Matthias Glaubrecht: Die Rache des Pangolin (Rezension)

Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht zeigt, wie die Vernichtung natürlicher Lebensräume und der Artenvielfalt mit Seuchen zusammenhängt und warum es sinnvoller ist, gegen die Zerstörung der Natur zu kämpfen anstatt gegen ein Virus.
Viren haben schon immer die Menschheit beeinflusst – und neuerdings schafft der Mensch selbst die Voraussetzungen für neue Infektionskrankheiten. Weil wir die Welt verändern, lösen wir Pandemien aus, die wir dann nicht mehr beherrschen. Denn weltweit schlummern in Tieren – vom Pangolin bis zur Pute, von Fledermäusen bis zu Rindern – zahllose Erreger, die auch Menschen infizieren. Unsere globalisierte, immer dichter von Menschen besiedelte Welt macht es zunehmend wahrscheinlich, dass dadurch bald noch gefährlichere Pandemien verursacht werden ‒ weil die Wildnis zerstört wird, riesige Flächen entwaldet werden und durch Jagd und Wilderei, weltweiten Handel und Schmuggel, aber auch unsere Nutztierhaltung neue Krankheiten zu uns gelangen.
Deshalb darf unsere Aufmerksamkeit nicht allein dem Wettlauf um immer neue Impfstoffe gelten; wir müssen uns vielmehr dringend dem Schutz von Natur und Artenvielfalt widmen. Es wird Zeit, für künftige Pandemien zu lernen und unseren Krieg gegen die Natur zu beenden.

Es klingt wie ein Thriller oder ein Horrorroman und zumindest der Anfang liest sich tatsächlich so. Allerdings sind es keine genmutierten Schuppentiere, die auf die Menschheit losgelassen werden, es sind Viren und es ist keine Fiktion, es ist die Realität, auch wenn der Titel etwas reißerisch ist.
Und es geht nicht nur um Schuppentiere, es geht um Zoonosen, hauptsächlich um COVID-19.
Zoonosen (von altgriechisch ζῶον zōon „Tier“ und νόσος nósos „Krankheit“) sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, die bei Wirbeltieren natürlicherweise vorkommen. Und manchmal haben sie die Angewohnheit schlimmer zu sein als es der Erreger eigentlich möchte, vor allem wenn die Erreger auf einen falschen Wirt überspringen. Was hin und wieder vorkommt, wie die Geschichte zeigt. und viele Krankheiten sind Zoonosen.
Ja, DIE RACHE DES PANGOLIN ist ein Buch, dass sich hauptsächlich mit dem Erreger der COVID-Pandemie beschäftigt, aber wenn man denkt, dass man zu diesem Thema schon alles gehört hat und es langsam genug wäre, der wird auf angenehme (und wirklich spannende) Weise eines Besseren belehrt. Es geht nicht um die Auswirkungen der Pandemie oder diverse funktionierende oder nicht funktionierende Schutzmaßnahmen. Matthias Glaubrecht, der Autor dieses wirklich empfehlenswerte Buchs, ist Evolutionsbiologe und so geht er dem Ursprung des Virus nach. Er stellt Theorien auf, widerlegt sie und zeigt die Forschungs- und Entdeckungsgeschichte von SARS-CoV-2. Tatsächlich ist dieser Teil des Buchs sehr spannend beschrieben, vor allem weil man sich noch gut an die Anfänge der Pandemie erinnert.
Neben COVID-19 gibt es natürlich auch andere Zoonosen (u. a. die Pest, aber auch Masern haben einen tierischen Ursprung) und auch auf diese geht Matthias Glaubrecht ein und gibt einen kurzen Einblick in Entstehung und Verbreitung gefährlicher Krankheiten. Dieser Teil ist zwar weniger spannend als die Entdeckung des neuartigen Covidvirus, aber nicht weniger interessant.
DIE RACHE DES PANGOLIN ist ein spannendes Buch über ein immer noch wichtiges und aktuelles Thema (selbst wenn die COVID-Pandemie sich scheinbar langsam dem ende neigt … die nächste Zoonose könnte bereits darauf warten den Wirt zu wechseln und zu einer neuen Nemesis der Menschheit werden …). Leicht verständlich und meilenweit davon entfernt Wissenschaft auf trockene Weise nahe zu bringen.

(Rezensionsexemplar)

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