Vom Aussterben bedroht – Höhlenschwalme, Entenvögel, Fasanenartige, Hokkohühner, Nashornvögel, Eisvögel (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 2. November 2012)

Ordnung: Seglervögel
Familie: Höhlenschwalme

Schwarzrückenschwalm (Joseph Smit)

Schwarzrückenschwalm (Joseph Smit)

Schwarzrückenschwalm
Vom Schwarzrückenschwalm ist nur das männliche Belegexemplar aus dem Jahre 1880 beschrieben. Es hat eine Länge von 28 Zentimetern. Das gesamte Gefieder, einschließlich Flügel und Schwanz, ist schwarz mit einer engen graubraunen Wellenzeichnung. Die Flügel sind kurz und abgerundet. Der Schwanz ist lang und etwas gerundet. Die Beine sind lang und kräftig. Mehrere publizierte Illustrationen der Art basieren auf dem Baumschwalm und sind deshalb ungenau.
Über seine Lebensweise ist kaum etwas bekannt. Die Art bewohnt vermutlich die Melaleuca-Savanne und Feuchtwälder Neukaledoniens. Die Sichtung im Jahre 1998 war in einem immergrünen Auwald in einer Höhenlage von etwa 800 Metern, wo ein einzelner Vogel für ungefähr 30 Sekunden bei der Insektenjagd beobachtet wurde. Der Mageninhalt des Holotypus bestand aus Käfern.
Der Schwarzrückenschwalm galt lange als verschollen. Das präparierte Typusexemplar wurde 1880 in einem Schlafzimmer in einem Haus der Ortschaft Tonghoué entdeckt. Es wird im World Museum Liverpool aufbewahrt und war für lange Zeit das einzige bekannte Exemplar, bis in den 1990er-Jahren ein weiteres Exemplar, das im Jahre 1915 erworben wurde, im Museo Civico di Zoologia in Rom, Italien, wiederentdeckt wurde. Nach unbestätigten Berichten über Exemplare von der Insel Maré und vom Tchamba Valley aus den 1950er-Jahren sowie über ein angeblich erlegtes Exemplar aus der Païta-Region im Jahre 1960 wurde im November 1998 im Riviere Ni Valley im Westen des Kouakoui-Massivs in der Province Sud auf Neukaledonien ein Individuum wiederentdeckt. Trotz einer anschließenden viermonatigen Expedition blieben weitere Nachweise über die Art erfolglos. Der Rückgang der Art ist vermutlich auf eingeschleppte Ratten und verwilderte Hauskatzen zurückzuführen.

Ordnung: Gänsevögel
Familie: Entenvögel

Madagaskar-Moorente
Madagaskar-Moorenten wurden das erste Mal 1929 nach Clères, Frankreich importiert. Es handelte sich um fünf Enten, mit denen man sehr erfolgreich nachzüchtete. 1935 wurden ein zweites Mal einige Tiere nach Clères importiert. Auch mit diesen Enten hatte man große Zuchterfolge. Die Tiere gelangen von dort aus in eine Reihe anderer Zoos und wurden auch an einige Privathalter verkauft. In Großbritannien beispielsweise erfolgte eine Nachzucht mit Nachkommen dieser Enten erstmals 1935. Die Erhaltungszucht mit diesen Enten kam jedoch in den Jahren des Zweiten Weltkrieges vollständig zum Erliegen. Im Jahre 2009 wurde ein neues Erhaltungszuchtprogramm angestrengt, das vom Durrell Wildlife Conservation Trust, dem Wildfowl & Wetlands Trust (WWT), dem Peregrine Fund und der madagassischen Regierung unterstützt wird. Im November 2009 konnten die ersten 8 Küken seit der Wiederentdeckung vermeldet werden.

Schwarzkopf-Moorente
Schwarzkopf-Moorenten gelangen bislang nur sehr selten nach Europa. Um die Wende in das 20. Jahrhundert wurden Baerenten im Zoo von London gehalten. Die Erpel zeigten dort zwar Balzverhalten. Es fand jedoch keine Eiablage statt. Der britische Wildfowl Trust erhielt zu Beginn der 1960er Jahre Baerentenpaare und züchtete erstmals im Jahre 1964 mit dieser Entenart. Zuchten gelangen auch in den USA und bei europäischen Züchtern. Vermutlich auf Grund von Inzuchtdepressionen war die Forpflanzungsrate gering. Erst gegen Ende der 1980er Jahren gelangten erneut Baerenten in westliche Haltung. Mit diesen Enten konnte erfolgreich gezüchtet werden. Allerdings besteht bei dieser Art grundsätzlich das Problem, dass nur sehr wenige und überwiegend nah verwandte Individuen in westlicher Haltung existieren.

Familie: Fasanenartige

Wacholderfrankolin
Der Wacholderfrankolin ist endemisch in Dschibuti und vor allem durch Habitatzerstörung vom Aussterben bedroht.
Wacholderfrankoline sind rundliche, kurzschwänzige, bodenbewohnende Laufvögel. Sie haben eine Körperlänge von etwa 35 cm. Die Oberseite ist einfarbig graubraun, nur der Nacken ist rotbraun. Die Unterseite ist auf weisslichem Grund kräftig braun gefleckt und gestrichelt. Der Schnabel ist schwarz, die Beine sind grüngelb. Die Rufe bestehen aus einem rasselnden „irk, irk, irk-kekekekekeke“, nach hinten abfallend und mit einem kichernden Gurgeln (chuckled gurgle) endend.
Der Wacholderfrankolin ist endemisch in Dschibuti. Er kommt dort nur in zwei Gebieten vor: Im etwa 15 km² großen Waldgebiet Forêt du Day und in den Mabla-Bergen. Die Fläche des Gesamtverbreitungsgebietes der Art beträgt nur etwa 610 km². Er bewohnt in erster Linie Wacholderwälder in 700-1500 m über NN, wurde aber auch schon in Sekundärwäldern und degradierten Wäldern festgestellt.
Die Hälfte des geeigneten Habitates im Forêt du Day wurde zwischen 1977 und 1983 vernichtet, der Bestand des Wacholderfrankolins verringerte sich dort entsprechend zwischen 1978 und 1984 von 5.600 auf 1.500 Vögel. 1998 wurde der Bestand dort auf 500-1000 Vögel geschätzt. Die Größe der Population in den Mabla-Bergen ist unbekannt. Man geht insgesamt von einem Bestandsrückgang von über 90 % während der letzten 20 Jahre aus. Hauptrückgangsursachen sind Habitatzerstörung durch Überweidung und durch das Sammeln von Feuerholz, daneben spielt auch Bejagung eine Rolle. Ein Teil des Kerngebietes Forêt du Day wurde bereits 1939 zum Nationalpark erklärt, dies blieb jedoch folgenlos und der Nationalparkstatus wird heute nicht mehr anerkannt. Weitere Projekte zum Schutz und zur Umweltbildung wurden geplant, aber aus verschiedenen Gründen nie verwirklicht. Vor kurzem wurde das Gebiet von der Regierung erneut unter Schutz gestellt, weitere Maßnahmen sind geplant.

Familie: Hokkohühnern

Trinidadguan
Der Trinidadguan ist auf der Karibikinsel Trinidad vor der Küste Venezuelas endemisch und kommt dort nur noch in dichten Bergwäldern im östlichen Teil der nördlichen Bergkette vor.
Der Trinidadguan zählt mit 61–69 cm Körperlänge zu den mittelgroßen Hokkohühnern. Die Flügellänge liegt bei 36 cm, die Schwanzlänge bei etwa 29 cm. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht.
Die Schnabelspitze ist schwarz; der übrige Schnabel, die Wachshaut und die unbefiederte Gesichtspartie sind hellblau. Die Augen zeigen eine rotbraune Iris. Ein Streifen weißen Gefieders umrandet die nackte Gesichtspartie und reicht bis über die Ohrdecken hinaus. Die Federn der Haube, die in den Nacken fällt, sind lang, schmal und zugespitzt. Sie sind bräunlich schwarz mit schmalem weißem Saum. Der Kehllappen ist kobaltblau. Das Körpergefieder ist überwiegend schwarz und zeigt einen bräunlichen Purpurglanz. Die Oberflügeldecken sind teils breit weiß gebändert und bilden einen weißen Flügelspiegel. Die Beine sind rot.
Der Trinidadguan besiedelt entlegene Bergregenwälder im Nordosten Trinidads und ist hier vor allem in steilen und hügeligen Bereichen mit zahlreichen Fließgewässern, wenig Unterwuchs, einem dichten Kronendach und einem reichen Vorkommen von Kletterpflanzen und Epiphyten zu finden. Die Höhenverbreitung reicht von 10–900 m. Im Umfeld der Primärwälder ist die Art auch in Sekundärvegetation und bewirtschaftetem Gelände zu finden. Früher kam sie auch in teils laubwerfenden Wäldern vor. Die Nahrungsaufnahme erfolgt vorwiegend in der Baumschicht. Zur Nahrung zählen hauptsächlich Früchte, aber auch Blätter und Blüten. Solange genügend Deckung in den Bäumen vorhanden ist und die Art nicht bejagt wird, stören sich die Vögel wenig an der Gegenwart des Menschen. Über die Brutbiologie ist wenig bekannt. Die Brutzeit scheint sich über das ganze Jahr zu erstrecken und das Gelege besteht aus zwei Eiern.

Ordnung: Bucerotiformes
Familie: Nashornvögel

Suluhornvogel
Der Suluhornvogel erreicht eine Größe von 70 Zentimetern. Der Schwanz ist weiß. Das Gefieder, der Schnabel, die nackte Gesichtshaut und der Helm sind schwarz. Rücken und Flügel sind schwarz mit grünlichem Schimmer. Die Iris ist cremefarben bei den Männchen und dunkelbraun bei den Weibchen. Der Schnabel der helmlosen Jungvögel weist eine helle Spitze auf.
In der Vergangenheit kam der Suluhornvogel auf den drei Inseln Sanga-Sanga, Jolo und Tawi-Tawi im Sulu-Archipel vor. Heute wird er nur noch auf Tawi-Tawi nachgewiesen.
Der Suluhornvogel bewohnt primäre Dipterocarpaceen-Wälder, bevorzugt an Berghängen. Er ernährt sich von Beeren und Früchten und benötigt große Bäume zum Nisten.
Im 19. Jahrhundert noch häufig, gehört der Suluhornvogel heute zu den seltensten Vogelarten der Philippinen. 1999 wurden nur noch 40 Exemplare gezählt. Hauptgründe für seine Seltenheit sind die Zerstörung des Lebensraumes und die Jagd. Die Inseln Jolo und Sanga-Sanga sind fast komplett entwaldet und auf Tawi-Tawi dienen die Suluhornvögel als Zielscheibe für die Militärangehörigen. Darüber hinaus werden die Jungvögel für die Nahrungsbeschaffung getötet.

Ordnung: Rackenvögel
Familie: Eisvögel

Tuamotuliest
Der Tuamotuliest ist eine seltene Eisvogelart, die auf den Gambierinseln und im Tuamotu-Archipel vorkommt.
Der Tuamotuliest erreicht eine Länge von 20 Zentimetern. Kopf und Nacken sind cremefarben verwaschen. Der Oberkopf zeigt einen Flecken aus blauen Federn. Die Stirn ist cremeweiß. Über den Nacken verläuft ein breites Band. Die Ohrendecken sind dunkelblau. Kinn und Unterseite sind weiß. Über der Oberbrust verläuft ein rötlichbraunes Band. Mantel, Rücken, Bürzel, Flügel und Schwanz sind blau. Der Schnabel ist schwarz. Sein Alarmruf besteht aus einem ki-ki-ki-ki.
Der Tuamotuliest brütet zwischen September und Januar. Die Nisthöhle wird in morschen Stämmen von Kokospalmen errichtet. Seine Nahrung besteht aus Käfern und kleinen Eidechsen.
Der Tuamotuliest war einst in zwei Unterarten auf Niau im Tuamotu-Archipel und auf Mangareva in den Gambierinseln heimisch. Die Nominatform Todiramphus gambieri gambieri von Mangareva ist vermutlich schon vor 1922 ausgestorben. Die Unterart T. g. niauensis von der Insel Niau hatte 1974 eine Population von etwa 400–600 Exemplaren. Im Jahre 1990 noch relativ häufig, nahm der Bestand so stark ab, dass man 2003/2004 nur noch zwischen 40 und 50 Exemplare zählte. Eine Suchaktion im Zeitraum 2006/2007 ergab jedoch wieder einen Bestand von über 200 Exemplaren. Als Hauptgründe für den Rückgang des Tuamotuliests werden Ratten und die Zerstörung der Nistbäume durch Rodung und Tropenstürme angesehen.

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