Unterklasse: | Neukiefervögel (Neognathae) |
Ordnung: | Papageien (Psittaciformes) |
Familie: | Altweltpapageien (Psittaculidae) |
Unterfamilie: | Psittaculinae |
Gattung: | Edelsittiche (Psittacula) |
Art: | Halsbandsittich (Psittacula krameri) |
Der Halsbandsittich oder Kleiner Alexandersittich ist überwiegend grün, am Kopf, am Bauch und unter den Flügeln gelb-grün, Nacken und Rücken zeigen bei ausgewachsenen Männchen je nach Unterart einen mehr oder weniger ausgeprägten Blaustich. Die erwachsenen Männchen weisen zudem ein charakteristisches „Halsband“ auf, das als schwarzer Streifen unter dem Kinn beginnt und in ein rosafarbenes Nackenband übergeht.
Halsbandsittiche haben je nach Unterart einen dunkelroten bis korallenroten Oberschnabel und einen roten bis schwärzlichen Unterschnabel. Die Schwanzfedern sind oben dunkelgrün, die mittleren blaugrün, die kleinen gelblich. Die langen Schwanzfedern sind an der Spitze gelb. Auffällig ist auch der orange-rote Lidring, der das Auge mit einer rot gesäumten, hellen Wachshaut und einer bläulichen Iris umschließt. Bei flüggen Jungtieren sind die Wachshaut und Iris dunkel. Jungtiere gleichen im Gefieder (bis auf versteckte Merkmale) Weibchen. Die Gesamtlänge des Vogels mit Schwanz beträgt etwa 40–43 cm, wobei der Schwanz etwas mehr als die Länge des Körpers ausmacht.
In der Ziervogelhaltung sind durch Mutation und Zucht verschiedene andersfarbige Mutanten des Halsbandsittichs entstanden, die in Volieren gehalten werden.
Halsbandsittiche kommen in vier Unterarten vor. Das natürliche Verbreitungsgebiet der afrikanischen Unterart Psittacula krameri krameri erstreckt sich in Afrika vom Senegal und Guinea in einem breiten Band durch den Sahel bis in den Südsudan, wo sich das Verbreitungsgebiet der zweiten afrikanischen Unterart, P. k. parvirostris, durch Äthiopien bis nach Dschibuti und Somalia anschließt. In Asien leben die Unterarten P. k. borealis und P. k. manillensis in einem Gebiet, das den gesamten indischen Subkontinent sowie Pakistan, Bangladesch, Myanmar und Sri Lanka umfasst.
Außerdem existieren domestizierte und Neozoenformen, die eine Mischung aus mehreren Unterarten sind, vor allem aus Psittacula krameri borealis, Psittacula krameri manillensis und Psittacula krameri krameri. Die Neozoen in Europa stammen laut genetischen Analysen von Herkunftspopulationen aus Nordindien.
Es kommt in seltenen Fällen zu Hybriden mit dem Großen Alexandersittich.
Als Neubürger (Neozoon), der Bestände aus Gefangenschaftsflüchtlingen aufbauen konnte, ist er zunehmend in städtischen Gebieten der nördlichen Mittelmeerländer als Kulturfolger zu finden. Alexander der Große brachte ihn vor mehr als 2300 Jahren aus Asien nach Griechenland, daher auch die Bezeichnung (Kleiner) „Alexandersittich“. Außerdem findet man ihn im Raum Paris, in den größeren Städten Belgiens, den Niederlanden sowie im Süden und Osten Englands, wo er seit den 1930er Jahren bekannt ist. In den Niederlanden leben schätzungsweise 15.000 Halsbandsittiche. Einige Kritiker setzen sich dafür ein, die Vögel zum Abschuss freizugeben oder ihre Population mit anderen Mitteln zu bekämpfen. Das Parlament in Den Haag musste einmal eine Debatte abbrechen, weil die Tiere in den Bäumen vor dem Gebäude zu laut krakeelten. Zwischen den 1970er und 1990er Jahren gab es in Österreich zwei Brutansiedlungen, im Wiener Türkenschanzpark und im Innsbrucker Hofgarten. Ausgebreitet hat er sich auch in Spanien, die größte Kolonie wurde in Barcelona ausgemacht. In Italien wurden die Sittiche unter anderem in Rom, Palermo und Genua nachgewiesen. Darüber hinaus gibt es eingebürgerte Vorkommen in den USA, in Südafrika und Japan.
In Deutschland traten 1969 die ersten Halsbandsittiche in Köln auf; im Jahre 2014 lebten dort geschätzt 3000 Exemplare. Weitere unabhängige Vorkommen liegen entlang des Rheins, besonders in Düsseldorf, Wiesbaden (zusammen mit Mainz 2011: ca. 1500 Tiere im Sommer am Schlafplatz), Worms, Mannheim, Ludwigshafen am Rhein (Schlafplatz Ludwigshafen – vermutlich mit Sittichen aus Worms, Frankenthal und den wenigen Tieren aus dem Rhein-Neckar-Gebiet im Sommer 2011: 1640 Tiere)und Heidelberg. Ausgehend von diesen bildeten sich neue Populationen in Bonn, Mainz, Speyer und Zweibrücken. Die Besiedlung des Rhein-Neckar-Raums begann 1973. Die ersten Sichtungen in Frankfurt am Main stammen aus dem Jahr 2012. In Deutschland betrug im Jahr 2006 der Bestand 6000–7000 Individuen und 650–880 Brutpaare. Für 2011 wurde die Bestandsgröße für Deutschland mit 7500 Tieren und rund 1500 Brutpaaren angegeben, das Bundesamt für Naturschutz geht auf der Grundlage der Daten des DDA von einem Bestand von 1700–2500 Brutpaaren für die Jahre 2011–2016 aus. Halsbandsittiche breiten sich in Deutschland weiter nach Norden aus. Seit 2019 werden sie regelmäßig in Münster beobachtet.
In Deutschland brütet der Halsbandsittich besonders gerne in Höhlen alter Baumbestände, wie sie in Parks, Friedhöfen und großen Gärten vorkommen. Dabei bevorzugt er Platanen, die er auch als Schlafbäume nutzt. Seit einigen Jahren brüten Halsbandsittiche, v. a. in Heidelberg, auch in der Styroporschicht der Außenfassaden wärmegedämmter Gebäude. Über die Auswirkungen der Anwesenheit des Halsbandsittichs ist noch nicht genügend bekannt. Befürchtet wird vor allem Konkurrenz zu anderen höhlenbrütenden Vogelarten und Nahrungskonkurrenz mit anderen fruchtfressenden Vogelarten, ferner Lärmbelästigung und Verkotung unter Massenschlafplätzen. Im Frühsommer ziehen die Tiere in Schwärmen von jeweils 10–30 Exemplaren während der Nahrungssuche durchs Stadtgebiet und die Obstanbauflächen der Umgebung.
Im María Luisa Park in Sevilla ging der Bestand vom Großer Abendsegler stark zurück, als der Bestand von Halsbandsittichen um das 20-fache anstieg. Die Halsbandsittiche attackierten die Großen Abendsegler an Baumhöhlen und besetzten die meisten Höhlen, die zuvor von den Fledermäusen genutzt wurden. Die Angriffe der Halsbandsittich führten oft zum Tod der Großen Abendsegler. In 14 Jahren ging die Zahl der vom Großen Abendsegler besetzten Baumhöhlen um 81 % zurück. Eine räumliche Analyse der Baumhöhlennutzung zeigte, dass die Großen Abendsegler versuchten, Höhlen in der Nähe von Sittichen zu meiden. Im Rheinland wurden auffälligen Bisswunden bei Fledermäusen, die in der Nähe von Halsbandsittichbruthöhlen gefangen wurden, festgestellt. Genauer Untersuchungen dazu fehlen aber bisher.