Ausgestorbene Krokodile (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 9. März 2015)

Mississippi-Alligator (Tierpark Ulm)

Mississippi-Alligator (Tierpark Ulm)

Die Ordnung der Krokodile umfasst heute nur noch 23 Arten.

Die Gattung Alligator entstand vor etwa 38 bis 26 Millionen Jahren im Oligozän in Nordamerika. Ein Vertreter aus dieser Zeit war Alligator prenasalis. Im Miozän lebten Alligator mcgrewi, Alligator olseni und auch die ersten Alligator mississippiensis (Mississippi-Alligator). Aus dem Pliozän wurde Alligator mefferdi beschrieben. Der Alligator sinensis erscheint im Pleistozän.

Deinosuchus („furchterregendes Krokodil“), früher Phobosuchus, ist eine ausgestorbene Gattung der Krokodile aus der späten Kreidezeit (Campanium) von Nordamerika.
Deinosuchus-Fossilien sind sowohl in Süßwasser- als auch in marinen Ablagerungen gefunden worden. Das erste Fossil der Art Deinosuchus hatcheri wurde durch William Jacob Holland bei Willow Creek in Montana in der Judith-River-Formation gefunden.
Weitere Funde im Big Bend National Park in Texas wurden 1954 durch Edwin Harris Colbert und R. T. Bird der Gattung Phobosuchus zugeordnet. Inzwischen wurden sie als D. riograndensis klassifiziert. Weitere Funde gab es in Alabama, Georgia, New Jersey, North Carolina, Wyoming und in New Mexico. Ursprünglich wurde Deinosuchus der Familie der Echten Krokodile (Crocodylidae) zugeordnet doch nach dem Fund eines gut erhaltenen Schädelstücks wird er als ursprüngliches Mitglied der Alligatoren angesehen.
Bisher wurden von Deinosuchus nur fossile Schädel gefunden, die bis zu zwei Meter Länge erreichen. Die Gesamtlänge des Krokodils muss man durch Vergleich mit gegenwärtig lebenden Arten schätzen, wobei die ermittelten Werte bei etwa 10 Metern liegen, manche Forscher gehen von bis zu 15 Metern aus. Viele Jahrzehnte galt das Tier daher als der größte Vertreter in der Stammesgeschichte der Krokodile. Fossilfunde von Krokodilen wie Sarcosuchus, Purussaurus und Rhamphosuchus, zeigten jedoch, dass diese eine ähnliche Länge erreichen konnten. Sarcosuchus ist die einzige Gattung, von der ein komplettes Skelett existiert. Wahrscheinlich war Deinosuchus gedrungener gebaut als heutige Krokodile. Heute schätzt man seine Länge auf zehn bis zwölf Meter.
Die Schädelproportionen von Deinosuchus ähneln dem des heutigen Nilkrokodils, einem Tier mit einem großen Beutespektrum, das im Wasser Schildkröten, Fische und Krebstiere jagt und großen Säugetieren wie Gnus und Zebras auflauert, die ans Ufer kommen um zu trinken. Aufgrund der anatomischen Ähnlichkeit vermutet man für Deinosuchus ein vergleichbares Verhalten bei der Jagd auf große Landwirbeltiere. Vermutlich lauerte Deinosuchus in Flüssen oder Sümpfen auf Dinosaurier und andere Tiere, die dem Wasser zu nahe kamen. Er packte das Beutetier mit seinen starken Kiefern und den großen aber stumpfen konischen Zähnen und zog es zum Wasser, um es zu ertränken. Die Beißkraft der Kiefer betrug bis zu 102 Kilonewton bei einem Körpergewicht von 3,45 Tonnen.

Purussaurus brasiliensis (© N. Tamura)

Purussaurus brasiliensis (© N. Tamura)

Purussaurus gilt als Verwandter der Kaimane. Seine Körperlänge wird auf bis zu 15 Meter geschätzt. Purussaurus lebte während des oberen Miozäns, vor etwa 15 bis acht Millionen Jahren, in der Nordhälfte Südamerikas. Er ist durch mehrere Schädelfunde und einzelne Wirbel und Rippen aus Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien und dem brasilianischen Bundesstaat Acre bekannt.
Die Purusaurus zugeordneten Schädel besitzen eine Länge von 1,3 bis 1,5 Metern. Davon ausgehend wird die Körperlänge der entsprechenden Tiere auf 12 bis 15 Meter geschätzt. Der Schädel ist massig gebaut, mit weit oben liegenden und recht eng stehenden Augen. Die Kiefer sind sehr kräftig und breit. Die Schnauzenspitze ist relativ rund. Die vordere Schnauzenpartie ist stark gewölbt und mit knöchernen Beulen und Graten versehen.
Über die Lebensweise von Purussaurus ist fast nichts bekannt. Der sehr große, schwere Schädel lässt vermuten, dass er streng aquatisch lebte. Seine Zähne waren an der Krone etwas abgeflacht und es könnte sein, dass er neben Fischen, Schildkröten, anderen Krokodilen und zur Tränke kommenden Säugetieren auch Pflanzen fraß, wie es heute auch Kaimane gelegentlich tun.

Mourasuchus ist ein ausgestorbenes alligatorähnliches Reptil aus der Familie der Alligatoridae. Es lebte im Miozän Südamerikas und zeichnet sich vor allem durch seine Größe von 12 Metern und seine für Alligatorähnliche außergewöhnliche Ernährungsweise aus: Dieses Tier war ein Filtrierer.
Sein Schädel wurde als entenähnlich beschrieben, also breit, flach und stark verlängert. Damit ähnelt er äußerlich stark dem von Stomatosuchus, einem weiteren bekannten ausgestorbenen Krokodilartigen. Seine Kiefer waren außerordentlich fragil, was mangels Beißkraft und Robustheit auf eine Ernährungsweise als Filtrierer hinweist. Größere, wehrhafte Beute kann das Tier unmöglich gerissen haben, da die Verletzungsgefahr zu hoch gewesen wäre. Mourasuchus wird sich vielseitiger ernährt haben, indem es sich von kleinen Fischen, Bodenlebewesen in Seen und Flüssen und filtrierten Nahrungspartikeln ernährte. Kein lebender Krokodilähnlicher kommt dieser Ernährungsweise nach.
Mourasuchus hatte Reihen von kleinen, konisch geformten Zähnen, die sich zu je 40 an jeder Seite von Ober- und Unterkiefer befanden. Diese waren ungewöhnlich lang und schlossen sehr dicht, sodass Wasser aus dem Maul gepresst werden konnte, ohne dass Nahrungsbestandteile und größeres Plankton entweichen konnten.
Fossilien von Mourasuchus wurden in der Fitzcarrald Höhle in Peru gefunden. Zu seiner Zeit lebte es dort mit anderen gewaltigen Krokodiliern, wie etwa dem gewaltigen gharialähnlichen Gryposuchus und dem alligatorähnlichen Purussaurus, die beide 12 Meter groß werden konnten. In der Zeit des Miozäns (Tortonium, 11,608–7,246 Millionen Jahre) gab es in Südamerika eine außerordentliche Vielfalt an Krokodilomorphen. Diese außerordentliche Blüte an Riesenreptilien hat ungeklärte Ursachen und ist möglicherweise auf frei gewordene ökologische Nischen in Feuchtgebieten, die diese Riesen einnahmen, oder auf eine klimatische/evolutionäre Begünstigung von wechselwarmen Tieren zurückzuführen. Die Entwicklung eines filtrierenden Krokodiliers war ein endender Seitenzweig der Evolution, stellt aber doch einen Beleg für den erstaunlichen Erfolg und die Anpassungsfähigkeit dieser Reptilien dar.
Die Typusart der Gattung Mourasuchus ist M. amazonensis, beschrieben 1964. Eine andere Art, M. atopus, wurde Mourasuchus zugeschrieben, nachdem sie zuerst 1965 einer anderen Gattung (Nettosuchus) zugeordnet wurde. Die letztere Art hat einen längeren und dünneren Schädel als die Typusart. Eine dritte Art, M. nativus, wurde 1985 benannt.

Die Gaviale wurden fossil hauptsächlich in Asien gefunden. Eogavialis aus dem Oligozän, stammt hingegen aus Afrika. Jedoch ist unsicher ob es sich tatsächlich um den frühesten Vertreter der Gaviale handelt. Vertreter dieser Gattung wurden auch in marinen Ablagerungen gefunden. Im Miozän erschien die Gattung Gavialis. Funde von Gavialis-Arten auf Inseln Indonesiens und Ozeaniens lassen vermuten, dass diese, anders als der Gangesgavial, auch in Salzwasser lebten oder es zumindest nicht scheuten.
Die Gryposuchinae haben keine rezenten Vertreter. Sie wurden bislang nur in Südamerika und der Karibik gefunden. Sie erschienen erstmals im Oligozän und lebten bis zum frühen Pliozän. Ihre Fossilien kommen dabei auch in Ablagerungen ehemaliger Küstengebiete vor. Gryposuchus croizati war mit über 10 Metern Länge die größte Spezies.
Fossile Tomistominae (heute vertreten durch den Sunda-Gavial) wurden in Afrika, Europa, Asien und Nordamerika gefunden. Die ältesten Vertreter stammen aus dem frühen Eozän. Auch bei den Tomistominae wird davon ausgegangen, dass sie auch im Salzwasser lebten und sich durch das Überqueren von Meeren ausgebreitet haben. Rhamphosuchus aus Indien war mit geschätzten 10-12 Metern die größte Gattung.

Die Mekosuchinae waren ein Taxon der Krokodile auf Australien und Teilen Ozeaniens, die zum heutigen Zeitpunkt ausgestorben sind. Fossilien wurden aus der Zeit des Miozäns gefunden. Sie existierten vereinzelt bis in das Holozän hinein, und starben ungefähr zeitgleich mit der Ankunft von Menschen auf den Inseln Fidschi, Neu-Kaledonien und Vanuatu aus.
Obwohl Uneinigkeit über die Klassifizierung der Mekosuchinae in die Familie Echte Krokodile Crocodylidae herrscht, da von mancher Seite angenommen wird, es sei eine komplett eigene Familie, ist gewiss, dass die Krokodile der Mekosuchinae zumindest ein breit gefächertes Erscheinungsspektrum aufwiesen.
Eine der früheren Spezies, Trilophosuchus rackhami, deren Überreste in Queensland gefunden wurden, besaß eine kurze Schnauze und verhältnismäßig große Augen; Theorien zufolge jagte es seine Beute, indem es auf Bäume kletterte und im richtigen Moment von ihnen herabstürzte (daraus resultierte der Spitzname „Sturz-Kroko“).
Ein Fossil der Mekosuchinae wurde in den Miozän-Einlagerungen auf Neuseeland ausgegraben. Die Art Mekosuchus besiedelte eine Reihe pazifischer Inseln; es wird angenommen, dass es sich im Korallenmeer von Insel zu Insel bewegte, ausgehend von einer (heute mittlerweile überschwemmten) Insel – die „Große Chesterfield-Insel“ – von da an nach Neu-Kaledonien und von dort weiter auf andere Inseln und Archipele. Vermutungen existieren, denen zufolge weitere Überreste von Mekosuchus auf Tonga und Samoa gefunden werden könnten.
Mekosuchinae starben in Australien infolge der Ankunft von Krokodilen der Gattung Crocodylus aus, diese findet sich beispielsweise im Leistenkrokodil. Arten wie Mekosuchus inexpectatus und Mekosuchus kalpokasi überlebten auf Vanuatu und Neu-Kaledonien bis Menschen die Inseln erreichten; diese werden (direkt oder indirekt) für die Auslöschung der Tiere verantwortlich gemacht.
Obwohl als sicher gilt, dass das hauptsächliche Aussterben der Tiere im Pliozän auftrat, wird angenommen, dass in manchen Lebensräumen vereinzelt Arten bis vor etwa 3000 Jahren auftraten.

Bei den Pholidosauridae handelt es sich vorwiegend um Arten mit langgezogener Schnauze, die bevorzugt im Meer lebten und nach Fischen jagten. Gekennzeichnet waren sie außerdem durch einen typischen, verbreiterten Aufbau der Nasenhöhle. Eingeordnet werden sie in den modernsten Zweig der Mesoeucrocodylia, der heute ein Teil der Neosuchia oder modernen Krokodile ist. Zu den Pholidosauridae zählen unter anderem das nordamerikanische Krokodil Terminonaris, die namensgebende Art Pholidosaurus und Dyrosaurus. Als besonders abgewandelte Form kann das bis zu 12 Metern lange Krokodil Sarcosuchus imperator angesehen werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass Sarcosuchus sich in Anpassung an einen neuen Lebensraum im Bereich der Flüsse entwickelt hat und dabei vom Fischfresser zum effektiven Jäger geworden ist, der auch Dinosaurier angegriffen hat.

Goniopholis simus (© N. Tamura)

Goniopholis simus (© N. Tamura)

Die Goniopholididae sind eine Familie der Krokodile, deren Fossilien in marinen und Süßwasserablagerungen vom Unterjura bis zur Oberkreide gefunden wurden. Sie lebten zu beiden Seiten des damals entstehenden Nordatlantiks in Westeuropa und Nordamerika sowie in Asien, also ausschließlich auf dem damaligen Nordkontinent Laurasia. Die Typusart ist Goniopholis.
Es handelte sich dabei um Krokodile mit einer breiten, nicht besonders langen Schnauze. Im Gegensatz dazu hatten die gleichzeitig lebenden Pholidosauridae sehr schmale Schnauzen. Die Zähne der Goniopholididae waren sehr kräftig. In ihrem Äußeren und Lebensweise ähnelt sie den heutigen Alligatoren und Echten Krokodilen. Ihre Wirbel waren primitiv und hatten konkave Gelenkflächen. Der sekundäre Gaumen war nur wenig fortschrittlicher als der der frühen Mesoeucrocodylia. Die Goniopholididae wurden sehr groß, ein Schädel des in Thailand gefundenen Sunosuchus hatte eine Länge von 1,14 Metern. Die Länge des zugehörigen Tieres wird auf acht Meter geschätzt.

Dieser Beitrag wurde unter Archiv, Ausgestorben veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert