Einzelne Naturforscher erklären einen offenbar zu dem Geschlechte der Rinder gehörigen, den Büffeln zunächst verwandten Wiederkäuer noch immer als Antilope, obgleich Gestalt, Eigenheit der Hörner, Behaarung, Lebensweise und Wesen die Zusammengehörigkeit desselben mit den Rindern auf den ersten Blick erkennen lassen. Der Gemsbüffel, wie wir das in Rede stehende Thier nennen wollen, Vertreter der Untersippe gleichen Namens (Probubalus), von den Malaien Anoa oder Sapi-Utan (zu deutsch Waldkuh) genannt (Bos depressicornis, Antilope, Anoa und Probubalus depressicornis, Antilope compressicornis, platyceros und celebica), ist, abgesehen von einigen Zuchtrassen, der Zwerg des Rindergeschlechtes, da er bei einer Schulterhöhe von 1,3 bis 1,4 Meter, einschließlich des 30 Centim. langen Schwanzes, eine Gesammtlänge von höchstens 2 Meter erreicht. Der Leib ist gedrungen, nach der Mitte zu an Stärke zu-, nach hinten wieder abnehmend, am Widerriste höher als am Kreuze, der Hals kurz und schwach gerundet, der Kopf auf der Stirne sehr breit, gegen die Muffel hin zugespitzt, diese zu einem kurzen, breiten und nackten Felde ausgedehnt, welches die ganze Oberlippe einnimmt, auf dem Nasenrücken erhaben, das oben stark bewimperte Auge groß und dunkelbraun von Farbe, sein Stern rundlich, das Ohr kurz, ziemlich schmal, sein Außenrand etwas ausgeschweift, sein Innenrand gebogen, nur an der Wurzel behaart, an der Spitze dagegen nackt und innen am Winkel mit einem Busche von weißlichen Haaren bekleidet; das Gehörn, dessen Stangen an der Wurzel weit von einander stehen, am Rande der Stirnleiste aufgesetzt, wenig nach hinten gerichtet und schwach nach außen gebogen, das einzelne Horn von oben nach unten fast dreiseitig zusammengedrückt, unten geringelt, oben platt kegelförmig und pfriemenspitzig, der Schwanz lang, bis auf das Fesselgelenk herabreichend, von oben nach unten verschmächtigt und mit einer schwachen Haarquaste versehen; die niedrigen, plumpen, breitgestellten Beine zeigen abgerundete, durchaus rindsartig gestaltete Hufe mit ziemlich langen und abstehenden Afterklauen; Thränengruben fehlen. Die mittellange und verhältnismäßig dünnstehende, aber rauhe Behaarung, welche im Gesichte, namentlich über der Muffel und vor dem Auge, sehr spärlich auftritt, hat keinen eigentlichen Strich; ihre im allgemeinen dunkelbraune Färbung lichtet sich an den dünnbestandenen Stellen des Gesichtes und geht auf der Außenseite der Ohren in Schmutzighellbraun, auf der Unterseite in Lichtbraun über; ein langer Fleck am Unterkiefer ist weiß, ein halbmondförmiger, quergestellter am Unterhalse ebenso, jedoch mehr verwischt, die Achselgegend wie die Weichen innen gelblichweiß. Letztere Färbung zeichnet auch die Fesselgelenke, über welche sich jedoch vorn ein seitlich verbreiterter Streifen zieht, so daß die lichtere Färbung in Gestalt von zwei seitlich stehenden Flecken erscheint. Bei einzelnen Stücken bemerkt man vor jedem Auge einen kleinen und auf den Wangen jederseits einen oder zwei weiße Flecke.
Ueber das Freileben des Gemsbüffels ist noch heutigen Tages so gut als nichts bekannt, selbst die neueren Reisenden, Wallace z.B., gedenken des Thieres nur nebenbei. Seine Heimat scheint auf Celebes beschränkt zu sein und hier die Höhe der Gebirge den Aufenthalt zu bilden. Gefangene sind neuerdings wiederholt nach Europa gekommen, die ersten meines Wissens nach Rotterdam, wo ich sie in dem dortigen Thiergarten vor nunmehr fast zehn Jahren zum erstenmale gesehen habe; später gelangten andere Stücke nach Amsterdam, London und Berlin. Unser Gemsbüffel macht vollständig den Eindruck eines kleinen Rindes, ist träge und bewegungsunlustig nach Art seiner Verwandtschaft, steht stundenlang auf einer und derselben Stelle, entweder mit Fressen, oder mit Wiederkäuen beschäftigt, und scheint sich um die Außenwelt wenig oder nicht zu kümmern.
Sein gewöhnlicher Gang ist ein langsamer Schritt; doch entschließt er sich dann und wann auch zu einigen plumpen Sprüngen, ganz nach Rinderart. Wie andere Büffel zeichnet er sich durch Schweigsamkeit aus; denn nur selten vernimmt man einen Laut von ihm, und dann auch bloß ein kurzes Blöken, welches man eher ein Gestöhn nennen möchte. Seine Verwandtschaft mit den Büffeln beweist er durch seine Vorliebe für das Wasser und Feuchtigkeit überhaupt: er trinkt viel und in langen Zügen, nur beim Einathmen für Augenblicke inne haltend, wirft im engeren Raume gern sein Wassergefäß um, in der Absicht, sich eine feuchte Fläche zu verschaffen, auf welcher er sich dann mit Behagen umherwälzt, und geht, wenn er es haben kann, mit Wollust in das Wasser, um sich zu baden und zu kühlen. Hinsichtlich der Nahrung bekundet er dieselbe Genügsamkeit wie seine nächsten Verwandten, und gleich diesen scheint er Sumpf- oder Wasserpflanzen mit Vorliebe zu genießen. Die Losung setzt er in breiten Fladen ab und bestätigt auch dadurch unverkennbar seine Zusammengehörigkeit mit der Rinderfamilie. Von dem Wärter läßt er sich mit stumpfer Gleichgültigkeit behandeln, streicheln und reinigen, ohne sich zur Wehre zu setzen; anderen Thieren, beispielsweise Antilopen, gegenüber zeigt er sich jedoch keineswegs freundschaftlich, und während der Brunstzeit wird er sehr bösartig. Gerade im Thiergarten von Amsterdam, woselbst man mehrmals Gemsbüffel gezüchtet hat, verlor man das erste Weibchen durch das brünstige Männchen, welches der noch widerwilligen Kuh einen tödtlichen Hornstoß beibrachte.