(Erstveröffentlichung am 12. November 2012)
Ordnung: Pelecaniformes
Familie: Reiher
Kaiserreiher
Mit 127 Zentimetern ist der Kaiserreiher die zweitgrößte Reiherart nach dem Goliathreiher. Der Oberkopf erscheint dunkelgrau. Die hellen Schopffedern weisen graue Spitzen auf. Der 152 bis 176 mm lange Schnabel ist schwarz und zeigt eine gelbgrüne Spitze. Die Iris ist ockergelb. Der Hals ist überwiegend grau. Die Oberseite ist aschgrau mit einem braunen Anflug. Das Kinn und die Unterseite sind weiß. Die Unterflügel sind grau mit weißen Unterflügeldecken. Die Beine und Füße sind stumpf grau. Die Geschlechter sehen gleich aus. Das Gefieder der Jungvögel ist bräunlicher als bei den Erwachsenen. Bei ihnen ist der Bauch weiß und sie haben hellere Beine. Bei den Küken sind Körper und Bauch weiß. Der Schnabel ist schwarz. Die Unterseite ist gelblich, die Beine sind rosa. Die Flügel zeigen eine Schwarzfärbung, die in ein dunkles Grau übergeht. Die Beine sind weiß.
Das historische Verbreitungsgebiet des Kaiserreiher erstreckte sich von Zentral- und Ostindien, Nepal, Bangladesch, Bhutan, Myanmar und China. Heute kommt die Art nur noch im westlichen Uttar Pradesh, in Assam, Bangladesch, Bhutan und im nördlichen Myanmar vor. Die Brutpopulation im größten Teil des Verbreitungsgebietes ist unbekannt.
Der Kaiserreiher bewohnt große Binnensumpfwälder und bewaldete Flussregionen. Im submontanen Grasland ist er weniger häufig anzutreffen. Während der Brutzeit ist er auf Primärwälder mit großen Nistbäumen angewiesen.
Der Kaiserreiher geht meist einzeln auf Nahrungssuche. Während der Reiher regungslos knietief im Wasser steht, ist der Hals in der charakteristischen S-Form zu sehen. Der Kaiserreiher ernährt sich von Insekten, großen Flusskrebsen oder Fischen. Er geht in der Tagdämmerung auf Jagd, fliegt am frühen Morgen zu den Futterplätzen und kehrt in der Abenddämmerung zu den Schlafbäumen zurück. Die Brutzeit ist zwischen April und August. Er nistet in großen Plattformnestern in hohen Waldbäumen.
Der Kaiserreiher gehört zu den seltensten Reiherarten der Welt. In Bhutan wurden im Jahre 2006 nur 21 Exemplare gezählt und die Population in Myanmar besteht vermutlich nur noch aus 30 bis 40 Individuen. Insgesamt schätzt BirdLife International den Bestand auf weniger als 250 Exemplare. Als Hauptgefährdung gilt der weiträumige Verlust, die Begradigung und die Störung von Feuchtgebieten. Die Feuchtgebiete wurden durch Verunreinigung, Versandung, die Überwucherung der Wasservegetation und die Ausbeutung der Ressourcen zerstört. Zunehmende Störungen und Lebensraumverlust durch Siedlungen, landwirtschaftliche Nutzung, Ernte in den Feuchtgebieten und Wilderei stellen ebenfalls einen erheblichen Gefährdungsgrad dar.
Familie: Ibisvögel
Zwergolivenibis
Der Zwergolivenibis ist endemisch auf São Tomé. Bis 1993 galt das Taxon als Unterart des Guineaibis.
Der Zwergolivenibis erreicht eine Größe von 60 bis 65 Zentimetern. Die Flügellänge beträgt 248 mm, die Schnabellänge 73 mm, die Lauflänge 52 mm und die Schwanzlänge 95 mm. Kopf und Körper der erwachsenen Vögel sind dunkelolivbraun. Mantel und Flügeldecken haben einen bronzegrünen Schimmer. Der Schnabel ist hellbraun mit einem hellroten Schnabelfirst. Um die Augen und an der Schnabelbasis ist eine dunkler Bereich. Der Zwergolivenibis ist überwiegend still, gelegentlich ist ein kàh-gàh kàh-gàh zu hören.
Der Zwergolivenbis bewohnt Primärwälder unterhalb 450 m. Obwohl geeigneter Lebensraum auch in Höhenlagen bis 800 m vorhanden ist, wurde die Art in den letzten Jahren am häufigsten an der Grenze zwischen Primär- und Sekundärwäldern und gelegentlich nahe von Palmplantagen beobachtet. Er geht auf Flachlandwaldböden in Gegenden mit wenig Unterholz auf Nahrungssuche, besonders dort, wo der Boden von Wildschweinen aufgewühlt wurde und in Sumpfgebieten, die an Wasserläufen grenzen. Seine Nahrung besteht aus wirbellosen Tieren, Schnecken und Nacktschnecken. Über seine Brutbiologie ist nur wenig bekannt. Zwei Nester wurden 1997 entdeckt. Die Vögel suchen nachts einen gemeinsamen Schlafbaum auf und können an ihrem Ruf identifiziert werden, wenn sie den Schlafplatz anfliegen oder verlassen.
Vor seiner Wiederentdeckung am Flusstal des Ana Chaves im Jahre 1990 sind nur wenige Exemplare des Zwergolivenibis bekannt geworden. Im Mai 1997 wurden zwei Paare, ein weiteres Individuum und zwei Nester im Becken der Flüsse Rios Ió Grande und Martim Mendes entdeckt. Weitere Exemplare wurden 2007 im Obó Natural Park bei Ribeira Peixe beobachtet. Aufgrund der wenigen Nachweise schätzt BirdLife International den Bestand auf 50 bis 250 Exemplare.
In den Vergangenheit mussten weite Bereich der Tieflandwälder Kakaoplantagen weichen. In Zukunft könnte die steigende Zahl von kleinen Farmen und die damit verbundene Rodung von Bäumen den Lebensraum des Zwergolivenibis noch weiter einschränken, da der Straßenbau entlang der Ost- und Westküste zu den entlegenen Gebieten Sao Tomes immer mehr erhöht. Eine potentielle Gefährdung geht von invasiven Säugetieren wie Ratten, Monameerkatzen, Afrikanische Zibetkatzen und Wieseln aus. Die ernsthafteste Bedrohung stellt allerdings die Jagd dar. 1996/1997 wurden 16 Ibisse von Jägern erlegt und auch während der Forschungsarbeit im Jahre 2007 waren Jäger im Obó Natural Park anwesend.
Riesenibis
Der Riesenibis ist mit 102-106 cm auffallend groß. Das Gefieder ist überwiegend schwarz, der kahle Kopf grau, die Flügel silbergrau. Der Nacken ist eng schwarzgebändert. Die Beine sind rot, der gebogene Schnabel gelbgrün, die Augen dunkelrot. Jungvögel haben kurze schwarze Federn am Hinterkopf, der Schnabel ist kürzer, die Augen sind braun. Der Ruf ist ein lautes „ä-lörk, ä-lörk“, das meistens bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu hören ist.
Der Riesenibis war einst weit im südlichen Indochina, im südöstlichen Thailand und im thailändischen Teil der Malaiischen Halbinsel verbreitet. Heute ist das Vorkommen des Riesenibis auf den Norden Kambodschas und den äußersten Süden von Laos und den Yok-Don-Nationalpark in Südvietnam beschränkt. Der Gesamtbestand wird von der IUCN auf ungefähr 100 Paare geschätzt und als „vom Aussterben bedroht“ kategorisiert. Der Bestandsrückgang wird mit der Jagd, der Trockenlegung von Feuchtgebieten und der Waldrodung begründet. Schutzmaßnahmen in Kambodscha und Laos sind eingeleitet. Besonders versucht man die Jagd auf große Wasservögel zu beschränken.
Der Riesenibis lebt in Feuchtgebieten, zeitweise überfluteten Wiesen und Feldern, offenen Wäldern in Wassernähe, aber auch Teichen in dichten Waldgebieten. Er nistet auf Bäumen, vor allem auf großen Zweiflügelfruchtbäumen, wobei er einen Mindestabstand von etwa 4 km zu menschlichen Siedlungen einhält.
Er sucht in kleinen Gruppen nach Nahrung und ernährt sich vor allem von Krebstieren, Würmern, Muscheln, großen Insekten, Schnecken und kleinen Amphibien und Reptilien.
Ordnung: Trappenvögel
Familie: Trappen
Barttrappe
Die Barttrappe kommt in tropischen Zonen Asiens vor.
Die Barttrappe erreicht eine Größe von 66 bis 68 Zentimetern. Männliche Altvögel haben ein schwarzes Gefieder mit weißen Flügeln, die im Flug ganz weiß mit schwarzen Spitzen sind. Weibliche und junge Vögel sind bräunlich bis rötlich-braun und haben gelbbraune Flügel mit dünnen dunklen Streifen. Die Füße und die Beine sind gelb, der Schnabel und die Iris sind dunkel.
Barttrappen leben in tiefer gelegenen trockenen und saisonal überschwemmten natürlichen Graslandschaften, die oft mit verstreutem Gebüsch und offenen Waldflächen durchsetzt sind. Die meisten indischen Populationen scheinen sesshaft zu sein, während die in Kambodscha über kurze Strecken wandern. In der Umgebung des Tonle Sap brüten sie während der trockenen Jahreszeit in den überschwemmten Graslandschaften des Sees und wandern zu Beginn der Regenzeit in mehr bewaldete Gebiete in der Nähe.
Es gibt zwei voneinander getrennte Populationen:
Auf dem Indischen Subkontinent sind Barttrappen in Uttar Pradesh, Assam, Arunachal Pradesh und im Terai Nepals beheimatet. Diese Population ist mit 220-280 Vögeln in Indien und etwa 50 Vögeln in Nepal ausgesprochen klein und defragmentiert. Während sich die indischen Populationen offenbar stabilisiert haben, ist im Chitwan Nationalpark in Nepal die Zahl der Individuen zurückgegangen. Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2007 überleben in Nepal nur noch 28-36 adulte Vögel, während es 2001 noch 32-60 gab.
Im Südosten Asiens sind Barttrappen in Kambodscha und vielleicht noch im Süden Vietnams beheimatet. In einer Erhebung aus 2006-2007 schätzen Ornithologen den Bestand auf 368-1.480 Vögel. Mehr als die Hälfte davon leben in saisonal überschwemmten Graslandschaften in der Provinz Kompong Thom. Nach dieser Schätzung ist die Population infolge von Habitat-Verlust innerhalb weniger Jahre rapide kleiner geworden.
Ordnung: Röhrennasen
Familie: Sturmvögel
Pseudobulweria
Pseudobulweria ist eine Seevogelgattung aus der Familie der Sturmvögel. Die vier rezenten Vertreter dieser Gattung wurden trotz morphologischer Unterschiede lange in die Gattung der Hakensturmtaucher (Pterodroma) gestellt. Anhand Analysen der mtDNA-Cytochrome-b-Sequenzen wurde jedoch festgestellt, dass diese Taxa näher mit den Sturmtauchern der Gattung Puffinus verwandt sind, als mit den Hakensturmtauchern. Daher wurden sie 1998 in die 1936 von Gregory Mathews geschaffene Gattung Pseudobulweria transferiert.
Drei Pseudobulweria-Arten werden von der IUCN in die Kategorie vom Aussterben bedroht klassifiziert. Der Macgillivray-Sturmvogel (Pseudobulweria macgillivrayi) und der Salomonensturmvogel (Pseudobulweria becki) gehören zu den seltensten und am wenigsten erforschten Seevögeln der Welt. Beide Arten galten lange als verschollen, bis sie im Jahre 1984 beziehungsweise 2006 wiederentdeckt wurden. Als Hauptgefährdung gelten Ratten und verwilderte Katzen. Beim Maskarenensturmvogel (Pseudobulweria aterrima) von der Insel Réunion kommen noch tödliche verlaufende Unfälle mit Lichtanlagen hinzu. Der Tahiti-Sturmvogel (Pseudobulweria rostrata) ist noch relativ häufig und steht auf der Vorwarnliste (near threatened).
Macgillivray-Sturmvogel
Der Macgillivray-Sturmvogel ist auf Gau in den Fidschi-Inseln endemisch.
Der Macgillivray-Sturmvogel erreicht eine Länge von 28 Zentimetern. Er ist allgemein schwarzbraun mit einem kurzen Hals und einem kräftigen schwarzen Schnabel. Sein Erscheinungsbild ist untersetzt und gedrungen. Im Flug zeigen die Unterflügeldecken einen hellen silbrigen Schimmer. Der Lauf ist hellblau verwaschen. Die Füße sind überwiegend schwarz mit einem hellblauen Flecken auf jeder Schwimmhaut.
Das einzige bekannte Brutgebiet dieser Art befindet sich auf der Fidschi-Insel Gau. Die Nahrungsgründe sind unbekannt. Möglicherweise geht sie mehrere hundert Kilometer von Gau entfernt auf dem Meer auf Nahrungssuche.
Mit einer geschätzten Population von weniger als 50 Exemplaren im Jahre 2007 gehört der Macgillivray-Sturmvogel zu den seltensten Seevögeln der Welt. Der Holotypus – ein Jungvogel, der im Oktober 1855 gefangen wurde und heute im British Museum aufbewahrt wird – war lange Zeit das einzig bekannte Exemplar. Nachdem Suchexpeditionen von Rollo Beck im Februar 1925 und John Smart im Oktober 1971 fehlschlugen, wurde im April 1984 ein erwachsenes Exemplar gefangen, vermessen, fotografiert und anschließend wieder freigelassen. Seit 1985 hat es 17 weitere Beobachtungen gegeben. Im April 2007 wurde im Dorf Levukaigau auf Gau ein verletztes Exemplar entdeckt, das kurz darauf starb. Das Exemplar wurde konserviert und diente dem Ornithologen Dick Watling als Studienobjekt. Im Mai 2009 gab es die erste Beobachtung dieser Art über den Gewässern in der Nähe der Insel Gau.
Die Hauptbedrohung geht von der Nachstellung durch Ratten und verwilderten Katzen aus. Um die Bevölkerung auf die Gefährdung des Macgillivray-Sturmvogels aufmerksam zu machen, wurde dieser Vogel als Motiv für die erste 50-Dollar-Note der Fidschi-Inseln gewählt.
Maskarenensturmvogel
Der Maskarenensturmvogel brütet auf der Maskareneninsel Réunion.
Der Maskarenensturmvogel erreicht eine Größe von 36 Zentimetern. Das Gefieder ist überwiegend dunkel-schokoladenbraun. Das Kinn und die obere Kehle sind heller. Die Unterseite der Hand- und Armschwingen ist mehr silbrig. Der Schnabel ist schwarz. Die Läufe sind fleischfarben, die Füße sind schwarz. In der Mitte der Schwimmhäute ist ein fleisch-farbener Flecken zu erkennen. Sein Ruf besteht aus Pfeiflauten.
Über die Lebensweise des Maskarenensturmvogels ist nur wenig bekannt. Alle Bruthöhlen wurden auf Klippen in Heidevegetation entdeckt. Der Maskarenensturmvogel brütet im südlichen Sommer. Die Brutzeit beginnt gegen Dezember und die Jungen werden zwischen Februar und März flügge.
Der Maskarenensturmvogel war lange nur von vier Museumexemplaren aus dem 19. Jahrhundert bekannt, bis es ab 1964 wieder Sichtungen dieser Art in den Gewässern südlich von Réunion gegeben hat. 1970, 1973 und im Januar 1995 wurden drei tote Sturmvögel gefunden. Seitdem sind fünf Brutplätze, mit einer Population von 9 bis 10 Brutpaaren, auf Réunion entdeckt worden. Über dem Ozean wurden zwischen 1978 und 1995 insgesamt 26 Vögel gesichtet, jedoch gibt es keine Beobachtungen, die mehr als 500 km von Réunion entfernt waren. Wie beim Barausturmvogel, der ebenfalls auf Réunion vorkommt, geht die Hauptgefährdung von der Nachstellung durch Ratten und verwilderte Katzen aus. Eine weitere Bedrohung, die gerade die unerfahrenen Jungvögel betrifft, ist licht-induziert. Die Beleuchtung von Straßenlaternen und Lichtanlagen auf Sportplätzen ist die Ursache dafür, dass die Jungvögel bei Unfällen schwer verletzt werden und anschließend verenden. Die tatsächliche Populationsgröße ist unbekannt.