Benjamin von Brackel: Die Natur auf der Flucht (Rezension)

Es geht etwas vor in der Welt der Tiere und Pflanzen, dem bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit zuteilwird. Wo sie können, bewegen sich Tiere wie Pflanzen in Richtung der Pole, um den steigenden Temperaturen und der Trockenheit in ihrem angestammten Lebensraum zu entkommen. Tropische Gebiete verlieren ihre Bewohner, Biber siedeln sich in Alaska an, riesige Fischschwärme verschwinden und tauchen vor fremden Küsten wieder auf. Meeresbewohner stoßen im Schnitt 72 Kilometer pro Jahrzehnt vor, Landbewohner 17 Kilometer. Benjamin von Brackel erzählt spannend und anschaulich von einem Phänomen, das uns zugleich die beeindruckende Anpassungsfähigkeit der Natur vor Augen führt wie auch die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels – nicht zuletzt auch auf den Menschen, an dem die Wanderung der Arten nicht spurlos vorbeigeht.
In Die Natur auf der Flucht beschreibt Benjamin von Brackel die Auswirkungen des Klimawandels auf Fauna und Flora und dabei ist der Titel nur die halbe Wahrheit. Den Klimawandel kann man nicht leugnen, auch wenn es schwer fällt und man doch andere Vorstellungen davon hat. Aber das Ansteigen der Temperaturen (wenn auch nur um ein paar Grad) bedeutet nicht, dass wir uns von einer Hitzeperiode zur nächsten quälen. Es bedeutet weitaus mehr (und beinhaltet nicht nur Hitze, sondern viele Arten unterschiedlicher Wetterphänomene bis hin zu nie dagewesenen und fast jährlich übertroffenen Extremen.
Die Natur flieht nicht. Es mag sein, dass es für manche eine Flucht ist, aber für andere ist es eine Erschließung neuer Lebensräume und Möglichkeiten. Es gibt Gewinner, es gibt Verlierer und um sie geht es in DIE NATUR AUF DER FLUCHT. Um sie und um die Menschen, die das neue Verhalten und die Veränderungen, die es nach sich zieht, erforschen.
Polarfüchse treffen auf Rotfüchse und werden von diesen verdrängt. Eisbären treffen auf Braunbären und zeugen Hybridbären, die ebenfalls zeugungsfähig sind, Wale verschwinden aus Alaska und Biber erobern die Arktis …
Es ist ein hin und her und für die einen mag das keine Rolle spielen, für andere hat das dramatische Folgen.
Manche Neubürger kann man dulden, manche bereichern sogar die Natur, andere dagegen bringen Tod und Verderbnis (man muss nur an die tropischen Mückenarten denken, die nach Europa kommen und dort Malaria und andere „tropische“ Krankheiten verbreiten.
DIE NATUR AUF DER FLUCHT ist ein Bericht über die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Es ist ein erschreckendes Bild, das nüchtern und fachlich dem Leser nahegebracht wird.
Aber es gibt Lösungswege um zu retten, was zu retten ist. Das sind jedoch nur kleine Schritte und ein Umdenken in unsere Lebensweise wird auch dieses Buch nicht schaffen. Aber es ist eines in einer Reihe anderer Bücher zu einem ähnlichen Thema, und wer weiß … vielleicht hört man auf die Autoren mit ihren Berichten.
Benjamin von Brackel erhebt nicht den mahnenden Zeigefinger, aber sein Buch darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Und es darf nicht untergehen, nur weil wir müde sind von Klimawandel und seinen Folgen zu hören.

Lesenswert!

(Rezensionsexemplar)

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