Ordnung: | Hühnervögel (Galliformes) |
Familie: | Fasanenartige (Phasianidae) |
Gattung: | Asiatische Pfauen (Pavo) |
Art: | Blauer Pfau (Pavo cristatus) |
Der Blaue Pfau gilt als der älteste Ziervogel der Welt.
Bereits in den Sagen der griechischen Antike wurden sie erwähnt. Als standorttreue Vögel werden die ursprünglich in Indien und Sri Lanka beheimateten Tiere heute weltweit als Haustiere gehalten.
Im Laufe der Zeit haben sich einige Farbmutanten gebildet.
Der Schwarzflügelpfau lässt sich mit dem Ährenträgerpfau kreuzen. Es entsteht der sogenannte Spaulding oder Spalding. Der ursprüngliche „Spalding“ war eine Kreuzung zwischen einem weiblichen Schwarzflügelpfau und einem männlichen Exemplar eines Ährenträgerpfaues. Weitere Mutationen sind Gescheckte Pfaue, Opal Pfaue, Midnight Pfaue oder Weiße Pfaue, die von vielen für Albinos gehalten werden, aber keine sind, da seine Iris dunkel und nicht rot ist.
Der Hahn des Blauen Pfaus ist an Hals, Brust und Bauch leuchtend blau gefärbt. Je nach Lichteinfall kann das Gefieder grünlich und golden schimmern. Ein von den Nasenlöchern bis zum Auge reichendes, schmales Band sowie eine breite, halbovale Fläche unter dem Auge ist weiß und nackt. Im Verhältnis zum Körper fällt der Kopf eher klein aus.
Die Schleppe der Männchen besteht aus sehr stark verlängerten, ein bis eineinhalb Meter langen Oberschwanzdeckfedern. Diese können zu einem fächerförmigen Rad aufgestellt werden. Die plastisch leuchtende Federzeichnung von großen, blau irisierenden „Augen“ soll Fressfeinde abschrecken, die diese als Augen von großen Säugetieren interpretieren sollen. Wenn dies nicht genügt, um einen Angreifer in die Flucht zu schlagen, setzt der Hahn die gefächerten Schwanzfedern in eine laut rasselnde Bewegung. Der eigentliche Schwanz ist mit etwa 40 bis 45 cm viel kürzer. Er ist braun gefärbt und besteht aus mehrstufig angeordneten Steuerfedern.
Das Schimmern der Federstrahlen wird durch eine feine kristallähnliche Struktur erreicht, die gitterförmig aufgebaut ist. Diese umgibt die Federenden und ist so angeordnet, dass sie Licht, ähnlich schillernder Seifenblasen oder Ölflecken auf Wasserpfützen, in unterschiedlichen Winkeln reflektieren. Die Strukturen bestehen aus Melanin und Keratin. Das prächtige Gefieder des Hahns mit den auffälligen Deckfedern wird in der Verhaltensbiologie als visuelles Ornament bezeichnet und ist quasi ein Indikator für seine genetische Fitness. Zwar ist die lange Schleppe im Allgemeinen eher hinderlich und bewirkt eine Verminderung des Flugvermögens, nach dem sogenannten Handicap-Prinzip ist aber gerade dieser Umstand für die Weibchen bei der Paarung ein Indiz für gesunden, lebensfähigen Nachwuchs.
Beide Geschlechter tragen eine kleine Federkrone auf dem Scheitel. Die Hähne sind mit Schwanzschleppe etwa zwei Meter lang und wiegen vier bis sechs Kilogramm. Die Hennen sind im Vergleich zum Hahn kleiner und wesentlich unauffälliger gezeichnet, ihre Körperlänge liegt bei nur etwa einem Meter. Sie wiegen zwischen 2,7 und 4 Kilogramm. Ihr Gefieder ist überwiegend grünlich-grau. Die Weibchen sind schleppenlos.
Der Blaue Pfau stammt ursprünglich vom indischen Subkontinent. Dort lebte er bevorzugt in hügeligem Gelände im Dschungel, besonders in Wassernähe.
Zur Nahrungssuche kommen manche Blaue Pfauen in den Morgen- und Abendstunden in Familiengruppen auf die Felder. Da Blaue Pfauen junge Schlangen fressen, sind sie in Teilen Indiens beliebt und werden in den Ortschaften geduldet. Dort können sie sehr zutraulich werden.
Schon vor 4.000 Jahren wurden die ersten Pfauen in den Mittelmeerraum gebracht. Auch ihr Fleisch war bei den Ägyptern, den Römern sowie im Europa des Mittelalters, wo es gerne stark gewürzt serviert wurde, sehr beliebt. Da der Pfau standorttreu ist, wird er in vielen Parkanlagen frei gehalten.
Trotz ihrer Größe und des langen Schwanzes können auch männliche Pfauen fliegen, jedoch weder weit noch hoch. Bei Gefahr erheben sie sich in die Luft, flüchten ins Gebüsch oder suchen auf einem Baum Schutz. Auf Bäumen verbringen sie auch die Nacht, um vor Raubtieren geschützt zu sein.
Die Rufe des Blauen Pfau sind unüberhörbar. Die Häufigkeit der Rufe steigern sich mit der beginnenden Regenzeit. Der Ruf ist auch ein Alarmruf, wenn sich zum Beispiel ein Tiger in der Nähe befindet. Während der Balz zeigt das Männchen seinen prachtvollen Fächer. In Wirklichkeit besteht der Fächer aus den verlängerten Oberschwanzdecken. Der Schwanz selbst ist braun und kurz wie bei dem Weibchen. Die Farben entstehen nicht von irgendwelchen grünen oder blauen Pigmenten, sondern aus der Mikrostruktur der Federn und die daraus resultierenden optischen Phänome. Die langen Federn und der Sporn beim Männchen entwickeln sich erst nach dem zweiten Lebensjahr. Einen voll entwickelten Fächer weist das Männchen erst mit vier Jahren auf. In Nordindien beginnt diese Entwicklung jeweils im Februar und die Mauser endet im August. Die Mauser der Schwungfedern kann über das ganze Jahr verteilt sein. Die Nahrungssuche findet auf dem Boden in kleinen Gruppen statt. In der Regel besteht die Gruppe aus einem Männchen und drei bis fünf Weibchen. Nach der Brutzeit bilden sich dann Gruppen, die nur aus Weibchen und Jungen bestehen. Aktiv werden die Vögel am frühen Morgen und während der Hitze des Tages suchen sie dann schattige Stellen auf. Sie nehmen gerne ein Staubbad und in der Abenddämmerung gehen sie in kleinen Gruppen zu einem beliebten Wasserloch, um zu trinken.
Der Blaue Pfau ist ein Allesfresser. Neben Grassamen, Insekten, Früchte, kleine Säugetiereund Kriechtiere, vor allem ernährt sich der Blaue Pfau auch von jungen Kobras. Der Blaue Pfau wird auch öfter auf Anbauflächen gesehen, wo er sich von Erdnüssen, Tomaten, Reis und sogar von Bananen ernährt. Rund um menschliche Siedlungen findet der Blaue Pfau auch Essensreste und auf dem Land verzehrt er mit Vorliebe Pflanzen und Gartenpflanzen.
Pfauen sind polygame Vögel. Sie leben in kleineren Familienverbänden, die aus einem Hahn und mehreren Hennen mitsamt den sie begleitenden Jungvögeln bestehen. Die Fortpflanzungszeit ist regions- und wetterbedingt April bis August. In dieser Zeit schart jeder Hahn drei bis fünf Hennen um sich. Der Pfauenhahn wählt dann ein Territorium aus, das er besetzt und gegen andere Hähne verteidigt. Während der ausgiebigen Balz schlägt der männliche Pfau sein Rad und präsentiert seinen prächtigen Federfächer. Dabei lässt er wiederholt seine Federn erzittern, die ein lautes Raschelgeräusch erzeugen. Er kehrt der Henne mehrmals den Rücken zu, sobald sie sich ihm nähert. Dieses eigenartige Verhalten wiederholt sich solange, bis sich die Henne vor dem Hahn niederlegt und er sie in Hühnermanier begattet (s. Tretakt).
Unmittelbar nach der Paarung gehen die Hennen ihrem Brutgeschäft nach und suchen einen geeigneten Platz, um ihre Eier abzulegen. Sie bauen ihr Nest am Waldrand in dichtem Unterholz. Ein Gelege besteht gewöhnlich aus 4-6, maximal 8 Eiern. Die Eier des Pfaus sind hellweiß bis zartgelblich. Die Hennen bebrüten die Eier für eine Dauer von ca. 28-30 Tagen. Das Gelege wird nur zur Nahrungsaufnahme und zum Trinken verlassen. Die geschlüpften Küken wachsen langsam und halten sich vorzugsweise unter dem Schwanz der Mutter auf. Die jungen Küken haben ein helles, isabellbraunes Nest- oder Daunenkleid. Auf der Oberseite ist ihr Gefieder etwas dunkler. Nach einem Monat bekommen die Küken ihre Krone. Als Jungvögel sind die männlichen Pfauen ähnlich wie die Pfauenweibchen gefärbt. Im Alter von drei Jahren bekommen die Männchen ihr leuchtendes Federkleid und die prächtige Schleppe, deren volle Länge erst im Alter von sechs Jahren erreicht wird. Nach 2-3 Jahren erreichen sie ihre Geschlechtsreife.