Paul Ruban: Der Duft des Wals (Hörbuch)(Rezension)

Judith und Hugo versuchen, ihre Ehe zu retten, indem sie sich einen Aufenthalt in einem luxuriösen All-inclusive-Resort in Mexiko gönnen. Das Meer glitzert am Horizont, die Eiswürfel klirren im Glas, doch dann trübt sich die Stimmung: Ein toter Wal wird an den Strand gespült und verströmt einen üblen Geruch, den die tropische Brise trotz aller Bemühungen des Hotelpersonals bis in den letzten Winkel trägt. Wie lange lässt sich unter diesen Umständen die Illusion vom perfekten Urlaubsparadies aufrechterhalten?
Ich mag absurde Geschichten und skurrile Charaktere und DER DUFT DES WALS klang ganz nach einer Geschichte nach meinem Geschmack. Auch die Slogans, mit denen das Buch beworben wurde und wird machte ich neugierig:
Der Überraschungserfolg aus Kanada!
Ein absurd-komischer Roman über den Duft des Verfalls
»Ein Roman mit grandiosem Humor. Wenn Literatur eine Form der Unterhaltung ist, hat Paul Ruban mit ›Der Duft des Wals‹ einen Volltreffer gelandet.« La Presse.
Nun ja … das Hörbuch wird von mehreren Sprechern und Sprecherinnen in Szene gesetzt, da die Geschichte (oder die Geschichten) aus mehreren Perspektiven erzählt werden. Chris Nonnast, Felix Holm, Julia Dillmann, Manon Straché, Christina Ann Zalamea und Wolfgang Wagner sorgen dafür, dass man schnell die einzelnen Protagonisten auseinanderhalten kann. Eine gute Idee, welche das Hörbuch in meinen Augen durchaus aufwertet. Ein Sprecher, oder eine Sprecherin, könnten das vermutlich weniger authentisch präsentieren, auch wenn sich hier einige Talente gefunden haben.
Mit der Geschichte selbst konnte ich mich aber weniger anfreunden. Die Ausgangsposition war durchaus unterhaltsam und seltsam, natürlich: Ein gestrandeter Wal explodiert und verbreitet einen alles anderen als angenehmen Geruch. Selbst als er über Nacht verschwindet (waren es Termiten, oder waren sie es nicht?), bleibt der Geruch und die Angestellten und Gäste des Resorts müssen sich mit der unangenehmen Situation auseinander setzen. Das hätte zu interessanten Geschichten führen können, aber diese Chance wurde vertan. Man merkt den Unterschied zwischen den Angestellten des Resorts und der mexikanischen Landbevölkerung, die irgendwie durch den Tourismus überleben muss und den privilegierten Touristen, die die Nähe des Resorts kaum verlassen und sich ganz dem All inclusive hingeben. Ein bisschen fühlt man sich an WHITE LOTUS erinnert, dort dauert es auch lange bis man weiß, was Sache ist, aber anders als zur empfehlenswerten Streamingserie, hat DER DUFT DES WALS Schwierigkeiten in die Gänge zu kommen. Und das Ende ist … irgendwie dann auch das Ende, das man so hinnimmt, ohne dass es wirklich starke Gefühle auslöst.
Einzig die Geschichte von Ava fand ich interessant. Sie ist es auch, die durchaus zu wirklich skurrilen Dingen fähig ist, was anderen nicht gelingt. Der angebliche Humor und das absurd komische ist mir wohl entgangen, es sei denn dass Sex im Bälleparadies, beziehungsweise das Masturbieren auf dem Klo während (des Endes) zählen dazu. Manchmal spürt man Anklänge von Zynismus und Schwarzem Humor, doch dann bekommt der Autor noch die Kurve und enttäuscht den Leser (Hörer, auf jeden Fall mich), indem er doch wieder in die Normalität abdriftet. Explodierende Wale und besoffene Nasenbären sind nicht unbedingt das, was eine Geschichte am Leben erhält. Da wäre mehr drin gewesen und manche Nebenereignisse hätte man spektakulärer aufbauen können (z. B. die Narkolepsie eines Zimmermädchens) als den Leser/Hörer (mich) mit Eheproblemen oder geisterhaften Erscheinungen zu langweilen.
Ein Buch, das vielversprechend klingt, aber … tatsächlich eine Überraschung sein musste, wenn es in Kanada so erfolgreich war (wobei ich diese Aussage einfach hinnehme und nicht weiter hinterfrage).
Freunde absurder-komischer Geschichten sollten sich anderweitig umsehen. Vielleicht habe ich das Buch auch einfach nur nicht verstanden.

(Rezensionsexemplar)

Wale und andere Tiere spielen allerdings eine untergeordnete Rolle, Hauptakteure sind die Menschen, sieht man von einigen Nasenbären ab.

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Eine Antwort zu Paul Ruban: Der Duft des Wals (Hörbuch)(Rezension)

  1. Aleshanee sagt:

    Schönen guten Morgen!

    Ich hab das Buch auch gerade gelesen und bin jetzt auch kein so großer Fan – vieles war mir zu kurios, obwohl ich anfangs eigentlich noch optimistisch war, den Beginn fand ich eigentlich nicht schlecht. Ich hatte mir hier definitiv auch mehr erwartet…

    Liebste Grüße, Aleshanee

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