1. Zooreise 2015-Tag 3: Darmstadt (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 6. Februar 2015)

Der dritte Tag unserer Lesungs-/Museums-/Zooreise glich dem vorangegangenden dahingehend, dass neben einem Zoobesuch, auch ein Museumsbesuch auf dem Plan standen. Und natürlich auch Lesungen, Lesungen, Lesungen.
Den Tag verbrachten wir auch nicht in Frankfurt, sondern in Darmstadt. Besucht wurden das Vivarium und das Hessische Landesmuseum.
Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt (kurz HLMD) ist ein Universalmuseum mit umfangreichen ständigen Sammlungen; daneben finden Sonderausstellungen statt. Es zählt zu den großen Museen Deutschlands und vereinigt zahlreiche unterschiedliche Sammlungen aus den Bereichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte.

Das Museum geht auf eine Stiftung des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt aus dem Jahre 1820 zurück, der seine Kunst- und Naturaliensammlung in das Eigentum des Staates übergab. Die Sammlungen waren seit dem 17. Jahrhundert von den Landgrafen von Hessen-Darmstadt kontinuierlich aufgebaut worden und konnten in den Folgejahren durch Ankäufe und Schenkungen bedeutend erweitert werden.
1817 wurde die Sammlung vom alten Residenzschloss in das Neue Schloss verlegt. Ab 1828 arbeitete der Naturforscher Johann Jakob Kaup (1803–1873) im Museum. Er gilt als ein Pionier der Paläontologie und untersuchte und beschrieb zahlreiche Fossilienfunde.
Ein Neubau wurde ab 1855 immer notwendiger, da die Sammlungen stetig weiter wuchsen. Ein 1892 durchgeführter Architektenwettbewerb brachte keine befriedigenden Ergebnisse. Das Gebäude, das heute die Sammlungen beherbergt, wurde schließlich 1897 auf Veranlassung von Großherzog Ernst Ludwig durch den Architekten Alfred Messel, der sich in Berlin mit Ideen zur Planung eines Idealmuseums profiliert hatte, erbaut und konnte 1906 seiner Bestimmung übergeben werden. Unter der Einflussnahme des Großherzogs übernahm Messel von Louis Remy de la Fosse die nicht ausgeführte Idee eines Turmentwurfs für das Schloss. Im Inneren des Baus sollten die historischen Zusammenhänge durch Schauräume wie den Romanischen Gang, die Gotische Kirche und den Mittelalterlichen Hof veranschaulicht werden.
1924 stiftete Freiherr Maximilian von Heyl, der dafür zum Ehrenbürger Darmstadts ernannt wurde, eine bedeutende Sammlung von Gemälden Arnold Böcklins, die zum Schwerpunkt der Galerie des 19. Jahrhunderts wurde.
Die Kunsthistorischen Sammlungen, insbesondere die Graphische Sammlung und der Bestand an deutschen Gemälden des Expressionismus, erlitten in der Zeit des Nationalsozialismus empfindliche Einbußen. Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierung schwer beschädigt (siehe auch Geschichte der Stadt Darmstadt, Brandnacht), die wichtigsten Exponate waren allerdings vorher ausgelagert und somit gerettet worden.
1955 wurde das Museum wiedereröffnet. Es folgten weitere bedeutende Erweiterungen der Sammlung, beispielsweise der Block Beuys von Joseph Beuys sowie eine umfangreiche Sammlung von Werken seines Schülers Blinky Palermo. Die geologisch-paläontologische Sammlung wurde mit Funden aus der Grube Messel grundlegend erneuert. Anfang der 1970er Jahre wurde das Dachgeschoss ausgebaut. 1984 wurde das Museum um einen Erweiterungsbau für die Kunst des 20. Jahrhunderts ergänzt. Der 1. Preis eines Architektenwettbewerbes aus dem Jahr 2004 zur Sanierung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums sah den Abriss und Ersatz dieses Erweiterungsbaus vor, wurde aber doch nicht abgerissen, sondern „ertüchtigt“. Das HLMD war wegen dieses Umbaus vom 30. September 2007 bis zum 12. September 2014 geschlossen.

Interessant sind die zahlreichen Fossilienfunde aus der Grube Messel, die umfangreicher ist, als das, was im Senckenbergmuseum gezeigt wird.
Raritäten sind auch fossile Säugetierreste aus etwa zehn Millionen Jahre alten Ablagerungen (Dinotheriensande) des Ur-Rheins in Rheinhessen.
Das Landesmuseum beherbergt auch die europaweit größte Sammlung der Menschheitsgeschichte in Modellen, unter anderem ist seit 2005 eine Rekonstruktion des Urmenschen Kenyanthropus platyops zu sehen.
Die zoologische Abteilung ist besonders durch ihre zehn historischen Dioramen bekannt, welche mit der Errichtung des Museumsbaus konzipiert und konstruiert wurden. Sie zeigen sowohl europäische Lebensräume (z.B. Nordseeküste, Alpen, Flussufer), als auch die Faunen von Kontinenten (Afrika, Asien, Australien, Südamerika). Letztere Kontinental-Dioramen sind in ihrer Konstruktion weltweit einzigartig, weil sie die Fauna eines gesamten Kontinents in einer stark abstrahierten Landschaft darstellen. Leider finden sich nur zu einigen wenigen Tieren Informationen, so dass der Museumsbesucher nicht unbedingt erfährt, welches Tier gezeigt wird.
Herausragende zoologische Exponate sind zudem Präparate rezent ausgestorbener Tierarten, wie z.B. Quagga, Beutelwolf, Stellersche Seekuh, Elfenbeinspecht, Riesenmoa, Solitär, Lappenhopf und Paradiessittich. Zudem besitzt die zoologische Abteilung eine große Zahl montierter Wirbeltierskelette, u.a. ein an der Decke montiertes Skelett eines Zwergwals.
Die zoologische Sammlung ist kleiner als die des Senckenbergmuseums, aber auch nicht so schnell ermüdend. An einer Wand werden die Präparate zahlreicher Tiere gezeigt, ohne dass dies ermüdend wird, bei anderen Tieren werden Skelett und Körper gegenüber gestellt. Die ausgestorbenen Tiere sind getrennt und gut sichtbar aufgestellt (aber auch hier erweist sich das Fotografieren als nicht so einfach, jedenfalls mit meinen beschränkten Kenntnissen).
Ursprünglich wollten wir uns nur auf einen kleinen Teil des Museums beschränken, gesehen haben wir dann aber doch alles, auch wenn wir durch die Kunstabteilungen eher gegangen. Mir geht da irgendwie das Verständnis ab und mit Beuys kann ich so gar nichts anfangen. Aber anders als das Senckenbergmuseum ist das Hessische Landesmuseum mehr als nur ein Naturkundemuseum.

Den Nachmittag verbrachten wir dann in der Coffeebar Anderswo, die uns bereits aus dem letzten Jahr in guter Erinnerung geblieben ist. Den Weg zwischen Hotel und Coffebar legten wir zu Fuß zurück, knappe 20 Minuten haben wir gebraucht.
Die Lesungen des Queer gelesen-Lesefestivals hatten bereits um 14.00 Uhr begonnen, wir kamen aber erst zur 17 Uhr-Lesung und verpassten dadurch die Verlagslesung des Ylva-Verlags und die Kurzgeschichten von Devin Sumarno.
Wir blieben bis zum Schluss (Bzw. mussten bis zum Schluss bleiben), allerdings gab es eine längere Pause, die wir im Cafe Westend bei leckeren Flammkuchen verbrachten.
Gelesen haben an diesem Tag:
Dennis Stephan (Der Klub der Ungeliebten)
Chris P. Rolls (Unantastbar – Wintergeboren)
Jobst Mahrenholz (Il Gusto di Lauro: Lucas Rezepte)
Sabine Brandl (weißblau queer gestreift, Und täglich grüßt die Erinnerung)
und ich (Dämonenlust)

Die Lesung von Sabine habe ich nicht mitbekommen, wir kamen zu spät vom Essen (aber ich bin ganz gut mit ihren Werken vertraut).
Die Lesungen waren sehr abwechslungsreich und unterhaltsam (Dennis Stephan setzte sich ein Krönchen auf und bewarf sich mit Papierschnipseln um seine Lesung zu untermauern). Aber natürlich zählte auch das Nebenbei, das Socialising mit anderen Autoren und Gästen, was eigentlich sehr witzig ist, da man zwar miteinander redet, aber nicht unbedingt weiß, mit wem…vorgestellt wird in den seltensten Fällen. Manchmal weiß man mit wem man es zu tun hat, manchmal nicht und manchmal erfährt man es während des Gesprächs oder danach. Aber es wird über Literatur geredet und irgendwie scheint es keine Rolle zu spielen, mit wem man es zu tun hat.
Übrigens hat sich auch die Presse blicken lassen, aber das ist an mir total vorbei gegangen, ich habe es erst im Nachhinein erfahren. Zu meine Lesung waren sie aber schon gar nicht mehr da.
Meine Lesung wurde als erotisch angekündigt, was ich dementiert habe. Die enttäuschten Blicke meiner Zuhörer und der erstaunte Blick von Juliane (der Veranstalterin und Moderatorin des Events) waren es wert. Und wenn man es genau nimmt: Erotisch waren meine Geschichten vielleicht schon (ein bisschen), aber da es ziemlich zur Sache ging, war es wohl eher Porno. Jedenfalls glaube ich meine Zuhörer (die mit zwei Ausnahmen nur weiblich waren) gut unterhalten zu haben mit etwas Blut und Sadomaso und Tentakelsex (was Jobst Mahrenholz dazu veranlasste mich Tentakelman zu bezeichnen und Ingrid versprach ihren Kuschelcthulhu zum morgigen Autorenfrühstück mitzubringen, was sie auch tat, aber dazu später mehr). Nachdem ich meine Lesung beendet hatte, wir noch etwas geratscht und aufgeräumt hatten, schlug Jobst vor, dass wir (mein Freund, er und ich) uns ein Taxi zum Hotel nehmen sollten. Wir taten das auch und beschlossen noch ein Gutenachtbier zu trinken. In der Lobby des IBIS trafen wir Sabine Brandl mit ihrer Frau und so verbrachten wir einen netten Abend, der dann auch wieder spät endete.
Aber auch das ganze Drumherum ist Teil des Lesefestivals und es war auch schön, dass einige der Autoren im IBIS nächtigten, auch wenn wir uns nicht immer getroffen haben (über die Tiefgarage konnte man auch auf der Lesung lästern).

Vivarium Darmstadt
Hessisches Landesmuseum

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