Ausgestorbene Vögel: Eulen (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 26. April 2016)

Die Antigua-Kanincheneule, eine ausgestorbene Unterart der Kanincheneule, war auf Antigua, Nevis und St. Kitts in den Kleinen Antillen endemisch.
Die Antigua-Kanincheneule erreichte eine Länge von 20 bis 22 cm. Die Oberseite war tiefbraun und mit hell rötlichgelben Flecken markiert. Die Handschwingen waren schwarzbraun. Der Schwanz war dunkelbraun mit einer rötlichgelben Bänderung. Der Überaugenstreif war hell rötlichgelb. Die Wangen waren dunkelbraun. Die Federn hatten rötlichgelbe Spitzen. Um die hell weißlich-gelbbraune Kehle verlief ein breites dunkelbraunes Band. Die Unterseite war rötlichgelb mit einer dunkelbraunen Bänderung. Der Schnabel war hellgelb. Die Oberschnabelseiten waren schwarz. Die Füße waren stumpf gelblichbraun. Die Iris war leuchtend gelb. Die Weibchen waren am Unterbauch stärker gebändert.
Die Antigua-Kanincheneule war nachtaktiv und bewohnte alte Abflüsse, Höhlen in Felswänden und Mauerruinen. Aufgrund ihres Rufes wurde sie von den Einheimischen Coo-coo genannt. In Menschenobhut gehaltene Eulen äußerten häufig einen schnatternden Schrei, jedoch nicht den charakteristischen Ruf. Nach Angaben von Lawrence gehörten Echsen und Mäuse zum Nahrungsangebot für diese Vögel.
Die Antigua-Kanincheneule war bei den abergläubischen Insulanern als Dämon gefürchtet. Wie die ebenfalls ausgestorbene Unterart von Marie-Galante war sie vermutlich nie häufig. Als der Ornithologe George Newbold Lawrence Antigua besuchte, konnte er kein Exemplar nachweisen. Daher lobte er eine Belohnung aus und binnen drei Stunden wurden drei lebende Vögel gefangen, die unter einem Felsvorsprung in den Kalkhügeln entdeckt wurden. Auch von der Insel St. Kitts soll es Sichtnachweise geben, Exemplare der Antigua-Kanincheneule wurden dort allerdings nie gesammelt. Heute sind nur fünf Museumsexemplare bekannt, die in Chicago, New York, Tring und Washington, D. C. aufbewahrt werden. Nach Angaben des Ornithologen James Bond aus dem Jahr 1950 wurden die letzten Exemplare gegen 1890 durch Mungos ausgerottet.

Lord-Howe-Kuckuckskauz (Henrik Gronvold)

Der Lord-Howe-Kuckuckskauz, eine ausgestorbene Unterart des Neuseeland-Kuckuckskauzes, war auf der Lord-Howe-Insel endemisch.
Er sah der Nominatform sehr ähnlich. Er erreichte eine Größe von 30 bis 35 Zentimetern. Die Flügellänge betrug bei den Männchen 209 bis 215 Millimeter und bei den Weibchen 218 bis 222 Millimeter. Das insgesamt rötlichbraune Gefieder war getupfert. Der Kopf war stumpf rötlichbraun mit blass weißlichen Überaugenbrauen, die sich bis zum Gesichtsschleier ausdehnten und eine x-förmige Markierung bildeten. Die Oberseite war hell rötlich braun, gleichmäßig gefärbt wie der Kopf und weiß gesprenkelt. Die Unterseite, die Hosen und die Oberflügel waren hell rötlichbraun mit kleinen weißen Flecken. Kopf und Hinternacken zeigten keine Flecken. An den verdeckten Teilen des Bürzels und der Oberschwanzdecken waren wenige weiße Flecken zu erkennen. Der Schnabel war dunkel schiefergrau. Die Augen waren goldgelb. Die Beine und Füße waren grünlich gelb.
Der Lord-Howe-Kuckuckskauz bewohnte Wälder auf der Lord-Howe-Insel. Über seine Lebensweise und Wanderungen gibt es keine Aufzeichnungen.
Der genaue Zeitpunkt des Aussterbens ist unbekannt. Nach dem Schiffbruch der SS Makambo im Jahre 1918 vor der Lord-Howe-Insel brach auf der Insel eine Rattenplage aus. In den 1920er-Jahren wurden zur Bekämpfung der Plage mehrere Eulenarten auf der Lord-Howe-Insel eingeführt, darunter Kuckuckskäuze aus Australien und die Neuhollandeule. Der Lord-Howe-Kuckuckskauz war vermutlich nie besonders häufig. Er fiel sowohl der Nachstellung durch die Ratten als auch der Konkurrenz mit den eingeführten Eulen zum Opfer. In den 1950er-Jahren wurde zum letzten Mal Kuckuckskauz-Rufe auf der Lord-Howe-Insel gehört, jedoch konnte nicht genau bestimmt werden, zu welchem Taxon diese Rufe gehörten.

Norfolkinsel-Kuckuckskauz (Henrik Grönvold )

Der Norfolkinsel-Kuckuckskauz, eine weitere Unterart des Neuseeland-Kuckuckskauzes, gilt in reinrassiger Form als ausgestorben. Hybride, die Gene des 1996 verstorbenen letzten reinrassigen Weibchens in sich tragen, leben noch auf der in der Tasmansee gelegenen Norfolkinsel.
Mit einer Länge von 30 cm war der Norfolkinsel-Kuckuckskauz etwas größer als die Nominatform. Das Gefieder war an der Oberseite rostbraun, an der Unterseite rötlichbraun und weiß gebändert. Die Flügel waren beige-braun und weiß gebändert. Kopf und Kehle waren rostbraun. Der Gesichtsschleier war weißlich bis gelbbraun. Der Schnabel war blau-schwarz. Die Füße waren stumpf-gelblichbraun. Die Iris war goldgelb. Im Unterschied zur Nominatform war die Oberseite stärker rostbraun und die Unterseite stärker rötlichbraun gebändert
Früher bewohnte der Norfolkinsel-Kuckuckskauz die subtropischen Regenwälder der Norfolkinsel. Aufgrund der weitflächigen Rodung der Wälder war sein Verbreitungsgebiet im Jahr 1909 auf ein Areal von 4,65 km² am Mount Pitt geschrumpft. Kuckuckskäuze brüten in Baumhöhlen. Der Norfolkinsel-Kuckuckskauz legte zwei bis drei Eier, die Regel bildeten jedoch Gelege von zwei Eiern. Die Nahrung bestand aus kleinen Wirbeltieren, insbesondere Vögel und Säugetiere sowie aus Wirbellosen.
Das Verschwinden des Norfolkinsel-Kuckuckskauzes begann mit der Veränderung der Waldlebensräume durch den Menschen. Aber auch die Konkurrenz um Baumhöhlen mit eingeführten Honigbienen und Pennantsittichen hat der Population stark zugesetzt. In den 1960er-Jahren wurde die Form als „stark gefährdet“ eingestuft, nachdem Biologen die Vögel weder hörten noch sichteten. 1973, 1978 und 1985 wurden Rufe aufgezeichnet und lokale Bewohner wollten wenigstens noch den Ruf von einem Exemplar wahrgenommen haben. Eine gründliche Suche im Oktober 1986 ergab ein überlebendes Weibchen, das zu Ehren der Matriarchin der Norfolkinsel den Namen Miamiti bekam. Nachdem eine DNA-Analyse ergab, dass die Norfolk-Rasse und die neuseeländische Nominatform genetisch am nächsten verwandt sind, wurden zwei Männchen der Neuseelandrasse zur Norfolkinsel gebracht. Ein Männchen verschwand spurlos. Das zweite Männchen paarte sich jedoch mit Miamiti, so dass ab Dezember 1989 die ersten Ninox novaeseelandiae undulata/novaeseelandiae-Hybride zur Welt kamen. 1996 starb Miamiti.

Mascarenotus ist eine Gattung von drei ausgestorbenen Eulenarten, die auf den Maskarenen endemisch waren. Ihre nächsten Verwandten sind vermutlich die Zwergohreulen, das subfossile Knochenmaterial zeigt jedoch auch Ähnlichkeiten mit der ebenfalls ausgestorbenen hawaiischen Gattung Grallistrix.
Die Mauritius-Eule (Mascarenotus sauzieri) wurde erstmals 1893 wissenschaftlich als Strix sauzieri von Edward Newton und Hans Friedrich Gadow auf der Basis von Knochen beschrieben, die Théodore Sauzier 1889 in der Fossillagerstätte Mare aux Songes auf Mauritius entdeckt hatte. Die Art Scops commersoni, die 1896 von Émile Oustalet auf der Basis einer Zeichnung von Paul Philippe Sanguin de Jossigny aus dem Jahre 1770 beschrieben wurde, gilt als Synonym von Mascarenotus sauzieri, ebenso die 1907 in Rothschilds Werk Extinct Birds aufgeführte Art Strix newtoni, die auf der Basis von zwei kürzeren Tarsometatarsus-Knochen beschrieben wurde. 1953 kombinierte Masauji Hachisuka sowohl dieses Taxon als Strix sauzieri als Tyto newtoni und Tyto sauzieri neu. Tyto newtoni war vermutlich das kleinere Männchen der Mauritius-Eule, während Newtons und Gadows Typusexemplar von Tyto sauzieri das größere Weibchen repräsentiert. Mit einer Größe von 42 Zentimetern war die Mauritius-Eule der größte endemische Beutegreifer auf Mauritius. Mitte des 19. Jahrhunderts galt sie als ausgestorben. Die Réunion-Eule (Mascarenotus grucheti) wurde 1994 auf der Basis von subfossilen Knochen beschrieben, die Bertrand Kervazo 1974 in der Grotte des Premiers Français bei Saint-Paul auf Réunion zu Tage förderte. Weitere Überreste wurden 1980 in der Grotte de l’Autel bei Saint-Gilles und zwischen 1990 und 1992 in der Fossillagerstätte Marais de l’Ermitage gefunden. Die Rodrigues-Eule (Mascarenotus murivorus) wurde erstmals 1873 von Alphonse Milne-Edwards als Strix murivora beschrieben. 1907 führte Walter Rothschild das Taxon Bubo (?) leguati auf, das als Synonym für diese Art gilt. Der vermutlich letzte geschichtliche Nachweis der Rodrigues-Eule stammt von Julien Tafforet aus dem Jahr 1726.
Die Beine dieser Eulen zeigen bemerkenswerte Parallelen in Form und Länge mit denen der hawaiischen Gattung Grallistrix. Mascarenotus grucheti weist ähnliche Größen wie Grallistrix erdmani von der Insel Maui und Grallistrix orion von Oʻahu auf. Diese Ähnlichkeiten könnten mit der konvergenten Entwicklung dieser Eulen erklärt werden, die auf ursprünglich säugetierfreien Inseln lebten und sich vermutlich von kleinen Vögeln ernährt haben.

Scops commersoni (heute ein Synonym von Mascarenotus sauzieri) illustriert von Paul Philippe Sanguin de Jossigny im Jahr 1770

Die Mauritius-Eule ist eine ausgestorbene Eulenart, die auf der Insel Mauritius heimisch war. Sie ist durch subfossiles Knochenmaterial, eine Zeichnung von Paul Philippe Sanguin de Jossigny und ein Manuskript von Philibert Commerson aus dem Jahre 1770 sowie durch eine Beschreibung von Julien Desjardins aus dem Jahre 1837 bekannt geworden.
Die Mauritius-Eule erreichte vermutlich eine Länge von 42 Zentimetern. Es war eine große, langohrige Eule mit unbefiederten Läufen. Die Oberseite war dunkelbraun, wobei die Kopf-, Nacken- und Rückenfedern rötlich gesäumt waren. Der Schwanz war rötlich-braun mit einer hellrötlichen Marmorierung. Die Flügel waren braun und hatten unregelmäßige weiße, hell beige und bräunliche Binden. Die Kehle und die Körperflanken waren weißlich. Die übrige Unterseite war dunkelbeige mit weißlichen Flecken.
Die Mauritius-Eule war der größte endemische Beutegreifer auf Mauritius. Den kräftigen Krallen nach zu urteilen ernährte sie sich vermutlich von Echsen und kleinen Vögeln.
Die erste Erwähnung von Eulen auf Mauritius stammt vom niederländischen Admiral Cornelis Matelief de Jonge aus dem Jahre 1606, der bemerkte, dass Eulen auf der Insel weit verbreitet seien. Die ausführlichste Beschreibung stammt von Julien Desjardins aus dem Jahre 1837. Desjardins gab an, dass das Exemplar, welches er beschrieb, im Oktober 1836 im Bamboo Creek, einem bewaldeten Hügel, erlegt wurde. Im September 1837 wurden noch einige Exemplare nahe La Savane gesichtet. Im selben Jahr wurde das letzte bekannte Exemplar von einem Dr. Dobson vom 99. Regiment im Wald von Curipipe erlegt. Die Überjagung kombiniert mit dem Lebensraumverlust durch das Anwachsen der Tee- und Zuckerrohrplantagen führte zu einem schnellen Verschwinden dieser Eulenart. 1859 bestätigte der Naturforscher George Clark das Aussterben der Mauritius-Eule.

Die Réunion-Eule war auf der Maskarenen-Insel Réunion endemisch.
Sie erreichte ungefähr die Größe der Mauritius-Eule, ihre Flügelelemente waren jedoch leicht reduziert und ihre Beine länger.
Die Réunion-Eule war wahrscheinlich ein heimlicher Bewohner von dichten und abgelegenen Wäldern.
1974 förderte Bertrand Kervazo in der Grotte des Premiers Français bei Saint-Paul den Holotypus, einen rechten Tarsometatarsus, zu Tage. 1980 wurde in der Grotte de l’Autel bei Saint-Gilles ein Oberarmknochen und ein Tibiotarsus entdeckt. Zwischen 1990 und 1992 wurden in der Fossillagerstätte Marais de l’Ermitage drei Tarsometatarsi, ein Oberschenkelknochen und ein unvollständiges Os quadratum gefunden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Réunion-Eule während des 18. Jahrhunderts infolge der massiven Entwaldung ausstarb.

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