Vom Aussterben bedroht – Fledertiere, Insektenfresser, Nagetiere, Hasenartige und Zahnarme (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 15. November 2012)

Ordnung: Fledertiere
Familie: Blattnasen

Artibeus incomitatus
ist ein Vertreter der Eigentlichen Fruchtvampire und kommt lediglich auf der nur 4 km² großen isolierten Insel Escudo de Veraguas im Karibischen Meer vor Panama vor. Sie ist die einzige fruchtfressende Fledermaus auf
Artibeus incomitatus ähnelt sehr stark der Art Artibeus watsoni, ist aber signifikant größer (10 % größere Körpermaße [59,7 zu 54,2 mm] und 6 % längerer Schädel [20,9 zu 19,6 mm]) und schwerer (~15 % [13 zu 11,2 g]), auch die kleinsten Exemplare liegen in den Körpermaßen außerhalb der Variationsbreite von A. watsoni. Die Tiere haben struppig-langes zweifarbiges dorsales Fell – meist in umbra, jedoch sind farbliche Variationen zwischen Rußfarben und einem kräftigen Braun bekannt. Die Unterseite ist heller, meist in sepia gefärbt. Die Tiere haben cremefarbene Zeichnungen an Rändern vom Ohr, sowie helle Streifen im Gesicht, die jedoch nur bei weniger als der Hälfte der Individuen stark ausgeprägt bis ins Weiße ausgeprägt sind. Die äußeren Extremitäten sind behaart. Der Schädel ist robust und groß, das Rostrum breit, tief und bögenförmig.
Über das Verhalten von Artibeus incomitatus ist wenig bekannt, außer dass sie fruchtfressend sind. Er ernährt sich aber im Gegensatz zu den benachbarten Arten der Gattung Artibeus von einer breiteren Auswahl von Früchten. Es fehlt dagegen die wichtige Nahrungsquelle für Fruchtvampire des Festlandes, Feigen.

Ordnung: Insektenfresser
Familie: Spitzmäuse

Crocidura harenna
Crocidura harenna ist eine Spitzmaus, die nur im Wald von Harenna im Bale-Gebirge in Äthiopien in einer Höhe von 2400 m vorkommt. Ein Exemplar aus Illubator, das in 1500 m Höhe gefunden wurde, repräsentiert entweder diese Art oder eine verwandte Art. C. harenna ist nahe verwandt mit Crocidura phaeura, einer anderen endemischen Art aus Äthiopien. C. harenna hat ein weiches, dichtes, graues Fell. Die Rückenhaare sind 4,5 mm lang. Der relativ kurze Schwarz ist mit langen Borstenhaaren bedeckt. Der Schädel ähnelt dem der Art Crocidura niobe. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 65 bis 76 mm, die Schwanzlänge 44 bis 48 mm, die Hinterfußlänge 12,5 bis 14 mm, die Ohrenlänge 8 bis 9 mm und das Gewicht ungefähr 7 bis 11,5 g. Der Karyotyp hat 2n=36, F=50. Das Verbreitungsgebiet dieser Art hat eine Fläche von weniger als 10 km². Aufgrund des stark begrenzten Lebensraumes und der Lebensraumzerstörung ist sie vom Aussterben bedroht.

Ordnung: Nagetiere
Familie: Chinchillas

Chinchillas
Die Gattung Chinchilla besteht aus zwei Arten, dem Langschwanz- und dem Kurzschwanz-Chinchilla.
Schon von den Inka wurden die Eigentlichen Chinchillas wegen ihres Fells gejagt. Die europäischen Neuankömmlinge in Amerika setzten diese Bejagung fort; intensiviert wurde sie durch die Kommerzialisierung im 19. Jahrhundert. So wurden beispielsweise um 1900 jährlich 500.000 Chinchilla-Felle aus Chile exportiert. Diese Bejagung führte Anfang des 20. Jahrhunderts zum Einbruch der Populationen. 1910 schlossen Chile, Bolivien, Peru und Argentinien einen Vertrag, der die verbleibenden wildlebenden Tiere unter Schutz stellen sollte. Die Abgeschiedenheit der Rückzugsgebiete dieser Tiere erschwert die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und der durch die Seltenheit der Tiere bedingte hohe Preis war ein weiterer Anreiz für Wilderer.
Langschwanz-Chinchillas sind beliebte Heimtiere, die (auch bedingt durch die Pelzindustrie) in verschiedenen Zuchtformen vorhanden sind.
Kurzschwanz-Chinchillas wurden ebenfalls in Pelzfarmen in Süd- und Nordamerika gezüchtet, allerdings wurden diese Zuchten zugunsten des Langschwanz-Chinchillas wieder eingestellt.
Die Situation der freilebenden Population ist weiterhin kritisch. Zwar sind die Bestände in Südamerika heute vollkommen geschützt, es wird aber vermutlich immer noch gewildert. Auch die Zerstörung des Lebensraums stellt eine Bedrohung dar. Bei beiden Arten sind laut Schätzungen der IUCN die Bestände in den letzten 15 Jahren um über 90 Prozent zurückgegangen, beide Arten werden darum als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) eingestuft.

Familie: Hörnchen

Namdapha-Gleithörnchen
Das Namdapha-Gleithörnchen ist ein indisches Gleithörnchen, das nicht nur das seltenste aller Hörnchen ist, sondern auch eines der rarsten und am wenigsten bekannten Säugetiere überhaupt. Es ist nur von einem einzigen Exemplar bekannt, das 1981 in Arunachal Pradesh gefunden und von dem indischen Biologen Sekhar Saha beschrieben wurde. Seitdem wurde kein weiteres Exemplar dieser Art gefunden.
Das einzige bekannte Individuum dieser Art hatte eine Kopfrumpflänge von 40 cm und einen 60 cm langen Schwanz. Es war oberseits rotbraun und unterseits weiß gefärbt. Äußerlich hatte es eine große Ähnlichkeit mit einem Riesengleithörnchen, im Gegensatz zu diesem aber Ohrbüschel. Die Untersuchung des Gebisses ergab erhebliche Abweichungen von allen bekannten Gleithörnchen. Die Schneidezähne sind bei allen Gleithörnchen rot pigmentiert, nicht aber bei dieser Art. Auch der Zahnschmelz und die Größe der Backenzähne sind abweichend.
Da das Namdapha-Gleithörnchen so selten gesehen wurde, wird angenommen, dass es ein winziges Verbreitungsgebiet bewohnt und die Population aus weniger als 250 Individuen besteht. Es hat allerdings noch keine systematischen Versuche gegeben, dieses Hörnchen im Namdapha-Gebiet wiederzufinden.

Familie: Wühler

Bayerische Kurzohrmaus
Die Bayerische Kurzohrmaus ist etwas größer als die ähnliche Kurzohrmaus. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 88–106 mm, die Schwanzlänge 32–44 mm, die Länge des Hinterfußes 15–17 mm und die Ohrlänge 7–12 mm. Die Tiere wiegen 18–28 g. Das Fell ist gelblich braun, die Fußrücken sind weißlich behaart. Die Ohren sind fast völlig im Fell verborgen. Das Schädeldach ist leicht gewölbt und die Gehörkapseln sind relativ groß. Die Bayerische Kurzohrmaus ist von den extrem ähnlichen und nahe verwandten beiden Arten Alpen-Kleinwühlmaus und Illyrische Kurzohrmaus nur molekulargenetisch oder durch die vergleichende Analyse mehrerer Zahn- und Schädelmaße unterscheidbar.
Die Art ist ein Endemit der Nördlichen Kalkalpen und dort nur von zwei Fundorten bekannt. Der eine befindet sich in Bayern in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, der zweite im Rofan, einem Teil der Brandenberger Alpen im Norden von Tirol. Der Lebensraum bei Garmisch-Partenkirchen bestand aus mäßig feuchten Wiesenhängen in der Nähe eines Baches in etwa 730 m Höhe. In Tirol bewohnen die Tiere einen sehr offenen und bis 2005 als Waldweide genutzten Mischwald, der von Fichten dominiert ist. Dieser Standort befindet sich in 730–1100 m Höhe und weist ebenfalls zahlreiche Bäche auf.
Die Tiere leben in unterirdischen, flach unter der Bodenoberfläche verlaufenden Gängen; das beim Graben der Gänge anfallende Erdreich wird zu kleinen Erdhaufen aufgeworfen. Die Art ist tag- und nachtaktiv. Die Nahrung dürfte aus unterirdischen Pflanzenteilen, gelegentlich auch aus Gräsern und Kräutern bestehen.
Die Bayerische Kurzohrmaus wurde erst 1962 bei Garmisch-Partenkirchen entdeckt. Damals wurden mit Mausefallen 23 Tiere gefangen und anhand morphologischer Merkmale als neue Art bestimmt. Danach konnte die Art dort nicht mehr nachgewiesen werden und galt als verschollen. Das Vorkommen in Tirol wurde 1976 und 1977 entdeckt, aber erst im Jahr 2000 durch genetische und karyologische Untersuchungen als zu dieser Art gehörend identifiziert.
Der Fundort bei Garmisch-Partenkirchen wurde durch den Bau eines Krankenhauses zerstört. Auch in Tirol steht das letzte bekannte Vorkommen bisher nicht unter ausreichendem Schutz. Dort ist die Waldweide 2005 aufgegeben worden. Große Teile des von der Art bewohnten Waldes sind seitdem gerodet und in umzäunte Rinderweiden umgewandelt worden. Für den übrigen Wald wird nach der Einstellung der Waldweide eine starke Verdichtung der bodennahen Vegetation sowie eine verstärkte forstliche Nutzung befürchtet.
2009 startete ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen die Verbreitung, die ökologischen Ansprüche und die Populationsgröße der Art erforscht werden sollen und an dessen Ende ein Managementplan für die Waldweiden stehen soll.
Im Sommer 2023 konnten Biologen bei Mittenwald in Oberbayern nahe der österreichischen Grenze ein Exemplar der Bayerische Kurzohrmaus  entdecken. Die Art wurde durch Kotproben bestätigt.

Habromys
Habromys ist eine in Mittelamerika lebende Nagetiergattung aus der Gruppe der Neuweltmäuse. Sie ist eng mit den Weißfußmäusen (Peromyscus) verwandt und umfasst sechs Arten.
Das Fell dieser Tiere ist an der Oberseite graubraun bis schwarzbraun gefärbt, der Bauch und die Füße sind weiß. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 8 bis 14 Zentimeter und eine Schwanzlänge von 9 bis 15 Zentimetern. Von den Weißfußmäusen unterscheidet sich diese Gattung durch den kürzeren Penisknochen und andere Details im Reproduktionstrakt.
Die Tiere dieser Gattung leben vorwiegend im südlichen Mexiko, nur eine Art, H. lophurus ist bis El Salvador verbreitet. Ihr Lebensraum sind Wälder in mittleren bis höheren Lagen.
Über die Lebensweise dieser Tiere weiß man kaum etwas. Viele Arten sind nur von einem kleinen Gebiet her bekannt und gelten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Familie: Baumratten

Zwerghutias
Die vier heute noch lebenden Arten dieser Gattung leben auf Kuba und vorgelagerten Inseln und sind vom Aussterben bedroht.
Zwerghutias ähneln der Hutiaconga, werden aber deutlich kleiner. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 21 bis 30 Zentimeter und eine Schwanzlänge von 18 bis 21 Zentimeter. Sie ähneln dickköpfigen Ratten, ihr Fell ist dunkelbraun oder schwarz gefärbt.
Über die Lebensweise dieser Tiere ist kaum etwas bekannt, ihr Lebensraum sind Sümpfe und Marschlandschaften.
Obwohl die vier Arten geschützt sind, werden sie durch die Zerstörung ihres Lebensraums und durch eingeschleppte Hausratten bedroht.
Mesocapromys angelcabrerai lebt auf der Insel Cayos de Ana Maria vor der Südküste Kubas und möglicherweise am angrenzenden Festland.
Mesocapromys auritus kommt nur auf der Insel Cayo Fragoso vor der Nordküste Kubas vor.
Mesocapromys nanus lebt auf der Halbinsel Zapata in der Provinz Matanzas. Die Tiere selbst wurden seit den 1930er-Jahren nicht mehr gesichtet, es gibt aber jüngere Funde von Fußspuren und Fäkalien, die andeuten, dass die Art noch leben könnte.
Mesocapromys sanfelipensis ist nur auf der Insel Cayo Juan Garcia vor der kubanischen Südwestküste endemisch.

Familie: Trugratten

Pazifik-Degu
Der Pazifik-Degu wurde erst im Jahr 1994 von Hutterer beschrieben. Pazifik-Degus sind kleine rattenähnliche Nagetiere, die auf der chilenischen Insel Mocha endemisch sind. Aufgrund der Isolation von anderen Arten zeigen sich primitive Merkmale, die bei anderen Degus nicht vorhanden sind. Die Art lebt auf Mocha in dichten Valdivian Wäldern. Da die Wälder von der einheimischen Bevölkerung nach und nach gerodet werden, gehört der Lebensraumverlust zu den größte Gefahren für den Pazifik-Degu. Auf der Insel dominiert heute Grasland.
Der eher kleine und rattenähnliche Pazifik-Degu erreicht eine Körperlänge von 125 bis 195 mm sowie ein Gewicht von 250 bis 300 g. Der Kopf ist groß, die Nase spitz zulaufend. Die Vibrissen sind ausgesprochen lang und die mäßig großen Ohren weisen eine rundliche Form auf. Die Beine sind kurz, die Vorderfüße enden in 4 Zehen, die hinteren Füße in 5 Zehen. Die Zehen weisen scharfe Krallen auf. Ein Kamm aus steifen Haaren bedeckt die jeweils mittlere Zehe der Hinterfüße. Das lange, dichte und seidig wirkende Fell weist eine gut entwickelte Unterwolle auf. Das Fell ist gräulich gefärbt. Der Schwanz ist nur spärlich mit kurzem Haar bedeckt.
Pazifik-Degus sind tagaktiv und weisen die höchste Aktivität in den frühen Morgen- und Abendstunden auf. Über die weitere Lebensweise, die Ernährung und die Fortpflanzung ist nichts bekannt.
Pazifik-Degus sind auf der Insel Mocha endemisch. Isla Mocha liegt vor der chilenischen Küste und gehört zur Región de la Araucanía im südlichen Chile. Die Art besiedelt subtropische oder tropische feuchte Auwälder.
Pazifik-Degus stehen heute kurz vor der Ausrottung. Die größte Bedrohung geht wahrscheinlich von Lebensraumverlust aus. Die einheimische Bevölkerung rodet die Wälder in einem rasanten Tempo. Heute dominieren auf der Insel Mocha, insbesondere in der Tiefebene, bereits Grasland. In den letzten Jahren konnten keine Tiere gefangen werden. Es wird vermutet, dass die Population einen äußerst geringen Stand erreicht hat.

Goldene Viscacharatte
Die Goldene Viscacharatte ist eine erst im Jahr 2000 wissenschaftlich beschriebene Art.
Es sind mit einer Kopfrumpflänge von rund 17 bis 18 Zentimetern mittelgroße Vertreter der Trugratten. Der Schwanz wird 13 bis 14,5 Zentimeter lang und endet in einer buschigen Quaste. Das Fell dieser Tiere ist an der Oberseite goldgelb gefärbt, die Unterseite ist weißlich.
Goldene Viscacharatten sind bislang nur vom Salar de Pipanaco, einer Salztonebene in der argentinischen Provinz Catamarca bekannt. Dort haben sie sich offensichtlich an einen sehr trockenen, mit Salzpflanzen bestandenen Lebensraum angepasst. Ansonsten ist über ihre Lebensweise nichts bekannt. Mit der Chalchaleros-Viscacharatte wurde vom gleichen Forscherteam im gleichen Jahr eine weitere bislang unbekannte Trugrattenart gefunden.
Die Goldene Viscacharatte ist wie die nahe verwandte Rote Viscacharatte tetraploid, das heißt sie hat vier Chromosomensätze statt der bei allen übrigen Säugetieren vorhandenen zwei.

Chalchaleros-Viscacharatte
Die Chalchaleros-Viscacharatte ist eine in Südamerika lebende Nagetierart und wurde erst im Jahr 2000 wissenschaftlich beschrieben.
Es ist eine mittelgroße Art der Trugratten. Ihr Fell ist an der Oberseite schwarzbraun und am Bauch weiß gefärbt. Der Schwanz ist relativ lang und trägt eine schwarze Quaste. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 14 bis 16 Zentimeter und eine Schwanzlänge von 11 bis 12 Zentimeter.
Chalchaleros-Viscacharatten sind bislang nur von der Salzwüste Salinas Grandes in der der argentinischen Provinz La Rioja bekannt. Dort haben sie sich offensichtlich an einen sehr trockenen, mit Salzpflanzen bestandenen Lebensraum angepasst. Ansonsten ist über ihre Lebensweise nichts bekannt. Mit der Goldenen Viscacharatte wurde vom gleichen Forscherteam im gleichen Jahr eine weitere bislang unbekannte Trugrattenart gefunden.

Ordnung: Hasentiere
Familie: Hasen

Buschmannhase
Der Buschmannhase gilt als einer der fünf bedrohtesten Vertreter aus der Familie der Hasenartigen und gilt als eine der seltensten und bedrohtesten Säugetierarten überhaupt. Unter anderem setzt sich die Stiftung Artenschutz für den Buschmannhasen ein.
Das dichte, seidige Fell des Buschmannhasen ist an der Oberseite gräulich gefärbt, die Flanken sind rötlich und der Bauch weiß. Auch hat diese Art einen auffallenden roten Nackenfleck. Seine Ohren sind sehr lang, der buschige Schwanz ist bräunlich gefärbt. Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 34 bis 47 Zentimetern und ein Gewicht von 1 bis 1,9 Kilogramm.
Diese Hasenart lebt ausschließlich in buschbestandenen Flussufern in der Karoo-Wüste im westlichen Südafrika. Sie ist nachtaktiv und verbringt den Tag in kleinen Erdgruben im Schatten der Büsche. Ihre Reviere sind relativ groß, das der Männchen umfasst durchschnittlich 21 Hektar, das der Weibchen rund 12 Hektar. Ihre Nahrung besteht aus Blüten, Blättern und Gräsern.
Die Tiere haben ein polygames Paarungsverhalten, das heißt ein Männchen pflanzt sich mit mehreren Weibchen fort. Anschließend gräbt das Weibchen einen kleinen Erdbau, den sie mit Gras und Fell auspolstert. Das einzelne Junge, das nach rund fünfwöchiger Tragzeit zur Welt kommt, ist bei der Geburt nackt und blind. Es kann bis zu zwei Geburten im Jahr geben, dennoch ist die Fortpflanzungsrate für Hasenverhältnisse sehr niedrig.
Buschmannhasen zählen zu den seltensten Säugetieren. Erstmals 1902 entdeckt, galt die Art manchmal jahrzehntelang als verschollen (zum Beispiel zwischen 1948 und 1979). Das Hauptproblem ist die Umwandlung ihres Lebensraumes in landwirtschaftliche Flächen, so sind mehr als 60 Prozent ihres potentiellen Habitates in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen. Ihr Lebensraum befindet sich komplett im Privatbesitz von Landwirten, mit Bildungsprogrammen soll auf die Bedrohung dieser Art hingewiesen werden. Auch die Nachstellung durch Hunde und möglicherweise die Jagd spielen eine Rolle. Jüngere Schätzungen gehen von nicht mehr als 250 lebenden Exemplaren aus.
Interessanterweise trägt die Art den Namen Buschmann-„Hase“, obwohl sie kaninchenartige Eigenschaften hat, so das Leben in Erdbauen oder die nesthockenden Jungtiere. Vermutlich war dafür die Ähnlichkeit mit den Echten Hasen, vor allem in den langen Ohren, ausschlaggebend.

San-José-Strauchkaninchen
Das San-José-Strauchkaninchen erreicht eine Körperlänge von etwa 34 Zentimeter mit einem Schwanz von etwa 4,4 Zentimetern Länge. Der Hinterfuß ist 7,3 Zentimeter, das Ohr (getrocknet) etwa 6,3 Zentimeter lang. Die Rückenfarbe und der Schwanz sind graubraun bis dunkelbraun, die Bauchseite und die Unterseite des Schwanzes sind weißlich gefärbt. Im Vergleich zum nahe verwandten Strauchkaninchen ist das Fell etwas heller und die Ohren sind etwa länger. Im Winterfell ist die Oberseite des Kopfes und des Rückens blass sandfarben bis gelbgrau, die Seiten sind blasser und grauer als der Rücken.
Der Schädel besitzt eine lange und schmale Schnauzenregion. Die Supraorbitalfortsätze sind breit und kompakt.
Das San-José-Strauchkaninchen ist endemisch auf der zum mexikanischen Bundesstaat Baja California Sur gehörenden Isla San José im Golf von Kalifornien. Die Insel ist etwa 170 km² groß und liegt 60 Kilometer nördlich der Stadt La Paz; vom Festland ist sie etwa fünf Kilometer entfernt.
Durch eine Bestandsaufnahme im Jahr 2011 konnte festgestellt werden, dass die Art auf der Insel nur ein etwa 20 km² großes Gebiet entlang der südwestlichen Küstenebene mit einer einzigen Population besiedelt.
Über die Lebensweise der Art liegen nur sehr wenige Informationen vor. Die höchste Aktivität weisen die Tiere zwischen Sonnenuntergang und etwa 2:00 Uhr sowie am Morgen zwischen 6:00 und 10:00 Uhr auf.
Die Gebiete mit den dichtesten Vorkommen der Art zeichnen sich durch eine hohe Anzahl und Vielfalt von Wüstenbäumen, Kakteen und Gebüschen aus. Die Kaninchen nutzen den Schatten unter den Pflanzen als Ruheplätze.
Neben den San-José-Strauchkaninchen leben auf der Insel nur sechs weitere heimische Säugetierarten.
Zu den Fressfeinden des Kaninchens gehören vor allem eingeführte Katzen und Hunde, die auf alle Kleinsäuger der Insel einen Räuberdruck ausüben. Das Nordamerikanische Katzenfrett als einziges heimisches Raubtier erbeutet wahrscheinlich auch gelegentlich einzelne Tiere, weist jedoch nur geringe Überschneidungen im Lebensraum auf.

Ordnung: Zahnarme
Familie: Dreifinger-Faultiere

Zwergfaultier
Das Zwergfaultier ist eine erst 2001 beschriebene Art aus der Familie der Dreifinger-Faultiere. Die Art lebt endemisch auf der 4.3 km2 großen Insel Escudo de Veraguas, die etwa 17,6 km vor der Nordküste Panamas in der Provinz Bocas del Toro liegt.
Das Zwergfaultier ähnelt den übrigen Dreifinger-Faultieren, ist aber deutlich kleiner und somit ein typischer Fall von Inselverzwergung. Die Art erreicht eine Kopfrumpflänge von 49 bis 53 Zentimetern und ein Gewicht von 2,5 bis 3,5 Kilogramm. Ihr Fell ist graubraun gefärbt und wie bei allen Faultieren als Anpassung an die in den Bäumen hängende Lebensweise vom Bauch weg gescheitelt. Charakteristisch für diese Art ist außerdem ein schwarzer Stirnstreifen.
Lebensraum des Zwergfaultiers sind, soweit bekannt, nur die Mangrovenwälder an der Küste ihrer Heimatinsel. Über seine Lebensweise ist wenig bekannt. Wie alle Dreifinger-Faultiere dürften sie sich vorrangig von Blättern ernähren und als Ausgleich für den geringen Nährwert ihrer Nahrung eine energiesparende Lebensweise führen. Das Zwergfaultier ist, wie seine großen Verwandten, ein geschickter Schwimmer.
Die Art wird aufgrund ihres kleinen Verbreitungsgebietes – ihre Heimatinsel misst nur rund 4,3 km² – in der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) gelistet. Die Gesamtpopulation ist nicht bekannt, wird auf höchstens wenige tausend Tiere geschätzt. Ihre Heimatinsel ist zwar unbewohnt, allerdings besuchen sie Fischer, Bauern und andere Menschen zeitweise und machen Jagd auf die Tiere. Eine weitere Gefahr stellt die Erschließung der Insel für den Tourismus dar.

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