ohne Rang: | Stirnwaffenträger (Pecora) |
Familie: | Hornträger (Bovidae) |
Unterfamilie: | Antilopinae |
Tribus: | Gazellenartige (Antilopini) |
Gattung: | Gazella |
Art: | Dünengazelle (Gazella leptoceros) |
Die kleinwüchsige Dünengazelle erreicht eine Körperlänge von 100 bis 110 Zentimeter, eine Schulterhöhe von 65 bis 70 Zentimeter, eine Schwanzlänge von 15 bis 20 Zentimeter sowie ein Gewicht von 25 bis 30 Kilogramm. Das Fell ist ausgesprochen hell gefärbt. Es weist eine hellbraune bis sand- oder cremefarbene Färbung auf und stellt ein Anpassung an die wüstenartigen Lebensräume dar. Das Hinterteil, die Innenseiten der Extremitäten sowie die Bauchseite weisen eine weißliche Färbung auf. Ein dunkler Lateralstreifen, ähnlich wie bei der Thomsongazelle, fehlt der Dünengazelle oder ist nur sehr schwach ausgeprägt. Eine dunkle Färbung zeigt sich ausschließlich auf der Oberseite des Schwanzes und bildet einen Kontrast zum weißen Hinterteil. Die schlank geformten Ohren sind recht lang und innen und außen mit Fell besetzt. Sie sitzen im Bereich des Hinterkopfes deutlich hinter den Hörnern. Am Nasenrücken und seitlich der Schnauze ist das Fell ein wenig dunkler, meist rotbraun gefärbt. An den Augen ist gut sichtbar ein kleiner schwarzbrauner Streifen zu erkennen. Die Männchen verfügen über lange und gerade Hörner, die an der Vorderseite stark gefurcht sind. Die Hörner können eine Länge von 30 bis 40 Zentimeter aufweisen. Weibchen verfügen auch über ein Gehörn, es bleibt mit 25 bis 30 Zentimeter Länge jedoch deutlich kleiner als bei den Männchen. Die Hufe der Dünengezalle sind auffällig breit.
Dünengazellen leben in kleinen Familiengruppen, die meist aus 5 bis 15, zuweilen auch aus bis zu 20 Individuen bestehen. Einzelgängerisch lebende Tiere haben in freier Wildbahn in der Regel keine Überlebenschance. Dünengazellen sind nur wenig sesshaft, sie wandern auf der Suche nach Nahrung weit umher. Sandige und wüstenartige Habitate gehören zu den natürlichen Lebensräumen. Es sind Lebensräume, in denen es kein oder so gut wie kein Trinkwasser gibt. Dünengazellen haben sich an diese Lebensräume angepasst und decken ihren Wasserbedarf ausschließlich über die Nahrung. Die Nase der Dünengazelle ist vergrößert und stark durchblutet. Einströmende Luft kühlt das Blut in den Blutgefäßen der Nase herunter und hält so die Körpertemperatur niedrig. Auch dieses stellt eine Anpassung an die heißen Lebensräume dar.
Ursprünglich war die Dünengazelle in weiten Teilen Nordafrikas und südlich der Sahara beheimatet. Heute sind die Tiere nur noch in kleinen Gruppen vereinzelt in Algerien, im Tschad, in Ägypten, Libyen, Mali, Niger, Sudan und in Tunesien. Kleine Gruppen leben zumeist in ausgetrockneten Flussbetten, in steinigen Geröll- oder Sandwüsten. Die Tagestemperaturen können im Verbreitungsgebiet der Dünengazelle bis zu 55 Grad Celsius betragen. In den meisten Regionen fällt kaum 20 bis 25 Millimter oder gar kein Regen im Jahr. Aktuell werden die Bestände der Nominatform auf höchstens 2.500 Tiere geschätzt. Die Unterart Gazella leptoceros loderi scheint bereits ausgestorben zu sein.
Dünengazellen ernähren sich im wesentlichen von Gräsern und Kräutern, jungen Trieben, Blüten sowie vom Laub der Büsche. Ihren Wasserbedarf können die Tiere vollständig über die Nahrung decken. Ist jedoch Trinkwasser vorhanden, so nehmen sie durchaus Wasser zu sich. Die Nahrungssuche und -aufnahme erfolgt für gewöhnlich in der Nacht, in der Dämmerung oder in den frühen Morgenstunden. Auf der Suche nach Nahrung legen sie zum Teil weite Wanderungen zurück.
Die Weibchen der Dünengazelle erreichen die Geschlechtsreife mit etwa neun Monaten. Männchen brauchen mit 18 Monaten deutlich länger, kommen meist aufgrund der notwendigen Stärke bei den Rivalenkämpfen erst mit zwei bis drei Jahren zu ihrer ersten Paarung. Während der Paarungszeit kommt es unter den Männchen zu heftigen Gefechten, die mit den Hörnern ausgetragen werden und nicht selten blutig enden. Dünengazellen führen eine polygame Lebensweise. Der dominante Bulle innerhalb einer Gruppe begattet in der Regel alle geschlechtsreifen Weibchen. Die Paarungszeit beginnt meist im August oder im September und kann sich bis in den November erstrecken. Je nach Nahrungsangebot und Gruppenstärke erfolgt die Paarung paarweise oder im Harem. Die Geburt der Kälber erstreckt sich über die Regenzeit oder die kühlere Jahreszeit. Nach einer Tragezeit von 160 bis 170 Tagen bringt das Weibchen an einer geschützten Stelle ein Jungtier zur Welt. Es weist ein Geburtsgewicht von zwei bis drei Kilogramm auf. Es ist deutlich dunkler gefärbt als die adulten Dünengazellen. Die ersten zwei Wochen bleibt das Jungtier an einer geschützten Stelle verborgen, da es nicht kräftig genug ist, der Gruppe zu folgen. Die Mutter kommt mehrmals am Tag zum Kalb um es zu säugen. Später, wenn das Kalb stark genug ist, führt die Mutter ihr Junges an die Gruppe heran. Die Säugezeit erstreckt sich über drei bis vier Monate. Spätestens mit Erreichen der Geschlechtsreife verlassen die Männchen ihre Geburtsgruppe und schließen sich sogenannten Junggesellenherden an. Weibchen bleiben zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe.