Der Afrikanische Schlammspringer in Brehms Tierleben

In den Küstensümpfen und brackigen Gewässern unweit der Meere des heißen Gürtels, insbesondere in West- und Ostafrika sowie vielen Eilanden des Indischen und Stillen Weltmeeres, leben Grundeln, welche vermöge des Baues ihrer Kiemen noch länger außerhalb des Wassers leben können als die Verwandten, dem entsprechend fast den größten Theil des Tages in feuchtem Schlamme verbringen und hier in sonderbarer Weise sich bewegen. Man nennt sie Schlammgrundeln (Periophthalmus). Ihre Brustflossen sind sehr lang, sozusagen armförmig und beschuppt, die Bauchflossen verwachsen, die Kopfseiten beschuppt. Die einander nahegestellten, vortretenden Augen lassen sich durch ein unteres Lid bedecken. Die Kiemen bilden nur eine Ritze. Die kegelförmigen Zähne stehen senkrecht in den Kiefern.

Afrikanischer Schlammspringer (Brehms Tierleben)

Vertreter der Sippe ist der Schlammspringer (Periophthalmus Koelreuteri, dipus, argentilineatus, modestus und papilio, Gobius Koelreuteri), ein Fischchen von etwa funfzehn Centimeter Länge und vielfach abändernder Färbung und Zeichnung, meist auf lichtbraunem Grunde mit silbernen und braunen Flecken gezeichnet und durch ein schwarzes, weiß gesäumtes Längsband in der oberen Hälfte der hinteren Rückenflosse sowie Flecke und Tüpfel in den Brust- und Bauchflossen noch besonders geziert. In der ersten Rückenflosse finden sich zehn, in der zweiten zwölf, in der Brustflosse sechzehn, in der Bauchflosse sechs, in der Afterflosse elf, in der Schwanzflosse neunzehn Strahlen.

Wenn irgend ein Fisch den Namen Baumsteiger verdient, so ist es der Schlammspringer; denn seine Brustflossen scheinen ganz danach gebaut zu sein, ihm ein Klettern zu ermöglichen. Sie sind eher Füße als Flossen, werden auch vollständig als solche gebraucht. Alle Schlammgrundeln betreiben ihre Jagd weniger im Wasser als auf dem Lande. Sie leben wie Lurche, liegen meistens auf dem Schlamme, laufen hier oder am Strande wie Eidechsen davon und stürzen sich auf ihren Raub mit solcher Schnelligkeit los, daß sie ihn selten verfehlen. Werden sie verfolgt, so fahren sie wie ein Pfeil über den Schlamm hinweg, bohren sich in ihm ein und verstecken sich auf diese Weise. »Ich habe«, so schreibt mir Pechuel-Loesche, »den seltsamen Fisch nur im Brackwasser innerhalb der Flußmündungen und deren Seitenarmen, niemals in abgelegenen oder übermäßig salzhaltigen Lagunen gefunden; mit Vorliebe scheint er sich in den Mangrovenbeständen aufzuhalten. Am eingehendsten habe ich ihn kurz oberhalb der Mündung des Tschiloango und des Kuilu an der Loangoküste beobachtet. Namentlich bei Ebbe und stillem Wetter erscheint er dort zu Dutzenden auf den frei gewordenen flachen, nassen Uferstrecken, gewöhnlich am Rande und im Schatten der Mangrovendickungen, innerhalb deren er jederzeit sein Spiel treiben mag, trockenen sowie mit Gras und Kraut bewachsenen Boden vermeidend. Wie es scheint, halten sich die Fische gleicher Größe in gesonderten, mehr oder weniger zahlreichen Abtheilungen zusammen. Fühlen sie sich sicher, so hüpfen sie durch geringes Krümmen und Strecken des Körpers, indem sie sich auf Schwanz und Flossen stützen, in ganz kurzen Sätzen vorwärts und hinterlassen dabei eine bezeichnende Fährte im weichen Schlamme; oder sie liegen behaglich und beliebig zerstreut umher: dann versucht sich der eine oder andere wie aus Uebermuth in einem Sprunge, und zuweilen hüpfen viele wie spielend und sich jagend durch einander. Dabei ereignet es sich auch, daß plötzlich ein Fisch vom Boden auf eine Mangrovenwurzel springt und sich dort, etwa um seine eigene Körperlänge von der Erde entfernt, mit seinen Flossen festklammert.

Wie die Thiere höher steigen, habe ich nie sehen können, vermuthe aber, daß sie, da sie nur an schwachen Wurzeln sitzen, durch Umfassen mit den Flossen und Schieben mit dem Schwanze, ähnlich wie auf der Erde, sich hocharbeiten. Jedenfalls habe ich beobachtet, daß erschreckte Fische meterhoch von Mangrovenwurzeln sich herabfallen ließen; ferner habe ich auch die Ueberzeugung gewonnen, daß die Thiere stundenlang außerhalb des Wassers zubringen können. Sie sind übrigens ziemlich scheu und sichern bei Annäherung von verdächtigen Wesen in drolliger Weise, indem sie sich mittels der Flossen etwas aufrichten; bewegt man sich nicht und überrascht sie durch ein Husten, Pfeifen oder Klopfen, so ducken sie sich wohl auch schnell und regungslos wieder nieder und entfliehen dann in sehr hurtigen Sprüngen ins tiefe Wasser, wo sie im Nu verschwinden. Die Weite der sehr schnell auf einander folgenden Sprünge mag das Doppelte und Dreifache der Körperlänge, vielleicht auch noch mehr betragen. Bei eiliger Flucht durchmessen sie flaches Wasser, in welchem sie recht wohl schwimmen könnten, dennoch ebenfalls hüpfend und erzeugen dabei ein eigenartiges Geplätscher, namentlich wenn man viele derselben vor sich hertreibt. Unversehrte konnten wir nie erlangen, da aber die schwarzen Knaben dieselben in unserem Auftrage mit leichten Pfeilen schossen, hatten wir mehrmals leicht verwundete Fische, welche noch munter auf dem Tische umherhüpften.«

Die Nahrung der Schlammspringer besteht, wie wir durch andere Beobachter wissen, aus Krebsen und Kerbthieren. Ihre Fortpflanzung ist zur Zeit noch unerforscht.

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