Ausgestorbene Sperlingsvögel seit 1500 – Waldsänger, Stärlinge, Tangaren, Ammern und Webervögel (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 29. Februar 2012)

Waldsänger

Blassfußwaldsänger (Joseph Smit)

Blassfußwaldsänger (Joseph Smit)

Der Blassfußwaldsänger erreicht eine Länge von 14,5 Zentimetern. Das Gefieder der Altvögel ist dunkelgrau an der Oberseite und grauweiß an der Unterseite. Die Jungvögel sind oberseits bräunlichgrau und an der Unterseite gelbbraun. Die Beine sind hellgelb. Der Ruf besteht aus Tönen, die sich wie tuck-tick-tick-tuck anhören.
Der Blassfußwaldsänger lebt im Unterholz von Bergwäldern. Über seine Lebensweise ist nichts bekannt; er ist aber vermutlich ein Bodenbrüter.
Der Blassfußwaldsänger war im 19. Jahrhundert noch ziemlich häufig, aber es gibt nur eine Handvoll Beobachtungen aus dem 20. Jahrhundert. Laut dem Ornithologen James Bond, einem der führenden Experten der Karibischen Avifauna, wurde ein Exemplar im Jahre 1934 am Gipfel des Piton Flores erlegt. Ein weiteres Individuum wurde im März 1947 zwischen dem Piton Lacombe und dem Piton Canaries gesichtet. Der letzte zuverlässige Nachweis stammt aus dem Jahre 1961. Obwohl es 1965, 1972, 1989, 1995 und 2003 lediglich unbestätigte Hinweise gab, besteht eine schwache Hoffnung auf eine Wiederentdeckung, da noch einige unberührte Waldgebiete vorhanden sind. Gründe für seinen Rückgang waren vermutlich eingeführte Mungos sowie Lebensraumzerstörung.

Der Gelbstirn-Waldsänger gilt als ausgestorben. Die letzte Sichtung erfolgte im Jahre 1961 in South Carolina. Die englische Bezeichnung „Bachman’s Warbler“ wählte der Erstbeschreiber John James Audubon nach seinem Freund, dem Naturgelehrten und Priester John Bachman, der den Vogel im Jahre 1832 entdeckte. Audubon selbst hatte den Vogel nie gesehen. Er beschrieb ihn nach einer Darstellung von John Bachman.
Gelbstirn-Waldsänger hatten eine Körperlänge von etwa 11 Zentimetern. Das Männchen hatte eine gelbe Stirn, eine schwarze Krone und einen grauen Nacken. Der Kinnbereich und die Unterseite waren ebenfalls gelb. Am Brustbereich war das Gefieder schwarz. Das Oberseitengefieder sowie die Flügeldecken trugen eine olivgrüne Farbe. Bei dem Weibchen war die Stirn ebenfalls gelb, jedoch heller als bei dem Männchen. Die Krone und der Nackenbereich waren grau. Das Unterseitengefieder trug eine hellgelbe Farbe, das Oberseitengefieder und die Flügeldecken waren wie bei dem Männchen olivgrün.
Die Gelbstirn-Waldsänger bewohnten die Sümpfe und die Tieflandwälder im Südosten von Nordamerika. Ihr Verschwinden wird hauptsächlich auf die Entwässerung der Sümpfe und die Zerstörung der von ihnen bewohnten Waldgebiete zurückgeführt.

Stärlinge

Schlankschnabelgrackel (John Gerrard Keulemans)

Schlankschnabelgrackel (John Gerrard Keulemans)

Die Schlankschnabelgrackel war eng mit der Dohlengrackel verwandt. Manche Forscher zweifeln den Artstatus an und sehen die Schlankschnabelgrackel lediglich als Unterart der Dohlengrackel an. Die Männchen erreichten eine Länge von 33 Zentimetern. Die Flügellänge betrug 17 Zentimeter und die Schwanzlänge 18 Zentimeter. Ihr Gefieder war einheitlich dunkel purpurschwarz mit einem metallischen Schimmer. Flügel und Schwanz waren dunkel glänzend schwarz. Die Schenkel waren bräunlich. Der Schnabel und die Füße waren schwarz. Die Weibchen erreichten eine Länge von 27 Zentimetern. Die Flügellänge betrug 13,2 Zentimeter und die Schwanzlänge 11,2 Zentimeter. Kopf, Nacken, Kehle und Brust waren braun. Der Rücken, die Flügel, die Flanken, die Unterschwanzdecken und der Schwanz waren schwarz. Der Unterbauch war hellbraun. Um die Augen herum verlief ein hellbrauner Streif. Beide Geschlechter waren durch einen schlanken nach innen gekrümmten Schnabel charakterisiert. Über die Lebensweise der Art gibt es keine Informationen.
Die Schlankschnabelgrackel hatte ein stark eingeschränktes Verbreitungsgebiet in den Sümpfen am Oberlauf des Rio Lerma in Zentralmexiko. Durch die Trockenlegung der Marschen sowie durch die Rodung der Seggen- und Rohrkolbenbestände wurde der Lebensraum stark zerstört. 1910 wurde die Schlankschnabelgrackel letztmalig nachgewiesen.

Tangaren

Das Kapuzenpfäffchen ist eine Vogelart aus Brasilien, von der nur das männliche Typusexemplar aus dem Jahre 1823 bekannt ist. Das Exemplar wurde im Oktober 1823 von Josef Natterer aus einem Schwarm von anderen Finken am Rande eines Sees 15 km nördlich von Registro do Araguaia am Rio Araguaia an der mittleren Westgrenze des Bundesstaates Goiás im südlichen Brasilien gefangen und befindet sich heute im Naturhistorischen Museum Wien. Die Art ist möglicherweise ausgestorben, jedoch ist auch nicht auszuschließen, dass sie noch existiert, da die Landschaft in der Umgebung des Fundortes bisher kaum erforscht und wenig verändert ist.
Das Exemplar hat eine Körperlänge von 11 cm und ist so ungewöhnlich gefärbt, dass es von manchen Wissenschaftlern wechselnd für einen Hybriden oder ein abnormes Exemplar des Gelbbauchpfäffchens gehalten wurde. Die Flügellänge beträgt 55 mm, die Schwanzlänge 41 mm und die Schnabellänge 8 mm. Das Männchen hat eine schwarze Haube und Kehle. Die Oberseite ist olivfarben. Die Unterseite zeigt ein schmutziges braungelb. Es befand sich stark in der Mauser. Das verwandte Gelbbauchpfäffchen weist im Vergleich eine hellgelbe Unterseite auf und die Schwarzfärbung erstreckt sich bis zur Oberbrust.
Beschrieben wurde die Art erst 1870 von dem österreichischen Ornithologen August von Pelzeln.

Ammern

Die Santa-Barbara-Singammer ist eine ausgestorbene Unterart der Singammer, die auf Santa Barbara Island in den kalifornischen Kanalinseln endemisch war.
Die Santa-Barbara-Singammer erreichte eine Länge von 14,0 bis 15,5 cm. Die Flügellänge betrug 57,2 bis 63,5 mm und die Schnabellänge 10,2 bis 11,7 mm. Die Oberseite war bräunlichgrau. Die Unterseite war schwarz und weiß gestrichelt. An der Brust war ein schwarzer Flecken zu erkennen.
Santa Barbara Island liegt 61 km südlich von der kalifornischen Küste entfernt und hat eine Fläche von 2,6 km². Es gibt kein beständiges Süßwasser auf der Insel. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 30,5 cm, aber Nebel sind häufig. Bis in die 1950er-Jahre waren dickes, hochwachsendes Gras und die zu den Mädchenaugen zählende zählende Art Coreopsis gigantea auf der Insel dominierend. Die Singammern hielten sich dort auf, wo das Dickicht den besten Schutz bot.
Die Santa-Barbara-Singammer war ein strengterritorialer Vogel. Über die Nahrungssuche ist nichts bekannt geworden, aber es wird angenommen, dass sich die Santa-Barbara-Singammer, ähnlich der anderen Unterarten, von Samen und Insekten ernährte. Die Nester wurden in den spärlichen Büschen errichtet, die in den Schluchten und auf den Hängen wuchsen. Die Platzierung des Nests war auf querwachsenden Zweigen. Die Auskleidung bestand aus gelblichen Gräsern, die mit den langen braunen Grasstängeln kontrastierten, aus denen die Neststruktur bestand. Brütende Eltern und ausgewachsene Jungvögel sind im Mai und im Juni beobachtet worden. Es sind Gelege von zwei bis fünf Eiern bekannt geworden. Die Eier hatten eine Länge von 15,5 bis 19,8 mm und einen Durchmesser von 14,5 bis 16,3 mm.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Graslandschaft auf Santa Barbara Island in Folge der landwirtschaftlichen Nutzung sowie durch die Überweidung durch Hausziegen und Kaninchen stark verändert. Während die Santa-Barbara-Singammer um das Jahr 1908 noch als häufig beschrieben wurde, nahm der Bestand im Verlauf der folgenden Jahrzehnte immer stärker ab, was vermutlich auch durch die Nachstellung durch verwilderte Hauskatzen verstärkt wurde. 1959 wurde der Lebensraum der Singammern bei einem Brand fast vollständig zerstört. Das Feuer war so intensiv, dass zwei Drittel der Insel bis auf den Mineralboden kahl waren. Die letzte bestätigte Sichtung dieser Unterart war im August 1967. 1973 wurde das Taxon nach den Statuten des Endangered Species Act in die Liste der gefährdeten Vogeltaxa aufgenommen. Nach dem intensive Suchaktionen im Jahre 1972 und zwischen 1974 und 1978 fehlschlugen, wurde die Santa-Barbara-Singammer 1983 vom United States Fish and Wildlife Service für ausgestorben erklärt.

Die Schwarze Strandammer ist eine ausgestorbene Unterart der Strandammer.
Die Schwarze Strandammer erreichte eine Länge von 15 Zentimetern. Die Oberseite war schwarz und grauoliv gesäumt. Der Bauch war weiß mit auffälligen schwarzen Streifen. Die Zügel waren hellgelb. Der Schwanz und die Flügel waren schwarz mit hell olivgelben Säumen.
Die Geschlechter sahen gleich aus.
Die ursprüngliche Verbreitung reichte von Neuengland ins südliche Florida und westlich bis zur Golfküste. Durch den Einsatz von DDT verdrängt, lebten die letzten 894 Paare seit den 1950er-Jahren in den Salzmarschen und Savannen auf Merritt Island und im St. Johns National Wildlife Refuge im Brevard County in Florida.
Die Schwarze Strandammer war ein Standvogel. Die Brutzeit war von März bis August. Die Eier wurden in 12 bis 13 Tagen ausgebrütet und die Jungen 9 Tage von beiden Eltern versorgt. Weitere zwei Wochen verbrachten die Jungvögel im Revier der Eltern, bevor sie von den Männchen vertrieben wurden. Die erste Mauser war im Spätaugust und im November bekamen die Jungvögel das Erwachsenengefieder. Die Schwarze Strandammer ernährte sich von Grashüpfern, Grillen und Spinnentieren.
Der Rückgang der Schwarzen Strandammer begann 1942 durch die Eindämmung der Marschen, Trockenlegung der Flussauen und kontrollierte Buschfeuer. Der Einsatz von DDT zur Stechmückenbekämpfung löschte 70% der Strandammerpopulation aus, so dass 1953 nur noch 894 Paare überlebt hatten. Maßnahmen zum Schutz der Schwarzen Strandammer wie die Einrichtung des St. Johns National Wildlife Refuge schlugen fehl, so dass 1963 nur noch 70 Paare existierten. 1969 wurden nur noch 35 Paare nachgewiesen. 1975 wurde das letzte Weibchen beobachtet und 1979 gab es nur noch 6 Exemplare. 1986 existierte nur noch ein Männchen namens „Orange Band“, das auf einem Auge blind war. Es starb am 18. Juni 1987 in menschlicher Obhut im Walt Disney World Resort. Am 12. Dezember 1990 wurde die Schwarze Strandammer offiziell für „ausgestorben“ erklärt.

Webervögel

Der Réunion-Weber war endemisch auf der Maskarenen-Insel Réunion. Der Vogel wurde erstmals 1668 vom französischen Reisenden Gabriel Dellon und ein zweites Mal 1674 bei Dubois erwähnt. Die Art, von der kein Museumsexemplar existiert, wurde erst 2008 von den britischen Ornithologen Anthony Cheke und Julian Pender Hume beschrieben. 1776 beschrieb Statius Müller den Réunion-Weber in dem Werk Planches Enluminées als „Foudia bruante“. Nach einer Hypothese von Cheke und Hume handelt es sich bei „Foudia bruante“ um eine Farbmorphe des Madagaskarwebers, der etwa hundert Jahre nach der Entdeckung von Foudia delloni auf Réunion nachgewiesen wurde.
Der Réunion-Weber erreichte ungefähr die Größe eines Sperlings. Beim brütenden Männchen waren Kopf, Hals, Kehle und die Unterseite der Flügel leuchtend rot. Rücken und Schwanz waren braun. Der Bauch war hell. Beim Weibchen und den juvenilen Männchen war der Kopf braun. Hals und Flügel waren rot. Die Kehle war hell braun. Die Art wurde kurz nach 1672 zuletzt gesehen. Als Grund für sein Aussterben wird die Nachstellung durch Ratten vermutet.

Dieser Beitrag wurde unter Archiv, Ausgestorben veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert