Überordnung: | Afrotheria |
ohne Rang: | Paenungulata |
Ordnung: | Schliefer (Hyracoidea) |
Familie: | Schliefer (Procaviidae) |
Gattung: | Procavia |
Art: | Klippschliefer (Procavia capensis) |
Klippschliefer sind kaninchengroße Tiere, die in ariden und felsigen Gebieten Afrikas und Westasiens vorkommen. Sie wiegen etwa 2 bis 4,5 Kilogramm. In der Farbe sind Klippschliefer sehr variabel; alle Brauntöne können vorkommen. In der Gestalt ähneln sie einem Pfeifhasen oder einem Murmeltier, diese Ähnlichkeit ist aber rein äußerlich.
In der Anatomie weist der Klippschliefer all die für Schliefer typischen Merkmale auf wie die kleinen Hufe, die einziehbaren Fußsohlen und die mit andersfarbigen Haaren bedeckte Rückendrüse. Von den drei Zehen an den Hinterfüßen trägt die innere eine Kralle, die mittlere und die aussenliegende sind wie bei den Vorderfüßen mit knotenförmigen Hufen ausgeprägt. Ihre ansonsten kaum erkennbare Verwandtschaft zu den Elefanten und Seekühen wird an den beiden ständig nachwachsenden Zähnen im Oberkiefer sichtbar. Die oberen Schneidezähne der Klippschliefer sind halbkreisförmig gebogene, breitseitige Prismen, die unteren liegen fast horizontal und reichen weit in den Kiefer. Die Oberlippe ist gespalten, der Schwanz nur ein Stummel.
Eine Besonderheit stellt ihre Iris dar, die sich so weit verengen kann, dass die Klippschliefer stundenlang direkt in die Sonne blicken können.
Klippschliefer leben in Kolonien von bis zu 50 Tieren in zerklüfteten Landstrichen. Hier sind sie bei Tage aktiv und bewegen sich flink auf den Felsen. Bei Gefahr fliehen sie rasch in Felsspalten oder andere Unterschlupfe. Sie mögen das Sonnenlicht; bei Kälte und Regen bleiben sie meistens in ihren Höhlen und lassen sich nicht blicken. Nachts senken sie ihre Körpertemperatur um ungefähr 4 °C ab, um Energie zu sparen. Daher wärmen sie sich morgens als erstes in der Sonne wieder auf, bevor sie sich anderen Aktivitäten widmen.
Als Nahrung dienen alle pflanzlichen Stoffe. Bei der Nahrungssuche können Klippschliefer auch auf Bäume klettern. Da sie genug Flüssigkeit aus der Nahrung ziehen, müssen Klippschliefer nicht trinken; wenn aber Wasser in der Nähe ist, stillen sie damit ihren Durst. Klippschliefer verbringen weniger als eine Stunde am Tag mit Fressen. Das ist für ein pflanzenfressendes Tier sehr wenig.
Die Kolonien bestehen aus einer oder mehreren Familien, die jeweils von einem Männchen geführt werden, ansonsten aber nur aus Weibchen und Jungtieren bestehen. Zwischen den Familien gibt es kaum Interaktionen, obwohl sie dicht beieinander leben. Innerhalb der Familienverbände wachen die Männchen darüber, dass keine fremden Männchen in das Territorium eindringen. Männliche Jungtiere werden vor Erreichen der Geschlechtsreife vertrieben. Weibchen verhalten sich dagegen nicht territorial. So kann es auch vorkommen, dass sich ein fremdes Weibchen einer Gruppe anschließt. Ein oder mehrere Individuen halten in solchen Kolonien Wache und warnen die anderen Gruppenmitglieder vor nahenden Raubtieren mit einem bellenden Laut.
Die Tragzeit beträgt 225 Tage. Der Wurf besteht aus zwei bis drei Jungen. Die Neugeborenen sind sehr weit entwickelt. Sie kommen mit offenen Augen zur Welt und können sofort umherlaufen. Die Lebensdauer in Gefangenschaft kann elf Jahre betragen. Aufgrund des Jagddrucks dürfte sie in freier Wildbahn sehr viel kürzer sein.
Zu den Fressfeinden der Klippschliefer zählen Leoparden, Schakale, Mangusten, Wiesel und Greifvögel. Klippschliefer wissen sich zu wehren und verteidigen sich beißend und kratzend, wenn sie gepackt werden. Manchmal gelingt es ihnen dadurch, sich aus dem Griff eines Raubtiers zu lösen und in ihr Versteck zu fliehen.
In einigen afrikanischen Ländern werden die Klippschliefer wegen ihres Fleisches und Felles gejagt. Zudem gibt es vor allem in Südafrika Forderungen von Farmern, die Schlieferpopulationen zu reduzieren, da sie Nahrungskonkurrenten für Schafe seien. Diese Behauptungen werden jedoch von Naturschützern stark bezweifelt.
Meistens werden heute alle Klippschliefer zu einer Art, Procavia capensis, zusammengefasst. Diese hat ein bemerkenswert großes Verbreitungsgebiet, das vom südafrikanischen Kap über Ost-, Zentral- und Westafrika bis in die Halbwüsten beidseits der Sahara sowie nach Westasien reicht.
Neue molekulargenetische Untersuchungen von Prinsloo und Robinson gezeigt, dass dies offensichtlich nicht haltbar ist. Allein innerhalb Südafrikas stellen die Klippschliefer offensichtlich zwei Arten; die Gesamtzahl der Arten ist damit unklarer denn je und wartet weiter auf eine Klassifikation.