Portrait: Gabelbock

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
ohne Rang: Stirnwaffenträger (Pecora)
Familie: Gabelhornträger
Gattung: Antilocapra
Art: Gabelbock (Antilocapra americana)
Gabelbock (Joseph Smit)

Gabelbock (Joseph Smit)

Der Gabelbock erreicht eine Körperlänge von 110 bis 150 Zentimeter, eine Schulterhöhe von 80 bis 104 Zentimeter, eine Schwanzlänge von sieben bis siebzehn Zentimeter sowie ein Gewicht von 40 bis 70 Kilogramm. Männchen sind insgesamt größer und schwerer als Weibchen. Das Fell ist ausgesprochen dicht und verfügt über eine wärmende Unterwolle und deutlich gröberes Oberhaar. Es ist dorsal gelblichbraun bis rotbraun gefärbt. Ventral und lateral ist das Fell deutlich heller, fast weiß gefärbt. Der Hals ist vorne mit weißen Bändern gekennzeichnet. Auch das Gesicht weist bis auf den Nasenrücken eine weiße Färbung auf. Männchen lassen sich leicht an einer schwarzen Zeichnung in der Halsgegend erkennen. Beide Geschlechter tragen Hörner, die im Kern nicht abgeworfen werden. Lediglich die Hornscheiden werden jährlich erneuert. Die Hörner stehen ungewöhnlich gerade und im rechten Winkel zum Nasenrücken auf dem Oberkopf. Beim Männchen erreichen die Hörner in etwa eine Länge von 25 Zentimeter, beim Weibchen lediglich zwölf Zentimeter. In der Mitte verfügt jedes Horn über einen Zinken, der nach vorne gerichtet ist. Die Ohren liegen im hinteren Kopfbereich deutlich hinter den Hörnern und sind recht groß und von stehender Form.

Der Gabelbock entwickelte sich in den Grasländern Nordamerikas und war einst weit über die Prärie und auch in den Wüsten und Halbwüsten der südwestlichen USA sowie des nordwestlichen Mexiko verbreitet. Er bevorzugt Regionen mit weitem Sichtfeld und einer mosaikartigen Vegetation aus offenen Steppen- und Staudenlandschaften. Ursprünglich über weite Bereiche der Großen Ebenen bis hin zum Saskatchewan River im Norden verbreitet, ist er seit der Besiedlung Nordamerikas durch die Europäer in höhere Gebirgslagen des westlichen Kontintalteiles zurückgedrängt worden. In den Rocky Mountains kommt er bis in Höhen von 3350 m vor. Generell meidet der Gabelbock geschlossenere Landschaften-

Gabelböcke können zu allen Tages- und Nachtzeiten aktiv sein, sind dies jedoch überwiegend während der Dämmerung. Wo die Umstände es erforderlich machen, führen sie jahreszeitliche Wanderungen durch, die über Strecken von bis zu 260 Kilometern führen können. Dies ist beispielsweise in Wüsten notwendig, um Wasserläufe zu suchen, oder in felsigen Gegenden, die im Winter kein ausreichendes Nahrungsangebot haben. Die weitesten untersuchten Wanderungen führen aus dem Grand-Teton-Nationalpark über die Gros Ventre Range zum Oberlauf des Green Rivers in Wyoming.
Im Sommer werden ältere Männchen zu Einzelgängern und versuchen, durch Kämpfe ein Territorium zu erstreiten. In diesem sammeln sie einen Harem um sich. Ein Territorium kann vier Quadratkilometer umfassen und wird durch Urin markiert und somit abgesteckt. Das Männchen ist fortan damit beschäftigt, andere Männchen am Betreten und Weibchen am Verlassen des Territoriums zu hindern. Bei einem Aufeinandertreffen zweier Männchen reichen meistens Drohgebärden mit lauten Schreien und Scheinattacken aus, um über Sieger und Verlierer zu entscheiden. Kommt es doch einmal zum Kampf, können die scharfkantigen Hörner ernsthafte Verletzungen und sogar den Tod verursachen.
Im Herbst und im Winter tun sich all die kleinen Verbände mit einzelgängerischen Männchen zu großen Herden zusammen, die in historischen Zeiten mehrere zehntausend Tiere umfassen konnten, heute jedoch maximal aus wenig mehr als 1000 Tieren bestehen.
Jüngere Männchen, die noch nicht kämpfen können, finden sich zu kleinen Verbänden zusammen; alte Männchen, die zu schwach zum Kämpfen geworden sind, bleiben einzelgängerisch und versuchen, den Revieren der Artgenossen auszuweichen. Die Weibchen leben in Gruppen von etwa 20 Tieren. Nach einer Tragzeit von achteinhalb Monaten sondert sich das Weibchen von der Herde ab und bringt ein bis zwei, sehr selten drei Junge mit einem Geburtsgewicht von etwa drei Kilogramm zur Welt. Diese haben zunächst ein graues Fell, das nach drei Monaten die typischen Farben der Alttiere annimmt. Die ersten drei Tage werden sie in einem Versteck gehalten, und etwa nach einer Woche können junge Gabelböcke selbst rennen. Obwohl sie schon nach drei Wochen Gras zu sich nehmen, werden sie noch fünf bis sechs Monate lang gesäugt. Die Geschlechtsreife erreichen die Weibchen mit 15 bis 16, die Männchen mit etwa 24 Monaten.

Der Gabelbock ernährt sich rein pflanzlich. Sie fressen fast ausschließlich Gräser, Laub, Kakteen und Kräuter. Bei Nahrungsknappheit im Winter unternehmen sie bei ihrer Nahrungssuche meist weite Wanderungen. Sie gehen sowohl am Tage als auch in der Dämmerung und in der Nacht auf Nahrungssuche. Sie sind hier sehr anpassungsfähig. Sie brauchen nur selten oder wenn das Nahrungsangebot ausreicht gar nicht zu trinken. Sie sind also nicht unbedingt auf Wasser angewiesen.

Gabelböcke (Albert Bierstadt)

Gabelböcke (Albert Bierstadt)

Die Paarungszeit liegt je nach Verbreitungsgebiet zwischen Juli und Oktober. Dabei kommt es in südlichen Verbreitungsgebieten meist ab Juli zu den ersten Paarungen. Die Geschlechtsreife erreichen die Weibchen der Gabelböcke mit etwa 16 Monaten. Männchen sind mit rund zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. Während der Paarungszeit versuchen einzelne Männchen ein Harem aus Weibchen um sich zu scharen. Dabei kommt es zwischen rivalisierenden Männchen teils zu heftigen Gefechten. Ein Männchen paart sich mit allen Weibchen einer Gruppe, hat im folgenden aber nicht mit der Aufzucht der Jungen zu tun. Nach einer Tragezeit bringt das Weibchen ein oder zwei Jungtiere zur Welt. Das Jungtier weist dabei ein Geburtsgewicht von bis zu 4.000 Gramm auf. Das Fell weist eine gräuliche Färbung auf. Mit dem dritten Lebensmonat wandelt sich das Fell in die typische adulte Fellfärbung. Die Säugezeit beträgt etwa sechs Monate, die Jungtiere nehmen aber auch ab und an schon feste Nahrung zu sich.

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2 Antworten zu Portrait: Gabelbock

  1. Ildiko sagt:

    Hallo Martin,

    ich wollte nur sagen, dass ich den Blog so sehr mag, du schreibst immer über Tiere, die mich interessieren und ich kann hier Informationen finden, die nicht so leicht zu finden sind. Vielen Dank!

    LB

    Ildiko

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