Geplant waren Besuche in Bad Frankenhausen (mit Stadtführung und Besuch des Panoramamuseums), dem Tierpark in Clingen („Kleine Wartburg“), der Vogelpark (oder die Erlebniswelt, ich weiß es nicht mehr genau) Tirica in Vippachedelhausen und die Besichtigung des Bismarckturms in Coburg.
Also …. zur Stadtführung in Bad Frankenhausen kann ich nur sagen, dass die ersten 15 Minuten interessanter waren als die gesamte Stadtführung in Bamberg. Und dabei ist Bad Frankenhausen kleiner und kein Weltkulturerbe.
Aber … es gibt einiges zu sehen.
Am Nordrand der Stadt befindet sich in einem markanten Rundbau auf dem Schlachtberg das Panorama Museum Bad Frankenhausen mit dem monumentalen Bauernkriegspanorama-Gemälde von Werner Tübke (eröffnet 1989).
Eine Besonderheit ist der sich seit Jahrhunderten durch geologische Prozesse neigende Turm der im 14. Jahrhundert errichteten Oberkirche (Unser Lieben Frauen am Berge). 25 Meter unter dem Turm fließt die Elisabeth-Quelle. Die Spitze ist inzwischen bei 4,60 Metern außerhalb des Lots. Der Turm hat damit die – in Metern – größte Schieflage aller Türme in Deutschland. In seine Sanierung sind seit der Wende 1,3 Millionen Euro geflossen. Das Dach des Kirchenschiffs wurde mit der Begründung eines Hausschwamm-Befalls 1962 abgetragen, seitdem ist es eine Ruine.
Das Schloss Frankenhausen der Fürsten zu Schwarzburg-Rudolstadt ist aus der so genannten Unterburg hervorgegangen. Es beherbergt das Regionalmuseum.
Der Hausmannsturm aus dem 13. Jahrhundert, einst Teil der so genannten Oberburg, ist in die ehemalige Stadtbefestigung integriert und ein weiteres Wahrzeichen der Stadt.
In der Nähe Frankenhausens befinden sich die Barbarossahöhle und das Kyffhäuserdenkmal (beides haben wir bereits zu einem anderen Zeitpunkt besucht, im Rahmen einer Nutzung der Thüringencard, siehe hier)– sie brachten Bad Frankenhausen den Beinamen Barbarossastadt ein
Kyffhäuser-Therme (3,5%-Sole)
Die Unterkirche wurde von 1691 bis 1701 am Standort einer Klosterkirche von 1215 erbaut.
Während der Stadtführung bekamen wir natürlich einen guten Überblick über die Stadt und bekamen auch das schmalste Haus der Stadt (3,11 m, ich habe es gemessen) und das Rathaus zu Gesicht.
Nach der Stadtführung besuchten wir das Panoramamuseum.
Der zylindrische Rundbau aus Betonfertigteilen, der das Gemälde umfasst, ist ca. 18 m hoch und hat einen Außendurchmesser von knapp 44 m. Als Architekt wurde Herbert Müller beauftragt, die Grundsteinlegung erfolgte am 8. Mai 1974. Die Stützmauer setzt sich aus 54 vorgefertigten, halbröhrenförmigen Spannbeton-Schalen zusammen und das Dach besteht aus freitragenden, vorgespannten Dreiecks-Betonschalen. Bereits 1975 waren Rundbau und Eingangsgebäude fertiggestellt.
Die Leinwand (und damit das Bild selbst) ist 123 m lang und 14 m hoch. Sie wog unbemalt ungefähr 1,1 t und ist zwischen einem oberen und einem unteren Stahlring mit je knapp 40 m Durchmesser gespannt. Gewebt wurde sie in einem Stück im Textilkombinat Sursk in der Sowjetunion. Der damalige Kulturminister der DDR, Hans-Joachim Hoffmann, der sich sehr für das Projekt einsetzte, hatte die Leinwand persönlich in der Sowjetunion bestellt.
Der ortsansässige Autosattler Günter Hohlstamm nähte die beiden Enden passgenau zusammen und präparierte die Längsseiten für die Ringe. Nach der Aufspannung versah ein sowjetisches Spezialistenteam die Leinwand mit einer Grundierung nach einer alten russischen Geheimrezeptur.
Tübke verteilte auf die 1722 m² große Fläche mehr als 3000 einzelne Figuren, wovon die größten über 3 Meter messen.
Der Maler selbst musste die Arbeiten zeitweilig unterbrechen und seinem Kollegen Eberhard Lenk die Ausführung überlassen, weil die Überanstrengung einen Muskelriss im Daumen hervorgerufen hatte.
Das Bild ist durch einen umlaufenden Graben und Geländer vom Besuchersaal getrennt, um Berührungen und Beschädigungen zu verhindern. Es wird bei den Führungen von einer größeren Zahl von gedämpft leuchtenden Scheinwerfern angestrahlt, während der Saal selbst im Halbdunkel bleibt. Somit kann sich die plastische Wirkung des Rundbildes optimal entfalten.
Das Gemälde ist sehenswert und bietet viele interessante Entdeckungen (u. a. ein Ei im Schnee).
Historischer Hintergrund: Seit 1524 kam es in Südwestdeutschland vielerorts zu Aufständen von Bauern, später zusammengefasst unter dem Begriff Deutscher Bauernkrieg, die bald auch auf Thüringen übergriffen. In Nordthüringen war die wichtigste Identifikationsfigur der Bauern der rebellische Prediger Thomas Müntzer (1489–1525), der anfangs die gleichen Ziele wie Martin Luther verfolgte, sich aber später mit den um Rechte kämpfenden Bauern solidarisierte. Er nannte den Reformator in einer Schmähschrift „das geistlose sanftlebende Fleisch in Wittenberg“. Luther, der gewaltsame Umsturzversuche als gotteslästerlich empfand, antwortete 1525 mit dem Pamphlet Wider die Mordischen und Reuberischen Rotten der Bawren. Im Mai desselben Jahres wurde in der Schlacht bei Frankenhausen am Fuße des Kyffhäusers einer der letzten großen Bauernaufstände blutig niedergeschlagen. Müntzer wurde gefangen genommen, gefoltert und hingerichtet.
Ein Audioguide führt in 30 Minuten durch das Gemälde, geht aber nicht auf alle Einzelheiten ein.
Natürlich war unser Aufenthalt in Bad Frankenhausen länger als gedacht, vor allem, weil die Stadtführung (inklusive zwei kleiner Posaunensoli) länger dauerte als angekündigt (aber nichts desto trotz informativ und kurzweilig war).
Danach fuhren wir in den Tierpark Clingen, den man aber getrost vergessen kann … ein weiterer Tierpark auf dieser Reise, der den Besuch nicht wert ist.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit (und wir auch nicht zu spät nach hause kommen wollten) fuhren wir nur noch nach Coburg, um uns den Bismarckturm anzuschauen. begehbar ist er nicht. Vor dem Turm befindet sich ein Regenbogenwald, mit dem Eltern an ihre verstorbenen Kinder erinnern.
Bad Frankenhausen
Panoramamuseum Bad Frankenhausen
Tierpark Clingen