(Erstveröffentlichung am 4. Oktober 2017)
So schön der erste Tag auch war, am zweiten Tag regnete es. Nicht schlimm und ein Ende war abzusehen, aber etwas verleidete es doch die Tagesplanung. Zoomässig stand nur der Zoo in Leipzig auf dem Programm, und nachdem alle Schlechtwetteralternativen erst ab 10 Uhr möglich waren (Naturkundemuseum, Stadtrundfahrten, Führungen …) blieb es auch erst einmal beim Zoobesuch. Gondwanaland ist zumindest auch bei schlechtem Wetter besuchenswert und es sollte ja mit dem Regen aufhören.
Nach dem Zoo war noch eine Stadtbesichtigung geplant, aber mir war klar, dass wir, sobald wir im Zoo waren, auch nichts anderes mehr tun würden. Zumindest was das Aufsuchen touristischer Attraktionen anbelangte.
Zuvor würde aber gefrühstückt. Normalerweise ist das nicht der Rede wert, große Unterschiede gibt es bei Ibisfrühstücken kaum, allerdings waren die Tassen für den Specialkaffeautomaten zu klein, da passte keine Milch oder Sirup hinein und beim Cappuccino wurde die Tasse mehr als voll, also wichen wir auf den normalen Kaffeeautomaten aus, da war noch viel Platz für mehr als Kaffee. Und ich hab gerne mehr Milch in meiner Tasse (und diversen Sirups bin ich auch nicht abgeneigt)
Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum Zoo, zu Fuß, da der Weg vom Hotel nicht weit war.
Im Zoo hielten wir uns lange im Aquarium und Gondwanaland auf und als wir Gondwanaland verließen hatte es zum Regnen aufgehört.
Der Rest des Tages blieb trocken, aber es war tatsächlich nicht nviel Zeit für andere Aktivitäten. Es war fast halb fünf als wir den Zoo verließen. Zu spät für größere Unternehmungen, zu früh zum Abendessen. Wären wir alleine gewesen hätten wir uns aufs Hotelzimmer zurück gezogen, aber mit Begleitung entschieden wir uns für Kaffeetrinken.
Wahl eins war das Cafe Lukas in den Höfen am Brühl. Nachdem wir aber Spatzen im Verkaufsraum beziehungsweise bei den Sitzplätzen entdeckten entschieden wir uns anders. Nichts gegen Spatzen, aber in einem geschlossenen Raum finde ich das doch merkwürdig.
Schliesslich landeten wir im Cafe Central. Der Kaffee war lecker und wir aßen Leipziger Lerchen…allerdings war das Besteck nicht sonderlich sauber und Löffel zum Kaffee gab es erst auf Anfrage.
Als Leipziger Lerchen wurde ein früher sehr bekanntes Gericht aus Feldlerchen bezeichnet, die jeden Herbst in der Region um Leipzig gefangen wurden. Meistens wurden die Vögel im Ganzen gebraten, lediglich der Magen wurde vorher entfernt. Mitunter wurden sie auch als Pastete zubereitet. Ebenfalls üblich war es, die Eingeweide der Lerchen klein zu hacken, zu würzen und diese Masse auf Weißbrot zu essen.
Die bei Leipzig gefangenen Lerchen galten als besonders gut genährt und schmackhaft und wurden bis ins Ausland verschickt. Im Brockhaus von 1838 heißt es: „Auch um Wittenberg, Halle, Colditz, Grimma, Weimar, wo es große Haferfelder gibt, werden viele gefangen und als Leipziger verschickt, welche letztere aber an Feinheit des Geschmackes jene übertreffen. Als Grund dafür wird angeführt, daß sie sich insbesondere von Feldknoblauch nähren, der um Leipzig häufig ist.“
In Sachsen wurde der Lerchenfang 1876 offiziell verboten. Trotzdem wurden auch weiterhin Lerchen gegessen.
Natürlich haben wir keine echten Lerchen gegessen. Es gibt ein Gebäck, das ebenfalls als Leipziger Lerche bekannt ist und nach dem offiziellen Verbot des Vogelfangs im Stadtgebiet 1876 erfunden wurde. Es handelt sich um eine Variante des Makronentörtchens, das aus Mürbeteig besteht und mit einer Masse aus Marzipan und Marmelade gefüllt ist. Verziert ist es mit zwei überkreuzten Teigstreifen. Der Begriff Leipziger Lerche ist seit 2004 durch den Landesinnungsverband Saxonia geschützt.
Dasas Gebäck gilt als Ersatz für die nicht mehr zubereiteten Singvögel. „Zwar ist es nicht eindeutig belegt, aber vieles spricht dafür, daß der erste Anstoß für ein entsprechendes Süßgebäck von den Leipziger Bäckern ausging, die die Lerchen für die Frachtfuhrleute bislang in ihren Backöfen gebacken hatten. (…) Auch wenn die Form im Laufe der Jahre zunehmend vereinfacht wurde, sollen sich Name und Gebäck nun schon über 100 Jahre erhalten haben.“ Die überkreuzten Teigstreifen ahmen die Bänder nach, mit denen die gefüllten Vögel seinerzeit zugebunden wurden.
Ich bin zwar kein großer Freund von Marzipan, aber die Lerchen haben mir auch geschmeckt.
Verwirrend war, dass wir sie abgepackt in Plastikfolie auf dem Teller serviert bekamen.
Danach gingen wir doch noch ins Hotel um später durch die Umgebung zu laufen, auf der Suche nach einem netten Restaurant. Das erwies sich als gar nicht so leicht, da man kaum einen Platz ohne Reservierung bekam. Von München bin ich das so nicht gewohnt. Erst im barfusz im Barfußgässchen bekamen wir einen Platz. Die Wahl war nicht schlecht, auch wenn wir bei unserem ersten Getränk ins Klo griffen. Wfür das barfusz natürlich nichts kann. Manch einer mag das anders sehen aber ein große war für uns keine geschmackliche Erleuchtung.
Die Gose stellt einen eigenen, alten Biertyp dar, der eine gewisse Ähnlichkeit sowohl mit Berliner Weiße, als auch mit belgischen Lambicbieren und deren Spezialform, der Geuze, aufweist. Gose entstand früher, wie die meisten Biere, durch Spontangärung. Heute wird die obergärige Brauart verwendet, wobei neben der alkoholischen noch eine bakterielle Milchsäuregärung stattfindet, die zu dem typischen säuerlichen Geschmack führt. Eine weitere Eigenart besteht in dem Zusatz von Kochsalz und Koriander.
Nun ja, ein Bier, das anders als alle uns bisher bekannten Biere schmeckte und durchaus als leicht widerlich bezeichnet werden kann. Jedenfalls aus unserer Sicht.
Jedenfalls haben wir an diesem Tag zwei sehr unterschiedliche Leipziger Spezialitäten probiert. Eine weitere Spezialität, das Leipziger Allerlei, habe ich weder in Leo’s Brasserie, noch beim barfusz auf der Speisekarte gesehen.
Nachdem wir lecker gegessen hatten (ich hatte schon wieder einen Burger, diesmal aber in einer passenden Größe) machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel, vorbei an der alten Handelsbörse.
Die Alte Handelsbörse ist Leipzigs ältestes Versammlungsgebäude der Kaufmannschaft und eines der ältesten Barockbauwerke der Stadt.
Der Beschluss zum Bau ging am 6. Mai 1678 von 30 Großkaufleuten aus, nachdem es zur Tradition geworden war, sich zum Abschluss großer Geschäfte in einem neutralen Raum zu treffen und diese zu besiegeln. Noch im selben Monat, am 30. Mai wurde mit dem Bau auf dem Naschmarkt begonnen.
Der Entwurf der Alten Börse weist in vielen Details Parallelen zum Palais im Großen Garten und dem Lusthaus im Italienischen Garten in Dresden auf. Der Entwurf des Gebäudes stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von Johann Georg Starcke, dem Oberlandbaumeister des Oberbauamtes am Hofes Johann Georg II. in Dresden. Zur Gestaltung des Innenraumes wurden offenbar keine Entwürfe beauftragt. An der Ausführung des Gebäudes waren neben dem Leipziger Ratsmaurermeister Christian Richter unter anderem die Steinmetze Andreas Junghans aus Rochlitz, Hans Caspar Beck aus Laucha und Melchior Bock aus Zeitz, sowie der Zimmerermeister Christian Schmied beteiligt. Bereits 1679 wurde das im Rohbau fertiggestellte Gebäude erstmals in Benutzung genommen. Vollständig fertiggestellt wurde die Alte Handelsbörse jedoch erst im Jahre 1687.
Der Zusatz „Alte“ Handelsbörse wurde erst ab 1886 notwendig, als am Tröndlinring die Neue Börse eingeweiht wurde.