Klasse: | Vögel (Aves) |
Ordnung: | Hühnervögel (Galliformes) |
Familie: | Fasanenartige (Phasianidae) |
Unterfamilie: | Truthühner (Meleagridinae) |
Gattung: | Truthühner (Meleagris) |
Art: | Truthuhn (Meleagris gallopavo) |
Ausgewachsene Truthähne erreichen im Stand eine Höhe von 1 m und ein Gewicht von 10 kg. Hennen sind etwas kleiner (90 cm) und sehr viel leichter (4 kg). Das Gefieder ist dunkelbraun und schwarz und hat vor allem beim Hahn einen metallischen Schimmer. Hals und Kopf sind unbefiedert. Die Gesichtspartie und der Scheitel sind hellblau, Hals und Kehle blassrot. Ein roter Hautlappen, der 6 bis 8 cm lang wird, entspringt beim Hahn zwischen den Augen und hängt quer über dem Schnabel. Alle Hähne und 10 % der Hennen haben zudem einen borstenartigen Federbusch an der Brust, der 10 bis 25 cm lang wird.
Zur Brutzeit werden die Farben der nackten Körperpartien leuchtender und können auch wechseln, so dass sie dann weiß oder türkis werden. Truthühner können ein Alter von zehn bis zwölf Jahren erreichen.
Das Verbreitungsgebiet reicht vom Südrand Kanadas über die USA bis in den Norden Mexikos. Truthühner gibt es wild in drei kanadischen Provinzen, 49 US-Staaten und sechs mexikanischen Bundesstaaten. In den USA fehlt es nur in Alaska; auf Hawaii kam es nicht natürlich vor, wurde aber durch den Menschen eingeschleppt. Ausgewilderte Bestände gibt es auch in Australien und Neuseeland.
Der Lebensraum sind Wälder mit dichtem Unterholz und großen Lichtungen.
In Mitteleuropa gelangen über mehrere Jahrzehnte Ansiedlungen, allerdings mussten die Populationen immer durch Hilfsmaßnahmen unterstützt werden. In Niederösterreich gab es zwischen 1880 und 1940 größere Brutpopulationen, die mehrere hundert Individuen umfassten, die jedoch nach der Einstellung der Hege im Zweiten Weltkrieg rasch zusammenbrachen. Eine Neuansiedlung scheiterte sowie auch die elf Versuche, mit denen zwischen 1953 und 1993 in Deutschland Truthühner angesiedelt werden sollten. Eine Ansiedelung im Oberrheingebiet erreichte einen Höchstbestand von 300 Individuen, 1997 gab es jedoch nur 12 Individuen. Im Kreis Wesel gab es in den 1960er Jahren 200 bis 250 Individuen, 1977 lebten jedoch nur noch ein Männchen und vier oder fünf Weibchen. Den größten freilebenden mitteleuropäischen Bestand gibt es in Tschechien, wo es 1988 noch 530 Individuen gab.
Die früheste Erwähnung von ausgesiedelten Truthuhn-Beständen in Deutschland beschreibt den Zeitraum von 1698 bis 1732. Es ist allerdings nicht erwiesen, ob es sich dabei um Wildtruthühner oder um domestizierte Tiere handelte.
Auf der tasmanischen Insel King Island, die am westlichen Ende der Bass-Straße zwischen Tasmanien und Australien liegt und eine Fläche von 1.098 km² hat, gab es in den 1990er Jahren eine halbwilde Gruppe von Truthühnern, die von einigen Landwirten unterhalten wurde und mehr als 350 Individuen umfasste. Auf der Furneaux-Gruppe, einer aus 52 Inseln bestehende Inselgruppe am Ostende der Bass-Straße zwischen den australischen Bundesstaaten Victoria und Tasmanien, wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Truthühnern ausgesetzt und hatten sich um das Jahr 1950 bereits fest etabliert. Eine besonders große Zahl findet sich auf Flinders Island, der größten Insel dieser Gruppe. Die auf Kangaroo Island ausgesetzten Truthühner, die seit 1950 dort frei leben, müssen durch Hilfsmaßnahmen jedoch unterstützt werden. Die auf Garden Island (Western Australia) lebenden Truthühner, die sich in den 1940er Jahren dort als Gefangenschaftsflüchtlinge einer Truthahnfarm etablierten, sind dort in den 1950er Jahren wieder ausgestorben.
Auf Neuseeland gab es bereits im 19. Jahrhundert Ansiedelungsversuche. Dabei handelte es sich um wildlebende Truthühner aus Mexiko, die via Großbritannien nach Neuseeland verbracht wurden. Der Ansiedelungsversuch blieb letztlich erfolglos, es folgten aber in den 1920er und 105ßer Jahren weitere Ansiedelungsversuche, so dass es heute auf der neuseeländischen Nordinsel Truthähne häufig sind. Von einigen Farmern werden sie auch als halbwilde Trupps gepflegt.
Truthühner sind tagaktive Vögel, die – abgesehen von der Brutzeit – gesellig leben. Es gibt Verbände von Hennen und deren Nachkommen sowie reine Männchenverbände. Die Gruppen bestehen aus sechs bis zwanzig Tieren. Obwohl es eher lockere Verbände sind, deren Zusammensetzung häufig wechselt, gibt es eine feste Hackordnung, die durch Aggressionsverhalten und gelegentliche Kämpfe aufrechterhalten wird.
Der Tag wird am Boden verbracht, als Schlafplätze dienen dagegen Bäume, heutzutage auch Hochspannungsmasten und Gebäude.
Junge Truthühner fressen am Anfang ihres Lebens ausschließlich Insekten. Dabei vertilgen sie etwa 3000 bis 4000 Insekten am Tag. Ab der sechsten Lebenswoche nehmen sie erstmals auch pflanzliche Nahrung. Ausgewachsene Truthühner fressen dann fast ausschließlich Pflanzen und nehmen Insekten nur noch als Beikost. Gefressene Pflanzen sind im Sommer Samen, Beeren und Nüsse, im Winter werden Wurzeln ausgegraben oder Baumknospen gefressen. In harten Wintern können Truthühner bis zu zwei Wochen ohne Nahrung überstehen; sie verlieren dann bis zu 50 % ihres Körpergewichts, erholen sich davon aber wieder.
Zur Unterstützung der Verdauung schlucken Truthühner Gastrolithen.
Zur Balzzeit kollern die Hähne, um eine Henne anzulocken. Zur Balz plustern sie ihre Federn auf, spreizen die Schwanzfedern und blasen ihren Halssack auf. Wilde Truthähne balzen synchron in Brudergemeinschaften, wobei immer nur der ranghöchste Bruder eine Henne begattet. Die Begattung dauert hier etwa vier Minuten.
Anschließend werden acht bis fünfzehn Eier in ein Nest gelegt, das nur eine Mulde am Boden ist. Die Eier sind cremefarben, mit braunen Flecken versehen, zirka 6 × 4,5 cm groß und werden 28 Tage lang bebrütet.
Schon für die indianische Bevölkerung war das Truthuhn von überragender Bedeutung. Vor der Ankunft der Europäer lebten mehrere 10 Millionen Truthühner in Nordamerika, mancherorts mit einer Dichte von 80 Individuen je km². Indianer nutzten vor allem das Fleisch, aber auch die Federn für Kleider, Schmuck und Befiederung von Pfeilen. Nach dem Weißwedelhirsch war das Truthuhn für die indianische Bevölkerung Nordamerikas das meistgenutzte Tier.
Die Domestikation wurde ebenfalls durch die Indianer geleistet. Haustruthühner gab es im Südwesten der späteren USA sowie im Norden Mexikos. Die Indianer des Nordens und Ostens haben Truthühner hingegen nie domestiziert. Wo die Domestikation erstmals stattfand, ist umstritten; sie mag im Zeitraum zwischen den Jahren 500 und 700 erfolgt sein.
Bereits der Konquistador Hernán Cortés brachte nach seinem Feldzug gegen die Azteken Haustruthühner nach Spanien mit. Von dort verbreiteten sie sich über ganz Europa. Die Europäer, die später Nordamerika besiedelten, brachten Truthühner wiederum zurück, so dass viele Haustruthühner im Norden der USA auf Vorfahren zurückgehen dürften, die in Europa gelebt haben.
Zu Thanksgiving ist das Truthuhn das traditionelle Gericht in den USA und Kanada.