Portrait: Frettchen

Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
ohne Rang: Marderverwandte (Musteloidea)
Familie: Marder (Mustelidae)
Gattung: Mustela
Untergattung: Iltisse (Putorius)
Art: (Europäischer) Iltis (Mustela putorius)
Art: Frettchen (Mustela putorius furo)

Frettchen (Tierpark Senftenberg)

Das Frettchen ist die domestizierte Form der Mustela-Untergattung Putorius (Iltisse). Es stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Europäischen Iltis (Mustela putorius) ab. Weitere Vermutungen geben dem Steppeniltis eine Rolle bei der Entwicklung des Frettchens.

Das männliche Tier (Rüde) hat eine Körperlänge zwischen 48 und 80 cm, wobei 13 bis 19 cm auf den Schwanz entfallen. Beim weiblichen Tier (Fähe) beträgt die Körperlänge zwischen 42 und 60 cm, hier entfallen etwa 11 bis 14 cm auf den Schwanz. Das weibliche Tier bleibt damit deutlich kleiner als das männliche.
Die Rüden erreichen ein Gewicht von 800 bis weit über 2000 g. Fähen werden ca. 600 bis 1000 g schwer. Der Unterschied zwischen dem Sommer- und Wintergewicht kann ein Drittel ihres Gesamtgewichts betragen, wobei sich die Gewichtsunterschiede mit zunehmendem Alter verringern.
Die Fellgrundfarbe der Tiere ist überwiegend weißlich-gelb. Die unterschiedlichen Farbschattierungen der einzelnen Tiere sind Zuchtformen, auch diejenigen, die der Farbgebung der Wildform entsprechen, außerdem eine Albinoform.

Frettchen sind Fleischfresser, die durch ihre anatomischen Besonderheiten des Magen-Darm-Traktes eine Sonderstellung innerhalb der Carnivorenfamilie einnehmen. Frettchen fehlt der Blinddarm, in dem zellulosehaltige Nahrung verdaut werden könnte, und sie verfügen nur über einen sehr kurzen Dickdarm. Die Dickdarmlänge des Frettchens beträgt nur ca. 5 Prozent der Gesamtlänge des Magen-Darm-Traktes, während zum Beispiel bei Hund und Katze die Dickdarmlänge etwa 20 Prozent der Gesamtlänge des Magen-Darm-Traktes beträgt. Beim Frettchen durchläuft die aufgenommene Nahrung den kompletten Verdauungstrakt in drei bis vier Stunden.
Bedingt durch diese kurzen Verdauungszeiten bleibt dem Organismus nicht viel Zeit, die aus dem Futter aufgespalteten Nährstoffe aufzunehmen. Frettchen benötigen daher eine Ernährung, die zu 80 Prozent aus tierischem und nur zu 20 Prozent aus pflanzlichem Protein besteht, wobei der Bedarf an pflanzlichem Protein durch den Mageninhalt der Futtertiere oder in der Heimtierhaltung durch die im Trockenfutter enthaltenen pflanzlichen Inhaltsstoffe gedeckt wird. Um die mögliche Ansteckung mit der für Frettchen tödlichen Aujeszkyschen Krankheit zu vermeiden, sollte kein rohes Schweinefleisch gefüttert werden.

Frettchen (Zoo Braunschweig)

Schon die Griechen kannten das Frettchen, ohne dass sie selbst diese Tiere hielten. Aristophanes erwähnte die Frettchen (ἰκτῖδας ἐνύδρως) in den Acharnern. In der jüngeren Hälfte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts fand das Frettchen (die ἰκτίς) bei Aristoteles Erwähnung als Helfer bei der Frettchenjagd. Aristoteles beschrieb die Vorliebe dieser Tiere für Honig und Vögel. Im 5. Jahrhundert n. Chr. finden sich weitere griechische Belege in den Kompilationen von Johannes Stobaios.
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert latinisiert Plinius der Ältere den griechischen Namen zu ictis und überliefert unter dem Namen viverra (nat. 8,218) die Bekämpfung einer Kaninchenplage durch die Römer mit Hilfe der Frettchen. Neben ictis und viverra findet sich die Bezeichnung furo, die allerdings auch für Iltis und Marder verwendet wird, so in der Enzyklopädie etymologiae des Isidor von Sevilla. Dieser Wortstamm wird für die wissenschaftliche Nomenklatur verwendet.
Eine genaue naturkundliche Beschreibung bietet erst Thomas von Cantimpré im 13. Jahrhundert. In einer Miniatur des Queen Mary Psalters (frühes 14. Jahrhundert) kommt eine Frettchenjagd mit weiblichen Jägern zur Darstellung.
Mithilfe dieser geschichtlichen Anhaltspunkte werden die Anfänge der Domestikation des Fretts im Mittelmeerraum aus spanischen oder ägyptischen Iltis-Populationen vor 2500 Jahrenvermutet.
Ein Lexikon aus dem 19. Jahrhundert gibt an, dass „das Frett nur im nördlichen Afrika wild angetroffen wird“. Von dort habe es sich über Spanien und Italien in ganz Europa verbreitet.

Zu Jagdzwecken, ihrer ursprünglichen Verwendung als Heimtier, werden Frettchen heute eher selten eingesetzt. Wenn sie zur Jagd eingesetzt werden, dann oft in Verbindung mit der Falknerei. Diese Form der Jagd heißt Frettieren. Die Frettchenjagd ist wie jede andere Form der Jagd in Deutschland nach dem Bundesjagdgesetz nur mit Jagdschein erlaubt.
Frettchen werden in der medizinischen Forschung für Tierversuche eingesetzt, etwa bei Laborexperimenten zu dem gefährlichen Influenza-A-Virus H5N1 und einer neuen Influenza-A-Virus H7N7-Variante, da sie bezüglich Influenza als Modellorganismus für den Menschen gelten.

Frettchen (Zoo der Minis)

In manchen Gegenden, in denen es genügend kleine Beutetiere und keine wilden Iltisse gibt, sind Frettchen entlaufen und zu Wildtieren geworden, beispielsweise auf Sardinien, Sizilien oder auch Neuseeland. Die ausgewilderten Tiere haben in Neuseeland einen derartigen Schaden in der dort ansässigen Fauna angerichtet, dass die private Haltung von Frettchen verboten wurde.
Es ist allerdings nicht erwiesen, dass es sich bei den dortigen Tieren wirklich um Frettchen und nicht um wieder eingekreuzte Hybriden handelt, da gleichzeitig mit den Frettchen auch europäische Iltisse in Neuseeland freigelassen wurden. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Frettchen keine eigenen wilden Bevölkerungen aufbauen, sondern sich höchstens mit örtlich ansässigen Iltissen vermengen. Dies ist auch ein wichtiges Argument gegen das teilweise erlassene Verbot von Frettchen in einigen Staaten der USA wie Kalifornien.
In Deutschland haben ausgesetzte Frettchen kaum Überlebenschancen. Aufgrund ihres kurzen Darmes müssen sie alle zwei bis drei Stunden Beute in Form einer Maus oder ähnlich großer Beutetiere machen. Der noch vorhandene Jagdinstinkt reicht meistens nicht zum Überleben aus.

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