aus dem 20.–15. Jhd. v. Chr., die Upanischaden aus dem 9.–6. Jhd. v. Chr. und Gajasastra (Sanskrit für Elefantenkunde) aus dem 6.–5. Jhd. v. Chr. dokumentieren Details über Fang, Schulung und Haltung von Elefanten. Sie wurden bei Rodungen eingesetzt, um Bäume zu fällen und Holz aus den Lichtungen zu schleppen.
Der erste Hinweis, dass Elefanten auch im Krieg eingesetzt wurden, findet sich im indischen Heldenepos Mahabharata, nach dem während des Krieges der Pandava gegen ihre Cousins im 11. Jhd. v. Chr. die Truppen mit Elefanten in den Krieg zogen, und die Krieger vom Rücken der Elefanten aus kämpften. Dokumentiert ist, dass König Poros im Jahr 326 v. Chr. mit einer großen Phalanx von indischen Kriegselefanten in die Schlacht am Hydaspes zog, wo Alexander der Große ihn besiegte.
In seiner Monographie über Indien Indika beschrieb der griechisch-römische Geschichtsschreiber Arrian, dass Elefanten schwer zu zähmen seien, wenn sie als erwachsene Tiere gefangen werden. Die Inder legten sie in Ketten, so dass sie wütend wurden; um sie zu beruhigen schmeichelten sie ihnen mit Futter. Wenn sie aber begannen zu singen und Musikinstrumente zu spielen, spitzten die Elefanten die Ohren, ihr Ärger ließ nach, und sie wendeten sich langsam dem Futter zu.
Später wurden im gesamten Mittelmeerraum immer wieder Elefanten eingesetzt.
Im 16. Jahrhundert brachten die portugiesischen Könige indische Elefanten aus ihren Kolonien nach Europa, um sich mit ihnen zu präsentieren und sie als diplomatische Geschenke weiterzugeben; namentlich bekannt geworden und urkundlich belegt sind Hanno, ein Geschenk an Papst Leo X. und Soliman, der erste Elefant in Wien.
Von Indien aus breitete sich die Kenntnis der Zähmung von Elefanten über Süd- und Südostasien aus. Sie werden bei Forstarbeiten zum Tragen von Baumstämmen eingesetzt. Langjährig geschulte Elefanten können bis zu 23 Kommandoworte befolgen.
Anders als der Asiatische Elefant ist der Afrikanische Elefant wahrscheinlich selten domestiziert worden. Zum Teil wird dies mit der höheren Aggressivität und schwierigeren Zähmbarkeit des Afrikanischen Elefanten begründet. Es hat jedoch in jüngerer Zeit Versuche gegeben, auch Afrikanische Elefanten zu zähmen. Hierbei wurde gezeigt, dass es gelingen kann, sie zu Arbeitseinsätzen zu trainieren; mancherorts – so in den Sumpfgebieten von Botswana – transportieren sie Touristen.
Umstritten ist, woher die Kriegselefanten Karthagos kamen. Weil die Zähmung Afrikanischer Elefanten lange für unmöglich gehalten wurde, nehmen viele Fachleute an, die verwendeten Elefanten müssten Nachkommen asiatischer Tiere gewesen sein. Andere Experten bestreiten diese Ansicht; sie argumentieren, dass über die nordafrikanische Unterart heute nicht mehr viel bekannt sei, möglicherweise sei sie friedfertiger als ihre südlicheren Verwandten gewesen.

Zoogegner argumentieren immer wieder, dass die Haltung von Elefanten in Zoos gar nicht nötig sei, dass die Tiere besser in ihrer Heimat geschützt werden sollten und dass die beträchtlichen Summen, die die Haltung der Dickhäuter in Europa tatsächlich kostet, besser für andere Zwecke verwendet werden sollten. Vermutlich ist ein echter Schutz der Tiere in ihrer Heimat nicht vollständig möglich. Elefanten brauchen in der freien Wildbahn viel Platz, doch die Lebensräume der Elefanten schrumpfen wegen des starken menschlichen Bevölkerungswachstums immer mehr. Erhaltungszuchten sind daher dringend nötig.
Dennoch ist es auch so, dass das Leben der Zooelefanten in der Vergangenheit oft auch von erheblichen Leiden dieser Tiere geprägt war. Immer mehr jedoch bessern sich dank neuer Erkenntnisse die Haltungsbedingungen. Der Afrikanische Elefant stammt aus einem sehr heißen und trockenen Lebensraum und verträgt deshalb als Zootier in Europa das feucht-kalte und oft frostige Klima schlechter als der Asiatische Elefant, der aufgrund seiner Herkunft feuchtes Klima und stärkere nächtliche Abkühlung eher gewöhnt ist. Afrikanische Elefanten in Europa erkrankten in der Vergangenheit vielfach schon in jungen Jahren an Gelenksrheuma, so dass die Lebenserwartung im Zoo verkürzt war. Heute dagegen kann der Auslauf bei ungünstigem Wetter auch in beheizbaren Laufhallen erfolgen.
Die Nachzucht der Elefanten im Zoo war ebenfalls lange Zeit problematisch. Neben Zufallszuchterfolgen, die es z. B. in den 1960er Jahren in Kronberg in Deutschland gab, war es im 20. Jahrhundert meistens so, dass aus Sicherheitsgründen auf die Bullenhaltung verzichtet wurde. Denn der direkte Kontakt zwischen dem Elefantenbullen und seinem Pfleger, der sogenannte „free contact“, führte oft zu Unfällen, die für die Elefantenpfleger auch tödlich ausgehen konnten. Weibliche Elefanten sind umgänglicher, aber auch sie können eine Gefahr für ihre Pfleger darstellen. Im Oktober 2011 drückt die Afrikanische Elefantin „Sabi“ im Zoo Augsburg einen erfahrenen Tierpfleger an eine Wand und verletzt ihn so schwer, dass er wochenlang im Krankenhaus liegt. Andere Vorfälle verlaufen ähnlich oder mit Todesfolge. Meist passieren diese Unfälle, wenn die Elefanten im „free contact“ gehalten werden. Trotzdem hat auch diese Haltungsart ihre Vorteile: Pfleger können während der Geburt die Kuh unterstützen oder bei sozialen Spannungen zwischen den Kühen eingreifen. Um das Unfallrisiko zu vermindern, wird in immer mehr Zoos der „protected Contact“ eingeführt. Dabei sind die Elefanten von ihren Pflegern durch Absperrgitter getrennt. Zur Fusspflege und der Behandlungen von Verletzungen muss der Elefant den Fuß oder das verletzte Körperteil durch, bzw. an die Gitteröffnung halten. Wie beim „free contact“ verlangt auch diese Haltungsmethode viel Vertrauen vom Elefanten, da er sonst nicht dazu gebracht werden kann, beispielsweise seinen Fuss durch das Gitter zu strecken.
Eine dritte Haltungsmethode eignet sich für die wenigssten Zoos, da das sogenannte „Offhand-Management“ oder „no contact“ sehr viel Platz beansprucht. Zwischen Plegern und Tieren besteht kein Kontakt. Dabei muss das Gelände groß genug sein, damit sich die Elefanten auch bei sozialen Problemen aus dem Weg gehen können.
Kritiker der Haltung im No-Contact führen an, dass die Elefanten medizinisch ohne Narkose nicht mehr behandelbar sind.

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