Portrait: Tiger

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Eigentliche Großkatzen (Panthera)
Art: Tiger (Panthera tigris)
Malaiischer Tiger (Bergzoo Halle)

Malaiischer Tiger (Bergzoo Halle)

Der Tiger ist die größte aller lebenden Katzenarten und aufgrund des charakteristischen dunklen Streifenmusters auf goldgelbem bis rotbraunem Grund unverwechselbar. Die größten Unterschiede bestehen zwischen den kleinen, kontrastreichen Sumatratigern und den großen, eher blass gefärbten Amurtigern. Sumatratiger erreichen eine durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge von etwa 140 cm, eine Schwanzlänge von rund 60 cm und ein Gewicht von etwa 120 kg (Männchen) beziehungsweise 90 kg (Weibchen). Männliche Amurtiger dagegen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 280 cm, besitzen einen rund 90 cm langen Schwanz und wiegen etwa 250 kg. Amurtigerweibchen sind mit etwa 150 kg Körpergewicht allerdings deutlich kleiner als die Männchen. Damit ist diese Unterart nach dem Eisbären und Braunbären das größte landbewohnende Raubtier. Als typische Unterarten, die im Erscheinungsbild zwischen diesen Extremen stehen, können der indische Bengaltiger und der Indochinesische Tiger gelten. Ursprünglich stellte der heute ausgestorbene Balitiger die kleinste Unterart dar.
Das Fell variiert je nach Verbreitungsgebiet zwischen orangerot und goldgelb. Der gesamte Körper, die Beine und der Kopf sind mit schwarzen Querstreifen überzogen. Auch die Haut weist diese charakteristische Streifung auf. Diese Streifung dient der Tarnung und ist bei jedem Tiger unterschiedlich. Die Streifung ist quasi wie ein Fingerabdruck. Die Bauchseite weist eine weißliche bis cremefarbene Färbung auf. Bei den meisten Unterarten ist das Fell mit einem cm Länge recht kurz.
Das Fell des Amurtigers ist mit fünf cm Länge auf dem Rücken und bis zu zehn cm Länge am Bauch deutlich länger und schützt das Tier gegen Kälte und Feuchtigkeit. Die Krallen können eine Länge von bis zu 10 cm erreichen und sind einziehbar. Die Eckzähne weisen eine Länge von fünf bis sechs cm auf.

Weißer Tiger (Zoo Liberec)

Weißer Tiger (Zoo Liberec)

Es gibt wie bei den meisten Wirbeltieren abweichende Farbvarianten, deren Besonderheit weniger aus biologischer als aus kulturhistorischer Sicht besteht, da sie von lokalen Herrschern als Kostbarkeiten gezüchtet wurden und auch heute noch in Shows als Attraktionen gelten. Besonders bekannt sind weiße Tiger. Es handelt sich dabei nicht um echte Albinos, sondern um „Teilalbinos“, den weißen Tigern fehlen die roten Augen eines Albinos, stattdessen sind die Augen normalerweise blau. Die meisten dieser weißen Tiger haben eine dunkle Streifung; seltener sind weiße Tiger ohne Streifen. Alle heute bekannten weißen Tiger gehen auf ein Männchen zurück, das 1951 in Madhya Pradesh gefangen wurde. Seitdem sind in der Wildnis keine weißen Tiger beobachtet worden. Eine weitere, in freier Wildbahn ebenfalls sehr seltene Farbvariante ist der sogenannte Rötling (Rufino), bei dem das schwarze Pigment der Streifen fehlt. Derartig gefärbte Tiere traten später auch im Nachwuchs von Tigern in Gefangenschaft auf und sind auch unter dem Namen „Goldene Tiger“ bekannt. Sie besitzen eine blassgelbe Grundfarbe mit hellbrauner Streifung. Tiger dieser Farbvariante werden ähnlich wie weiße Tiger besonders in Freizeitparks und bei Schaustellern gezüchtet. Die Farbspielarten, die heute in Gefangenschaft leben, gehen vor allem auf Bengaltiger zurück. Teilweise wurden dabei Sibirische Tiger eingekreuzt, weshalb die oft propagierten „Zuchterfolge“ keinen Beitrag zum Schutz dieser Unterarten darstellen.
Neben weißen und goldenen Tigern existieren Berichte über nahezu schwarze oder blaugraue Exemplare. Daneben gibt es weitere individuelle Besonderheiten im Fellmuster einzelner Tiger. So neigen einige Tiger zu einer starken Streifenreduktion insbesondere im Bereich der vorderen Körperpartie.

Der Tiger ist weit verbreitet, aber dennoch selten. Seine Verbreitungsgebiete erstrecken sich insbesondere über Sibirien, der Mandschurei, Korea, Zentral- und Südchina, Kambodscha und Laos, der malaiischen Halbinsel, Bangladesch, Indien, Myanmar, Anatolien, Iran, der Mongolei sowie den großen Inseln Sumatra, Java und Bali. In den südlichen Verbreitungsgebieten leben sie hauptsächlich im tropischen Regenwald oder anderen borealen Waldgebieten. Wasserflächen sind immer in ihren Lebensräumen zu finden.

Tiger ernähren sich vor allem von großen Säugetieren, die in der Regel angepirscht und nach einem kurzen Spurt überwältigt werden. Huftiere wie Hirsche, Wildrinder und Wildschweine stellen die Hauptbeute dar, einen geringeren Teil der Nahrung machen auch kleinere Säuger wie Hasen und Kaninchen, des Weiteren Vögel, aber auch Reptilien bis hin zu größeren Krokodilen aus. Der Tiger kann im Alleingang auch so mächtige Tiere wie Gaurbullen erlegen.

Tiger leben strikt einzelgängerisch und verteidigen ihr Revier gegenüber Artgenossen, auch Weibchen, erbittert. Die Geschlechter finden nur zu Paarungszeit zueinander. Dazu sucht ein Weibchen das Revier eines Männchens auf. Das Revier des Männchen grenzt meist an die Reviere mehrerer Weibchen, mit denen er sich alle verpaart. Die Reviergrößen liegen bei 60 bis 100 km², in Sibirien können die Reviere auch leicht die doppelte Größe erreichen. Die Reviergranzen werden mit Kot und Urin markiert. In einem Revier befindet sich immer eine Wasserfläche wie Seen, größere Teiche oder Flüsse. Durch das Baden entledigen sie sich ihrer Parasiten. Aufgrund ihrer Lebensweise kommt es nur zwischen den Weibchen und ihrem Nachwuchs zu einem Sozialleben.

Amurtiger (Zoo Hodonin)

Amurtiger (Zoo Hodonin)

Tiger in tropischen Lebensräumen kennen keine bevorzugte Fortpflanzungszeit. Im Amurgebiet werden die meisten Jungtiere dagegen im Frühling geboren. Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, setzt es vermehrt Duftmarken. Die Weibchen sind in Gefangenschaft etwa fünf Tage empfängnisbereit. In freier Wildbahn sind die Paare jedoch meist nur zwei Tage zusammen. In dieser Zeit paaren sich die Tiere häufig, etwa 17 bis 52 Mal pro Tag. Der Paarungsakt ist allerdings recht kurz. Bei der Paarung liegt das Weibchen am Boden, während das Männchen über ihm steht und dessen Nacken mit dem Gebiss umfasst. Die Weibchen sind danach häufig sehr angriffsbereit, fauchen und schlagen mit den Pranken nach dem Männchen.
Falls die Paarung nicht erfolgreich war, wird das Weibchen etwa einen Monat später erneut läufig. Nach erfolgreicher Paarung bringt das Weibchen nach einer Tragzeit von etwa 103 Tagen meist zwei bis fünf Junge zur Welt, wobei der Durchschnitt bei drei liegt. Würfe von nur einem oder bis zu sieben Jungen kommen gelegentlich vor. Als Geburtslager wählt das Weibchen eine geschützte Stelle im Dickicht, hohes Gras, zwischen Felsspalten oder in einer Höhle. Die Jungen sind anfangs blind und hilflos und wiegen lediglich 785 bis 1610 g. In den ersten Wochen bleibt das Weibchen stets in der näheren Umgebung des Lagers. Sobald die Jungen nach zwei bis drei Monaten älter und beweglicher werden, vergrößert das Weibchen sein Streifgebiet allmählich. Nach etwa sechs Monaten werden die Jungen entwöhnt, sind aber noch nicht in der Lage, selbstständig zu jagen. Nach etwa zwölf bis 18 Monaten verlieren sie die Milchzähne. Etwa ab diesem Alter sind sie physisch in der Lage zu jagen. Nach 18 bis 20 Monaten sind die Jungen meist unabhängig, halten sich aber dann noch einige Zeit im Revier der Mutter auf. Das Abwandern fällt in der Regel mit der Geburt des neuen Wurfs zusammen. Während einer Studie im Chitwan-Nationalpark wanderten die Männchen im Schnitt 33 km weit weg, während die Weibchen nur etwa 10 km vom Revier ihrer Mutter sesshaft wurden. Dabei gelang es von zehn untersuchten Tigermännchen nur vieren, erfolgreich ein eigenes Revier zu besetzen. Weibliche Tiger bekommen im Durchschnitt mit etwas über drei Jahren zum ersten Mal Nachwuchs, Männchen mit knapp fünf Jahren. Weibchen sind im Schnitt etwa sechs Jahre, bestenfalls etwa zwölf Jahre reproduktiv. Demnach erreichen weibliche Tiger, die bis zur Geschlechtsreife gelangen, in freier Wildbahn durchschnittlich ein Alter von etwa 9 Jahren. Durch die hohe Jungensterblichkeit zieht ein Weibchen in seinem Leben durchschnittlich nur etwa vier bis fünf Junge bis zur Selbständigkeit auf.

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