Der Schönsittich in Brehms Tierleben

Schönsittich (Brehms Tierleben)

Eine der häufigsten Arten ist der Schönsittich, »Türkisin« unserer Händler (Euphema pulchella, Psittacus pulchellus und Edwardsii, Nanodes pulchellus, Lathamus azureus).

Das ganze Gesicht bis zu den Augen und die Oberflügeldeckfedern mit Ausnahme eines kastanienrothbraunen, durch die kleinsten Deckfedern längs des Unterarmes hervorgebrachten Fleckes sind himmelblau, die Schultern, der Rücken und die übrigen Obertheile grasgrün, die ganze Unterseite vom Kinn an bis zu den unteren Schwanzdecken hochgelb, an den Brust- und Bauchseiten grünlich angeflogen, die Schwingen schwarz, außen indigoblau, schmal grünlich umrandet, die beiden mittleren Schwanzfedern grasgrün, die äußersten fast ganz hochgelb, nur an der Wurzel grün und schwarz, welche Farben gegen die Mitte hin an Ausdehnung zunehmen. Die Iris ist braun, der Schnabel schwärzlich, der Fuß hell graubraun. Beim Weibchen sind Backen, Kinn, Kropf und Brust gelbgrün, und der rothbraune Fleck auf dem Unterarme tritt weniger hervor. Junge Vögel ähneln dem Weibchen; die Geschlechtsunterschiede zeigen sich jedoch schon bald nach dem Ausfliegen.

Ueber das Freileben der beschriebenen Art und aller Grassittiche überhaupt fehlen eingehende Berichte. Aus Goulds Mittheilungen geht hervor, daß die Vögel in größeren oder kleineren Gesellschaften die öderen Küstenstriche Australiens beleben, mit Beginn des Frühlings erscheinen, um zu brüten, und nach der Fortpflanzungszeit wieder verschwinden, um dem tieferen Inneren zuzuwandern. Unter besonders günstigen Bedingungen, namentlich wenn die Grassämereien gut gerathen sind, vereinigen sich solche Scharen zu Schwärmen von unzählbarer Anzahl, welche dann auf weithin die Graswaldungen erfüllen. Wie die meisten australischen Sittiche insgemein verbringen sie, mit Aufsuchen ihrer Nahrung beschäftigt, einen großen Theil des Tages auf dem Boden. Hier laufen sie mit der Behendigkeit kleiner Sumpfvögel umher, trippelnden Ganges zwar, aber doch ohne ersichtliche Beschwerde rasch sich fördernd und, Dank ihrer Kletterfertigkeit, jede Unebenheit des Bodens gewandt überwindend. Ihr Flug führt sie mit reißender Schnelligkeit unter schönen Schwenkungen in der Regel niedrig über dem Boden hinweg, zuweilen aber auch in hoher Luft dahin. Aufgescheucht, eilen sie selten einem Baume zu, lassen sich vielmehr auch da, wo solche sich finden, bald wieder auf den Boden herabfallen. Ihre Stimme besteht aus zwitschernden, scharf klingenden Lauten, welche nicht eben dazu beitragen, sie anziehend erscheinen zu lassen. Ihre höheren Fähigkeiten stellen sie mit dem kleinen Plattschweifsittich annähernd auf dieselbe Stufe, vielleicht etwas hinter den Wellensittich zurück. Der Schönsittich brütet, wie die meisten seiner Verwandten, in Baumhöhlungen; eine Art dagegen wählt Ritzen und Spalten in Felswänden zu ihrer Niststätte. Das Gelege besteht aus etwa acht Eiern. Nach den Beobachtungen Fiedlers brütet nur das Weibchen, und das Männchen hält sich sogar vom Nistkasten entfernt.

Mit den nächstverwandten Plattschweifsittichen theilen die Grassittiche auffallende Hinfälligkeit. Sie gehören zu denjenigen Arten, welche sich im Käfige am schwierigsten erhalten lassen. Alle bis jetzt angestellten Versuche, ihnen die nöthigen Lebensbedingungen zu gewähren, scheiterten. Man hat sie im geheizten Raume wie im Freien überwintert, ihnen die verschiedenste Nahrung gereicht, alle nur denkbaren Vorkehrungen getroffen, um ihnen Schutz gegen die verschiedensten Einflüsse zu gewähren, ihnen passenden Aufenthalt und geeignete Nahrung zu verschaffen: und bis jetzt nur das eine Ergebnis gewonnen, daß sie bei uns zu Lande nicht ausdauern. Ihre Schönheit und die Anmuth ihrer Bewegungen besticht jeden Liebhaber; ein jeder aber läßt, nachdem er böse Erfahrungen gesammelt, bald ab, mit ihnen sich zu beschäftigen.

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