Die Kragenechse in Brehms Tierleben

Kragenechse (Brehms Tierleben)

Allan Cunningham, bekannt geworden durch seine Reisen in Australien und bemitleidet wegen seines kläglichen Endes, entdeckte eine der merkwürdigsten Schuppenechsen, welche wir kennen, die sogenannte Krausenechse (Chlamydosaurus Kingii). Das ausgewachsene Thier erreicht gegen 1,4 Meter an Länge, wovon allerdings mehr als die Hälfte auf den Schwanz gerechnet werden muß, und unterscheidet sich von allen bis jetzt bekannten Kriechthieren durch die merkwürdige Krause, welche ihr den Namen verliehen. Diese entspringt an den Halsseiten, wird durch strahlig gestellte Knorpel gestützt, ist an den Rändern ausgezackt, auf der Oberfläche fein geschuppt, erreicht namentlich im Nacken eine großartige Entwickelung und kann wie ein Schirm nach allen Seiten hin gegen funfzehn Centimeter weit ausgebreitet, ja sogar über den Kopf weggeschlagen werden. Nur der Hals trägt einen schwachen Kamm; auf dem Rücken und dem Schwanze bemerkt man kaum eine derartige Erhöhung. Die Beine sind schlank, die Füße sehr langzehig. Die Bekleidung besteht aus kleinen, ungleichen Schildern, unter denen die seitlichen die größten. Die Ohröffnungen sind groß, die Augen lebhaft und ziemlich weit vortretend. Die Färbung ist ein gleichmäßiges Gemisch von Gelbbraun und Schwarz. Drei spitzkegelige Vorder-, vier lange Fang- und dreißig dreizackige Backenzähne bilden das Gebiß. Jüngere Thiere unterscheiden sich von den ältereren durch die geringe Größe ihrer Krause.

Ueber die Lebensweise sind wir leider noch wenig unterrichtet. Die Krausenechse lebt nach Angabe Gray’s hauptsächlich auf Bäumen, obwohl sie auch sehr schnell über den Boden dahinlaufen kann. Wenn sie nicht herausgefordert oder gestört ist, geht sie langsam ihres Weges dahin, die Krause zusammengefaltet und angelegt; sie gehört aber zu den leicht erregbaren Geschöpfen und spannt ihren Schirm auf, sobald sie erschreckt wird.

Zunächst pflegt sie unter solchen Umständen einem Baume zuzueilen; wird sie aber bis hierher verfolgt und gestellt, so drückt sie sich mit dem Hintertheile nieder, erhebt den Vordertheil und den Kopf so hoch als sie kann, schlägt auch wohl den Schwanz unter den Leib, zeigt nunmehr dem Gegner ihr furchtbares Gebiß, macht auch von diesem den wirksamsten Gebrauch, da sie ihrem Angreifer kühn zu Leibe geht und in alles, was ihr vorgehalten wird, wüthend beißt. Gray versichert, daß die muthige Echse einen ihr angebotenen Kampf stets annimmt, sehr brav ficht und dem ungewohnten oder ungeschickten Europäer wirklich Furcht einzuflößen weiß, da sie es keineswegs immer bei der Vertheidigung bewenden läßt, sondern gelegentlich auch zum Angriffe übergeht. Ihre Krause scheint sie nicht bloß zu benutzen, um den Feind zu erschrecken, sondern auch als Schild für Kopf, Hals und Vorderglieder zu verwenden.

 

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