Ausgestorbene Säugetiere – Nagetiere (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 12. März 2015)

Die Buka-Mosaikschwanzratte ist ein ausgestorbenes Nagetier aus der Gattung der Mosaikschwanzratten. Es ist nur durch subfossile Kieferfragmente bekannt geworden, die auf der Insel Buka am nördlichen Ende der Salomonen-Kette entdeckt wurden. Das Artepitheton ehrt den australischen Paläontologen Jim Specht vom Australian Museum, der umfangreiche Studien über die Frühgeschichte Bukas betrieben hat.
Der Holotypus besteht aus einem linken Oberkieferfragment und einem Teil des linken Gaumenbeins. Weiteres Material umfasst 14 rechte und 13 linke Unterkieferfragmente sowie drei linke Oberkieferfragmente.
Die Buka-Mosaikschwanzratte war die größte Art aller bisher beschriebenen Mosaikschwanzratten. Die Länge der drei Molaren beträgt 8,1 bis 9,4 mm. Sie waren massiver und breiter als die der nahe verwandten Bougainville-Mosaikschwanzratte (Melomys bougainville). Das geschätzte Körpergewicht beträgt 200 bis 250 g.
Die subfossilen Überreste kamen im Abri der Fossillagerstätte Kilu auf der Insel Buka recht selten vor. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Art auch in der Natur selten war. Das Material wird auf ein Alter von 7900 bis 9400 Jahre datiert. Möglicherweise hat diese Art aber bis ungefähr 90 n. Chr (1860 yBP) überlebt, da die Insulaner der Lapita-Kultur erst um diese Zeit Hunde, Schweine, andere Ratten und Kuskus auf Buka einführten.

Coryphomys buehleri ist eine ausgestorbene Nagetierart aus der Gruppe der Altweltmäuse.
Von diesem Nagetier sind bislang nur subfossile Bruchstücke bekannt, die in Kalksteinhöhlen im indonesischen Westtimor entdeckt wurden. Es war ein großer Vertreter der Altweltmäuse mit einem auffälligen Muster auf den Molaren. Es war eng mit der ebenfalls ausgestorbenen Flores-Höhlenratte verwandt.
Über den Zeitpunkt oder die Ursachen des Aussterbens von Coryphomys buehleri gibt es keine genauen Angaben.

2010 entdeckte man in Osttimor die Überreste der Riesenratte, die mit sechs Kilogramm wohl die größte Spezies ihrer Gattung war. Sie ist vermutlich vor 1000 bis 2000 Jahren ausgestorben, etwa zur selben Zeit, als die Metallverarbeitung auf Timor begann.
Die australische Archäologin Sue O’Connor entdeckte in den Höhlen von Matja Kuru im osttimoresischen Suco Tutuala Fragmente des Gebiss der Coryphomys musseri. Weitere Überreste fanden sich dort und in der Höhle von Uai Bobo, weiter westlich. Diese Fundstücke unterscheiden sich deutlich genug von der bereits zuvor bekannten Coryphomys buehleri, so dass man sie als neue Art beschrieb. Die Altersbestimmung fand mittels Radiokohlenstoffdatierung statt.

Die Flores-Höhlenratte stammt ebenfalls aus der Gruppe der Altweltmäuse.
Von diesem Nagetier wurden Schädel- und Kieferteile gefunden, die von mindestens 32 Individuen stammten. In ihrem Bau und ihren Ausmaßen gleichen die Funde den Flores-Riesenratten (Papagomys), unterscheiden sich aber im Bau der Molaren.
Möglicherweise lebten die Flores-Höhlenratten teilweise auf Bäumen und ernährten sich von Knospen, Blüten und Insekten.
Die Funde wurden in einer Höhle auf der indonesischen Insel Flores entdeckt und auf ein Alter von rund 3550 Jahre datiert. Über die Ursachen und den Zeitpunkt des Aussterbens der Art ist nichts Genaues bekannt.

Die Kanarische Lavamaus entstammt ebenfalls der Gruppe der Altweltmäuse.
Kanarische Lavamäuse erreichten eine Kopfrumpflänge von rund 11 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 10,5 Zentimetern, ihr Gewicht wird auf rund 40 Gramm geschätzt. Die Vorder- und Hinterfüße waren relativ lang und an eine in den Felsregionen kletternde Lebensweise angepasst. Fossile Überreste dieser Art wurden auf den Kanarischen Inseln Fuerteventura, Lanzarote und Graciosa gefunden.
Knochenfunde deuten an, dass die Kanarischen Lavamäuse bis vor rund 2000 Jahren sehr häufig waren, mit der Besiedlung ihrer Heimatinseln durch die Menschen und die Einschleppung der Hausmaus setzte der Niedergang ein. Eine 800 Jahre alte Fundstelle beherbergte noch Knochen dieser Tiere, kurz darauf sind sie vermutlich ausgestorben.

Die Kanarischen Riesenratten aus der Gruppe der Altweltmäuse kamen mit zwei Arten auf den kanarischen Inseln vor.
Die Kanarische Riesenratte lebte auf Gran Canaria. An verschiedenen Stellen im Zentrum der Insel wurden fossile Überreste des Tieres gefunden, die jüngsten datieren von der Zeitenwende. Die Riesenratte erreichte eine Kopfrumpflänge von 25 Zentimetern, war also etwa so groß wie eine Wanderratte, so dass die Benennung als „Riesenratte“ übertrieben scheint – sie war allerdings deutlich größer als die zweite auf Gran Canaria lebende Mäuseart, die Kanarische Lavamaus. Es wird angenommen, dass das Auftauchen der Menschen und vor allem die Einschleppung von Hauskatzen die Ausrottung der Riesenratte herbeiführten.
Canariomys bravoi lebte auf der Insel Teneriffa. Sie war relativ groß und wog rund 1 Kilogramm. Ihre Überreste sind jedoch älter, die jüngsten stammen aus dem späten Pleistozän vor rund 12.000 Jahren. Ob ihr Aussterben mit der menschlichen Besiedlung zusammenhängt oder ob sie schon vorher verschwand, ist nicht bekannt.

Rhagamys orthodon ähnelte den nahe verwandten Waldmäusen. Fossile Überreste wurden auf Korsika und Sardinien entdeckt, die Funde stammen aus dem mittleren Pleistozän bis in die nacheiszeitliche Ära. Am Ende des Pleistozäns kam es zu einer deutlichen Zunahme der Körpergröße dieser Tiere.
Das Aussterben von Rhagamys orthodon wird mit der Ankunft der Menschen und ihrer Haustiere auf ihren Heimatinseln und der Einschleppung der Hausratte in Zusammenhang gebracht. Vor rund 2000 Jahren dürfte die Art ausgestorben sein.

Megalomys desmarestii (Paul Gervais)

Die Karibischen Riesenreisratten
Megalomys) sind eine Gattung der Neuweltmäuse, deren vier Arten sämtlich ausgestorben sind. Diese Nagetiere waren etwas größer als eine Bisamratte: Ihre Kopfrumpflänge betrug etwa 35 cm, hinzu kam ein fast ebenso langer Schwanz. Diese großen Ratten waren auf vier Inseln der Karibik verbreitet:
Megalomys desmarestii, Martinique
Megalomys luciae, Saint Lucia
Megalomys audreyae, Barbuda
Megalomys curazensis, Curacao
Während M. curazensis nur fossil aus dem Pleistozän bekannt ist, lebten die drei anderen Arten bis in historische Zeit und wurden durch den Menschen ausgerottet.
M. desmarestii war die größte der Arten. Das Fell war oberseits rotbraun und unterseits weiß gefärbt. Diese Ratte war auf Martinique überaus häufig. Die indianische Urbevölkerung jagte die Ratten, um diese zu essen. Als im 17. Jahrhundert die Franzosen die Insel einnahmen, ließen sie die Indianer gewaltsam deportieren und legten große Plantagen an, auf denen die Riesenreisratten schweren Schaden anrichteten. Hiernach versuchten die Kolonialbehörden über Jahrhunderte, die Ratten auszurotten. Das endgültige Aussterben brachte allerdings der Ausbruch des Mont Pelé, der die wenigen noch lebenden Tiere restlos vernichtete.
Über M. luciae ist weit weniger bekannt. Diese Riesenreisratte war etwas kleiner und einfarbig braun gefärbt. Die Ausrottung erfolgte wahrscheinlich im 19. Jahrhundert. Bis 1852 lebte ein Exemplar im Londoner Zoo.
M. audreyae ist nur von Knochenfragmenten bekannt. Die Ratten dieser Art existierten wohl noch, als die Briten im 17. Jahrhundert die Insel Barbuda in Besitz nahmen. Sie überlebten allerdings nicht die Rodung der gesamten Strauchvegetation auf dem nur 161 km² großen Eiland.
Als nächste Verwandte der Riesenreisratten werden die gemeinen Reisratten vermutet.

Die Riesenhutias oder Riesenbaumratten sind lebten bis in geschichtliche Zeit – möglicherweise bis zur Ankunft der Spanier – auf den Karibischen Inseln.
Riesenhutias waren große Nagetiere. Die größte Gattung, Amblyrhiza erreichte ein geschätztes Gewicht von bis zu 200 Kilogramm und war damit deutlich größer als alle heute lebenden Nagetiere. Die Schädel dieser Tiere waren robust gebaut, die Schnauze beherbergte wie bei allen Meerschweinchenverwandten 20 Zähne. Die erhaltenen Knochen lassen auf einen plumpen, schwerfälligen Körperbau schließen.
Überreste der Riesenhutias wurden bislang auf Jamaika, Hispaniola, Puerto Rico, Anguilla und St. Martin gefunden. Aufgrund ihrer Größe vermutet man, dass sie im Gegensatz zu den heute noch lebenden Baumratten oder Hutias ausschließlich auf dem Boden lebten.
Bislang sind von Riesenhutias fünf Arten in vier Gattungen bekannt.
Amblyrhiza
Amblyrhiza inundata ist von Funden auf den Karibikinseln Anguilla und St. Martin bekannt. Bei dieser Art gab es erheblich Größenschwankungen, für die größten Vertreter wird eine Schädellänge von 40 Zentimetern und ein geschätztes Gewicht von 50 bis 200 Kilogramm berichtet. Von der Größe her wird Amblyrhiza oft mit einem Amerikanischen Schwarzbären verglichen. Die jüngsten Funde dieser Art sind rund 2500 Jahre alt. Es ist umstritten, ob die Tiere durch die Indianer ausgerottet wurden oder noch vor der Ankunft der Menschen auf ihren Heimatinseln ausstarben.
Elasmodontomys
Elasmodontomys obliquus ist von mehreren Fundorten auf Puerto Rico bekannt. Es erreichte die Ausmaße einer Paka, wies aber einen deutlich massiveren Kopf auf. Die Art war früher in den bewaldeten Regionen ihrer Heimatinsel häufig, dürfte aber von den Indianern bis zur Ausrottung gejagt worden sein.
Quemisia
Quemisia gravis lebte auf Hispaniola, Überreste dieser Art wurden auf Haiti und der Dominikanischen Republik gefunden. Sie war ungefähr gleich groß wie Elasmodontomys, ihr Gewicht wird auf 20 Kilogramm geschätzt. Es gibt spanische Berichte, wonach ein als „Quemi“ bezeichnetes Tier von den Ureinwohnern Hispaniolas gejagt und verzehrt wurde – das könnte andeuten, dass Quemisia erst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausstarb. Möglicherweise liegt aber eine Verwechslung mit den Zagutis, einer heute noch auf Hispaniola lebenden Baumrattengattung vor.
Clidomys
Die Gattung Clidomys umfasste zwei Arten, Clidomys osborni und Clidomys parvus, die beide auf Jamaika lebten. Aufgrund des unterschiedlichen Baus der Backenzähne werden sie in einer eigenen Unterfamilie, Clidomyinae, eingeordnet. Die Kopfrumpflänge von C. osborni wird auf 75 bis 108 Zentimeter geschätzt, C. parvus war um ein Viertel kleiner. Über den genauen Zeitpunkt des Aussterbens von Clidomys herrscht Unklarheit, es gibt keine Funde mehr in Zusammenhang mit der Besiedlung Jamaikas durch die Menschen.

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