Portrait: Hausziege

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Eigentliche Ziegen (Capra)
Art: Wildziege (Capra aegagrus)
Unterart: Hausziege (Capra aegagrus hircus)
Zwergziege (Vogelpark Abensberg)

Zwergziege (Vogelpark Abensberg)

Die Hausziege stammt von der Bezoarziege, einer Unterart der Wildziege, ab. Die Domestizierung erfolgte wahrscheinlich vor dem 11. Jahrtausend v. Chr. im vorderem Orient, vermutlich in der südlichen Levante oder im Zagros. Gewöhnlich wird angenommen, dass mit der Domestikation rasch morphologische Änderungen am Skelett eintreten, besonders die Form des Hornzapfens, außerdem eine Größenabnahme. Auch das Geschlechter- und Altersverhältnis in Tierknochen von archäologischen Fundstellen wird herangezogen, um domestizierte und gejagte Populationen zu unterscheiden.
Fundorte, die eine frühe Domestikation der Ziege belegen sollen, sind:
Ganj Dareh, Irak, 9000–7500 v. Chr. Hier wurde die Alterszusammensetzung als Beleg der Domestikation angeführt (es wurden bevorzugt männliche Jungtiere getötet), außerdem waren die Tiere durchschnittlich kleiner als heutige Wildtiere.
Ali Kosch, Irak, 7500–5500 v. Chr. Hier wird das Überwiegen junger Tiere als Beleg der Domestikation angeführt, zusammen mit Veränderungen im Querschnitt des Hornzapfens. Im vorgeschichtlichen Mitteleuropa ist die Ziege selten.

Die Hausziege erreicht je nach herausgebildeter Rasse eine Körperlänge von bis zu 150 Zentimeter, eine Standhöhe von 50 bis 65 Zentimeter sowie ein Gewicht von durchschnittlich 30 bis 40 Kilogramm. Es gibt aber auch deutlich kleinere oder deutlich größere Rassen. Die kleinste Rasse ist die Westafrikanische Zwergziege, die größte Rasse die Anglo-Nubische Ziege. Weibchen (Geiß) bleiben deutlich kleiner und leichter als Männchen (Bock). Das dichte und teilweise längliche Fell weist je nach Rasse eine höchst unterschiedliche Färbung auf. In der Regel ist das Fell braun bis graubraun oder rotbraun gefärbt. Es gibt aber auch schwarze, weiße oder gecheckte Farbvariationen. Die Geschlechter unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Männchen verfügen über den sogenannten Ziegenbart im Kinnbereich sowie je nach Unterart über imposante Hörner. Beides fehlt den Weibchen. Vor allem Männchen geben über Körperdrüsen einen für menschliche Nasen unangenehmen Geruch ab. Die Ohren stehen in der Regel seitlich vom Körper ab und sind von spitzer Form. Hausziegen verfügen über zweigeteilte Hufe, mit denen sie sich im Gelände oder an felsigen Hängen außerordentlich gut bewegen können. Die Tiere sind tagaktiv, verbringen aber die heiße Tageszeit im Schatten.

Bulgarenziege (Thüringer Zoopark)

Bulgarenziege (Thüringer Zoopark)

Ziegen liefern Fleisch, Leder, Milch (mehr als Schafe) und mitunter auch Wolle. Sie fressen, wenn alle Pflanzenarten vorkommen (Quelle Albright & Arave) zu 60 % Blätter und Baumbewuchs, zu 20 % Kräuter und nur zu 20 % Gras. Sie sind sehr genügsam, da sie über ein sehr effektives Verdauungssystem verfügen. Sie werden auch als die Kuh des kleinen Mannes bezeichnet, da sie einfacher zu ernähren und zu halten sind, wenn man über wenig Platz und Futter verfügt. Sie wurden und werden heute insbesondere in bergigen Landschaften (z. B. Alpen, Norwegen) gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort gehalten werden, wo die Haltung von Rindern nicht mehr möglich ist.
Ziegen können den Bewuchs ganzer Landschaften zerstören und so zur Wüstenbildung beitragen, da sie fast alle Pflanzen abfressen.
Wirtschaftlich genutzt werden: Milch, Fleisch, Leder, Felle und Haar (vor allem von Angora- und Kaschmirziege)
Landwirtschaftlich von Bedeutung war die Hausziege schon im antiken Rom; sie ist es bis heute in Kleinasien, Zentralasien und der Mongolei.
Die Nutzung der Ziege als Zugtier war bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Europa weit verbreitet. Die erstaunlich kräftigen, genügsamen und robusten Ziegen wurden vor Kutschen und Wagen gespannt und, falls keine größeren Tiere verfügbar waren, auch zum Pflügen verwendet. In bergigem Gelände dienten Ziegen als Lasttiere.
Im Alpenraum werden (heute nurmehr selten) Ziegen herdenweise zusammen mit Schafen in Transhumanz gehalten. Schaf und Ziege sind keine Nahrungskonkurrenten, denn die Schafe halten sich überwiegend an das stets ausreichend vorhandene Gras.
Zu Pferden, die einzeln im Stall oder auf der Weide gehalten werden, führt man nicht selten eine oder mehrere Ziegen, um Aggression oder Depression beim Herdentier Pferd zu verhindern. Eine Ziege in derartiger Funktion nennt man Beistellziege – früher umfasste das auch den sprichwörtlichen Begriff Sündenbock, das ist eine männliche Beistellziege, die nach Volksglauben die Krankheiten im Stall auf sich zieht.
Hausziegen sind heute außer in extrem kalten Regionen weltweit verbreitet. Darüber hinaus wurden Hausziegen als Proviant für vorbeifahrende Schiffe auf vielen Inseln ausgesetzt, wo sie verwilderten. Sie hatten dort, etwa auf den Galápagos-Inseln, eine verheerende Wirkung auf die einheimische Flora und Fauna. Deshalb hat man Ziegen auf vielen Inseln bewusst ausgerottet. Verwilderte Hausziegen in großer Zahl gibt es auch in Australien.

Burenziege (Tierpark Merzig)

Burenziege (Tierpark Merzig)

Ursprünglich wurden die Hausziege (als Capra hircus) und die Wildziege (als Capra aegagrus) als zwei verschiedene Arten beschrieben. Heute werden sie zu einer Art zusammengefasst, laut Entscheidung des ICZN (Opinion 2027) ist aegagrus der gültige Name.
Der Status von drei Unterarten der Wildziege sind Umstritten. Capra aegagrus cretica (Kreta), Capra aegagrus jourensis (Giura) und Capra aegagrus picta (Andimilos) sind nach neueren Erkenntnissen und genetischen Untersuchungen eher vor langem verwilderte Hausziegen.

Schiegen sind Mischlinge aus Schaf und Ziege. Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Mischwesen, die als Schiegen bezeichnet werden.
Hybrid-Schiegen
Bei der natürlichen Paarung kann es zur Befruchtung einer Ziegeneizelle mit einem Schafbockspermium kommen (oder umgekehrt: Schafeizelle mit Ziegenbockspermium). Die befruchtete Eizelle beginnt sich zu entwickeln, jedoch kommt es in den weitaus meisten Fällen zu einem spontanen Frühabort. In einigen seltenen Fällen kann jedoch eine Hybrid-Schiege geboren werden. Laut Literatur entwickelt sich das Junge besonders schnell. Der Nachweis, dass es sich um ein Mischwesen handelt, besteht beispielsweise in der Anfertigung eines Karyogramms (die geordnete Darstellung aller Chromosomen einer Zelle). Das Karyogramm zeigt 2n=57 Chromosomen, ein Wert, der zwischen der Chromosomenzahl von Schaf (2n=54) und Ziege (2n=60) liegt. Trotz mehrerer Paarungsversuche konnten die Schiegen bis heute keine Nachkommen zeugen. So vermutet man Unfruchtbarkeit der Hybrid-Schiege, ähnlich der Situation beim Maultier. Die Lebensfähigkeit ist deshalb überraschend, weil es sich bei Ziege und Schaf nicht nur um verschiedene Arten, sondern auch um verschiedene Gattungen handelt.
Chimären-Schiegen
In den 1980er Jahren konnte eine Forschergruppe eine Chimäre zwischen Ziege und Schaf erschaffen. Sie entstand durch Fusion eines Schafembryos mit einem Ziegenembryo. Neben Körperteilen, deren Zellen das Erbgut eines Schafs besitzen, kommen im Mischwesen auch Körperteile vor, deren Zellen Ziegenerbgut besitzen.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert