Portrait: Rotfuchs

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Tribus: Echte Füchse (Vulpini)
Gattung: Vulpes
Art: Rotfuchs (Vulpes vulpes)
Rotfuchs (Wildfreizeitpark Oberreith)

Rotfuchs (Wildfreizeitpark Oberreith)

Der Rotfuchs ist der einzige europäische Vertreter der Gattung Vulpes (Füchse) und der Wildhund mit dem größten Verbreitungsgebiet.
Die Körpermaße des Rotfuchses sind geographisch und jahreszeitlich starken Schwankungen unterworfen. Das Körpergewicht liegt durchschnittlich für Männchen im Bereich 5,5 bis 7,5 kg, für Weibchen bei 5 bis 6,5 kg. Schwerere Tiere (bis 14,5 kg) sind selten. Die Körperlänge (ohne Schwanz) beträgt für Männchen 65 bis 75 cm, für Weibchen 62 bis 68 cm, die Schwanzlänge entsprechend 35 bis 45 cm bzw. 30 bis 42 cm (jeweils Durchschnittswerte für europäische Füchse).
Das Fell ist oberseits rötlich, unterseits weiß; der Farbton variiert je nach Verbreitungsgebiet oberseits zwischen rötlichgelb und tiefrotbraun und unterseits zwischen reinweiß und schiefergrau. Die unteren Teile der Beine sowie die Hinterseiten der Ohren sind schwarz gefärbt. Daneben gibt es abweichende Farbvarianten. Z. B. ist der Brand- oder Kohlfuchs ist dunkelbraun mit fast schwarzem Bauch, der Kreuzfuchs trägt ein schwarzes Kreuz auf Rücken und Schultern, der Silberfuchs ist schwarz mit weißen Deckhaarspitzen, die silbrig glänzen, und einer reinweißen Schwanzspitze.

Verbreitung des Rotfuchs (grün: Natürliches Vorkommen, Blau: eingeführt, Braun: Ungesichertes Vorkommen)

Verbreitung des Rotfuchs (grün: Natürliches Vorkommen, Blau: eingeführt, Braun: Ungesichertes Vorkommen)

Rotfüchse können sowohl nördlich des Polarkreises als auch in fast tropischen Gebieten leben. In Nordamerika kommen sie von den Aleuten bis Neufundland vor – mit Ausnahme von Arizona, Süd-Florida und einem Streifen von Alberta bis Mexiko. Rotfüchse besiedeln Eurasien von Irland bis zum Beringmeer.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Rotfüchse zur traditionellen Fuchsjagd aus England nach Australien importiert. Die dort heimischen langsamen Beuteltiere waren an die Neubesiedler nicht angepasst und wurden leichte Beute. Heute ist ganz Australien bis auf das Northern Territory und die nördlichen Teile von Queensland von Füchsen besiedelt. 1893 wurden die ersten Kopfgelder ausgesetzt. Die Bekämpfung von Füchsen in Australien erfolgt derzeit unter anderem mit Giftködern.

Der Rotfuchs stellt an seinen Lebensraum keine besonderen Anforderungen. Wälder, Grasland, Äcker und in jüngerer Zeit zunehmend auch Siedlungsgebiete sind unterschiedlich geeignete Lebensräume für die Rotfüchse.
Die ersten Stadtfüchse wurden in den 1930ern in Londoner Vororten mit hohem Grünflächenanteil bekannt. Ab den 1980er Jahren traten vermehrt Berichte von Fuchsbeobachtungen in Großstädten auf dem europäischen Festland auf (z. B. in Berlin, Oslo, Zürich), die aber zunächst nur als Einzelfälle gewertet wurden. Inzwischen sind Füchse wahrscheinlich in den meisten Städten präsent, aber nicht überall in hohen Dichten.
Der Rotfuchs weist beim Beutefang einige Ähnlichkeiten mit Katzen auf: Er klettert besser als andere Hundeartige und zeigt dies beim langsamen Anschleichen und dem Mäusesprung. Füchse und Katzen gehören zoologisch zwar verschiedenen Familien an, haben aber aufgrund der gemeinsamen Spezialisierung auf kleine Nagetiere als Beutetiere im Laufe der Evolution eine konvergente Entwicklung durchgemacht.
Der Rotfuchs ist ein relativ anspruchsloser Allesfresser. Er stellt seine Ernährung bei Bestandsschwankungen der Beutetiere kurzfristig um und nimmt generell mit dem vorlieb, was leicht zu erbeuten ist und einen hohen Energiegehalt bietet (opportunistische Ernährung). Die Nahrungszusammensetzung ist somit lokal und saisonal stark unterschiedlich. Auf Feldmäuse umgerechnet, beträgt der tägliche Nahrungsbedarf ca. 15 bis 20 Mäuse.

Silberfuchs (Thüringer Waldzoo)

Silberfuchs (Thüringer Waldzoo)

Der Rotfuchs wird mit etwa 10 Monaten geschlechtsreif. Füchse paaren sich nur einmal im Jahr in der sogenannten Ranzzeit. Da der Rüde von Dezember bis Anfang März befruchtungsfähig ist, die Fähe hingegen nur zwei bis drei Tage im Januar/Februar (März), folgt der Rüde über einen längeren Zeitraum einer auserwählten Fähe, um ihr Abwehrverhalten genau zu diesem Zeitpunkt überwinden zu können. Mehrere Begattungen erhöhen den Erfolg der Befruchtung; je nach Sozialstruktur der Fuchspopulation paart sich der Rüde auch noch mit anderen Fähen bzw. die Fähen mit mehreren Rüden. Daher kann ein Wurf Jungfüchse verschiedene Väter haben. Wie bei vielen Hundeartigen (z. B. auch beim Wolf) wird die Paarung durch das sogenannte „Hängen“ abgeschlossen, wobei der angeschwollene Penis des Männchens noch 20 bis 30 Minuten lang in der Vagina des Weibchens gehalten wird. In dieser Zeit bleibt das Paar – in entgegengesetzte Richtungen blickend – fest verbunden.
Füchse und Hunde lassen sich aufgrund verschiedener Chromosomenzahlen (Rotfuchs: 34 bis 38, Haushund: 78 Chromosomenpaare) nicht kreuzen, obwohl beide zur Familie der Hundeartigen gehören.
Der meist umfangreiche Bau besitzt neben der Hauptröhre mehrere Fluchtröhren. Die beim Graben anfallende Erde wird zum Ausgang befördert und dort nach allen Seiten verstreut, so dass sich ein fächerförmiger Wall um den Eingang bildet. Allerdings wird nicht immer ein großer Bau gegraben; Füchse nehmen auch einfache Behausungen unter Gartenhäusern, Baumstümpfen oder Felsspalten für die Jungenaufzucht an. Zudem können sie alte Baue von Dachsen übernehmen; wenn der Bau groß genug ist, kommt es auch vor, dass Fuchs und Dachs gemeinsam darin wohnen (sog. „Burgfriede“).
Besetzte Fuchsbaue erkennt man an herumliegenden Beuteresten, dem blanken Sandboden und Fußspuren. Der typische Fuchsgeruch wird in der Literatur oft als „durchdringlicher Raubtiergeruch“ oder ähnlich beschrieben, allerdings ist das Empfinden von Gerüchen stark vom Beobachter abhängig. Der Geruch am Bau kann auch von Harnmarkierungen am Eingang verursacht sein und bedeutet daher nicht zwangsläufig, dass sich gerade ein Fuchs im Bau befindet.
Nach einer Tragzeit von ca. 50 Tagen gebiert die Fähe durchschnittlich vier bis sechs Junge. Die Anzahl der Jungfüchse ist abhängig
von der Sozialstruktur der jeweiligen Fuchspopulation: je stabiler, desto weniger Jungfüchse;
von der Sterblichkeitsrate der Population: je höher (z. B. durch starken Jagddruck), desto mehr Jungfüchse.
Nicht jede Fähe bringt jedes Jahr Junge zur Welt. Generell beteiligen sich weniger junge Fähen an der Fortpflanzung als ältere: In Gebieten, wo Fähen in stabilen Familiengruppen leben, dürften die meisten unfruchtbaren Weibchen rangniedrigere Gruppenmitglieder sein. In Bereichen, wo Fähen üblicherweise abwandern, sind dies meist die jüngeren; diese können dann häufig kein Territorium ergattern und ziehen daraufhin keine Jungen auf.
Die ca. 80 bis 160 Gramm schweren Fuchswelpen werden mit geschlossenen Augen geboren und tragen ein wolliges, graubraunes Haarkleid. Nach 12 bis 14 Tagen öffnen die Welpen die Augen. Sie werden vier bis sechs Wochen lang gesäugt und verlassen nach Ablauf eines Monats erstmals den Bau. Zu diesem Zeitpunkt hat bereits ein Fellwechsel stattgefunden; die Jungfüchse haben nun die fuchstypische rötliche Farbe.
Sobald die Milchzähne hervortreten, haben die Jungfüchse ein starkes Bedürfnis, auf geeigneten Gegenständen herumzukauen (bei Stadtfüchsen z. B. Schuhe). Im Alter von etwa 25 Tagen entwickeln sie eine Hierarchie untereinander.
In den ersten Wochen nach der Geburt verlässt die Fähe selten den Bau. Insbesondere in dieser Zeit versorgt der Rüde die Fähe mit Nahrung. Zwar kann die Fähe die Welpen auch allein aufziehen, die Betreuung durch beide Elterntiere (oder Verwandte, siehe unten) erhöht jedoch Überlebenschancen der Welpen. Das teilweise beobachtete Vorherrschen der Aufzucht durch Fähen kann daran liegen, dass bei Treibjagden im Winter mehr Rüden geschossen werden als Fähen, sowie am Auftreten von Polygamie.
Insbesondere die Rüden verlassen im Zeitraum September bis November das elterliche Revier, während die Fähen manchmal bei den Eltern bleiben und im nächsten Jahr bei der Aufzucht der Jungtiere der Eltern mithelfen. Auch hier gibt es starke Unterschiede in Abhängigkeit vom Aufbau der Sozialstruktur der lokalen Fuchspopulation.

Rotfuchs (Fasanerie Wiesbaden)

Rotfuchs (Fasanerie Wiesbaden)

Füchse galten bis in die 1970er Jahre als Einzelgänger, die in Territorien leben und diese gegen Artgenossen verteidigen. Man nahm an, dass sich Fähen und Rüden nur zur Paarung treffen und dann wieder getrennte Wege gehen. Da Füchse sich von kleinen Beutetieren (vor allem Mäusen) ernähren und somit nicht auf ein gemeinsames Erbeuten der Nahrung angewiesen sind (wie etwa Wölfe), schien ein ausgeprägtes Sozialleben nicht notwendig. Ende der 1970er zeigten dann englische Studien bei Oxford, dass Füchse dort in Familiengruppen lebten und ein ausgeprägtes Sozialleben zeigten. Ähnliches ist inzwischen aus weiteren Gebieten bekannt geworden (z. B. in Zürich).
Die Familiengruppen sind in einem gemeinsamen Territorium unterwegs, das sie gegen fremde Artgenossen verteidigen. Zu einer solchen Gruppe gehören meist ein Rüde und eine Fähe, die sich fortpflanzen, sowie weitere erwachsene Füchse, oft Schwestern und Töchter der sich fortpflanzenden Fähe. In Zürich hielten sich neben dem Vater aber auch noch weitere Rüden im Gebiet auf. Diese nahen Verwandten sind bei der Jungenaufzucht behilflich: „Tantenrolle“ bei Abwesenheit der Mutter, Bewachen, Säugen bis hin zur Übernahme der vollständigen Elternfunktion bei deren Tod.
Während der Nahrungssuche sind Füchse meist als Einzelgänger unterwegs. Untersuchungen bei Bristol ergaben, dass sich ein Fuchs mit jedem anderen Familiengruppenmitglied durchschnittlich eineinhalb bis zwei Mal in 24 Stunden traf; die meisten dieser Treffen verliefen freundschaftlich. Im Winter fanden Treffen häufiger statt, vor allem nachts. In dieser Zeit können die Auseinandersetzungen zunehmen, da die Paarungszeit (Ranz) in den Winter fällt und auch ein Teil der Jungfüchse abwandert.
Allgemein passen Füchse ihre Sozialstruktur den Lebensbedingungen an. Sind gute Nahrungsressourcen vorhanden, können viele Füchse in einem Gebiet leben, und es kommt zur Bildung von Familiengruppen. Diese sind demnach nicht nur auf Städte beschränkt, sondern können auch in geeigneten ländlichen Gebieten (wie im Schweizer Jura vorkommen. Eine Untersuchung im waldgeprägten Bereich des Feldberges in Baden-Württemberg ergab andererseits keine Hinweise auf das Vorhandensein von sozialen Gruppen: Die sieben erwachsenen telemetrierten Füchse verhielten sich ortstreu, die Streifgebiete überlappten sich. Das Ausmaß der Überlappung variierte von geringfügigen Überschneidungen bis zu fast identischen Streifgebieten. Gegenseitiges Meideverhalten, Territorialität sowie ein Zusammenschluss zu sozialen Gruppen wurde nicht festgestellt. Fälle von häufigeren Begegnungen konnten mit der gemeinsamen Nutzung bestimmter Bereiche erklärt werden.

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