Diane Ackerman: Die Frau des Zoodirektors (Rezension)


Ich habe Schwierigkeiten Filme über den zweiten Weltkrieg zu sehen, das war schon als Kind/Jugendlicher der Fall und hat sich bis heute mehr oder weniger gehalten. Allerdings finde ich es faszinierend wie sich manche Zoos während Kriegszeiten über Wasser hielten, bzw. was nebenbei so alles geschah. Bisher bezog sich mein Wissen allerdings eher auf Berlin (mit Zoo und Heinrich Dathe, bzw. Lutz Heck). Nachdem ich den Film DIE FRAU DES ZOODIREKTORS sah wurde auch mein Interesse an der Buchvorlage geweckt, auch wenn es etwas dauerte, bis ich sie gelesen habe.
Jan Żabiński (* 8. April 1897 in Warschau; † 26. Juli 1974) war ein polnischer Zoologe und Direktor des Warschauer Zoos, der zusammen mit seiner Frau Antonina Żabiński zahlreichen Menschen, darunter um die 300 Juden, während des Holocausts in Polen in seinem Zoo und seiner Villa Unterschlupf gewährte und ihnen dadurch das Leben rettete. Für ihre Verdienste erhielt das Ehepaar vom Yad Vashem die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“. Żabiński spielte auch eine aktive Rolle im polnischen Widerstand.
Vor dem Überfall auf Polen pflegten die Żabińskis eine Freundschaft mit dem damaligen Direktor des Zoologischen Gartens Berlin und förderndes Mitglied der SS Lutz Heck. Nach der Besatzung Warschaus ordnete dieser die Verlegung schöner Tiere ins Deutsche Reich an. Die übrigen Tiere wurden durch ihn und andere Mitglieder der deutschen Besatzungstruppen erschossen.
Der Zoo wurde daraufhin für die Schweinezucht verwendet, diente aber zugleich auch als Waffendepot des polnischen Widerstandes und als Unterschlupf für Todgeweihte. Ab 1940 half Żabiński jüdischen Menschen, aus dem Warschauer Ghetto zu entkommen. Ein Akt, der unter der deutschen Besatzung mit dem Tod bestraft wurde. Als Versteck für die Menschen dienten die leer stehenden Anlagen des Zoos sowie Żabińskis Villa.
1944 war Żabiński Teil des Warschauer Aufstands und geriet danach in deutsche Gefangenschaft, welche er überlebte. 1949 wurde der Zoo unter der Leitung Żabińskis wieder eröffnet, doch unter der Repression der Sowjetunion verließ Żabiński zwei Jahre später seinen Posten.

Eine wahre Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg
Während der Zweite Weltkrieg tobt, wird der Warschauer Zoo Schauplatz einer dramatischen Rettungsaktion, die über 300 Juden vor dem sicheren Tod bewahrt. Als Jan und Antonina Żabiński, der Zoodirektor und seine Frau, mitansehen, wie die Nazis in Polen einmarschieren, ist ihr Entsetzen groß. Die jüdische Bevölkerung wird im Warschauer Ghetto zusammengepfercht. Zeitgleich beginnen die Nazis den Zoo für ihre Zwecke zu nutzen, um ausgestorbene Tierarten rückzuzüchten. Als die Nazis den brachliegenden Zoo verlassen, nutzen die Żabińskis die Situation und schmuggeln Juden aus dem Warschauer Ghetto auf das Zoogelände, wo sie die Todgeweihten in den leeren Tierkäfigen verstecken. Sie retten ihnen damit das Leben.

Als ich anfing DIE FRAU DES ZOODIREKTORS zu lesen bin ich davon ausgegangen, einen Roman vor mir zu haben, allerdings entwickelte sich das Buch zum Sachbuch und zu einer kleinen Enttäuschung, die ein interessantes Thema nicht gut übermitteln konnte.
Man merkt, dass sich die Autorin ausführlich mit der Geschichte des Warschauer Zoos und seiner menschlichen und tierischen Bewohner, aber auch mit den Hintergründen der damaligen Zeit und der polnischen Widerstandsbewegung beschäftigt hat. Sie bemüht sich auch, ihr Wissen dem Leser nahe zu bringen … nur gelingt ihr das bedingt. Diese Mischung aus Sachbuch und Roman, denn etwas anderes stellt es nicht dar, wirkt kalt und oberflächlich, es fehlt das Gefühl ein so erschreckendes Thema nahezubringen. So wirkt es kalt und sehr distanziert.
Auch scheint es mir, dass sie ein falsches, bzw. verzerrtes Bild der Situation darstellt, die aus der Villa der Żabińskis eine Art Paradies darstellt, ein Refugium, das von den Schrecken des Naziregimes unangetastet bleibt.
So waren die Zabinskis sehr gesellige Gastgeber, die mit Haushälterin, Kinderfrau, Hauslehrerin, Schwiegereltern, Freunden und Haustieren gelebt haben, so dass den von ihnen versteckten Juden das Haus als ein Garten Eden erschienen musste.
Die einzelnen Kapitel wirken wie eine chronologische Aneinanderreihung von Begebenheiten und Zitaten, manchmal ist es schwer Zusammenhänge zu erkennen, bzw. zu differenzieren was damals war und was später passierte (und nicht in den Erinnerungen von Antonina Żabiński enthalten ist).
Auf dem Umschlag steht “ Dieses Buch wird sie zutiefst berühren.“ Die Geschichte der Żabińskis berührt tatsächlich, und der Film wird dem auch mehr als gerecht, das Buch jedoch ist eine kalte Darstellung der Ereignisse, die keinerlei Gefühlsregung hervorruft. Kein Roman, kein Sachbuch und so ist der Unterhaltungs- bzw. Informationswert eher gering, da man sich nicht sicher sein kann, was man erwarten kann. Hilfreich sind aber die Anmerkungen am Schluss, die weitere Literatur zum Thema bieten (und vermutlich mehr zum Thema beitragen als dieses Buch)

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