Ordnung: | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie: | Hundeartige (Canoidea) |
Familie: | Hundsrobben (Phocidae) |
Gattung: | Echte Hundsrobben (Phoca) |
Art: | Seehund (Phoca vitulina) |
Der Seehund erreicht eine Körperlänge von bis zu 200 cm sowie ein Gewicht von bis zu 100 Kg. Weibchen werden etwas schwerer als Männchen. Als ausgezeichnete Schwimmer und Taucher erreichen sie unter Wasser Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h. In Anpassung an ihren Lebensraum, ist der Körperbau äußerst stromlinienförmig ausgelegt. Das Fell ist überwiegend graubraun bis grau und ist beim Männchen hell-dunkel gefleckt. Das Fell wird zum Sommer hin gewechselt. Die Augen sind relativ groß und ermöglichen dem Seehund unter Wasser eine gute Sicht. Hauptsächlich orientieren sie sich unter Wasser über ihr feines Gehör sowie über den Tastsinn. In Bereich der Schnauze zeigen sich zahlreiche Tasthaare. Die Anzahl der Tasthaare liegt beim Seehund bei 100 und dienen im Wesentlichen der Orientierung.
Auch wenn die im Wasser hauptsächlich einzelgängerisch leben, so sind sie an Land dennoch gesellige Tiere, die oft in großen Gruppen an Land oder auf Sandbänken anzutreffen sind. Aufgrund starker Bejagung, Wasserverschmutzung und Nahrungsmangel wegen Überfischung der Küstengewässer sind Seehunde in ihrem Bestand stark bedroht.
Der Seehund kommt auf der Nordhalbkugel im Atlantik und Pazifik vor. Er bevorzugt Küsten mit trockenfallenden Sandbänken, auf denen er vor Feinden sicher ist. Man findet ihn aber auch an geschützten Felsküsten.
Die weltweite Gesamtpopulation der Seehunde wird auf 500.000 Individuen geschätzt. Von diesen leben 90.000 an europäischen Küsten.
Während der Seehund an der gesamten Nordseeküste verbreitet ist, ist er in der Ostsee eine extreme Seltenheit; der Bestand in diesem Binnenmeer wird auf 250 Tiere geschätzt, womit Seehunde in der Ostsee noch seltener als Kegel- und Ringelrobben sind. Die Ostsee-Seehunde leben an den Küsten dänischer Inseln und des südlichen Schwedens. Umherwandernde junge Seehunde kommen manchmal auch an deutsche Ostseeküsten.
Es werden geographisch fünf Unterarten unterschieden:
Europäischer Seehund (Phoca vitulina vitulina), europäische Küsten
Phoca vitulina concolor, Ostküste Nordamerikas vom Arktischen Ozean bis Maine
Phoca vitulina richardsi, Westküste Nordamerikas von Alaska bis Baja California
Kurilenseehund (Phoca vitulina stejnegeri), Küsten Hokkaidōs, der Kurilen und Kamtschatkas
Ungava-Seehund (Phoca vitulina mellonae), Seen im nördlichen Québec, Kanada (einziger im Süßwasser lebender Seehund)
Die Largha-Robbe wurde früher als Unterart des Seehundes, heute aber als selbständige Art eingestuft.
Seehunde sind sehr gute Schwimmer, die bis zu 200 m tief und 30 Minuten lang tauchen können. Für gewöhnlich dauert ein Tauchgang aber nur drei Minuten. Ausgewachsene Seehunde fressen ausschließlich Fische, und zwar Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische. Jüngere Seehunde ernähren sich zu einem Großteil von anderen Meerestieren wie Krebstieren und Mollusken. Im Wasser sind Seehunde einzelgängerisch, auf Sandbänken kommen sie oft zu kleinen Gruppen zusammen. Sie sind jedoch keine sozialen Tiere und reagieren aggressiv auf Berührung durch Artgenossen; vor allem Männchen fügen sich gelegentlich gegenseitig blutige Wunden zu. Auf den Sandbänken findet man sie daher meistens gleichmäßig verteilt, mit eineinhalb Metern Mindestabstand zwischen zwei Tieren.
Von Juli bis Anfang September findet die Begattung im Wasser statt. Mehrere Männchen sammeln sich dabei um ein Weibchen und versuchen, auf ihren Rücken zu gelangen. Das Weibchen wehrt sich zunächst mit Bissen und Fluchtversuchen gegen die Paarung. Letztlich siegt eines der Männchen, indem es das Weibchen mit einem Biss in den Nacken ruhigstellt. Nach etwa drei Minuten ist der Paarungsakt beendet und beide Partner schwimmen ihrer Wege. Seehundmännchen sind weder monogam, noch bewachen sie nach Art mancher anderer Robben einen Harem.
Die Tragzeit beträgt anschließend 11 Monate, wobei das embryonale Wachstum über die ersten zwei bis zweieinhalb Monate ausgesetzt wird. Die Wurfzeit liegt dadurch im folgenden Jahr erneut in den Monaten Juni und Juli. Es wird in der Regel nur ein Jungtier geboren, das bei der Geburt rund 10 kg schwer, 85 cm lang und voll schwimmfähig ist. Es wird ungefähr fünf Wochen gesäugt und dann allein gelassen.
Seehunde können 30 bis 35 Jahre alt werden. Dabei haben Weibchen in der Regel eine höhere Lebenserwartung als Männchen, die sich bei den Aggressionen gegen Geschlechtsgenossen mehr verausgaben und vielleicht deshalb selten älter als 25 Jahre alt werden.