Jens Lubbadeh: Neanderthal (Rezension)

Der Klappentext von Jens Lubbadehs Neanderthal klang sehr vielversprechend:
Deutschland in der Zukunft. Krankheiten, Schönheitsfehler und Suchtprobleme sind abgeschafft, Gesundheit ist das höchste Ideal. Eine Welt, in der sich Kommissar Philipp Nix nur schwer zurecht findet. Als er eines Tages auf eine seltsam aussehende Leiche stößt, führt ihn das zu einem grausigen Massengrab in einem Tal bei Düsseldorf. Sind es Neandertaler? Aber warum sind die Überreste nur dreißig Jahre alt? Nix‘ Ermittlungen enthüllen einen Skandal, der die Gesellschaft der Zukunft in ihren Grundfesten erschüttert …
Aber so richtig fesseln konnte mich die Story dann doch nicht. Vielleicht hatte ich andere Erwartungen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass meine Erwartungen etwas gemildert wurden, nachdem ich die Vorgeschichte zu Neanderthal gelesen hatte. Dazu aber später mehr.
Deutschland in der Zukunft….vielleicht war es das, was mich gestört hat. Vielleicht war es zu weit in der Zukunft (2053), oder nicht weit genug. Auch wenn der technische Fortschritt derzeit rasant ist, so konnte ich mich mit vielen der technischen Errungenschaften des Romans nicht anfreunden. Auch die deutsche Politik (bzw. die der EU) war für mich nicht nachvollziehbar. Die Gentechnik-Gesetze werden derzeit ständig verschärft und stehen unter strenger Beobachtung. Dass dann gerade Deutschland eine 180 Grad-Wendung macht und Eingriffe in das menschliche Erbgut erlaubt (und teilweise von den Krankenkassen erstatten lässt) ist für mich nicht nachvollziehbar und unglaubwürdig. Aber da dies ein wichtiger Bestandteil des Romans ist kann ich auch nicht darüber hinwegsehen.
Andere Sachen sind zwar genauso unglaubwürdig, kann ich aber durchaus tolerieren. Wenn ich das Klonen von Dinosaurieren glauben kann (wie es in Jurassic Park der Fall ist), kann ich auch das Klonen anderer ausgestorbener Kreaturen glauben.
Die nachweisbare wissenschaftliche Seite des Romans (das Klonen von Kreaturen und diverse molekularbiologische Methoden) wird gut und verständlich erklärt, lässt aber nicht über die Schwächen des Romans hinwegsehen: Es fehlt die Spannung.
Gut, Neanderthal hat vieles, was man von einem Thriller erwarten kann: Ein Geheimnis, Verschwörungen, Geheimdienstmitarbeiter, dubiose Gestalten.
Allerdings plätschert die Handlung etwas dahin und immer, wenn etwas Spannung aufkommt, wird diese im nächsten Satz/Absatz zerstört. Szenen, die Spannung aufbauen könnten (beispielsweise die Flucht aus den Fängen der Geheimdienstmitarbeiter), werden kurz angedeutet. Unpassend sind auch die erotischen Szenen, die ich in einem Buch wie diesem erstens nicht erwartet hätte und zweitens als unpassend betrachte. Auch die Szenen einer Gruppe Neanderthaler (vor 40 000 Jahren) fand ich unpassend, da sie meiner Meinung nach nur wenig mit den Ereignissen des Romans zu tun hatten und als Hintergrundinformationen nicht nötig waren.
Das Neanderthal-Projekt erzählt die Vorgeschichte des Romans. Die Kurzgeschichte ist kostenlos für den Kindle verfügbar, lässt sich aber auch mit der entsprechenden App lesen.
Aus einer Gruppe potentieller Probandinnen werden 12 ausgewählt, die sich für ein medizinische Experiment zur Verfügung stellen sollen. Der Name der Geschichte lässt es vermuten: Die jungen Frauen dienen als Leihmütter für Neanderthaler.
Man kann sich das Lesen der Geschichte sparen. Zum Verständnis des Romans Neanderthal ist sie nicht notwendig und wer eine spannende Geschichte erwartet wird enttäuscht. Es steckt viel Potential in der Grundidee, aber die Umsetzung ist nicht gelungen. Eine Gruppe Frauen wird bei ihrer Schwangerschaft begleitet. Diese verläuft nicht so normal, wie gewöhnliche Schwangerschaften und die Kinder sehen bei der Geburt auch nicht so aus wie gewöhnliche Menschenkinder … Ende der Geschichte.
Das Neanderthal-Projekt ist als Teaser zu Neandertal gedacht, aber es macht nicht neugierig auf das, was sich Jahrzehnte später ereignen wird. Eher wirkt die Geschichte abschreckend, da der Stil des Autors nicht überzeugen kann.

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