Vom Aussterben bedroht – Armflosser und Störe (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 11. und 19. Oktober 2012)

Ordnung: Armflosser
Familie: Handfische

Brachionichthys hirsutus
Brachionichthys hirsutus ist ein seltener Vertreter der kaum bekannten Familie der Handfische, die mit den Anglerfischen verwandt sind. Er lebet endemisch in den Küstengewässern Tasmaniens in Tiefen von zwei bis 40 Metern auf dem Meeresgrund. Heute beschränkt sich ihr Vorkommen auf die Mündung des Flusses Dervent.
Die Fische werden 15 Zentimeter lang. Sie haben eine kleine „Esca“ (Köderattrappe der Armflosser), die 15 bis 26 Prozent der Länge der schlanken Angel („Illicium“) erreicht. Der Körper ist von dichtstehenden Schuppen bedeckt. Bei allen Schuppen, mit Ausnahme derjenigen entlang des Seitenlinienorgans, befindet sich in der Mitte der Schuppenbasis ein Stachel. Die Länge dieser Stacheln ist unterschiedlich.
Die Oberseite des Körpers ist mit kleinen, dunklen Punkten oder kurzen Strichen gemustert; auf der Schwanzflosse stehen die Punkte dichter.
Brachionichthys hirsutus lebt auf schlammigem oder sandigem Untergrund, oft in der Nähe von Felsen oder in Vertiefungen, die mit Muschelschalen gefüllt sind. Er bewegt sich auf seinen handförmigen Flossen über den Untergrund, was aussieht, als laufe er. Die Laichzeit liegt zwischen September und Oktober. In diesem Zeitraum legt das Weibchen ca. 80–250 Eier mit einem Durchmesser von 1,8 bis 2 Millimetern. Handfische haben kein Larvenstadium, sondern verlassen als 6 bis 7 mm lange, fertig ausgebildete Jungfische die Eier.
Brachionichthys hirsutus steht kurz vor dem Aussterben, da seine Gelegebänder von dem ursprünglich nicht bei Tasmanien heimischen Seestern Asterias amurensis gefressen werden. Außerdem leidet er unter Habitatverlust und dem Schwermetalleintrag aus Abwässern.

Ordnung: Störartige

Die Störe sind eine Familie großer bis sehr großer, primitiver Knochenfische. Sie leben in Europa, Nord- und Zentralasien und Nordamerika. Primär sind sie Meeresfische, die als anadrome Wanderfische zum Laichen in Süßgewässer aufsteigen. Die nordamerikanischen Schaufelstöre und einige Populationen anderer Störarten, zum Beispiel des Sterlets und des nordamerikanischen See-Störs, bleiben ständig im Süßwasser.
Weltweit gelten fast alle Störartigen als „endangered“ oder „critical endangered“.
Die Löffelstöre sind die zweite Familie der Störartigen mit nur zwei Gattungen mit je einer Art. Löffelstör und Schwertstör sind durch Fischfang, Gewässerverunreinigung und den Bau von Staudämmen in ihrer Existenz stark bedroht.

Adriatischer Stör
Der Adriatische Stör besitzt 11–14 Rückenschilde, 32–42 Seitenschilde, die eng aneinander liegen und mehr als doppelt so hoch wie breit sind, sowie 8–11 Bauchschilde. Die Schnauze ist oberseits verknöchert und vorn rundlich oder kegelförmig abgestumpft. Die runden, ziemlich langen Bartfäden sind fransenlos und stehen näher an der Schnauzenspitze als am Mund, zurückgelegt erreichen sie den Rand des Mundes nicht. Die Färbung der Rückenseite variiert bei dieser Störart je nach Aufenthaltsort von gelblich über ockerfarben und bräunlich bis schwärzlich. Die Bauchseite ist ebenso wie die großen Knochenschilde gelblich bis schmutzigweiß. Die maximale Länge dieses Störes liegt bei 200 cm, meist werden aber nur 100 bis 150 cm erreicht.
Der Adriatische Stör ist in der Küstenregion der Adria von Albanien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Italien, Montenegro und Slowenien zu finden. Von dort steigt er zur Laichzeit in die großen Flüsse der norditalienischen Tiefebene (Po, Etsch und Tagliamento) auf.
Über die Biologie dieses anadromen Wanderfisches ist kaum etwas bekannt. Früher stieg er bis in die Oberläufe der großen Adriazuflüsse auf, um dort zur Laichzeit von April bis Mai an tiefen, stark überströmten Sand- und Kiesstellen abzulaichen. Aufgrund der Verschmutzung und des Verbaus der Laichgewässer ist die Art heute selten geworden, Laichaufstiege finden kaum noch statt.

Amur-Stör
Der Amur-Stör ist endemisch im Amur. Die Art wird kommerziell befischt und zu hohen Preisen gehandelt.
Er erreicht eine Körperlänge von durchschnittlich 100 bis 150 cm und maximal drei Metern, sowie ein Gewicht von bis zu 190 kg. Ein Atemloch ist vorhanden. Der Kopf weist auf der Oberseite eine längliche Einbuchtung auf. Zwei Paar Barteln sitzen vor dem Maul, dessen untere Lippe unterbrochen ist. Der Körper trägt fünf Reihen von Ganoidschuppen, die Haut dazwischen ist rau. Der Rücken weist seine höchste Stelle an der ersten der 11 bis 17 Rückenschilde auf. Die Seitenreihen weisen 32 bis 47, die ventralen Reihen 7 bis 9 Schilde auf. Die Bögen der Kiemenreuse tragen 36 bis 45 Strahlen. Die Rückenflosse weist 38 bis 53, die Afterflosse 20 bis 32 Weichstrahlen auf. Hinter der Rücken- und Afterflosse sitzen je 6 bis 8 Schilde. Es existieren zwei Farbmorphen. Die häufigere graue Morphe kommt von den Quellen des Amur bis zur Mündung, aber nicht im Salzwasser, vor. Die seltenere braune Variante besiedelt den mittleren und unteren Amurlauf.
Amur-Störe ernähren sich von bodenlebenden Tieren wie Weichtieren und Fischlarven. Beide Morphen suchen ab dem Herbst die Laichgründe auf, die Eier werden zwischen Mai und Juli an Kies im Hauptbett des Flusses abgelegt. Die Geschlechtsreife wird von Männchen mit 7 bis 8, von Weibchen mit 9 bis 10 Jahren bei einer Länge von etwas über einem Meter erreicht.

Chinesischer Stör
Der Chinesische Stör kommt im Chinesischen Meer vor China und Korea bis in die japanische Sagami-Bucht vor. Als anadromer Wanderfisch wandert die Art zum Laichen in den Jangtse ein. Früher wurde sie auch im Gelben Fluss und im Perlfluss gefunden.
Der Chinesische Stör weist den typischen langgestreckten Körperbau der Störe auf. Die Schnauze ist zugespitzt, die Stirn gewölbt und die Schwanzflosse asymmetrisch. Die Rückenflosse sitzt weit hinten, eine Fettflosse fehlt. Entlang des Körpers verlaufen fünf Reihen von Knochenplatten, eine entlang des Rücken, je eine auf mittlerer Höhe der Flanke und je eine am Rand des Bauches. Die vier Barteln vor dem unterständigen Maul sind relativ klein. Die 14 bis 37 Knochenplatten entlang der Flanke sind groß und höher als lang. Die Rückenreihe weist 9 bis 17 Platten auf, von denen die erste die Kopfplatte berührt. Je ein oder zwei Knochenplatten finden sich auch hinter der Rücken- und Afterflosse, beide sind aber nicht von Knochenplatten flankiert. Die ventralen Reihen weisen 8 bis 15 Platten auf. Die Bögen der Kiemenreuse tragen 14 bis 28 Strahlen. Die Rückenflosse trägt 49 bis 59 Weichstrahlen, die Afterflosse 29 bis 39. Ausgewachsene Tiere erreichen eine Länge von durchschnittlich 200 bis 330 cm und maximal etwa sechs Meter und bis zu 600 kg Gewicht.
Männchen erreichen mit 9 bis 18 Jahren die Geschlechtsreife, Weibchen mit 14 bis 26 Jahren, das Höchstalter liegt bei 33 Jahren. Ausgewachsene Fische mit fast reifen Gonaden wandern ab Juni in den Jangtse ein, im September oder Oktober erreichen sie die Gezhouba-Talsperre, die seit ihrem Bau die Wanderung flussaufwärts unterbricht. Hier halten sie sich bis zum nächsten Jahr auf, wo sie im Oktober und November in Kies- und Gestein-reichen Regionen Laich absetzen. Die Eier kleben bis zum Schlüpfen der Jungtiere am Boden. Die frisch geschlüpften Embryos schwimmen zum Licht, um mit der Strömung flussabwärts zu wandern. Etwa eine Woche später ziehen sie sich zum Flussgrund zurück, wo sie ihren Dottervorrat aufbrauchen. Nach etwa 12 Tagen beginnen die Larven, Nahrung aufzunehmen und wandern weiter flussabwärts bis ins Meer. Im Salzwasser halten sich Chinesische Störe in Bodennähe auf.
Der Chinesische Stör wird traditionell wegen seines Fleisches und des als Kaviar genutzten Rogens befischt. Durch Befischung, Verletzungen durch Schiffe und Verschmutzung sowie den Bau der Gezhouba-Talsperre ist die Art in ihrem Bestand bedroht. Während in den 1980er Jahren noch etwa 3500 Tiere pro Jahr an der Jangtse-Mündung gezählt wurden, waren es 2007 nur noch etwa 500. In China ist die Art gesetzlich geschützt und wird durch Nachzuchtprogramme vermehrt.

Glattdick
Die Färbung des Glattdick isst je nach Standort verschieden. Meist ist der Rücken aschgrau, rötlichbraun bis dunkelblau. Die Bauchseite und die Knochenschilde hinter den Augen sind schmutzigweiß. Die Zahl der Rückenschilde beträgt 12 bis 15, die der Seitenschilde 60 und mehr.
Der Kopf hat eine kegelförmige Schnauze, die Unterlippe ist nicht gespalten. Die Länge des relativ gedrungenen Fisches ist sehr unterschiedlich. Selten werden manche zwei Meter lang. Der Glattdick wird bis 50, ausnahmsweise bis 80 Kilogramm schwer, im Durchschnitt aber nur 8 bis 10 Kilogramm.
Der Glattdick kam im Südteil des Kaspischen Meers und im Aralsee vor, in letzterem ist er heute ausgestorben. Sehr selten wurde die Art in der Donau, im Schwarzen Meer und im Asowschen Meer nachgewiesen.
Der Glattdick ist ein Wanderfisch, der im Herbst und im Frühjahr in die Flüsse Wolga, Kura und Ural aufsteigt. Herbstwanderer überwintern im Fluss in besonderen Löchern des Grundes. Die Laichzeit ist von März bis Mai. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Weichtieren und besonders im Kaspischen Meer auch aus Fischen.

Jangtse-Stör
Der Jangtse-Stör ist ein relativ kleiner Stör, der eine Körperlänge von durchschnittlich 80 bis 110 und maximal über 130, nach einigen Quellen bis zu 250 cm, und ein Gewicht von über 16 kg erreicht. Ein Atemloch ist vorhanden. Die Schnauze ist kurz und annähernd kegelförmig. Zwei Paar Barteln sitzen dicht vor dem Maul, dessen Lippen kleine Papillen aufweisen. Der Körper weist fünf Reihen von Ganoidschuppen auf, die Haut dazwischen ist rau. Die erste der acht bis 14 Rückenplatten berührt die Kopfplatten nicht. Die 26 bis 54 Seitenplatten sind breiter als hoch. Der Körper ist über dieser Plattenreihe dunkelgrau, graubraun oder gelblich-grau, darunter milchig weiß. Die ventralen Reihen weisen 8 bis 15 Platten auf. Die Bögen der Kiemenreuse tragen 32 bis 55 Strahlen. Die Rückenflosse weist 44 bis 66, die Afterflosse 25 bis 41 Weichstrahlen auf. Hinter der Rückenflosse sitzen 1 bis 2 Platten, hinter der Afterflosse keine.
Ausgewachsene Jangtse-Störe besiedeln hauptsächlich uferferne Flussbereiche in 8 bis 10 Meter Wassertiefe über sandig-schlickigem Untergrund. Jungtiere bevorzugen sandige Flachwasserbereiche. Sie sind vorwiegend nachtaktiv. Ausgewachsene Tiere ernähren sich omnivor, vorwiegend von Wenigborstern und kleinen Fischen, aber auch von anderen Wirbellosen und Wasserpflanzen. Jungtiere nehmen vorwiegend Zooplankton auf.
Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit vier bis sieben Jahren, Weibchen erst mit sechs bis acht Jahren. Zur Laichablage wandern die Tiere während des Frühjahrshochwassers flussaufwärts. Die klebrigen Eier werden an Steinen abgelegt.

Sternhausen
Der Rücken des Sternhausen ist rostbraun mit einer blauschwarzen Tönung. Der restliche Körper ist rötlich, wobei die Bauchseite weiß mit einem leicht silbrigen Glanz ist. Das Weibchen wird bis zu 220 cm lang, wiegt aber nur 68 kg, da dieser Fisch einen langgestreckten Körper besitzt.
Der Sternhausen lebt im Schwarzen Meer, Asowschen Meer und im Kaspischen Meer und in dessen Zuflüssen. Er wurden auch selten schon in der Adria (bei Zadar), im Fluss Mariza und im Aralsee gefangen. Früher bewohnte der Sternhausen die Donau bis Preßburg. Heute kann er wegen des Stauwerks am Eisernen Tor in Rumänien den Fluss nicht mehr weiter aufsteigen.
Der Sternhausen ist ein Wanderfisch, bei dem man wiederum zwischen der Sommer- und Winterform unterscheidet. Die Sommerform bleibt zum Ablaichen im Unterlauf der Flüsse. Sie laicht in den Flussmündungen im Juni auf Geröllbänken. Die Winterform laicht weiter flussaufwärts. Sie laicht im Juni bis September. Die Nahrung des Sternhausens setzt sich aus Insektenlarven, Krebsen und kleinen Fischen zusammen.

Auch der Waxdick, der Grüne Stör, der Persische Stör und der Europäische Stör sind vom Aussterben bedroht.

Hausen
Die Hausen (Huso) sind eine Fischgattung aus der Familie der Störe (Acipenseridae) mit zwei Arten, dem Europäischen Hausen (Huso huso) und dem Kaluga-Hausen (Huso dauricus). Beide Arten können Längen deutlich über vier Meter erreichen.
Manche Autoren ordneten die Hausen innerhalb der Echten Störe in eine eigene Unterfamilie (Husinae) ein. Neuere morphologische und genetische Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, dass die Gattung polyphyletisch ist und ihre Arten als Acipenser huso und Acipenser dauricus in die Gattung Acipenser eingeordnet werden sollten.
Beide Arten sind vom Aussterben bedroht.

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