Danilo Fender: Das Reptilienhaus (Rezension)

Als ein Teenager spurlos verschwindet, führt die Spur Eric Parker zurück in seine Heimat. Während die Polizei glaubt, der Junge sei im See ertrunken, behauptet eine alte Frau, ihre beste Freundin sei vom Alligator ihrer Nachbarn gefressen worden.
Die Nachbarn: Zwei sonderbare Brüder, die in einem privaten Reptilienpark mit Giftschlangen, Kaimanen und einem mächtigen Python leben. Was wie zwei voneinander getrennte Fälle wirkt, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum aus Täuschung, Angst und tödlichen Kriechtieren. Gemeinsam mit seinen Kollegen dringt Parker immer tiefer vor in ein Haus voller Reptilien, ein Netz aus Verdächtigungen – und ist einer Wahrheit auf der Spur, die tödlicher ist, als er je geahnt hätte.

DAS REPTILIENHAUS ist der zweite Teil der Eric Parker-Reihe, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass man den ersten Teil kennen muss um das Buch zu verstehen. Ich war mir zwar bewusst, dass es sich um eine Fortsetzung handelte, aber ich habe das ignoriert, weil mich das Thema interessierte. Fender geht zwar viel auf Parkers Vergangenheit ein, aber vermittelt dabei nicht den Eindruck, dass man als Leser dadurch etwas vermisst, bzw. Kenntnisse fehlen, wenn DAS GALGEN-RÄTSEL unbekannt ist.
Das Buch nutzt die Faszination und den Schrecken exotischer Tiere, ohne sich auf bloße Schockeffekte zu verlassen. Der Schreibstil lässt aber durchaus die Atmosphäre von Shockern wir LAKE PLACID oder DER WEISSE HAI aufkommen, auch wenn es sich hierbei eher um subtilen Horror handelt und es sich um einen Thriller handelt, der nicht unbedingt das Tier als das Böse darstellt. Auch wenn Krokodile und Schlangen ständig präsent sind und auch im Showdown eine etwas zweifelhafte Rolle spielen (man mag sich vielleicht fragen in wie weit das realistisch sein mag, wobei andererseits Unfälle mit großen oder giftigen Reptilien nicht ausgeschlossen sind), so sind es natürlich die Untiefen der menschlichen Psyche, die zum Verbrechen führen (und wie man das oft kennt, das eine führt zum anderen usw. usw.).
Schon früh wird klar, dass die Stärke des Romans in seiner Stimmung liegt: Man spürt die stickige Enge des privaten Reptilienparks, das unruhige Schlängeln im Hintergrund, das Gefühl, beobachtet zu werden – nicht nur von Tieren, sondern auch von Menschen mit undurchschaubaren Absichten. Fender inszeniert die Umgebung so intensiv, dass man beim Lesen unwillkürlich langsamer atmet.
Fender beschreibt die Geschehnisse aus Sicht von Parker, aber auch der Königsbrüder, die man somit zwar schnell als Täter im Verdacht hat, deren Motive aber lange im Dunklen bleiben. Der Leser wird dadurch angeregt sich selber Gedanken zu machen (und ich gebe zu, dass das auch merkwürdige Formen annehmen kann, man merkt wie leicht man sich von der Popkultur beeinflussen lässt).
DAS REPTILIENHAUS ist ein atmosphärisch dichter Thriller, der gleichermaßen Krimi, Mystery und Tierhorror vereint. Fender nutzt das Setting meisterhaft, um eine Mischung aus Paranoia, Ekel und Faszination zu erzeugen. Dabei bleibt er bei der Darstellung der Tiere realistisch, überstrapaziert das Mögliche nicht und bietet mit seinen Charakteren durchaus glaubwürdige Protagonisten.

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(Rezensionsexemplar)

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