27.09.2023, Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF)
ZZF ernennt Zebraharnischwels zum Heimtier des Jahres 2024
Wer das Heimtier des Jahres 2024 sieht, weiß auf einen Blick, woher der kleine Fisch aus Südamerika seinen Namen hat: Körper und Flossen des Zebraharnischwelses zieren auffällige schwarz-weiße Streifen, die an die Zeichnung eines Zebras erinnern. Sein attraktives Äußeres ist allerdings nicht der Grund, warum die Entscheidung auf Hypancistrus zebra fiel, wie der wissenschaftliche Name des Süßwasserfisches lautet.
Mit der Wahl zum Heimtier des Jahres 2024 möchte der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) auch ein breiteres öffentliches Bewusstsein für Artenschutz schaffen: „Der Zebraharnischwels ist in seiner brasilianischen Heimat sehr stark vom Aussterben bedroht“, erklärt ZZF-Geschäftsführer Gordon Bonnet. „Ohne die Nachzucht und Reservepopulation in der Aquaristik könnte seine Art für immer verloren gehen.“ Die Jury-Mitglieder waren sich einig, dass der friedliche Zebraharnischwels mehr Aufmerksamkeit verdient, weil er ein interessantes Brutverhalten zeigt und tiergerecht zu pflegen ist.
Seit die Art mit der einzigartigen Färbung in einem Seitenfluss des Amazonas entdeckt wurde, lässt der Zebraharnischwels die Herzen vieler Welsfreunde höher schlagen. Als sogenannte Endemiten kommen die Zebraharnischwelse weltweit nur in einem einzigen Gebiet vor, dem Rio Xingu in Brasilien, einem recht warmen Zufluss des Amazonas. Genauer gesagt leben die Welse in den tiefen Wassern der als Volta Grande bezeichneten Flussschleife zwischen den Städten Altamira und Belo Monte. Hier hatte der Fluss eine starke Strömung und eine reiche, an das schnellfließende und sauerstoffreiche Wasser angepasste Fischfauna.
Als die brasilianische Regierung 2011 begann, am Rio Xingu ein gigantisches Wasserkraftwerk bauen zu lassen, wurde aus einer der schönsten Welsarten aus der Familie der Harnischwelse eine der am meisten bedrohten. Der für das Kraftwerk notwendige Staudamm bei Belo Monte führte durch Umlenkung und Aufstauung des Flusses zu einem radikalen Eingriff in das Ökosystem: Aus den Stromschnellen des Rio Xingu wurde ein ruhiger Stausee. Die Folgen für Natur und Umwelt durch das 2016 in Betrieb genommene Kraftwerk, für den Zebraharnischwels und hunderte andere, hoch angepasste Arten, sind gravierend.
Die bis etwa zehn Zentimeter großen Zebraharnischwelse erfreuen sich als ruhige, friedliche Art in der Aquaristik besonderer Beliebtheit und lassen sich mit vielen anderen Fischen vergesellschaften. Der kontrastreich gezeichnete Süßwasserfisch kann bis zu 15 Jahre alt werden.
Wie alle Welse ist auch Hypancistrus zebra ein Bodenbewohner, im Aquarium bevorzugen die Fische daher einen weichen, feinen Bodengrund wie Sand. Ihr natürlicher Lebensraum zeichnet sich zum einen durch eine relativ starke Strömung aus, die im Aquarium durch den Einsatz spezieller Pumpen erzeugt wird. Zum anderen bewohnen die Zebraharnischwelse in der Natur einen steinigen, zerklüfteten Abschnitt des Rio Xingu, deshalb brauchen sie genügend Spalten und Höhlen und keine helle Beleuchtung. Die Verstecke werden im Aquarium mit Steinen, Platten aus Schiefer, Tonröhren oder Wurzeln nachgebildet. „Für erfahrene Aquarianer, die seine Bedürfnisse kennen und die passende technische Ausstattung bereitstellen, ist der Zebraharnischwels gut zu halten“, sagt ZZF-Präsident Norbert Holthenrich.
Besonders spannend finden Aquarianer die Brutpflege des Höhlenbrüters: Nachdem das Weibchen die Eier abgelegt hat, verlässt sie das Versteck. Das Männchen übernimmt nun die Brutpflege und bewacht das meist eher kleine Gelege mit zehn bis 15 Eiern sowie die Jungtiere, bis diese nach etwa zwei Wochen die Bruthöhle verlassen und auf sich allein gestellt sind.
In relativ weichem, leicht saurem Wasser, das nur geringe Nitratwerte aufweist, fühlen sich die schwimmenden Zebras bei 25 bis 28 Grad Celsius am wohlsten. Für die Nachzucht benötigen die Tiere höhere Temperaturen ab 30 Grad Celsius. Beim Futter sollte für die Allesfresser tierische Nahrung überwiegen, neben Flocken- oder Frostfutter beknabbern diese Welse ab und zu gern ein Stück Gurke.
Wer Zebraharnischwelse halten möchte, sollte darauf achten, dass es sich um Nachzuchten handelt, da der Export von Zebraharnischwelsen aus Brasilien verboten ist. Die Halter brauchen eine spezielle Genehmigung, die sogenannte CITES-Bescheinigung. „Für den Zoofachhandel und seriöse Züchter ist dieser Nachweis über die legale Herkunft aus einer Nachzucht kein Problem“, macht Holthenrich deutlich.
Als einer der ersten Süßwasser-Zierfische wurde Hypancistrus zebra im November 2022 auf der CITES-Konferenz in Anhang II aufgenommen. CITES ist das Abkommen über den internationalen Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen, das gefährdete Arten unter besonderen Schutz stellt. Auf Anhang II sind Arten gelistet, die potenziell vom Aussterben bedroht sind und daher einem kontrollierten Handel unterliegen.
Vor der Anschaffung ist es wichtig, sich über die Kosten für ein Zebrawels-gerechtes Aquarium und das benötigte technische Equipment zu informieren. Was zukünftige Halter berücksichtigen sollten, sind die weiteren Ausgaben für das Futter – und für den Stromverbrauch: Das Aquarium für die Zebraharnischwelse braucht neben Beleuchtung und Filter auch eine Heizung, um das Wasser konstant auf eine für ihn angenehme Temperatur zu erwärmen.
Im spezialisierten Zoofachhandel können sich Aquarianer umfassend über die tiergerechten Bedürfnisse der Zebraharnischwelse beraten lassen.
Das „Heimtier des Jahres“ wurde anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) erstmals 2023 benannt. Heimtier 2023 ist die Bartagame.
Der Zebrawels (Hypancistrus zebra) wurde erstmals Ende der 1980er Jahre im Rio Xingú in Brasilien entdeckt und vermutlich Ende der 190er Jahre in Deutschland eingeführt, wo er unter der Bezeichnung L 46 unter Aquarianern bekannt wurde. Die Erstbeschreibung erfolgte 1991.
Originalveröfentlichung:
Isbrucker, I.J.H. and H. Nijssen, 1991. Hypancistrus zebra, a new genus and species of uniquely pigmented ancistrine loricariid fish from the Rio Xingu, Brazil (Pisces: Siluriformes: Loricariidae). Ichthyol. Explor. Freshwat. 1(4):345-350.
Seit Anfang 2005 wurde von der brasilianischen Regierung Fang, Zucht und Ausfuhr des Zebrawels verboten, da die Bestände im Rio Xingú sehr stark gefährdet sind. Durch den geplanten Bau des Belo-Monte-Wasserkraftwerks würde der gesamte Lebensraum des Zebrawelses austrocknen.