Clemens Maier-Wolthausen: Alphamännchen und hohe Tiere (Rezension)

Was haben eigentlich Pandabären und kleine Elefanten mit großer Weltpolitik zu tun? Clemens Maier-Wolthausen erzählt anhand neuer Quellen von den beiden FlaggschiffZoos des geteilten Deutschland: dem 1844 eröffneten Zoologischen Garten in WestBerlin und dem 1955 gegründeten Tierpark im Ostteil der Stadt. Geprägt von der Konkurrenz der beiden rivalisierenden Zoodirektoren HeinzGeorg Klös und Heinrich Dathe wurden diese beiden Institutionen mit ihren Tieren für die politische Symbolik auf dem diplomatischen Parkett genutzt. Das Buch fragt aber auch nach Spielräumen und Solidaritäten der Akteure auf beiden Seiten der Mauer und eröffnet somit neue Perspektiven auf die Berliner Stadtgeschichte und die deutschdeutschen Beziehungen während des Kalten Krieges.
Der Zoologische Garten Berlin wurde als neunter Zoo in Europa am 1. August 1844 eröffnet und stellt damit auch den ältesten noch bestehenden deutschen Zoo dar. Zwei Kriege und andere kleinere Katastrophen überlebte der Zoo, doch dann wurde Deutschland geteilt und der neuentstandene Staat, die Deutsche Demokratische Demokratie entschied sich für einen eigenen Berliner Zoo, noch größer noch besser als der in Westberlin. Als Gründungsdatum des Tierparks Berlin gilt der Beschluss des Ost-Berliner Magistrats vom 27. August 1954. Nach der symbolischen Grundsteinlegung am 30. November 1954 wurde der Tierpark in den Frühlingsmonaten 1955 von Aufbauhelfern des Nationalen Aufbauwerks Berlin auf dem Park des ungenutzten Schlosses Friedrichsfelde errichtet. Und so nimmt das Drama seinen Lauf.
Alphamännchen und hohe Tiere erzählt die Geschichte einer kurzen Phase der deutschen Geschichte, von der man nicht glauben kann, wie spannend und politisch die Auseinandersetzungen waren, die auf den Böden der gesamtdeutschen Zoolandschaft ausgetragen wurden. Besonders anschaulich wird das bei Tierpark und Zoo Berlin. Gut recherchiert und sehr unterhaltsam beschreibt Clemens Maier-Wolthausen die Ereignisse der Jahre 1955 – 1991, deren Akteure nicht nur Heinz-Georg Klös und Heinrich Dathe sind.
Dabei geht es auch um den Verband deutscher Zoodirektoren, der sich plötzlich mit der Tatsache konfrontiert sah, Mitglieder aus zwei unterschiedlichen Ländern zu besitzen. Die Regierungen der entsprechenden Länder hatten wohl ein größeres Problem damit, was schlussendlich im Austreten der ostdeutschen Mitgliederzoos resultierte. Die Beziehungen der Zoos wurden erschwert, auch wenn manche Beziehungen zwischen Ost- und Westzoos auch während des Kalten Kriegs fortbestanden und sich nur die Beziehungen in Berlin als schwierig erwiesen.
Vor allem der zoointeressierte Leser wird einige kaum bekannte Fakten erkennen und Facetten einer kaum beachteten Zeit der Zoogeschichte sehen, die es Wert sind an die Öffentlichkeit gebracht zu werden. Kurz und knapp präsentiert Maier-Wolthausen seine interessante Geschichtslektion, die eine vergangene Zeit aufleben lässt, die jedoch einige interessante geschichtliche Wendungen beinhaltet. Dies betrifft nicht nur Zoo und Tierpark Berlin sondern die gesamte deutsche Zoogemeinschaft, einschließlich des Verbands deutscher Zoodirektoren, der seit 1972 auch österreichischen und Schweizer Zoos offen steht, inzwischen auch Mitglieder anderer Länder hat und seit 2014 Verband der Zoologischen Gärten heißt.
Natürlich darf auch die kurze Zeit nach 1989 nicht unerwähnt bleiben, die ebenfalls ihre Spuren in den Berliner Tiergärten hinterließ und sich vor allem für Heinrich Dathe als wenig erfolgreich erwies.
Es sind kleine Dramen die das leben schreibt und ALPHAMÄNNCHEN UND HOHE TIERE sollte jedem Zooliebhaber mit geschichtlichem Interesse ans Herz gelegt werden.

(Rezensionsexemplar)

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