4. Zooreise 2022 – Tag 9: Halberstadt und Hitze

Normalerweise ist der neunte Tag der Tag der Rückreise, spätestens, doch in diesem Urlaub war es anders. Tag 9 war der Abschluss unserer Musicalreise. Den krönenden Abschluss sollte REBECCA auf dem Magdeburger Domplatz darstellen. Dazu mussten wir aber erst von Hildesheim nach Magdeburg.
Ursprünglich waren Besuche in Blankenburg (Heimberg, Regenstein), Thale (Teufelsmauer/Hexentanzplatz) und Halberstadt (Höhlenwohnungen, Tierpark, Orgel) geplant … und Temperaturen bis zu 35 Grad vorhergesagt.
Ich hatte aber keine Lust unbekanntes Terrain bei größter Hitze zu erkunden, weshalb ich einige Ziele einfach auf einen anderen Besuch vertagt habe.
Im Endeffekt haben wir dann den Zoo in Hannover besucht, die Höhlenwohnungen in der Nähe von Halberstadt, das John Cage Orgelprojekt in Halberstadt und den Zoo in Magdeburg.

Den Zoo Hannover habe ich nur besuchen wollen, weil ich dachte, dass das Zoologicum, die derzeitige Groß-Baustelle bereits fertig ist, was aber nicht der Fall war. Aber auch sonst war der Besuch schön, auch wenn wir erst gestern einen anderen Blick auf den Zoo geworfen hatten. Auf dem Sambesi sind wir nicht gefahren, da war uns die Schlange zu lang.

Danach fuhren wir Richtung Halberstadt, um uns Höhlenwohnungen anzusehen.
Auf die Höhlenwohnungen bin ich durch eine Folge der sehr unterhaltsamen Serie „Alles Clara“ (Picknick mit Leiche) aufmerksam geworden. Dort gab es einen Toten in einer der Höhlenwohnungen.

Höhlenwohnungen Halberstadt

Als Höhlenwohnungen werden zwölf Höhlenwohnungen im zur Stadt Halberstadt gehörenden Ortsteil Langenstein bezeichnet.
Zwei der Wohnungen befinden sich im Bereich der ehemaligen Altenburg, die anderen zehn Wohnungen liegen am Schäferberg. Hier sind einige Wohnungen in Form eines Straßenzuges angelegt. Im unteren Bereich des Ortes befinden sich zusätzlich einige Felsenkeller in der Bahnhofstraße in der Nähe des Goldbachs.
Die ersten beiden Höhlenwohnungen entstanden nach der Aufgabe der Altenburg. Zwei im Bereich der Burg bestehende Höhlen wurden zu Wohnungen ausgebaut. Eine erste Wohnung bestand hier seit 1787. In der Zeit von 1855 bis 1858 wurden dann zehn Wohnungen in den Sandsteinfelsen am Schäferberg gehauen. In Langenstein bestand eine erhebliche Wohnungsnot. Mehrere junge Familien aus Langenstein und aus dem Raum Goslar stammende Arbeiter des Gutes benötigten dringend Wohnraum. Eine Bitte des Dorfschulzen Hinze an den Landrat Gustav von Gustedt, die Gemeinde bei der Schaffung von Wohnraum zu unterstützen, wurde abgelehnt. Der Gemeinderat entschied darauf hin, dass die Möglichkeit zur Schaffung von Höhlenwohnungen gegeben werden soll. Den Bauwilligen wurden die Felswände für jeweils acht Groschen verkauft.
Die Arbeiten wurden durch die Wohnungssuchenden mit Hammer, Spitzhacke und Meißel ausgeführt und dauerten zwischen zwei und fünf Monaten. Die kleinen, etwa 30 m² großen Wohnungen hatten ähnliche Zuschnitte und verfügten jeweils über Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer und einen Vorratsraum. Durch den Felsen nach oben führen Schornsteine, unter denen sich ursprünglich gemauerte Herde befanden. Einzige benötigte Baumaterialien waren jeweils eine Tür und ein Fenster. Die Trennwände zwischen den Räumen wurde von stehen gebliebenem Fels gebildet. Natürliches Licht hatten nur die vorderen Räume. Spalte über den Türen und die Schornsteine sollten eine Luftzirkulation ermöglichen, die das Entstehen von Schimmel und Feuchtigkeit an den Wänden verhindern sollte.
Oberhalb der Höhlen lagen Weideflächen. Durch die Beweidung mit Schafen und Ziegen sollte eine Verbuschung und Baumbewuchs unterbunden werden. Es gab den Spottvers: In Langenstein, in Langenstein, da schieten de Schaape in Schornstien rein!
Eine der Wohnungen wird als Schmidthöhle bezeichnet. Links des Eingangs befindet sich eine Gedenktafel mit den Lebensdaten der Eheleute Karoline (1825–1909) und Ludwig Schmidt (1829–1910), die hier lebten. Ludwig Schmidt war als Drehorgel-Spieler tätig.
Die Nutzung der Höhlenwohnungen zu Wohnzwecken wurde im Wesentlichen zwischen 1900 und 1910 aufgegeben. Zum Teil wurde die Nutzung als Wohnung bereits vorher beendet und kleine Häuser vor die Höhlen gesetzt, die dann noch als Stall oder Vorratsraum dienten. Die letzte Wohnung wurde 1916 aufgegeben. Noch bis in die Zeit um 1990 dauerten die Nutzungen als Tierställe oder Vorratskeller an.
Durch das Engagement des Vereins Langensteiner Höhlenwohnungen e.V. wurden nach 1990 einige der ehemaligen Wohnungen hergerichtet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Wir waren nicht die einzigen Besucher, was ich eigentlich nicht erwartet hätte. Aber die Höhlenwohnungen scheinen auch für andere reizvoll gewesen zu sein (und angenehm kühl waren sie auch)

St. Buchardi, Halberstadt

Danach fuhren wir nach Halberstaft genauer gesagt in die St. Buchardi Kirche um uns dort das John Cage Projekt ASLAP anzusehen und anzuhören.
ORGAN²/ASLSP ist ein Musikstück für Orgel von John Cage aus dem Jahr 1987. Die Abkürzung ASLSP steht für as slow as possible und ist die Anweisung, die vierseitige Partitur so langsam wie möglich zu spielen. Bei der Uraufführung am 21. November 1987 in Metz spielte der Organist Gerd Zacher das Orgelstück in einer Länge von etwas über 29 Minuten. Neuere CD-Einspielungen erschienen von Hans-Ola Ericsson, Christoph Bossert und Dominik Susteck.
Seit dem Jahr 2001 wird es in der Sankt-Burchardi-Kirche in Halberstadt als langsamstes und längstandauerndes Orgelstück der Welt in einer Gesamtlänge von 639 Jahren aufgeführt, der zufolge sich das Projekt als ein Versprechen in die Zukunft versteht und dementsprechend auch als musikalisches Langzeitexperiment gelten kann.
Das Projekt wird von der eigens dafür gegründeten und rein ehrenamtlich arbeitenden John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt getragen und finanziert. Die nicht renovierte und lediglich gesicherte Buchardikirche ist angeblich ein idealer Ort für das Konzert. Sie soll auch in diesem Zustand bleiben.
Da die John-Cage-Orgel-Stiftung keine institutionelle Förderung bekommt, ist sie auf Spenden angewiesen. In der Kirche können an einem Stahlband für jedes Aufführungsjahr sogenannte Klangtafeln angebracht werden. Jeder Spender und jede Spendergruppe, die mindestens 1200 EUR spenden, können sich eine Tafel zuteilen lassen und einen Text vorgeben.
Die Orgel ist eher unspektakulär (was sich vielleicht in ein paar Jahrzehnten ändern wird) und auch die zu hörenden Töne haben eher etwas sphärisches, nerviges, je länger man zuhört.
Nun ja … jetzt haben wir es gehört, jedenfalls einen Teil davon … den Rest werden wir wohl auch nicht mehr hören, und Fans des Projekts werden wir auch nicht. Man muss sich wohl für Kunst dieser Art interessieren.

Baumstachler (Zoo Magdeburg)

Auf den Tierpark in Halberstadt haben wir verzichtet, wir entschieden uns für den Zoo in Magdeburg. Ich hatte zwar befürchtet, dass der Andrang im Zoo groß war, aber es war das Gegenteil der Fall. Es war fast nichts los … aber vielleicht sind einfach Temperaturen über 30 Grad nicht für einen Zoobesuch geeignet. In Hannover war es am Morgen noch erträglich, aber der nachmittägliche Besuch im Magdeburger Zoo war auch für uns grenzwertig. Und interessante Tierbeobachtungen kann man auch nicht machen, weil die meisten Tiere auch nur rumlagen, sofern man sie überhaupt gesehen hat.

Gegessen haben wir im Magdeburger Wenzel, immerhin war dieser voll und auch die Aufführung von Rebecca war gut besucht. Unseren Befürchtungen zum Trotz wehte ein angenehmes Lüftchen, so dass es nicht ganz so heiß wirkte.
Die Aufführung war großartig, Teile der Bühne bestanden aus Wasser und die Bühne war beweglich wie ein Baukasten. Das Wasser wurde auch genutzt, manchmal sinnvoll (bei einem Bootsunglück) oder zweckfrei (bei einer Gerichtsverhandlung). Der Magdeburger Dom sorgte für eine stimmungsvolle Umgebung.
Aber Rebecca ist nach wie vor eines der besten deutschen Musicals … jedenfalls meiner Meinung nach und auch gut für Open Air Aufführungen geeignet. Manderley MUSS brennen.

ORGAN²/ASLSP
Erlebniszoo Hannover
Zoo Magdeburg

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