Ausgestorbene Vögel seit 1500 – Papageienvögel 2 (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 27. Oktober 2015)

Die Aruba-Amazone (Amazona barbadensis canifrons) ist eine ausgestorbene Unterart der Gelbschulteramazone. Sie war auf der Insel Aruba bei Barbados endemisch. Über ihre Lebensweise ist nichts bekannt geworden.
Beschrieben ist nur der Holotypus, ein im Frühjahr 1882 nach New York gebrachter Käfigvogel, der später starb und dessen Kadaver anschließend entsorgt wurde. Er hat eine Länge von 36 cm. Das Gefieder ist allgemein grün. Der Unterbauch ist bläulich verwaschen. Die Handschwingen sind tiefblau. Der Flügelspiegel ist hellrot. Die Nackenfedern haben schwarze Säume. Die Kehlfedern sind gelblich durchsetzt. Stirn, Kinn und Oberkehle sind grau. Der Oberkopf ist stumpf hellgelb. Die Kopfseiten sind stumpfgelb. Die Schenkel sind grau. Der Schwanz ist grün, die Schwanzbasis ist gelb mit einer roten Zeichnung und einer hell grünlichgelben Endbinde. Der Schnabel ist weißlich hornfarben, die Schnabelspitze dunkel. Beine und Füße sind dunkelgrau.
Das Typusexemplar der Aruba-Amazone wurde 1882 lebend gefangen und 1883 von George Newbold Lawrence beschrieben. Obwohl er darum bat, den Vogel nach dessen Tod zu konservieren, wurde dies versäumt. Lawrence versicherte sich jedoch, dass sich das Gefieder des Vogels zu dessen Lebzeiten nicht verändert hatte. In der Folgezeit starb die Amazonenpapageien-Population auf Aruba aus, so dass kein weiteres Exemplar dieser Unterart mehr gesammelt werden konnte. Weiter wurde diese Rasse in der zeitgenössischen ornithologischen Literatur stark ignoriert, zumal der Ornithologe Ernst Hartert diese Form bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts als identisch mit der Gelbschulteramazone betrachtete. So findet sie weder in der Checklist of the Birds of the World (1937) von James Lee Peters noch im Werk Extinct and Vanishing Birds of the World (1967) von James Cowan Greenway Erwähnung. Karel Voous gab 1957 an, dass die Aruba-Amazone vermutlich zwischen 1944 und 1947 verschwand. Die letzten Individuen wurden entweder als Plage verfolgt und vergiftet, weil sie große Schäden in den Obstgärten anrichteten, oder sie wurden zu hohen Preisen verkauft. In der Folgezeit machte Voous darauf aufmerksam, dass zwei Individuen in den Aufzeichnungen eines B. Hartwell erwähnt wurden, so dass vermutlich ein paar Exemplare noch nach 1947 überlebt haben könnten. Gleichzeitig zweifelte Voous daran, dass das Typusexemplar von Lawrence tatsächlich von Aruba kam, da erhebliche individuelle und geografische Variationen der Gelbschulteramazone existieren. Daher ist es unsicher, ob die Aruba-Amazone tatsächlich ein valides Taxon repräsentiert.

Der Dominica-Ara ist eine ausgestorbene Ara-Art, die ausschließlich von einer Beschreibung des Historikers Thomas Atwoodin seinem Werk A History of the Island of Dominica aus dem Jahre 1791 bekannt ist. Atwoods Beschreibung zufolge, war dieser Ara grün und gelb gefärbt. Zwischen den Augen und der Schnabelwurzel war eine fleischfarbene Wangenregion zu erkennen. Sein Ruf soll ein unangenehmes Geschrei gewesen sein. Darüber hinaus wurde er als begehrtes Jagdwild beschrieben (sowohl für die Verwendung als Haustier als auch als Nahrung). Er wurde vermutlich durch Überjagung ausgerottet.

Der Guadeloupe-Ara ist eine ausgestorbene Papageien-Art aus der Gattung der Eigentlichen Aras. Er wurde erstmals 1654 und 1667 von Jean-Baptiste Du Tertre und anschließend 1742 bei Jean-Baptiste Labat erwähnt. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1905 durch Austin Hobart Clark. Der Vogel soll ähnlich dem Hellroten Ara gefärbt gewesen sein, jedoch war er deutlich kleiner, mit rotem Schwanz und gelben Flügelzeichnungen. Die Art war auf den zu den kleinen Antillen gehörenden Inseln Guadeloupe und Martinique endemisch. Rothschild beschrieb die beiden Formen Anadorhynchus (sic.) purpurascens von Guadeloupe (basierend auf einen Reisebericht von Don Manuel de Navarrete aus dem Jahre 1838) und Anadorhynchus (sic.) martinicus von Martinique (basierend auf den Aufzeichnungen Boutons aus dem Jahre 1640). Jedoch gibt es keinen zuverlässigen Beleg, dass sich diese beiden (hypothetischen) Taxa von Ara guadeloupensis unterschieden haben. Schon um 1760 war der Guadeloupe-Ara äußerst selten und wurde bald darauf durch starke Bejagung ausgerottet.

Martinique-Ara (John Gerrard Keulemans)

Martinique-Ara (John Gerrard Keulemans)

Der Martinique-Ara ist eine hypothetische, ausgestorbene Papageienart, die auf der französischen Insel Martinique in der östlichen Karibik heimisch gewesen sein soll.
1905 verfasste Walter Rothschild die wissenschaftliche Erstbeschreibung über den Martinique-Ara, die ebenfalls im 1907 im Buch Extinct Birds veröffentlicht wurde. In Ermangelung eines Belegexemplars basiert Rothschilds Beschreibung auf einem kurzen Reisebericht des Jesuitenpaters Père Jacques Bouton (1591–1658), der 1640 schrieb:
„Die Aras sind zwei oder drei mal so groß wie andere Papageien und sie haben ein Federkleid, das sehr unterschiedlich gefärbt ist. Solche, die ich gesehen habe, hatten ein blaues und orange-gelbes (safranfarbenes) Gefieder. Sie lernten auch sprechen und hatten einen guten Körper.“
Rothschild nannte diese Papageien zunächst Anodorhynchus martinicus und später Ara martinicus. Da es jedoch keine Überreste von Aras auf Martinique gibt, kann die Existenz dieser einzigartigen Inselart nicht bewiesen werden. Alternativ könnte es sich um eine verwilderte Population von Gelbbrustaras handeln, die als Haustiere auf die Insel gebracht wurden. Außer Boutons Beitrag gibt es keinen Beleg über diese Art. Lediglich bei einem Ara, der 1626 in einem Gemälde von Roelant Savery neben einem Dodo dargestellt wurde, gab es Vermutungen, dass es sich bei diesem Vogel um einen Martinique-Ara handeln könnte.
Im Jahr 1907 beschrieb Rothschild die zweifelhafte Art Ara erythrura (im Deutschen manchmal als Gelbblauer Ara bezeichnet), die auf der folgenden Schilderung des Geistlichen und Naturforschers Charles de Rochefort (1605–1883) aus dem Jahr 1658 basiert:
„Unter ihnen waren solche, die einen satin-himmelblauen Kopf, Nacken und Rücken hatten. Die Unterseite des Halses, der Bauch und die Unterseite der Flügel waren gelb. Der Schwanz war vollständig rot.“
Diese Art soll auf Jamaika und Martinique heimisch gewesen sein. Jedoch nimmt der Ornithologe James Cowan Greenway in seinem 1958 veröffentlichten Werk The extinct and vanishing birds of the world an, dass Rocheforts Bericht zweifelhaft ist, da dieser nie Jamaika besucht hatte. Vielmehr vermutet Greenway, dass Rocheforts Beschreibung auf einem Beitrag von Jean-Baptiste Du Tertre basiert und dass die Form Ara erythrura mit Ara martinica identisch war, sofern sie jemals existiert hat.

Der Purpurara oder Rotschillernder Blauara ist eine hypothetische Spezies der Neuweltpapageien. Sollte die Art jemals existiert haben, dann wurde sie bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgerottet.
Anodorhynchus purpurascens wurde 1905 von Walter Rothschild auf dem IV. Int. Ornith. Congress, London, Bulletin of the British Ornithologists‘ Club (Bulletin B.O.C., Seiten 191–217) vorgestellt und 1907 in seinem Werk Extinct Birds, Seite 55, Abbildung 13, veröffentlicht.
Rothschild’s wissenschaftliche Namensgebung und die Nennung des Verbreitungsgebietes Guadeloupe basiert auf den Angaben in einem Reisebericht von Don de Navarette (auch: Don de Navaret).
Es gibt kein Typusexemplar.
Das Vorkommen des Purpurara (Anodorhynchus purpurascens) erwähnt Don de Navarette in seinem Reisebericht Rel. Quat. Voyage Christoph Colombe, Seite 425 pl. II von 1838. Navarette berichtet von « le gros Perroquet de la Guadaloupe » („der große Papagei von Guadaloupe“) und er führt weiterhin an, dass die Inselbewohner den überwiegend blaugefärbten Papagei als Oné couli bezeichnen würden.
Nur aufgrund dieser Angaben hat Walter Rothschild diesen mysteriösen Papagei wissenschaftlich benannt und beschrieben. In seiner Darstellung (Extinct Birds, 1907) zeigt er einen Blauara, der dem Lear-Ara (Anodorhynchus leari) gleicht.
In Aufzeichnungen früherer Reisender, z. B. Bouton (1640), Du Tertre (1654 und 1667–1671) und Labat (1722–1742) wird auf die Anwesenheit von jeweils drei Papageienarten auf den Inseln Dominica, Martinique und Guadeloupe – eine Amazone, ein Sittich und ein Ara – hingewiesen. Im Nachhinein haben Ornithologen die dort vorkommenden Araspezies (z. B. Clark, 1905; Rothschild, 1907) eindeutig als Mitglieder der Gattung Ara bestimmt. Demnach kamen Spezies der Gattung Anodorhynchus auf den Inseln der Kleinen und Großen Antillen nicht vor. Anodorhynchus purpurascens ist eine hypothetische Art.

Der Rotkopf-Ara, auch als Grüner Jamaika-Ara bezeichnet, ist eine ausgestorbene Papageienart von der Insel Jamaika.
Der Rotkopf-Ara wurde 1847 durch Philip Henry Gosse anhand von Berichten aus dem Jahre 1810 und 1842 beschrieben. Der erste Bericht stammt von einem Mr. White, dem Eigentümer des Oxford Estate auf Jamaika, der diesen Vogel 1810 in den Gebirgsregionen von Trelawny Parish und Saint Ann Parish gesehen haben will. Der zweite Bericht stammt von einem Reverend Comard aus dem Jahre 1842, der zwei große Aras im Gebirge von Saint James Parish beobachtet haben will. Nach Gosses Beschreibung war der Kopf des Vogels rot gefärbt. Der Nacken, die Schulter und die Unterseite zeigten eine hell- und gelbgrüne Färbung. Die größeren Flügeldecken und Federkiele waren blau. Der Schwanz war hellrot und blau an der Oberfläche. Das Untergefieder der Flügel und des Schwanzes war intensiv orange-gelb gefärbt.
Möglicherweise wurde diese Ara-Art bereits früher bei Johann Friedrich Gmelin unter dem Namen Anadorhynchus caerulens erwähnt. Sie wurde vermutlich durch Überjagung ausgerottet.

Lord-Howe-Ziegensittich (John Gerrard Keulemans)

Lord-Howe-Ziegensittich (John Gerrard Keulemans)

Der Lord-Howe-Ziegensittich, auch als Lord-Howe-Laufsittich bezeichnet, ist eine ausgestorbene Papageienart, die auf der Lord-Howe-Insel endemisch war. Er galt lange Zeit als Unterart des Ziegensittichs, wurde aber 2008 als eigenständige Art anerkannt.
Der Lord-Howe-Ziegensittich erreichte eine Größe von 27 cm. Das Gefieder war leuchtend mittelgrün mit gelben Verwaschungen, die sich besonders an den Wangen und an der Unterseite hervorhoben. Die Stirnregion, die Zügel und der Augenstrich waren unterschiedlich rötlich gekennzeichnet. Die Ohrendecken waren undeutlich rot. Bei großer individueller Variabilität war die Rotzeichnung am Kopf bei den Männchen meistens etwas ausgeprägter. An den Bürzelseiten waren rote Flecken. Die äußeren Säume der Schwingen waren violettblau. Der Oberschwanz war grün mit braunen Verwaschungen. Die Schwanzunterseite war goldoliv. Der Schnabel war blaugrau. Die Iris war dunkelrot. Beine und Füße waren dunkelgrau. Der Lord-Howe-Ziegensittich sah dem Ziegensittich sehr ähnlich, war jedoch größer. Vom Norfolk-Laufsittich unterschied er sich durch das gelblichere Gefieder und die weniger starke Rotfärbung der Stirn.
Tommaso Salvadori beschrieb die Art 1891 auf der Basis eines Exemplares, das 1853 von einer Expedition der HMS Herald – eines der Schiffe, die zur Rettung der Unglücksschiffe HMS Erebus und HMS Terror ausgesandt wurden – mitgebracht wurde. Nach Ansicht von Keith Alfred Hindwood (1904–1971) war das Aussterben auf die Überjagung durch die Farmer zurückzuführen, die den Lord-Howe-Ziegensittich als Schädling in ihren Gärten und auf ihren Feldern betrachteten. Der letzte Nachweis stammt aus dem Jahr 1869, als der australische Naturforscher Edward Smith Hill (1819–1880) ein einzelnes Paar beobachten konnte.
Zwei Präparate dieser Vogelart befinden sich im Natural History Museum at Tring.

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