Portrait: Seidenreiher

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Pelecaniformes
Familie: Reiher (Ardeidae)
Unterfamilie: Tagreiher (Ardeinae)
Gattung: Egretta
Art: Seidenreiher (Egretta garzetta)
Seidenreiher (Zoo Augsburg)

Seidenreiher (Zoo Augsburg)

Der Seidenreiher ist wesentlich kleiner als Graureiher und Silberreiher.
Er erreicht eine Körperlänge von etwa 55,0 bis 65,0 Zentimeter und eine Spannweite von etwa 88,0 bis 106,0 Zentimeter. Das Gewicht beträgt etwa 350,0 bis 550,0 Gramm. Er gehört zu den kleineren Reiherarten. Sein Gefieder ist insgesamt schneeweiß gefärbt. Ferner ist das Gefieder weich, zart und seidenartig. Am Hinterkopf sind zwei bis drei 20,0 bis 25,0 Zentimeter lange, schmale Federn vorhanden, die während der Balz besonders ausgeprägt sind. Ferner zeigen sich am Rücken stark nach oben gebogene Schmuckfedern. Den Jungen fehlt dieser Federschmuck. Die Iris der Augen weisen eine gelbe Färbung auf. Die Beine und die Füße sind schwarz geschönt, während der Zehenrücken mit einer grünlich-gelben Färbung überzogen ist. Die Flügel haben sehr breite Federn, besonders bei den Altvögeln. Bei den jungen Vögeln (im Jugendkleid) sind die Schwingfedern auffallend schmäler und die vordersten spitzer. Übrigens haben diese stumpf zugespitzte oder vielmehr zugerundete Enden, von welchen das der ersten ein wenig kürzer als das der zweiten und dritten (die von gleicher Länge), und mit dem der vierten großen Schwingfeder gleichlang ist. Der Schwanz hat 12 breite abgerundete Federn, von denen die äußersten wenig kürzer als die mittelsten sind. Die Spitzen der ruhenden Flügel ragen bei den Alten oft über das Schwanzende hinaus, bei den Jungen wenig oder gar nicht über das Schwanzende hinaus. Im Flug ist zu beobachten, daß der Seidenreiher seinen Kopf in Reihermanier S-förmig hält. Der Schnabel ist blauschwarz an der Wurzel bläulich und die Zügel sind hell bläulich-violett gefäbt. Bei den jüngeren Vögeln ist der Schnabel hellgrün und beim Weibchen bleichgrün gefärbt. Der Schnabel ist schlank und gestreckt, nach vorn allmählich verjüngt und dünn zugespitzt, mit scharfkantiger First und scharfkantigem Kiel, erstere nach der Spitze kaum merklich herabgebogen, letzterer mit sehr schmaler Kehlspalte. Die Mundkanten schneidend scharf, die des Oberschnabels vor der Spitze mit einem kleinen Ausschnitt.
Das Nasenloch, ein schmaler Ritz, liegt dicht an der Schnabelbasis in einer weichen Haut, welche von obenher ein schwaches Rändchen über der Öffnung bildet und sie verschließbar macht, nach vorn aber an den Schnabelseiten in eine mit der First parallele, nicht fern von der Spitze endende, schmale Furche verläuft.

Das Verbreitungsgebiet des Seidenreihers reicht von Südeuropa und Nord-, West- und Südafrika sowie Madagaskar über Kleinasien bis nach Japan. Die Art kommt außerdem in Südosten Asiens, auf Neuguinea und Australien sowie in kleiner Zahl auch auf Neuseeland vor.
In Europa ist der Seidenreiher vor allem in Südeuropa verbreitet, dringt aber in den letzten Jahren immer weiter nach Norden vor. In Deutschland ist er seltener als Silberreiher oder Purpurreiher anzutreffen, jedoch regelmäßig in geringer Zahl zu beobachten. Der Seidenreiher ist je nach geografischer Lage des Vorkommens Kurz- bis Mittelstreckenzieher oder Standvogel. Die meisten europäischen Brutvögel sind Zugvögel, jedoch variiert der Standvogelanteil der Population, wo es das Klima erlaubt. Er überwintert an der Atlantik-Küste Englands, Frankreichs und der Iberischen Halbinsel sowie in Nordafrika und der Türkei. Hier kommt es jedoch in ungewöhnlich kalten Wintern zu Bestandseinbrüchen. Die Vögel ziehen ansonsten bis in die nördlichen Tropen Afrikas. Zu den weitesten nachgewiesenen Zugstrecken gehört der Zug von Brutvögeln der Camargue nach Mali, Gambia und Ghana, von Spanien bis nach Guinea, von Ungarn bis nach Sierra Leone. Nachgewiesen sind auch zwei Überquerungen des Atlantiks. Brutvögel Spaniens wurden dabei auf Trinidad und Martinique nachgewiesen. Europäische Brutvögel ziehen in der Regel nach Süden und Südwesten, der Zug beginnt im August und kann bis zur ersten Dezemberhälfte andauern. Sie kehren im März zurück, so dass Zugvögel der europäischen Brutkolonien diese etwa ab April neigen. Da die Art eine Neigung zur Zugprolongation aufweist, finden sich im Frühjahr und Sommer oft einzelne Individuen nördlich des normalen Brutareals.
Der Seidenreiher hält sich besonders gerne an seichten, durchwachsenen kleinen Tümpeln und Teichen auf, die möglichst umbuscht und umwaldet sind. Er benötigt ausgedehnte offene Flachwasserbereiche und naturnahe Überschwemmungsgebiete. Da er seine Nahrung bevorzugt im Seichtwasser sucht, findet man ihn heute häufig in Reisfeldern oder an flachen Fischteichen. Ähnlich wie der Kuhreiher schließt er sich gelegentlich weidenden Großsäugern an.

Seidenreiher (Zoo Wuppertal)

Seidenreiher (Zoo Wuppertal)

Der Seidenreiher ist ein tagaktiver Vogel, der sowohl am Schlafplatz als auch während der Nahrungssuche gesellig lebt. Seidenreiher setzen eine Reihe unterschiedlicher Taktiken bei der Nahrungssuche ein. Sie sind in der Regel aktive Jäger, die beispielsweise durch vibrierende Fußbewegungen Beutetiere aufscheuchen oder Seichtwasser und Sumpfwiesen rasch durchlaufen. Seidenreiher, die im australischen Kakadu-Nationalpark bei der Nahrungssuche beobachtet wurden, verbrachten 59,8 Prozent ihrer Zeit damit, reglos auf Beutetiere zu warten. Bei der aktiven Nahrungssuche bewegten sie sich langsam durchschnittlich 5,8 Meter nach vorne, versuchten mehr als zwei Mal pro Minute Beutetiere zu greifen und waren dabei in mehr als 54 Prozent der Fälle erfolgreich. Der Erfolg bei der Nahrungssuche ist dabei bei einer Gruppenjagd höher als bei der einzelnen Nahrungssuche. Sie fressen kleine Fische, Frösche, Eidechsen, Würmer, Mollusken und Wasserinsekten.
Seidenreiher erreichen ihre Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. Vermutlich führen sie eine monogame Saisonehe. Das Nest wird bevorzugt in gemischten Reiherkolonien angelegt. Der Nestabstand beträgt häufig weniger als zwei Meter. Das Männchen verteidigt ein kleines Territorium erst nach der Anpaarung mit einem Weibchen.
Das Männchen trägt das Nistmaterial ein, das vom Weibchen verbaut wird. Der Legebeginn ist in Europa ab Mitte/Ende April. In Ungarn kommt es vereinzelt sogar noch zu Gelegen im August. Das Gelege umfasst drei bis fünf Eier. Der Legeabstand beträgt ein bis zwei Tage. Die Eier sind langoval und grünlichblau, sie bleichen während der Brutzeit etwas aus. Die Brutzeit dauert 21 bis 22 Tage und beginnt mit der Ablage des ersten Eis. Beide Elternvögel sind an der Brut beteiligt. Die Nestlinge werden von beiden Elternvögeln gefüttert. Jungvögel verlassen nach dreißig Tagen das Nest und weichen auf benachbarte Äste aus. Mit 40 bis 45 Lebenstagen sind die Jungvögel flügge. Der älteste bislang gefundene Ringvogel erreichte ein Alter von 22 Jahren und vier Monaten.

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