7. Zooreise 2017 – Tag 2: Von Burgen und Höhlern … ein bisschen Porzellan und ein paar lebende Tiere (Archiv)

Das Frühstück war ein kleines Highlight. Eine große Auswahl, die uns leicht überforderte (neben dem Sortiment, das wir auch vom IBIS gewohnt waren, gab es noch viel mehr. Da erfreut es den Hotelgast, wenn er zwei Übernachtungen hat und zwei Frühstücke genießen kann. Das Personal war überfreundlich, was man vor allem im Umgang mit Kindern bemerkte.
Ziele dieses Tages sollten die Leuchtenburg Porzellanwelten, das Naturkundemuseum und der historische Höhler in Gera, sowie das Brauereimuseum in Altenburg sein. Auch mit dem Altenburger Naturkundemuseum liebäugelte ich.
Abgesehen vom Altenburger Naturkundemuseum wären alle anderen Sehenswürdigkeiten mit der ThüringenCard abgedeckt.

Wider erwarten war das Wetter besser als gedacht, nachdem es für grosgroße Teile Deutschlands Sturmwarnungen gab. Windig war es, aber die Sonne schien. Das wetter wechselte zwar im Laufe des Tages, aber wir hatten Glück und blieben vor größeren Unwettern verschont, auch wenn man Spuren am Straßenrand fand.
Die Leuchtenburg erwies sich als kleines Highlight. Porzellan kann sehr unterhaltsam sein und auch der Rest der Burg ist nicht langweilig.

Die Leuchtenburg ist eine Höhenburg bei Seitenroda in Thüringen. Die sanierte mittelalterliche Burganlage wird touristisch genutzt und beherbergt die Ausstellung Porzellanwelten Leuchtenburg, ein Museum und als Teil eines modernen Anbaus einen ins Tal hinausragenden begehbaren „Steg der Wünsche“. Die Burg gewährt auf einem weithin sichtbaren Bergkegel mit einer Höhe von 395 m ü. NN einen weiten Rundblick auf das Mittlere Saaletal sowie das Thüringer Holzland. Die Leuchtenburg gilt als „Königin des Saaletals“. In ihrer langen und wechselvollen Geschichte war die Burganlage mittelalterlicher Amtssitz, Armen- sowie Irren- und Zuchthaus und wird seit Ende des 19. Jahrhunderts touristisch genutzt. Seit 2007 befindet sie sich in Verwaltung der Stiftung Leuchtenburg.
Der Name der Burg geht auf den umgebenden lichten, nicht bewaldeten Berg zurück.
Am 15. April 1221 wurde die Burg das erste Mal urkundlich erwähnt, als Hartmann IV. von Lobdeburg-Leuchtenburg in Dornburg einen Rechtsstreit beilegte.
Neben der Lobdeburg wurde die Leuchtenburg zum wichtigsten Stützpunkt der Herren von Lobdeburg beim Vorstoß nach Südosten und zur oberen Saale. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg erheblich ausgebaut.
1313 mussten die Herren von Lobdeburg, die sich stark verschuldet hatten, die Burg an die Grafen von Schwarzburg verpfänden und sie 1333 endgültig an diese verkaufen. Nachdem die Schwarzburger durch die Thüringer Grafenfehde geschwächt waren, gelang es den Wettinern, die Burg 1392 zu erobern und im Leipziger Vertrag 1396 die Schwarzburger zu zwingen, die Burg endgültig an sie zu verkaufen.
Unter den Wettinern wurde die Burg Sitz eines Amtes zu Verwaltung der wettinischen Dörfer der Umgebung. 1489 wurde die Burgkapelle erstmals erwähnt. Nach der Niederlage des Kurfürsten Johann Friedrich der Großmütige im Schmalkaldischen Krieg 1547 diente die Burg als Zufluchtsort der Ehefrau und der Kinder des Kurfürsten. 1553 wurde der damals versiegte Burgbrunnen auf 80 m Tiefe erweitert und war damit der zweittiefste Brunnen in Thüringen zu damaliger Zeit.
Im Dreißigjährigen Krieg 1618–1648 war die Burg ein häufig genutzter Zufluchtsort.
1705 wurde die Verwaltung des Amtes nach Kahla verlegt. Ein Teil der Burg wurde dann als Zucht-, Armen- und Irrenhaus genutzt. Im Zuge der Landesteilungen unter den Ernestinern fiel die Burg 1724 an das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg und wurde als Zuchthaus genutzt, dann fiel die Leuchtenburg 1826 an Sachsen-Altenburg (später Freistaat Sachsen-Altenburg), bei dem es bis 1920 blieb.
Das Zuchthaus existierte bis 1871, als es aufgelöst wurde und die letzten Häftlinge nach Zeitz verlegt wurden. Danach diente ein Teil der Leuchtenburg vorübergehend als Hotel (1873–1951) und bis heute als Gaststätte. Seit 1906 beherbergt die Burg zudem ein Museum, das in mehreren Etappen vergrößert wurde. Die Sammlung des Kahlaer Geschichts- und Altertumsvereins wurde zunächst im Torhaus präsentiert, das Kreisheimatmuseum Leuchtenburg später in die Kernburg etabliert und ist seitdem dort von Bestand. Im April 2014 wurde der erste Teil der neuen Dauerausstellung Porzellanwelten Leuchtenburg eröffnet. Im März des darauffolgenden Jahres konnte die Ausstellung vollendet werden. Im Winter 1920/1921 diente die Burg Muck Lamberty und seiner „Neuen Schar“ als Wohn- und Arbeitsort. 1951 wurde anstelle des Hotels die Jugendherberge Geschwister Scholl eröffnet, die 1997 wegen nicht zeitgemäßer Ausstattung geschlossen wurde.
In den 1980er Jahren war die Leuchtenburg bei inneren Unruhen als Internierungslager für bis zu 600 Insassen geplant. Sie sollten in den Räumen der Jugendherberge, den Ausstellungsräumen und Kellern untergebracht werden. Im Haupthaus der Burg existierte eine Konspirative Wohnung für Treffs mit Inoffiziellen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit, im Dachgeschoss eine geheime Funkstation. Im Kriegsfall sollten auch „feindliche Ausländer“ auf der Burg interniert werden.
Als fiktive „Burg Schwanitz“ diente die Leuchtenburg im Jahr 2016 als Drehort im Fernsehfilm Der scheidende Schupo aus der Krimireihe Tatort.

Es werden sogar Tatort-Führungen angeboten.

2016 erhielt die Kapelle (Leuchtenburg) eine neue, moderne Innengestaltung nach Entwürfen des Libeskind–Schülers Michael Brown und wurde ökumenisch geweiht. Als Teil des Konzeptes Porzellanwelten Leuchtenburg ist die so genannte Porzellankirche mit einem Lamellen-Vorhang aus technischem Porzellan ausgestattet, der vom Boden bis zur Decke reicht. Mit der Kreuzwegsprozession und einem Passionsspiel am Karfreitag wird die Kirchentradition lebendig gehalten.

Therese, Luise und Eduard, 1810 (Leuchtenburg)

Im Rittersaal bekam ich aufgrund eines dort ausgestellten Gemäldes einen leichten Lachkrampf (oder einen heftigeren, jedenfalls sind auch Tränen geflossen):
Therese, Luise und Eduard … nun ja, das Kleid von Eduard war ja noch akzeptabel (?), aber die Schuhe…
Andere Gemälde sahen allerdings auch sehr ungeöhnlich aus, bei manchen Frauenbildnissen hätte es sich auch um als Frauen verkleidete Männer handeln können …

Die Porzellanwelten Leuchtenburg sind Teil des Ausstellungskonzeptes der Leuchtenburg. Die Ausstellung widmet sich der Geschichte des Porzellans und zeigt diese in künstlerisch inszenierten Welten.
Konzipiert wurde die Dauerausstellung im Auftrag der Stiftung Leuchtenburg im Rahmen der Neuausrichtung der Burganlage mit der Gründung der Stiftung im Jahr 2007. Das neue Konzept knüpft an die musealen Traditionen vor Ort an: schon in den 1980er Jahren stellte das Kreisheimatmuseum Leuchtenburg seine Sammlung Altthüringer Porzellane in der Burganlage aus. Darüber hinaus begründete sich die Entscheidung für das Porzellan mit der geografischen Nähe der Burganlage zu Thüringer Porzellanstandorten und ihrer Lage an der Thüringer Porzellanstraße. Somit verbindet die Konzeption der Porzellanwelten die Geschichte des Werkstoffs mit dessen Bedeutung für den Standort Thüringen in Vergangenheit und Gegenwart.
Inhaltlich spannt die Ausstellung den Bogen vom Ursprungsland China hin zu den Hochleistungskeramiken des 21. Jahrhunderts. Erklärtes Ziel der Ausstellung ist es, den Besuchern das ihnen vertraute Material, das sie in ihrem Alltag begleitet, bewusst zu machen und sie dazu anzuregen dieses neu wahrzunehmen. Die Ausstellung versteht sich als Zeitreise durch die Geschichte des Porzellans, erzählt in den Welten „das Fremde“, „das Rätsel“, „das Kostbare“ und „das Alltägliche“, denen der Auftakt „der Prolog“ vorangestellt ist. Konzeptionell zur Seite steht dieser Zeitreise das „Archiv und der Steg der Wünsche“.
Für die Ausstellung wurden zwei Rekorde in Porzellan geschaffen: das größte und kleinste Porzellanobjekt. So steht der nur wenigen Millimeter großen Teekanne aus Porzellan ARURA – der mit 8 Metern größten Vase der Welt von Künstler Alim Pasht-Han – gegenüber.

Wir hatten uns zwar Audioguides ausgeliehen, aber nur am Anfang machten wir Gebrauch davon. Zwischenzeitlich stürmte es auch stark und es regnete. Zwar waren wir meistens im trockenen, aber so blieb uns die schöne Aussicht vom Bergfried verwehrt.
Vielleicht schaffen wir im nächsten Jahr einen weiteren Besuch (vielleicht in Verbindung einer Tatort-Führung).

Nach der Leuchtenburg in Seitenroda fuhren wir zurück nach Gera, wo uns Sonnenschein erwartete, auch wenn es kalt war.
Ziel war das Naturkundemuseum, dass wir nur nach längerem suchen fanden (vielleicht lag es auch daran, dass die falsche Adresse im Navi eingegeben war).
Das Museum für Naturkunde in Gera ist eines von vier städtischen Museen der Stadt. Es befindet sich im Schreiberschen Haus auf dem Nicolaiberg in der östlichen Altstadt, unmittelbar neben der Salvatorkirche.
Das Schreibersche Haus wurde in den Jahren 1686 bis 1688 durch den Leipziger Kaufmann Gottfried Perner errichtet. Es erhielt seinen Namen nach der Familie Schreiber, die es von 1716 bis 1847 bewohnte. Bekannt wurde es vor allem dadurch, dass es als einziges Wohnhaus der Stadt den Geraer Stadtbrand vom 18. September 1780 überstand. Nach 1847 war es im Besitz der Stadt und wurde unter anderem als Gerichtshaus und Schule genutzt, seit 1947 schließlich als Museum. Zunächst war es Ausweichquartier für die Ausstellungen des kriegszerstörten Stadtmuseums, nach dessen Wiedereinrichtung in den Jahren 1951 bis 1956 wurde es zum Naturkundemuseum umgestaltet.
Als Naturkundemuseum beschäftigt das Museum sich vorwiegend mit den Lebewesen sowie der Geologie von Gera und der Region Ostthüringen.
Derzeit sind zwei Sonderausstellungen zu sehen:
„Exotische Früchte auf einem Wochenmarkt“ (bis 28.01.2017)
Exotische Früchte werden durch die weltweite Vernetzung der Märkte schon lange nicht mehr als fremdartig empfunden. Die meisten haben einen weiten Weg aus den Tropen und Subtropen hinter sich. Aber auch Früchte aus den gemäßigten und kühleren Klimazonen finden sich darunter, manche mit einem Sortenreichtum, der mit dem unserer Äpfel vergleichbar ist.
Dank einzigartiger Präparate können in der Ausstellung auch extrem seltene und in Europa weitgehend unbekannte Früchte vorgestellt werden. Andere sind von bezaubernder Schönheit, manche von beeindruckender Monströsität. Die Nachzucht kleiner Pflänzchen aus den Samen frisch verzehrter Früchte erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
Die Präsentation informiert über die biologischen, kulinarischen, ökologischen und ökonomischen Besonderheiten von exotischem Obst. Nicht immer ist die Ökobilanz eines einheimischen Produktes günstiger als die des Importes. Unbestritten ist die ernährungsphysiologische Bereicherung unserer Nahrung durch exotische Früchte. Es ist eine Entdeckungsreise zu den „Weltmeistern an Größe“, den „Wahren Schönheiten“, den „Himmlischen im Geschmack“ und den „Höllischen“, was ihren Geruch angeht.
Die Ausstellungsmacher aus dem Pfalzmuseums für Naturkunde in Bad Dürkheim haben sich mit viel Sachkenntnis, präparatorischem Können und vor allem großer Begeisterung der besonderen Aufgabe gestellt, den Besucher in die unglaubliche Vielfalt genutzter und auch sehr leckerer Fruchtarten zu entführen. Neben Brotfrucht, Stinkfrucht, Süß- und Sauersack sind auch Arten von heimischen Marktständen vertreten: die breite Palette von Zitrusfrüchten, Avocado, Mango und vieles mehr. Entstanden ist eine außergewöhnliche Ausstellung, die nicht nur einen Hauch von Exotik vermittelt. Die Präparatorin, Frau Silke John, schuf ca. 1.000 einzigartige Nachbildungen bekannter und völlig unbekannter exotischer Früchte, die der Natur zum Verwechseln ähnlich sind.
Für diesen überwältigenden Eindruck waren die Spezialkenntnisse von komplizierten Abformverfahren erforderlich. Voraussetzung waren in jedem Fall Früchte in hervorragender Qualität, die oftmals direkt aus den Anbauländern per Flugzeug nach Deutschland gebracht werden mussten. Deren Äußeres wurde anhand von Farbrezepten und vielen Fotos festgehalten. Erst dann entstanden die teilweise sehr komplizierten, mehrteiligen Negativ-Formen der vergänglichen Früchte. Für den Positiv-Ausguss fanden dauerhaft haltbare Materialien wie Dentalgips oder eingefärbtes Kunstharz Verwendung. Anschließend erfolgte die endgültige Farbgebung mit Airbrushgerät und Pinsel nach den angefertigten Farbrezepten. Die Genauigkeit der Abformung, sowie die Feinheit der Bemalung geben dem Betrachter die Illusion von frischen exotischen Früchten. Kein Besucher ahnt, dass dafür fünf Jahre intensive Arbeit einer Präparatorin erforderlich waren.

(http://www.gera.de)
„TITAN – ein besonderes Metall und seine Minerale“ (bis 07.01.2018)
Das Metall Titan gehört zu den 10 häufigsten in der Erdkruste der Kontinente vorkommenden chemischen Elemente. Hauptvorkommen befinden sich in Australien, im Ural, in Skandinavien, Nordamerika und in Malaysia. Es verfügt mit seiner geringen Dichte, hohen Festigkeit, als auch Korrosions- und Temperaturbeständigkeit über besondere Eigenschaften. Daher findet Titan vielfältige Verwendung bei Schmuck und Brillengestellen, bei hoch beanspruchten Konstruktionsteilen von Schiffen, Flugzeugen und Raumschiffen und für spezielle medizinische Implantate. In reiner elementarer Form kann man Titan jedoch nur höchst selten finden, sondern lediglich aus Mineralen, die Titan enthalten, gewinnen. Der nötige Herstellungsprozess ist sehr aufwändig und ein Grund für den hohen Preis. Die Kabinettausstellung zeigt eine Auswahl von attraktiv auskristallisierten titanhaltigen Mineralen von diversen Fundstellen der Erde. Die ca. 80 Exponate stammen aus der mineralogischen Sammlung des Museums für Naturkunde Gera und aus einer privaten Sammlung. Darunter befinden sich Minerale wie Rutil und Ilmenit, die wegen ihrer Häufigkeit als Titanerz abgebaut werden. Unter anderen sind ein gewaltiger Rutil-Einzelkristall aus Georgia / USA und haarförmige Kristall-Nadeln desselben Minerals aus Novo Horizonte / Brasilien zu sehen. Darüber hinaus werden aber auch recht seltene Titanminerale wie Benitoit, Neptunit und Joaquinit-(Ce) gezeigt, die nur an wenigen Fundstellen des Planeten vorkommen und von wissenschaftlichem und sammlerischem Interesse sind. Die Exemplare in der Ausstellung stammen von der weltbekannten Dallas Gem Mine in Kalifornien / USA. Ergänzend dazu ist natürlich auch ein Stück 99,995 % reines Titan vorhanden, das nach dem Van-Arkel-de-Boer-Verfahren gewonnen wurde.
(http://www.gera.de)
Den interessantesten Teil des Naturkundemuseums bilden die Historischen Höhler, die man allerdings nur im Rahmen einer Führung besichtigen kann. Der Preis der Führung ist nicht im Eintrittspreis des Naturkundemuseums enthalten, man kann auch nur einer Höhlerführung beiwohnen. Die Höhler ist sowohl vom Museum, als auch durch einen separaten Eingang zu betreten. Mit der ThüringenCard ist aber sowohl Naturkundemuseum, als auch Höhler abgedeckt.

Die Geraer Höhler sind ein System von künstlich angelegten Hohlräumen unter fast allen Häusern der Altstadt von Gera, die früher zur Lagerung von Bier genutzt wurden. Auch in anderen Städten Mitteldeutschlands (z. B. in Altenburg, Zeitz, Glauchau, Crimmitschau und Eilenburg) gibt es unterirdische Bierlagerstollen, jedoch wurden nur diejenigen in Gera als „Höhler“ bezeichnet.
Schon im ältesten überlieferten Stadtrecht von Gera aus dem Jahr 1487 war das Braurecht genau geregelt – das Brau- und Schankrecht stand jedem zu, der in Gera ein Haus besaß. Wörtlich heißt es: Item niemandt magk brauen noch schenken, er sey dan ein burger oder burgerin und hab ein eigen haus. Doch wurde bis ins 16. Jahrhundert in der Gegend von Gera in erster Linie Weinbau betrieben, woran u. a. noch der Weinberg bei Untermhaus erinnert. Durch verschiedene Gründe – u. a. Klimaveränderungen – wich der Wein jedoch etwa ab 1600 dem Hopfenanbau. Dadurch wuchsen die Anforderungen an die Bierbrauer. Die kleinen Keller unter den schmalen Häusern der Altstadt waren nicht groß und auch nicht kühl genug, um das Bier optimal zu lagern. Darum baute man „Keller unter den Kellern“ – sogenannte Höhler.
Bis 1656 wurde in 99 Häusern gebraut, im Jahre 1853 hatten 221 Häuser das Brau- und Schankrecht. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden 230 Höhler geschaffen.
Die Höhler wurden professionell durch Bergleute errichtet, was zum Teil ebenfalls den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen dieser Zeit geschuldet ist. Die geringen Kupfer- und Silbervorkommen des Geraer Raumes, wo seit dem Mittelalter Bergbau betrieben wurde, waren im 17. Jahrhundert so gut wie ausgebeutet. Der Bau der Höhler bot den Bergleuten eine neue Arbeitsmöglichkeit.
In ganz Gera entstanden so Höhler mit einer Gesamtlänge von neun Kilometern. In der Regel liegen sie fünf bis acht, manchmal auch bis zu zehn Meter unter der Erde. Teilweise bestehen auch zwei Sohlen übereinander.
Vor der Industrialisierung waren die Höhler für das Geraer Brauwesen unabdingbar. Nach dem großen Stadtbrand von 1780 verzichtete man auf eine grundlegende Neugestaltung der Stadt, sondern behielt die alte Aufteilung der Straßenzüge und Grundstücke im Wesentlichen bei – u. a. aus dem Grund, dass die Zuschüttung von Höhlern aus wirtschaftlicher Sicht unvertretbar gewesen wäre.
Im Zweiten Weltkrieg erhielten die Höhler eine neue Bedeutung als Luftschutzkeller. Zu diesem Zweck wurden viele Höhler – die bislang alle nur vom Haus aus erreichbar gewesen waren – durch neue Tunnel miteinander verbunden. Im Zuge der nationalsozialistischen Kriegsplanungen war schon 1935 damit begonnen worden, die Höhler auf ihre Tauglichkeit als Luftschutzbunker zu prüfen und zu optimieren.
Nachdem zwischen 1976 und 1978 von der Bergsicherung Ronneburg eine grundlegende Vermessung des Höhlersystems durchgeführt worden war, erfolgte von 1986 bis 1989 der Ausbau von zehn Höhlern mit einer Gesamtlänge von 250 Metern zum Museum. Ihnen angegliedert ist heute der Höhler Nr. 188 als Außenstelle des Naturkundemuseums mit einer Ausstellung zur Mineralienwelt Ostthüringens.
Ein weiterer Höhler, der sich unter dem Geraer Rathaus befindet, ist ebenfalls öffentlich zugänglich – hier ist seit 1973 das Kabarett Fettnäppchen untergebracht.
Touristisch gesehen mag Gera nicht viel zu bieten haben, aber die Höhler sind wohl einzigartig (und die Führung absolut empfehlenswert)
Für einen Besuch in Altenburg fehlte uns die Zeit, da wir um 18 Uhr im Großen Haus in Gera das Musical Jekyll & Hyde sehen mussten. Aber etwas Entspannung vom Tag und vor dem Theater hat uns auch nicht geschadet.
Jekyll & Hyde ist kein neueres Musical, aber eines, das ich schon seit längerem sehen wollte, aber noch nie gesehen habe. Das Ensemble in Gera hatte zwar keine großen Namen im Programm (jedenfalls war mir keiner bekannt), aber es war eine gute, sehenswerte Inszenierung.
Nach dem Theater waren wir wieder im Klimperkasten, allerdings nur kurz, da wir eine Stunde vor Schließung da waren (und der Klimperkasten, anders als es die Öffnungszeiten auf der Homepage angaben, bereits um 22 Uhr schloss). Immerhin haben wir noch was zu essen bekommen, wenn auch keine Nachspeise. Und das Bier haben wir auch nicht ausgetrunken, das Pale Ale von Köstritzer war nicht unser Geschmack. Das Red Lager, das wir am Vortag getrunken hatten (ebenfalls von Köstritzer) dagegen, war echt lecker. Geschmäcker sind eben verschieden und das Pale Ale war uns zu herb/bitter.
Den Rest des Abends verbrachten wir dann im Hotelzimmer.

Die einzigen lebenden Tiere an diesem Tag waren Ziegen (an der Leuchtenburg) und Aquarienfische (Guppys, Salmler, Harnischwelse) und Brandmäuse im Naturkundemuseum in Gera.

Leuchtenburg
Museum für Naturkunde, Gera
Historische Höhler, Gera

Noch ein kleiner Hinweis zur ThüringenCard:
Im Laufe dieses Jahres haben wir folgende Attraktionen/Sehenswürdigkeiten mit der ThüringenCard besucht:
Nautiland Sonneberg: 6,50 €
Haus der Natur, Goldisthal: 4 €
Tierpark Gotha: 6 €
Besucherbergwerk Finstertal, Schmalkalden: 3 €
Besucherbergwerk Hühn, Brotterode-Trusetal 6,50 €
Leuchtenberg Porzellanwelten 12 €
Museum für Naturkunde, Gera 5 €
Historische Höhler, Gera 5 €
48 € hätten wir gezahlt, 38 € haben wir für die ThüringenCard gezahlt, das ist immerhin eine Ersparnis von 10 €.
Natürlich hätten wir einiges ohne die ThüringenCard nie angesehen (weil wir von deren Existenz nichts wussten).
So entdeckt man Thüringen …

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