(Erstveröffentlichung am 19. August 2013)
Als Kind verbrachte ich die Ferien (jedenfalls größtenteils, Ausnahmen bestätigen die Regel) in Italien, am Meer. Als Erwachsener wurde der Urlaub rar und das größte der Gefühle, neben kleineren Abstechern nach Italien war Thailand und Schweden (und Prag 2007).
Und dann fingen die Zooreisen an. Dabei merkt man auch, wie schön Deutschland (und die angrenzenden Länder) sein kann. Vor kurzem habe ich im Radio gehört, dass man mindestens einmal nach Ostdeutschland fahren sollte. Ich finde, dass Ostdeutschland (wie eigentlich viele andere Orte Deutschlands) mehr als einmal besucht werden sollten. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne so nah ist.
Groupon erleichtert die Zielsuche, vor allem, wenn man es macht wie ich. Hotel suchen, Gutschein kaufen und Reise planen. Viele Angebote führen in den Osten und im Osten gibt es eine Menge Tierparks, große und viele kleine, die zu DDR-Zeiten als Heimattiergarten gegründet wurden. In wie weit diese sehenswert sind steht auf einem anderen Papier, aber neben den Zoos bietet die Gegend durchaus die eine oder andere Sehenswürdigkeit.
Ziel im August war Gohrisch, bzw. der Ortsteil Cunnersdorf.
Cunnersdorf liegt in einer Talmulde des Cunnersdorfer Baches in einer Höhenlage zwischen 270 und 320 m ü. NN und ist von ausgedehnten Wäldern umgeben, dazu gibt es mehrere gemütliche Gaststätten, eine Bowlingbahn, ein Naturlehrpfad und das Waldbad Cunnersdorf mit Breitrutsche, Wasserpilz und Kinderspielplatz. Das Waldbad haben wir nicht gesehen, aber wir waren ja auch nur zum Übernachten (und Essen) in Cunnersdorf und haben die Umgebung nur von der Straße aus gesehen.
Wer sich näher mit den Sehenswürdigkeiten der Sächsischen Schweiz beschäftigen will, ist hier besser beraten.
Der Beutelwolf-Blog ist kein Reisemagazin und alles was nicht mit Wildparks, Tiergärten und Zoos im Zusammenhang steht, wird hier nur stiefmütterlich behandelt.
Donnerstag morgen ging es los. Der Wetterbericht hatte gutes Wetter vorhergesagt und während der gesamten Reise blieb das Wetter gut. Ich hätte mir etwas mehr Wolken gewünscht, zum Fotografieren war das Wetter zu schön, aber ich bin mit der Ausbeute zufrieden. Aber alles der Reihe nach.
Unser erstes Ziel war Aue, der Zoo der Minis. Ein kleiner, aber feiner Zoo, der seine Schwächen hat, aber auch sehr schöne Fleckchen. Ursprünglich sollte der Zoo bereits im letzten Jahr Teil einer Zooreise sein (siehe hier), aber es kam anders als gedacht. 2013 hat es dann doch geklappt.
Nach einem Zwischenaufenthalt beim McD (unser üblicher Essenslieferant bei unseren Zooreisen) ging es weiter nach Dresden. Den Zoo dort hatten wir im letzten Jahr unter weniger schönen Bedingungen besucht (es regnete), diesmal war es schöner und die Besucher zahlreicher. Das erste Highlight waren noch sehr kleine Teichhühner, die unseren Weg kreuzten. Daneben hat man seine Lieblinge, auf die man sich besonders freut und natürlich ist die Freude größer, wenn man die Tiere dann auch zu Gesicht bekommt, was nicht immer der Fall ist. Gürteltier, Kleinkantschil und Tamandua sind für uns interessanter als Elefanten, Giraffen oder Löwen, obwohl die Löwensavanne in Dresden eine interessante Architektur aufweist.
Im letzten Jahr waren wir zu früh im Zoo und haben das Aquarium/Terrarium nicht gesehen, das haben wir diesmal nachgeholt, aber Begeisterungsstürme rief es bei uns nicht hervor.
Es war aber nicht verkehrt, dem Zoo eine zweite Chance zu geben. Im letzten Jahr war ich nicht so begeistert von dem gesehenen, aber jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, dass es wohl am Wetter lag.
Nach Dresden ging es dann weiter nach Cunnersdorf, über Berge und Täler, vorbei an Schlössern und Burgen, über größer und immer kleiner werdende Straßen und gesperrte Bereiche, die uns teilweise Umwege bescherten. Aber wir kamen an unser Ziel, das Landhotel Erbgericht, war erreicht.
Nette Zimmer, nettes Personal, aber kein Netz (jedenfalls nicht für o2-Kunden). Wir waren im tiefsten Osten angelangt, irgendwo im nirgendwo (oder hatten einfach nur das Pech bei der falschen Telefongesellschaft zu sein).
Im Laufe der nächsten Tage entdeckten wir mehrere Gasthöfe mit Namen Erbgericht, und am Tag der Abreise erfuhren wir auch was das bedeutet. Wenn man auf Wikipedia nicht zurückgreifen kann, muss man eben die Hotelbesitzerin fragen. Für den Blog tut’s die Erklärung bei Wikipedia auch:
Erbgericht bzw. Patrimonialgericht (auch: Lehngericht) hieß im Mittelalter und in der frühen Neuzeit der Sitz des Erbrichters, also jenes Mitgliedes der dörflichen Gemeinde, welches dem Dorfgericht vorstand und dieses Amt an seine Nachkommen weitergeben konnte, ohne dass der Inhaber der Niedergerichtsbarkeit, dies war häufig der Grundherr, Einfluss auf die Besetzung der Stelle nehmen konnte. Der Erbrichter erhielt einen Teil der Gerichtsgebühren und der fälligen Bußgelder, zumeist ein Drittel. Der Rest ging an den Inhaber der Gerichtsbarkeit.
In den Ländern östlich der Elbe-Saale-Linie, also der im Mittelalter etwa entlang der Elbe und Saale verlaufenden Siedlungsgrenze zwischen deutschen und westslawischen Stämmen, wurde das Erbrichteramt bei der Anlage von Dörfern nach deutschem Recht (Sachsenspiegel) geschaffen und in der Regel mit einem besonders großen Bauerngut verbunden. Nicht selten kam die Erbrichterstelle in den Besitz des Lokators und seiner Nachkommen. Er wurde damit für die Verdienste um die Gründung des Dorfes entlohnt. Häufig waren mit dem Erbrichteramt auch das Schankrecht und das Braurecht verbunden. Deshalb heißen noch heute in nicht wenigen Dörfern Gaststätten Erbgericht oder z. B. Brauschänke.
Ganz ähnlich war dem Erbrichter von der Funktion her der Lehnrichter, nur dass dieser sein Amt und sein Gut als Lehen hatte. Deshalb war er zusätzlich auch zur Heeresfolge verpflichtet, wenn seine Herrschaft ihn dazu aufforderte. In der Oberlausitz war die Belehnung mit dem Richteramt bis zum Dreißigjährigen Krieg keine Seltenheit, sie kamen vor allem im sorbischen Siedlungsgebiet vor, wenngleich auch dort in der Mehrzahl Erbgerichte bestanden.
Die Entstehung der Oberlausitzer Richterlehen ist ungeklärt. Manche Historiker sind der Auffassung, dass sie aus dem sorbischen Adel oder den Zupanen hervorgegangen sind. Mit der Ostbesiedelung ging eine Christianisierung einher und bekehrte sorbische Adlige unterstützten die neuen Herren. Vielen Sorben erschien die von den deutschen Kolonisten eingeführte Erbgerichtsbarkeit mit einer weitgehenden lokalen Selbstverwaltung als vorteilhaft. 1218 lehnten sich sorbische Bauern gegen ihren Feudalherren Mocco von Stolpen auf und unterstützten Bischof Bruno von Meißen bei der Landnahme.
Eine besondere Rolle hatten die Erblehnrichter im Amt Stolpen inne, z. B. in Großdrebnitz. Sie unterstanden keiner Feudalherrschaft, das Richteramt war erblich und die Güter wurden frühzeitig allodifiziert, d. h., in persönliches Eigentum oder Freigüter umgewandelt. Die Erbrichter waren zumeist von Frondiensten befreit.
(für die nächste Zooreise sollte ich mir vornehmen, auch außerhalb der Zoos Fotos zu machen, das würde Beiträge wie diesen aufwerten, ich weiß allerdings auch nicht, warum ich das nicht getan habe)