Portrait: Nymphensittich

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Kakadus (Cacatuidae)
Gattung: Nymphensittiche (Nymphicus)
Art: Nymphensittich (Nymphicus hollandicus)
Nymphensittich (Leintalzoo Schwaigern)

Nymphensittich (Leintalzoo Schwaigern)

Der Nymphensittich ist ein beliebtes Haustier. Innerhalb der Ornithologie war lange strittig, ob der Nymphensittich innerhalb der Papageien zu den Kakadus oder den Sittichen gehört. Inzwischen ist sicher, dass er den Kakadus zuzuordnen ist. Es unterscheidet sich jedoch kein anderer Kakadu so stark von den übrigen Vertretern der Familie wie der Nymphensittich. Er wird entsprechend in eine eigene Gattung und manchmal sogar in eine eigene Unterfamilie gestellt.

Die Wildform der Nymphensittiche erreicht eine Körperlänge von 32 Zentimetern. Die Vögel werden zwischen 73 und 102 Gramm schwer.
Das ursprüngliche Erscheinungsbild Nymphensittichs ist grau mit weißen Flügeldecken und einem orangen Wangenfleck. Die Männchen haben eine ausgeprägte gelbe Gesichtsmaske. Die Weibchen haben eine gelb-schwarze Querbänderung an der Schwanzunterseite und sind generell etwas blasser als die Männchen. Wie für Kakadus charakteristisch weisen sie eine Federhaube auf. Der orangefarbene Ohrfleck, den beide Geschlechter haben, ist bei ihnen frühzeitig scharf abgegrenzt. Die Jungvögel ähneln den Weibchen. Bis zu einem Alter von ca. sechs Monaten sind die Männchen und Weibchen deshalb auch nur schwer voneinander zu unterscheiden. Erst wenn nach etwa sechs Monaten die gelben Federn auf dem Kopf sichtbar werden, ist wegen den Farben die Geschlechtsunterscheidung möglich. Da die jungen Männchen mit ihrem Balzgesang oft schon im Alter von vier Monaten beginnen, sind sie ab diesem Zeitpunkt auch schon von den Weibchen zu unterscheiden. Nach einem Jahr ist die Veränderung der Farben abgeschlossen und sie sind nicht mehr von ihren Eltern zu unterscheiden. Ab diesem Zeitpunkt sollte die Bestimmung des Geschlechts kein Problem mehr sein.
In den letzten 60 Jahren wurden viele Farbschläge gezüchtet, die weit von der Wildform abweichen. Neben den wildfarbenen Nymphensittichen gibt es heute zum Beispiel Geperlte, Lutinos, Schecken, Weißköpfe, Zimter und Kombinationen daraus. Die Unterscheidung der Geschlechter ist mit den neuen Farbschlägen erheblich schwerer und oftmals nur noch anhand des Verhaltens zu klären.

Nymphensittich, Zuchtform (Raritätenzoo Ebbs)

Nymphensittich, Zuchtform (Raritätenzoo Ebbs)

Nymphensittiche leben in den trockenen Inlandsgebieten Australiens. Sie sind dort derzeit nicht gefährdet, der vorhandene Wildbestand gilt als stabil. Außer in geschlossenen Wäldern sind Nymphensittiche fast in jeder Vegetationsform ihres Lebensraums anzutreffen. Die Schwärme leben nomadisch und durchstreifen dabei weitreichende Gebiete, nur zur Brutzeit lassen sie sich an einem festen Ort nieder. Typischerweise setzt sich ein Schwarm aus bis zu 50 Individuen zusammen. Während der saisonalen Wanderungen bilden sich sehr große Schwärme. Nymphensittiche zählen ähnlich wie Rosa- und Gelbhaubenkakadus zu den australischen Kakaduarten, die von der Anlage künstlicher Viehtränken profitieren. Sie können damit Regionen für einen längeren Zeitraum besiedeln, die zuvor nur nach Regenfällen von ihnen genutzt wurden. An Wasserstellen wurden bereits über 1.000 Tiere gleichzeitig beobachtet.
Durch Gefangenschaftsflüchtlinge haben Nymphensittiche ihr natürliches Verbreitungsgebiet auf urbane Räume im Umfeld von Städten ausgedehnt. Auch bei den vereinzelten Sichtungen von Nymphensittichen auf Tasmanien handelt es sich vermutlich um Gefangenschaftsflüchtlinge.

Wild lebende Nymphensittiche ernähren sich von Samen, Kernen, Beeren, Pflanzenteilen sowie deren Wurzeln. Eine sehr große Bedeutung haben die Samen unterschiedlicher Gräser. Daneben fressen sie auch landwirtschaftliche Anbauprodukte wie Weizen, Reis und Sorghum. Nymphensittiche zählen daher zu den Kakaduarten, die von der Erschließung des australischen Kontinents durch europäische Siedler profitiert haben. Den größten Teil ihrer Nahrung finden sie am Boden. Sie fressen zwar auch Baum- und Strauchfrüchte, doch dies spielt in ihrer Ernährungsbilanz nur eine geringe Rolle. Bei der Futtersuche auf dem Boden bleibt immer ein Schwarmmitglied (bevorzugt ein Hahn) auf erhöhtem Posten sitzen, um bei Gefahr zu warnen. Die Fluchtdistanz ist sowohl bei der Nahrungssuche als auch beim Aufsuchen von Wasserstellen sehr groß. Sie reagieren dabei auch auf Warnrufe anderer Vogelarten wie etwa die der Zebrafinken und fliegen auf diese Rufe hin sofort auf.
Verhältnismäßig ungewöhnlich ist ihr Trinkverhalten. Sie landen anders als die meisten Vogelarten nicht am Ufer und laufen dann zum Wasser hin, sondern landen unmittelbar im seichten Wasser, trinken dann hastig und fliegen unmittelbar wieder auf. Sie besitzen ein ausgeprägtes Gruppenverhalten, welches das Individualverhalten überwiegt. Bei Gefahr flüchten beispielsweise alle Mitglieder der Gruppe, wenn nur ein Tier des Schwarms einen typischen Warnruf lautstark von sich gibt. Der Lockruf (oder Suchruf) dient dem Zusammenfinden einzelner Individuen oder kleinerer Schwarmeinheiten vor z. B. einem gemeinsamen Flug zur Wasserstelle.

Nur in den Randzonen ihres

Nymphensittich, Zuchtform (Wildpark Poing)

Nymphensittich, Zuchtform (Wildpark Poing)

großen Verbreitungsgebietes ist die Fortpflanzungszeit der Nymphensittiche an bestimmte Zeiten gebunden. Im größten Teil ihres Verbreitungsgebietes hängt der Beginn der Brutsaison von einem entsprechenden Nahrungsangebot und damit vom Zeitpunkt und der Menge des Niederschlags ab. Je nach klimatischen Bedingungen sind zwei bis drei erfolgreiche Bruten möglich.
Auch innerhalb großer Schwärme leben Nymphensittiche monogam. Der Paarzusammenhalt ist daran erkenntlich, dass verpaarte Vögel dicht beieinander fliegen und auch während der Nahrungssuche eng zusammenlaufen. Balzende Nymphensittiche sind daran erkenntlich, dass die Männchen sich mit tänzelnden Schritten den Weibchen nähern. Die Männchen halten dann kurz inne, senken Körper und Kopf abwärts und richten sich dann sehr schnell wieder auf wobei sie ihre Flügel etwas öffnen.
Nymphensittiche sind Höhlenbrüter. Die Vögel suchen sich Nistplätze in Wassernähe – oft sind es Eukalyptusbäume, in denen sich die Nisthöhlen in etwa drei Meter Höhe befinden. Ein Gelege besteht aus drei bis sechs Eiern. Diese werden meist mit einem Zeitabstand von zwei Tagen gelegt. Die Brutdauer beträgt zwischen 18 und 21 Tagen. Meist brütet die Henne nachts und der Hahn tagsüber. Partnerfüttern wurde bei frei lebenden Nymphensittichen nur sehr selten beobachtet. Die Küken sind beim Schlupf blind, die Augen öffnen sich um den 10. Lebenstag. Nach etwa vier Wochen verlassen sie die Nisthöhle und lernen fliegen. Selbstständig sind Nymphensittiche nach acht bis zwölf Wochen, die Geschlechtsreife erlangen sie im Alter von etwa neun bis zwölf Monaten.

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