Blutegel als Haustiere (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 8. August 2017)

Blutegel als Haustiere? Ihhhhh. Schlimmer als Vogelspinnen. Solche Blutsauger kommen mir nicht ins Haus.
Ich habe nicht gewusst, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich Blutegel als Haustiere halten. Aber warum auch nicht. (Medizinische) Blutegel können faszinierende Tiere sein (und haben es nicht verdient für eklig gehalten zu werden, vor allem, wenn man bedenkt welchen Nutzen sie in der Medizin haben).
In meine Vasen kommt mir aber kein Blutegel (diese sind nicht ausbruchssicher, zumindest was Krebse oder auch Blutegel anbelangt).
Blutegel sind (auch wenn es sich um einheimische Tiere handelt) doch sehr exotische Haustiere und wenn man nach Literatur sucht wird man
nicht fündig. Jedenfalls ist es mir nicht gelungen Bücher über die Blutegelhaltung zu finden, und ob groß darauf in der Egeltherapie eingegangen wird, weiß ich nicht.
Zur Anwendung von Blutegeln bei Mensch und Tier gibt es aber einiges:

Wichtig für die Haltung ist in erster Linie, dass Medizinische Blutegel zu den geschützten Arten zählen. Man kann sie also nicht einfach aus dem nächsten Teich sammeln. Das gilt für Deutschland, der Schweiz, Frankreich und weiteren Ländern Europas.
Durch den vermehrten Einsatz Medizinischer Blutegel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die natürlichen Blutegelbestände stark dezimiert. Mittlerweile ist die Art in Europa nur noch in wenigen Gebieten in ihrer natürlichen Umgebung zu finden.

Blutegel sind ein apothekenpflichtiges Arzneimittel (?).

Die Haltung der Blutegel kann in normalen Aquarien erfolgen. Für die kurzfristige Haltung von bis zu 100 Blutegel genügen 4l-Becken.
Ich gehe aber davon aus, dass der Aquarianer, der Blutegel aus Liebhaberei hält, eher weniger Tiere in größeren Aquarien hat.
Inwieweit eine Gemeinschaftshaltung von Fischen oder Krebsen mit Blutegeln sinnvoll ist, kann ich nicht sagen.
Das Blutegelbecken kann bis zur Hälfte mit Teichwasser, chlorfreies Leitungswasser oder stilles Mineralwasser. Das Aquarium muss ausbruchsicher sein, allerdings auch luftdurchlässig, wenn man nicht will, dass die Blutegel ersticken.
Der natürliche Lebensraum des Blutegels sind vor allem eutrophe, schlammige Stillgewässer mit reicher Verkrautung aus submersen Makrophyten (Wasserpflanzen). Eine entsprechende Aquarieneinrichtung schadet nicht, auch wenn man Blutegel in sehr spartanischen Aquarien unterbringen kann.
Der Blutegel streift seine Schleimhülle alle 2 bis 3 Tage ab. Steine am Aquarienboden erleichtern erleichtern das Abstreifen.
Schleimringe die im Wasser schwimmen sind normal und zeigen an, dass die Blutegel gesund sind. Ein Teilwasserwechsel sollte regelmäßig erfolgen.

Blutegel sind sehr genügsam, was die Ernährung anbelangt. Ein- bis dreimal im Jahr sollte man erwachsene Tiere füttern, Jungtiere öfter. Dient man selbst als Spender ist darauf zu achten, dass keine weitere Person dem Egel Blut spendet (zur Vermeidung eventueller Krankheiten). Befinden sich die Tiere in Winterruhe darf auf eine Fütterung verzichtet werden.
Frisch gefütterte Tiere sollte man von hungrigen Tieren separieren, da es zu Übergriffen kommen kann. Nach der Blutaufnahme kann es zu Erbrechen (der Tiere) kommen, daher sind häufigere Wasserwechsel erforderlich. Nach dem Füttern sollte man die Egel also gu beobachten.

Auf Zusätze von Antikoagulantien sollte verzichtet werden, koaguliertes Blut (Blutkuchen) wird durch Speichel der Egel verflüssigt. Egel können in fest verschließbaren Gefäßen direkt in das Blut gesetzt werden. Alternativ kann Hirudo direkt am Pfleger angesetzt werden, Nachblutungen können der Ernährung von Jungtieren bzw. Limnatis und Placobdella dienen. Die Tiere dürfen zu jeder Mahlzeit nur am selben Pfleger saugen, um eventuelle Krankheitsübertragungen zu vermeiden. Fütterung ein- bis dreimal pro Jahr (Adulti, Jungtiere nach Bedarf öfter), während Winterruhe nicht. Frisch gefütterte Hirudo separieren, da Übergriffe von hungrigen Exemplaren möglich. Nach Blutaufnahme erhöhter Stoffwechsel, nicht selten Erbrechen, daher meist häufiger Wasserwechsel erforderlich.
Man kann den Tieren aber auch Schlachttierblut geben.

Es gibt aber noch Alternativen zum Blutegel, die auch andere Anforderungen an die Haltung stellen.

Ob Egel aber jemals die Beliebtheit von Skorpionen oder Vogelspinnen erreichen werden kann ich mir nicht vorstellen.

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11 Antworten zu Blutegel als Haustiere (Archiv)

  1. Brummer31 sagt:

    Das sieht interessant aus, aber ich glaube ich könnte Blutegel im Leben nicht anfassen. Wenn ich mir vorstelle, dass es ja auch die Blutegeltherapie gibt und die dann über den Körper kriechen. Gruselig… 😀

    • Martin sagt:

      Ich glaube jeder hat seine Vorlieben und Abneigungen. Ich weiss auch nicht ob ich so ein Tier (freiwillig) an meine Haut lassen würde, aber es gibt ekligere Therapien mit Fiegenmaden und dergleichen. Da finde ich Blutegel dann schon wieder interessant. Und schwimmende Egel haben durchaus etwas Elegantes.

    • Matthias Thienel sagt:

      frage..ich habe einen naturdarm mit blut gefuellt und diesen dann ins aquarium gehaengt,das wasser wird natuerlich auch blutig,wie lang sollte ich warten, bis ich das wasser tausche?

      • Martin sagt:

        Normalerweise wird ja ein Wasserwechsel alle zwei/drei Tage empfohlen, aber wenn das Wasser sehr blutig wird würde ich das Wasser bereits nach wenigen Stunden wechseln, je nach Trübung des Wassers vielleicht schon früher, spätestens wenn die Blutegel versuchen das Wasser zu verlassen, dann sagt ihnen die Wasserqualität nicht zu.
        Vermutlich kann auch die Apotheke oder jemand, der Blutegel für medizinische Zwecke und/oder der Händler ebenfalls weiter helfen.

  2. Kirsten Rehr sagt:

    Hallo, total klasse Video!
    Ich bin neuerdings auch Besitzer von zwei Egel.
    Gibt es den Beitrag vielleicht auch als PDF zum Nachlesen.
    Möchte gern so ein Aquarium nachbauen!
    Danke Kirsten

    • Martin sagt:

      Hallo Kirsten,
      ich habe von Blutegelhaltung leider keine Ahnung und ich habe das Video auch nur von youtube eingebettet. Vielleicht kann dir der Betreiber des Kanals weiter helfen.
      Über die Aquarienhaltung von Blutegeln ist ja eher wenig veröffentlicht worden. Bücher gibt es kaum und auch im www muss man sichen.
      Erstaunlich, dass es in der DATZ (Der Aquarien- und Terrarienzeitschrift) schon 1995 einen Artikel zum Thema Blutegel gab.
      https://home.benecke.com/publications/zucht-und-biologie-des-medizinischen-blutegelspicture
      Es tut mir leid, dass ich dir persönlich leider nicht weiterhelfen kann
      Liebe Grüße
      Martin

  3. Stephan Schorn sagt:

    Hallo,
    es gibt ein tolles Buch (auch) über die Haltung von Blutegeln: Blutsauger als Heimtier und Heilmittel.Aus dem Eygennutz Verlag

  4. aquar1u5 sagt:

    Der Beitrag ist sehr aufschlussreich. Der Tipp, im Aquarium Steine zu platzieren, um die Schleimhüllenabstreifung zu erleichtern, kannte ich noch nicht. Danke dafür!

  5. Norma sagt:

    Hallo!
    Ginge denn auch ein Aquarium mit Filter? Können die Tiere sich darin verfangen?

    • Martin sagt:

      Ich habe oder hatte nie Filter in meinen Wirbellosenaquarien/vasen, aber ich kann mir vorstellen, dass Filter keine Gefahr darstellen, jedenfalls nicht grundsätzlich. Sollten Bedenken bestehen kann man mit Schaumstoff für Aquarienfilter vorbeugen (wenn es sich sowieso nicht um einen Schaumtofffilter handelt) und größere Schlitze verdecken. Auch wenn die Tiere sich nicht unbedingt verfangen können, wer weiß wie neugierig so ein Blutegel sein kann …

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