Portrait: Balitiger

Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Eigentliche Großkatzen (Panthera)
Art: Tiger (Panthera tigris)
Unterart: Bali-Tiger (Panthera tigris balica) oder Panthera tigris sondaica

Der Bali-Tiger ist eine ausgestorbene Unterart des Tigers, die auf der indonesischen Insel Bali beheimatet war. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass Bali-Tiger je in Gefangenschaft (Zoos, Tierparks) gehalten wurden. Nur wenige Schädel, Knochen oder Felle sind in den Sammlungen der Museen zu finden, so etwa im Ungarischen Naturwissenschaftlichen Museum. Es ist nicht bekannt, ob es Fotografien lebender Exemplare gibt. Einzig Aufnahmen von geschossenen Exemplaren (teils später koloriert und mit ungenauer Datierung) sowie Gemälde von Bali-Tigern sind bekannt.
In einer 2017 revidierten Taxonomie bilden der ausgestorbene Bali- und Java-Tiger und der stark bedrohte Sumatra-Tiger eine gemeinsame Unterart Panthera tigris sondaica.

Generell ist über Lebensweise und Merkmale des Bali-Tigers weniger bekannt als bei anderen Unterarten, da dieser sehr früh ausstarb und daher nur sehr wenige Aufzeichnungen existieren.
Der Bali-Tiger hatte eine im Verhältnis zu anderen Tigern sehr geringe Schulterhöhe von nur 60–68 cm. Die Länge (inkl. Schwanz) betrug beim Männchen 200–220 cm bei einer Masse von 100 kg, das Weibchen war kleiner, 180–220 cm lang und wog 80 kg. Die geringere Größe im Vergleich zu anderen Tigern bedingt sich durch den insular eingeschränkten Lebensraum und das somit deutlich geringere Beutevorkommen.
Die Grundfarbe des Fells war Dunkelrot bis Dunkelbraun. Damit hatte der Bali-Tiger das dunkelste Fell aller Tigerunterarten. Als einzige Art hatte er außerdem kleine Punkte und Flecken zwischen den für einen Tiger extrem breiten Streifen. Die Unterseite wies zum Teil weiße Bereiche auf.
Diese Unterart ernährte sich als reiner Fleischfresser von den auf Bali vorkommenden Säugetieren (Huftiere, Affen), aber auch von (Wasser-)Vögeln und Reptilien.
Die Tragzeit des Bali-Tigers wurde wie beim Java-Tiger nie durch zoologische Untersuchungen evaluiert. Da es sich jedoch um ein endemisches Exemplar handelt, welches zudem noch die kleinste aller Subspezies war, wird allgemein von einer Trächtigkeitsdauer von 95 Tagen ausgegangen.
Trotz der Größenunterschiede und voneinander getrennter Entwicklung wird eine sehr nahe Verwandtschaft des Bali-Tigers zum Java-Tiger angenommen. Aufgrund fehlenden DNA-Materials ist jedoch kein wissenschaftlicher DNA-Vergleich möglich. Allgemein werden zwei Theorien unter Experten als möglich angenommen:
Ein Ansatz geht davon aus, dass während der Eiszeit sich ein Teil der Insel Java löste und zum heutigen Bali wurde. So trennte sich die Tigerpopulation auf, und zwei verschiedene Subspezies entwickelten sich in der Folgezeit unabhängig voneinander.
Ein weiterer Ansatz besagt, dass die Tiger die Meerenge zwischen Java und Bali (etwa 2,4 km) schwimmend überbrückten und sich die Populationen so aufteilten.

Ehemalige Verbreitung des Balitigers

Ehemalige Verbreitung des Balitigers

Der Bali-Tiger war auf Bali endemisch, analog zum ebenfalls ausgestorbenen Java-Tiger und dem stark bedrohten Sumatra-Tiger. Diese drei Subspezies werden auch als insulare Tiger bezeichnet. Letzte Rückzugsgebiete vor seiner Ausrottung waren die Bergregionen im Westen der Insel.

Ein Grund für die Ausrottung war die exzessive Bejagung durch Einheimische, aber vornehmlich auch europäischer Siedler. Bali-Tiger wurden mit Hilfe von Ködern in Eisenfallen gelockt. Auf die so in ihrer Mobilität eingeschränkten und zur Flucht unfähigen Tiere wurde aus näherer Entfernung geschossen. Diese Art des „Jagens“ erfreute sich unter den europäischen Siedlern großer Beliebtheit und wurde als eine Art Sport betrieben.

Weiterhin führte die massive Habitatzerstörung zu Gunsten landwirtschaftlicher Nutzung und Holzgewinnung zur stetigen Dezimierung des ohnehin geringen Bestandes.

Die meisten Quellen geben übereinstimmend an, dass der letzte Bali-Tiger am 27. September 1937 bei Sumbar Kima im Westen der Insel geschossen wurde. Gemäß Informationen der IUCN Red List of Threatened Species wurde 1941 der Bali Barat National Park gegründet, um als Rückzugshabitat des Bali-Tigers zu dienen. Die Gründung dieses Nationalparks lässt vermuten, dass der Bali-Tiger sich folglich länger als bis 1937 auf der Insel behaupten konnte.
Aufgrund dieser Informationen wird davon ausgegangen, dass der Bali-Tiger Anfang der 1940er Jahre ausgerottet wurde.
Die Insel Bali befand sich von 1908 bis 1949 in niederländischem Besitz, mit Ausnahme der Zeit zwischen 1942 und 1945, in der während des Zweiten Weltkriegs die Japaner die Insel besetzt hielten. Bedingt durch die Kriegswirren gibt es keine fundierten Aufzeichnungen zur Fauna und speziell zu Vorkommen des Tigers auf Bali. In den 1940er Jahren wurden jedoch vermehrt Sichtungen von Bali-Tigern gemeldet. 1952 kam es zu einer weiteren Sichtung durch einen niederländischen Forstwirtschaftler, dessen Aussage als verlässlich gewertet wurde. Doch ein Beweis fehlte letztlich auch in diesem Fall. Weitere Sichtungen datieren bis in die 1970er Jahre, blieben jedoch ebenfalls unbewiesen.

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