Portrait: Siamang

Teilordnung: Affen (Anthropoidea)
ohne Rang: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Gibbons (Hylobatidae)
Gattung: Symphalangus
Art: Siamang  (Symphalangus syndactylus)

Siamang Tierpark Bad Pyrmont)

Siamangs haben eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 90 cm und ein Gewicht von bis zu 12 kg (Männchen) bzw. 11 kg (Weibchen). Die Arme können eine Spannweite von 1,5 m erreichen. Das Gesicht hat eine platte und breite Nase mit mittelgroßen seitlichen Nasenlöchern, tief in den Höhlen liegenden Augen und eine niedrige Stirn.
Unabhängig von Alter und Geschlecht besitzen alle Siamangs ein tiefschwarzes Fell. Manche Tiere bekommen cremefarbene Haare am Kinn oder weiße Augenbrauen. Doch das sind Ausnahmen, die nur bei wenigen Tieren, meist Weibchen, auftreten.
Charakteristisch für die Siamangs ist der große, aufblähbare Kehlsack. Ein weiteres Kennzeichen ist die bindegewebige Verbindung der zweiten und dritten Zehe, der sie auch ihren wissenschaftlichen Namen (das Art-Epitheton „syndactylus“) verdanken. Männchen sind durch ein Genitalbüschel gekennzeichnet.

Siamangs leben im Süden der Malaiischen Halbinsel (vom äußersten Süden Thailands an südwärts) und auf Sumatra. Sie sind damit die einzige Gibbonart, deren Verbreitungsgebiet sich komplett mit dem anderer Arten (dem Schwarzhand- und dem Weißhandgibbon) überschneidet. Ebenfalls sympatrisch mit dem Siamang lebt der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii).
Den Lebensraum der Siamangs stellen Wälder dar, sowohl im Flachland als auch in den Bergen. Sie kommen mit Primär- und Sekundärwäldern und sogar mit selektiv gerodeten Wäldern klar. In Gebieten, in denen sie sympatrisch mit anderen Gibbonarten vorkommen, bevorzugen sie höher gelegene Wälder in bis zu 2300 m Höhe.

Siamangs werden in der Morgendämmerung aktiv und gehen am späteren Nachmittag wieder schlafen. Die tägliche Aktivitätszeit beträgt über 10 Stunden. Die Schlafplätze befinden sich meist im Zentrum ihres Reviers. Die Gesänge der Siamangs setzen sich aus komplexen Duetten des Männchens und des Weibchens zusammen und dürften auch paar-bindende Funktionen erfüllen. Um Verwechslungen mit den sympatrisch lebenden Gibbonarten zu vermeiden, ertönen die Gesänge der Siamangs später am Vormittag als beispielsweise die der Weißhandgibbons. Siamangs kommunizieren auch durch Gebärden und Mimik.

Siamang (Serengetipark Hodenhagen)

35–50 % des Tages verbringen die Siamangs mit der Futteraufnahme, 25–44 % mit Ausruhen und 12–22 % mit dem Wandern durch ihr Revier. Singen, Spielen oder Körperpflege sind seltener. Am Morgen bewegen sich die Siamangs am meisten und machen im Laufe des Tages immer mehr und längere Pausen.

Siamangs besitzen viele verschiedene Fortbewegungstechniken: charakteristisch ist das Schwinghangeln (Brachiation), welches am häufigsten genutzt wird (51 %), daneben klettern (37 %), springen (6 %) oder laufen sie auf den Hinterbeinen (6 %).

Der einzige natürliche Feind ist der Nebelparder (Neofelis diardi). Um nicht gefressen zu werden, schlafen Siamangs auf hohen Bäumen und bilden Gruppen mit Languren.

Reviere sind 15 bis 24 ha. groß und überlappen sich oft mit denen kleinerer Gibbonarten. Begegnungen zwischen den einzelnen Gruppen an den Grenzen sind relativ häufig. Die Männchen jagen einander an den Grenzen entlang und tragen Gesänge zusammen mit den Weibchen vor. Täglich wandern sie bis zu 3000 m, meistens jedoch nur 1000 bis 1200 m. Die Weibchen führen die Gruppen an, danach folgen deren Jungtiere, dann das Männchen und die Jugendlichen und Heranwachsenden. Gruppen bestehen meist aus 4 bis 9 Tieren. Obwohl sie eigentlich monogam leben, gibt es auch Weibchen mit zwei Männchen. Die Männchen tragen die Jungtiere und helfen den Weibchen so, Energie zu sparen, was zu kürzeren Abständen zwischen den Geburten führt. Mit der Geschlechtsreife verlassen die Jungtiere meist das Revier der Eltern und suchen sich ein eigenes Territorium. Aggressives Verhalten innerhalb einer Gruppe richtet sich häufig gegen Heranwachsende.

Siamangs sind Früchtefresser, jedoch weniger als andere sympatrisch lebende Gibbonarten. 42 % der Nahrung stellen Blätter dar, 32 % umfassen Feigen, 12 % andere Früchte, 9 % Insekten und 4 % Blumen. Feigen werden meist am frühen Morgen und am späten Abend gefressen, was vermutlich eine Strategie des Energieausgleichs während der Nacht ist.  Zwar fressen Siamangs hauptsächlich Blätter, dennoch verdrängen sie die beiden kleineren Arten von den gemeinsamen Futterplätzen.

Siamang (Tierpark Hellabrunn)

In Gefangenschaft beginnt die Geschlechtsreife bei Männchen frühestens mit 4 Jahren und bei Weibchen mit 5 Jahren, meist jedoch mit 8 bis 9 Jahren. Die Paarung erfolgt meist dorso-ventral, aber auch ventro-ventrale Kopulationen wurden beobachtet. Die Schwangerschaft dauert 189 bis 239 Tage. Die Geburtenrate könnte von der Fülle der vorhandenen Früchte abhängen, Belege dafür fehlen aber. Vor der Geburt senken die Weibchen ihre Aktivitätenrate. Meist wird ein Jungtier geboren, Zwillinge sind selten. Bei der Geburt wiegt ein Siamang ca. 540 g. Säuglinge fangen mit 3 bis 9 Monaten an, feste Nahrung zu sich zu nehmen, werden in den ersten 12 Monaten jedoch hauptsächlich gesäugt und sind mit 2 Jahren komplett unabhängig. Der Abstand zwischen den Geburten beträgt 3 Jahre. In freier Wildbahn werden sie 25 bis 30 Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu fünf Jahre älter.

 

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