Unterklasse: | Beuteltiere (Metatheria) |
Überordnung: | Australidelphia |
Ordnung: | Raubbeutlerartige (Dasyuromorphia) |
Familie: | Myrmecobiidae |
Gattung: | Myrmecobius |
Art: | Numbat (Myrmecobius fasciatus) |
Der Numbat oder Ameisenbeutler ernährt sich nahezu ausschließlich von Termiten, die er mit starken Krallen ausgräbt und mit einer wurmförmigen Zunge fängt. Vor allem die Nachstellung durch den von Menschen in Australien eingeschleppten Rotfuchs hat dazu geführt, dass der Numbat aus großen Teilen seines einstigen Verbreitungsgebiets verschwunden ist und nur mit intensiven Schutzmaßnahmen überleben kann.
Seine Gestalt, seine spitze Schnauze und die auffälligen Streifen machen den Numbat unter Australiens Säugetieren unverwechselbar. Die Grundfarbe des Fells ist bei der einzigen heute noch existierenden Unterart vorne rotbraun, nach hinten dunkelbraun bis schwarz. Die Unterseite ist weißlich. Über den hinteren Rücken laufen vier bis elf weiße Querbänder, die nach vorne hin blasser und undeutlicher werden. Der lange Schwanz hat eine braune Farbe, kann durch zahlreiche weiße Haare aber grau wirken. Ein schwarzer Streifen läuft von der Ohrbasis zur Schnauze und umrahmt das Auge. Darunter liegt ein weißlicher Streifen.
Das Fell ist dünn und besteht aus kurzen, steifen Haaren. Die Haare des Schwanzes sind sehr viel länger. Wird der Schwanz aufgerichtet, können die borstigen Haare aufgestellt werden, so dass der Eindruck einer Flaschenbürste entsteht.
Der Vorderrücken ist die höchste Stelle des Körpers, während Kopf und Hinterrücken tiefer liegen. Die Ohren sind doppelt so lang wie breit. Die Augen sitzen verhältnismäßig hoch am Kopf.
Numbats tragen an den Vorderbeinen fünf Zehen, an den Hinterbeinen vier. Alle Zehen sind mit starken Krallen bewehrt.
Die Kopfrumpflänge des Numbats beträgt im Durchschnitt 27 cm. Hinzu kommt ein 20 cm langer Schwanz. Das Gewicht liegt zwischen 500 und 700 Gramm.
In der Form der Schnauze, der Vereinfachung der Zähne und der Länge der Zunge lässt sich manche Konvergenz zu anderen insektenfressenden Säugetieren (Ameisenbären, Schuppentiere) erkennen. Der Numbat hat zahlreiche Zähne, die in der Größe sehr reduziert sind und als einfache kegelförmige Spitzen erscheinen, die zum Teil kaum über das Zahnfleisch hinausragen. Weil sich nicht immer alle Zähne entwickeln, schwankt die Zahl der Zähne zwischen den Individuen, und manchmal sogar zwischen linker und rechter Kieferseite ein und desselben Tieres.
Der Numbat hat stets mehr als sieben postcanine Zähne (Molaren und Prämolaren). Dies ist unter Landsäugetieren einmalig.
Die Zunge des Numbats ist lang und wurmförmig. Die stark vergrößerten Speicheldrüsen produzieren einen klebrigen Speichel, der die Zunge bedeckt und dafür sorgt, dass Nahrung an ihr kleben bleibt. Quer zum Gaumen verlaufen dreizehn oder vierzehn Kämme, an denen die Zunge beim Einziehen entlanggezogen wird, um die festhaftenden Insekten abzustreifen.
Der Numbat nutzt vorwiegend Gesichts- und Geruchssinn. Der Geruch dient ihm dabei zum Aufspüren der Nahrung im Boden, die Augen zur frühen Erkennung von Feinden. Auffällig ist die relative Komplexität der Augen, die unter Beuteltieren ihresgleichen sucht. Die Netzhaut wird von Zapfen dominiert, die Pupillen sind unbeweglich – beides sind typische Kennzeichen tagaktiver Tiere. Kein anderes bisher untersuchtes Beuteltier hat einen schärferen Gesichtssinn als der Numbat. Das Sehfeld umfasst einen Winkel von 240° in der Horizontalen, ist aber in der Vertikalen recht begrenzt.
An der Brust haben Numbats einen runden, nahezu haarlosen, orangebraun gefärbten Bereich, der von Duftdrüsen besetzt ist, die vermutlich der Reviermarkierung dienen. Weibchen besitzen zudem eine Analdrüse, Männchen hingegen nicht.
Bei Höheren Säugetieren mit vergleichbarer Lebensweise zeigt sich oft ein verringerter Stoffwechsel, da der hohe Anteil unverdaulichen Chitins in der Beute dafür sorgt, dass dem Körper weniger Energie zugeführt wird. Beim Numbat ist dies jedoch nicht der Fall. Seine Körpertemperatur von 34,1° entspricht weitgehend der anderer Beuteltiere. Wie alle Raubbeutlerartigen verfällt der Numbat gelegentlich in einen Torpor, der bis zu fünfzehn Stunden andauern kann und bei dem die Körpertemperatur auf 19° absinken kann.
Die frühere Verbreitung des Numbats kann anhand von subfossilen Funden, Reiseberichten, Aborigine-Überlieferungen und der dokumentierten Fundorte von Museumsexemplaren rekonstruiert werden.
Demnach lebte der Numbat einst im südlichen Teil von Western Australia, in South Australia mit Ausnahme der Nullarbor-Wüste, in den zentralen Wüsten sowie im äußersten Westen von New South Wales (siehe auch Karte unter Bedrohung und Schutz). Seit der Ankunft der ersten europäischen Siedler ist dieses Territorium dramatisch geschrumpft, bis schließlich nur noch zwei Populationen übrig waren:
Dryandra Woodland, ein 28.000 Hektar großes Naturreservat inmitten von Ackerland, 170 km östlich von Perth
Perup Nature Reserve, ein 52.000 Hektar großes Schutzgebiet in der Nähe von Manjimup
In jüngster Zeit hat man durch Aussetzungen neun weitere Populationen geschaffen, davon sieben in Western Australia, eine in South Australia und eine in New South Wales. Zum Teil sind diese Schutzgebiete eingezäunt, um Füchse fernzuhalten.
Einst war der Numbat in verschiedenartigsten Lebensräumen beheimatet. Er kam sowohl in der Sandwüste als auch in der Spinifex-Savanne vor, im Mulga-Buschland ebenso wie im Eukalyptuswald. Die verbliebenen Populationen leben inzwischen nur noch in Wäldern.
Der Numbat ist das einzige ausschließlich tagaktive Beuteltier Australiens. Hier besteht ein Zusammenhang mit seiner Beute, den Termiten, die ebenfalls am Tage aktiv sind. Im Sommer ist der Morgen und der späte Nachmittag die Zeit der größten Aktivität, und die Mittagshitze verbringt er geschützt im Bau. Im Winter hingegen ist der Numbat zur Tagesmitte aktiv. Regenwetter wird stets gemieden.
Als Bau kann eine selbst gegrabene Erdhöhle dienen, manchmal reicht aber auch ein hohler Stamm. Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen Wald- und Freilandpopulationen: letztere sind naturgemäß auf Erdhöhlen angewiesen, während die waldbewohnenden Numbats wenige bis keine Höhlen bauen. Ein selbst gegrabener Bau hat einen Eingang von 8 cm Durchmesser. Dieser Gang führt über eine Länge von 1 m zu einer Kammer mit 15 bis 23 cm Durchmesser, die sich 10 bis 60 cm unter der Oberfläche befindet. In seinem Aktionsraum hat ein Numbat mehrere Baue.
Numbats sind Einzelgänger mit einem großen Aktionsraum von bis zu 50 Hektar.Sie bewegen sich für gewöhnlich in einem langsamen Gang vorwärts und halten immer wieder an, um sich auf die Hinterbeine zu setzen und die Gegend auszukundschaften. Bei Bedrohung können sie aber mit einer Geschwindigkeit von 32 km/h davonlaufen. Die Flucht führt zu einem Bau in der Nähe.
Numbats ernähren sich ausschließlich von Termiten. Somit ist der deutsche Name „Ameisenbeutler“ irreführend, denn Ameisen werden nur ungewollt gefressen; die einzigen Ameisen, deren Reste sich in Numbat-Kot fanden, waren solche Arten, die räuberisch von Termiten leben und daher mit diesen verspeist wurden. In den jetzt von Numbats bewohnten Gebieten sind die Termitenarten Coptotermes acinaciformis und Amitermes obeuntis die wichtigsten Beutetiere. Mit jedem Gramm organischer Nahrung nimmt ein Numbat auch 0,33 Gramm Erde zu sich, die ebenfalls an der Zunge hängenbleibt.
Die Krallen des Numbats sind zwar kräftig, aber nicht stark genug, um einen Termitenhügel aufzubrechen. Deshalb werden nur jene Termiten, die rund um den Hügel in den abzweigenden unterirdischen Gängen unterwegs sind, verspeist. Der Numbat setzt sich hierzu auf seine Hinterbeine und gräbt die Erde mit den Vorderklauen auf.
Die Tragzeit beträgt vierzehn Tage. Zwischen Januar und April kommen zwei bis vier Junge zur Welt. Für gewöhnlich umfasst der Wurf die volle Zahl von vier Jungen, entsprechend den vier existierenden Zitzen.
Die Zitzengegend des Weibchens ist von gekräuseltem, gelblichem Haar umgeben, das sich deutlich vom Weiß des Bauchs abhebt. Ein Beutel fehlt komplett. Somit müssen sich die 2 cm kleinen Jungen, wenn sie zu den Zitzen gekrochen sind, in den Haaren festklammern. So verbleiben sie bis zu sechs Monate an den Zitzen. Die Milch des Numbats ist besonders reich an Ölsäure. Diese Parallele zum nicht verwandten Ameisenigel scheint mit der gleichartigen Ernährung zusammenzuhängen.
Gegen Ende Juli, wenn die Jungen eine Länge von 7,5 cm erreicht haben, lassen sie die Haare los. Im Schutz eines Baus werden sie von der Mutter weiter gesäugt. Wenn der Bau gewechselt wird, trägt die Mutter sie auf dem Rücken mit sich. Ende September laufen die Jungen auch draußen eigenständig umher, und im November verlassen sie die Mutter.
Weibchen sind bereits im ersten Lebensjahr geschlechtsreif, Männchen erst im zweiten.
Der Numbat ist in Anatomie und Lebensweise so einzigartig, dass sich keine nahen Verwandten feststellen lassen. Daher wird er einer eigenen Familie Myrmecobiidae zugeordnet. Molekulargenetische Analysen stellen den Numbat an die Basis der Raubbeutlerartigen, so dass die gemeinsame Klade aus Raubbeutlern und Beutelwölfen als Schwestergruppe anzusehen ist.
1923 wurde eine zweite Numbat-Art als Myrmecobius rufus beschrieben; 1933 wurde diese von Hedley Herbert Finlayson als Unterart des bekannten Numbats eingestuft und somit Myrmecobius fasciatus rufus benannt (englisch Rusty Numbat, = „Rostroter Numbat“). Diese Unterart hatte ein kräftig rotes Rückenfell, das nach hinten in ein helleres Braun überging; die Unterseite war beige und nicht weiß. Der letzte Vertreter dieser Unterart wurde um 1950 bei Warburton gefunden. Bis in die 1960er soll es angeblich noch Sichtungen gegeben haben, heute aber ist die rote Unterart höchstwahrscheinlich ausgestorben.
Die Nominatform Myrmecobius fasciatus fasciatus, die einzige heute noch lebende Unterart, hat einst das westliche Western Australia bewohnt, während im Osten von Western Australia sowie in den anderen australischen Bundesstaaten die rote Unterart beheimatet gewesen ist.