Portrait: Kleiner Panda

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Katzenbären(Ailuridae)
Gattung: Ailurus
Art: Kleiner Panda (Ailurus fulgens)
Kleiner Panda (Tierpark Hellabrunn)

Kleiner Panda (Tierpark Hellabrunn)

Der Kleine Panda, auch Roter Panda oder Katzenbär genannt, ist der einzige Vertreter der Familie der Katzenbären.
Kleine Pandas sind etwa 120 cm lang, davon entfallen etwa 55 bis 60 cm auf den Schwanz. Ihr Stockmaß beträgt 28 cm. Männchen erreichen ein Gewicht von rund 4,5 bis 6 kg, Weibchen ca. 4 bis 4,5 kg. Sie werden durchschnittlich neun oder zehn, in Gefangenschaft auch bis maximal vierzehn Jahre alt.
In der Gestalt sehen sie einem Waschbären ähnlich, sind aber schlanker. Ihr Fell ist lang und weich, oberseits rötlichbraun bis kupferrot, manchmal mit einem Stich ins Gelbliche, unterseits glänzt es schwarz. Das Gesicht kann individuell gefärbt sein, es ist hauptsächlich weiß mit rötlichbraunen Tränenstreifen, die Schnauze ist kurz und der Nasenspiegel nackt und pechschwarz. Der Kopf ist rundlich, die Ohren sind mittelgroß, aufgestellt und laufen spitz zu, die Augen sind sehr dunkel. Der Schwanz ist buschig, je sechs mal abwechselnd gelblichrot und ocker verwaschen geringelt, ist aber nicht zum Greifen geeignet. Damit halten sie ihr Gleichgewicht im Geäst, am Boden wird er horizontal ausgestreckt getragen. Die schwarzen Beine sind kurz und bärenartig. Kleine Pandas sind Sohlengänger. Da die kräftigen Pfoten auffallend nach innen stehen, wird ihnen die Fortbewegung auf schmalen Ästen erheblich erleichtert. Die weiße, dichte Behaarung der Sohlen gewährt vorzügliche Hafteigenschaften, besonders auf feuchten Ästen. Ferner dient sie auch als Wärmeisolation auf Schnee- oder Eisflächen. Die Zehen sind mit gebogenen, scharfen, teilweise rückziehbaren Krallen versehen. Wie Große Pandas auch, haben sie einen verlängerten Handgelenkknochen, der als Daumen funktioniert und ihnen das Greifen von Früchten erlaubt. Da die Bäume, auf denen sie sich aufhalten, größtenteils mit Moosmatten und Flechten bewachsen sind, verhilft den Kleinen Pandas ihre rötlich-bunte Färbung zu einer vorzüglichen Tarnung.
Kleine Pandas geben selten Laute von sich. Um sich zu verständigen, zwitschern, quieken oder pfeifen sie.
Kleine Pandas kommen in Nepal, Sikkim, im Norden von Bhutan und Indien, Myanmar bis nach China und Tibet vor. Sie bewohnen die Hänge des Himalaya auf einer Höhe von 1.500 bis 4000 m. Die südliche Grenze ihrer Verbreitung liegt im Westen von Yunnan, die östliche im Westen von Sichuan. Sie sind in Mischwäldern beheimatet, die ein dichtes Unterholz aus Bambusdickicht aufweisen. Auf der Hochebene von Meghalaya im Nordosten Indiens lebt eine isolierte Population in den tropischen und subtropischen Wäldern auf 700 m bis 1400 m Höhe.
Die westliche Grenze ihrer Verbreitung liegt im Rara Nationalpark in Nepal.

Kleine Pandas sind sehr geschickte und akrobatische Kletterer. Während sie abends und nachts auf Nahrungssuche gehen, schlafen sie am Tage meist lang ausgestreckt in Astgabeln der Bäume, in Baumhöhlen rollen sie sich zusammen und legen dabei schützend ihren Schwanz vors Gesicht. Sie sind sehr hitzeempfindlich, Temperaturen über 25 °C können ihnen sehr zu schaffen machen. Das ist auch mit ein Grund, warum sie den ganzen Tag hoch oben in schattigen Baumkronen oder Baumhöhlen verschlafen.
In der Dämmerung beginnen sie ihre Aktivitätsphase mit einem Fellpflegeritual, wie man es von Katzen her kennt. Dabei wird das Fell sehr akribisch mit den immer wieder abgeleckten Vorderpfoten „gewaschen”. Sie schrubben sich auch ihren Rücken und ihren Bauch an Bäumen oder Felsen. Sie schreiten ihr Revier ebenso häufig auf dem Boden wie auch auf den Bäumen ab. Dabei markieren sie es mit einem stark nach Moschus riechenden Sekret aus den Analdrüsen und mit Urin.

Kleine Pandas sind friedliebende Geschöpfe, die sich jedoch bei Bedrohung durchaus wehren können. Sie flüchten, sobald sie sich bedroht fühlen. Wenn sie dem Angreifer jedoch nicht mehr ausweichen können, stellen sie sich auf die Hinterbeine. Dies lässt sie zum einen imposanter erscheinen, eröffnet ihnen jedoch zum anderen die Möglichkeit, mit ihren Vorderpfoten Prankenhiebe auszuteilen. Mit ihren scharfen Krallen können sie ihrem Gegner erhebliche Wunden zufügen.

Bambus (Tierpark Hellabrunn)

Bambus (Tierpark Hellabrunn)

Der kleine Panda ist ein Pflanzenfresser. Die Hauptnahrungsquelle stellen Bambusschösslinge dar. Da Bambus jedoch sehr nährstoffarm und die Verdauung des kleinen Pandas nicht ideal dafür ausgerüstet ist, muss er große Mengen davon zu sich nehmen, um seinen Nahrungsbedarf zu decken. Daneben ernährt er sich auch von Wurzeln, Gräsern, Früchten, Beeren, Samen und Nüssen. Seltener erbeutet er Insekten, Kleinnager, Jungvögel und Eier. Auf Nahrungssuche läuft er nachts über den Boden und durch das Unterholz und bewegt sich dabei sehr flink und agil. Die Nahrung wird mit den Vorderpfoten zur Schnauze geführt und sehr gut zerkaut. Zum Trinken hat der kleine Panda eine spezielle Technik entwickelt: Er taucht mit der Pfote ins Wasser und leckt sie anschließend ab.

Kleine Pandas sind eher Einzelgänger, die sich nur zur Paarung meist Ende Dezember bis Mitte Februar mit anderen Artgenossen zusammenfinden. Nur sehr selten leben sie auch paarweise oder in kleinen Rudeln. Ist das Weibchen bereit, lässt es sich am Boden besteigen, hierbei hält das Männchen das Weibchen mit einem Nackenbiss fest. Die Tragzeit dauert etwa 120 bis 140 Tage. Am Körper des Weibchens ist auffallend zu erkennen, dass sie trächtig sind, etwa sechs Wochen vor dem Wurf werden sie regelrecht lethargisch. Wenige Tage vor dem Wurf beginnt das Weibchen, Nistmaterial zu sammeln, unter anderem Reisig, Gras und Blätter. Das Nest entsteht zumeist in einem hohlen Baum oder einer Felsspalte. Der Wurf findet Ende Mai bis Anfang Juli, immer zwischen 16:00 und 9:00 Uhr Ortszeit statt, in ihrer Aktivitätsphase. Es werden etwa ein bis vier Welpen zur Welt gebracht, die schwach behaart und noch blind sind. Nach dem Wurf werden sie sofort gesäubert, das Muttertier prägt sich dabei genau den Geruch zur Wiedererkennung ein. Nach einer Woche verlässt das Muttertier das Nest, kehrt aber oft zurück, um den Nachwuchs zu säugen, zu säubern und das Nest zu reinigen. Die Welpen öffnen die Augen frühestens mit 18, meist aber erst mit 30 bis 40 Tagen. Zunächst sind die Augen noch grau, erst mit etwa sechs Wochen nehmen sie langsam ihre dunkle Färbung an, mit etwa zehn Wochen sind sie dann ausgefärbt. Der Nachwuchs bleibt etwa zwölf Wochen ans Nest gebunden. Mit fünf Monaten versuchen sie sich erstmals an fester Kost. Um genügend Milch liefern zu können, muss das Muttertier das Dreifache ihrer normalen Nahrungsmenge zu sich nehmen. Mit Beginn der nächsten Paarungszeit werden die Welpen vom Muttertier vertrieben. Kleine Pandas werden frühestens im Alter von etwa 18 Monaten geschlechtsreif. Die Männchen helfen sehr selten bei der Aufzucht des Nachwuchses, nur dann, wenn sie paarweise oder im Rudel leben.

Kleiner Panda (Zoo Plzen)

Kleiner Panda (Zoo Plzen)

Feinde des Kleinen Pandas sind Schneeleoparden, Marder und der Mensch. Aber auch Schäden der Flora können ihm arg zu schaffen machen.
In manchen Gegenden des südwestlichen Chinas wurde und wird er wegen seines Fells gejagt woraus Hüte und aus dem Schwanz Pinsel und Staubwedel hergestellt werden. Wo Kleine Pandas in China vorkommen, trägt der Bräutigam auf der Hochzeit oft deren Fell, es wird auch für andere lokale kulturelle Zeremonien verwendet. Sie werden oft illegal gejagt und für Dumping-Preise verkauft. Dies und die kontinuierliche Abholzung der Wälder haben ihn zu einer bedrohten Art gemacht. In allen Ländern seines Verbreitungsgebietes ist er geschützt, so dass die Jagd auf Kleine Pandas überall illegal ist. Trotzdem werden immer wieder Kleine Pandas gewildert, und sie fallen auch Rotfuchs-Fallen zum Opfer. Die IUCN stuft Kleine Pandas seit 1996 als stark gefährdet ein und schätzte 2006 den Weltbestand auf weniger als 10.000 Exemplare. Man kann keinesfalls von stabilen Populationen sprechen. Sicher kann man davon ausgehen, dass Kleine Pandas allein schon aufgrund der geringen Nachkommenzahl und ihrer Nahrungsspezialisierung eine entscheidende Lebensraumveränderung nicht verkraften.

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